Ein türkisches Heilmittel für das radikale Europa
Die Muttermilch ist das erste Zeichen Gottes, voller Gnade und Behaglichkeit, das den Menschen erreicht und durch die, jedes Geschöpf, das auf die Welt kommt, mit seiner Barmherzigkeit Willkommen geheißen wird. Wenn die Milch rein und frisch ist, hat sie einen sauberen Geruch und einen leichten, süßen und lieblichen Geschmack, welcher sich sehr beruhigend und vorteilhaft auf die Neugeborenen auswirkt. Wenn die Milch aber durch schädliche Inhaltsstoffe verfälscht oder verfault wird, wird es zu einem der widerlichsten Stoffe, die der Mensch kennt. In der Tat stellt der offensive Gestank verfaulter Milch, eine Warnung vor Lebensmittelvergiftung dar.
Aufrichtiger und zuverlässiger Religionsunterricht kann mit reiner und nahrhafter Milch verglichen werden. Genau wie es reine Milch im Leben eines Neugeborenen tut, ist gesunder Religionsunterricht über das Wesen und den Willen Gottes die Quelle alles Guten, was wir im Leben kennenlernen. Es ist die Essenz des Lebens. Alles Positive im Leben, das wir kennen, hat seinen Ursprung in der religiösen Moral. Jede vorteilhafte Institution basiert auf religiöse Werte.
Wenn Menschen aber beginnen ihre religiösen Lehren zu verändern und mit fanatischen Interpretationen, sowie Bigotterie zu verfälschen, führen diese Lehren dazu, dass Menschen dadurch ersticken. Sie schaffen ein Umfeld, in dem keiner von uns gerne leben würde und werden zu einer Art von ansteckender Krankheit.
Radikaler Islam – ein herausragendes Problem in Europa
Die Herausforderung des radikalen Islam in Europa, steht seit einiger Zeit zur Debatte. Es wurde berichtet, dass Präsident Obama dieses Sicherheitsrisiko in seinem ersten CIA Meeting zum Thema machte. Die demographische Seite dieses Problems, sieht in Europa ganz anders aus, als in den USA oder im Nahen Osten. Im Nahen Osten ist der Großteil der Staaten muslimisch. Für die Vereinigten Staaten, ist der radikale Islam ein „entferntes“ Problem, da der prozentuale Anteil an Muslimen in der Bevölkerung weniger als 1% beträgt. Britische Muslime, die nach Amerika reisen, stellen einen Grund zur Sorge dar, jedoch ist es für Europa eine viel dringendere und bedrohlichere Krise, innerhalb spürbar und allgegenwärtig, aber nicht abstrakt. In den Niederlanden sind 6-7% der Bevölkerung Muslime. Der Prozentsatz in Frankreich beträgt 12-13%. Und entgegen der weitläufigen Meinung, ist es nicht ausschließlich eine Frage der Einwanderungsrate. Die Zahl an einheimischen Europäern, die zum Islam konvertieren, muss ebenfalls berücksichtigt werden, vor allem deshalb, weil diese stetig steigt. Leider lernen viele von ihnen, den Islam durch fanatische Interpretationen kennen.
„Europa muss seine muslimische Bevölkerung (neu) erziehen und umgestalten. Diese Unternehmung kann jedoch nicht ohne einen muslimischen Partner unternommen werden. Dieser Partner muss die Türkei sein.“
Terrorismus, der vom radikalen Islamismus stammt, ist nicht die einzige Sorge der europäischen Länder. Es existiert ein viel größeres und verschlageneres Problem: die Bigotterie. Es ist sehr schwierig einen Fanatiker Mithilfe von Gesetzen zu kontrollieren, da diese Menschen nie wirklich sichtbare Straftaten begehen. Man kann keinen Menschen bestrafen, weil er Frauen „hasst“, weil sie sich freizügig kleiden, weil er die westliche Bildung und Demokratie „verabscheut“ oder weil er denkt, dass Säkularismus von Satan stammt – schließlich ist es sehr schwierig, zu bestimmen, was in den Köpfen der Menschen vorgeht. Jedoch sind es diese Eigenschaften, die durch Desintegration, Polarisation und die Entwicklung von Ghettos, zu einem Verfall in den westlichen Gesellschaften führen. Leider haben große Teile der muslimischen Bevölkerung in Europa die Bigotterie angenommen und damit zu einer bösartigen Bildung Mitten in der europäischen Gesellschaft beigetragen und eine schreckliche Notlage geschaffen.
Multikulturalismus im alten Stil, wird heutzutage in Großbritannien stark hinterfragt und in Holland als gescheitert angesehen. Als das Meinungsforschungsinstitut „PEW“ europäische Länder, wie Deutschland und Frankreich zum Beitritt der Türkei in die EU befragte, äußerten nicht-religiöse Europäer, dass sie besorgt seien, der Beitritt eines großen muslimischen Landes in die EU, könnte die Tradition des Kontinents der „Gleichstellung der Geschlechter“ und „Toleranz von alternativen Lebensstilen“ gefährden. Trotz der Tatsache, dass kein Europäer die Konnektivität zur türkischen Wirtschaft oder Diplomatie befürchtet, glauben sie immer noch, dass mehr Muslime in Europa, zu mehr Gefährdung der Freiheit ihres Lebensstils in Zukunft führen wird.
Ein Fall für die Türkei: Europas Partner in Bezug auf den Kampf gegen radikalen Islamismus
Die vielen Freiheiten in Europa, die verschiedene Lebensstile ermöglichen, sind dieselben, die dem muslimischen Radikalismus so viel Freiraum geben. Europa kann dieses Dilemma also nicht durch das Einschränken von Freiheiten, durch Vorschriften, Gesetze oder Verbote bestimmter Bücher beseitigen, sondern muss die gesamte muslimische Bevölkerung in Europa umerziehen und umgestalten. Diese Unternehmung kann nicht ohne einen muslimischen Partner durchgeführt werden.
Dieser Partner muss die Türkei sein. Gewiss ist die Türkei kein makelloser Partner. Ihre schwache Demokratie ist vom Militarismus, das Verletzen der Menschenrechte und Korruption beschmutzt worden und selbst heute noch versucht sie sich von dem militärischen Einfluss sowohl im zivilen, als auch in der Politik zu bereinigen. Dennoch ist die Türkei als das demokratischste Land in Vorderasien bekannt und unterscheidet sich offensichtlich von anderen muslimischen Ländern. Im Gegensatz zu anderen Ländern in der Region ist sie relativ gut entwickelt. Zudem hat sie erfolgreich die Werte des Ostens und des Westens vereint, ferner um den Zusammenhalt von Demokratie und Islam zu finden. Hinsichtlich der Gesellschaft sind türkische Muslime, verglichen mit den Muslimen in Europa, sehr gut in das moderne Leben integriert und weisen die größte Alphabetisierungsrate der muslimischen Welt auf. In Bezug auf das Frauenrecht ist zu sagen, dass der prozentuale Anteil an Frauen, die die Universität besuchen, größer als der bei den Männern. Nach dem Zerfall des 650 Jahre alten osmanischen Reiches, ist die Türkei immun gegen die drei größten Probleme, denen die arabischen Völker nicht standhalten konnten: Sozialismus, Diktatur, und der fundamentale Islamismus.
Die arabische Welt litt nach dem zweiten Weltkrieg unter der fundamentalistischen Tradition oder dem Marxismus, von denen beide nie zugelassen haben, dass die Menschen in einer säkularen, demokratischen, liberalen und friedlichen Natur leben können. Die Unterdrückung führte zur Revolte und zur andauernden Degeneration. Da sich die Türkei von allen Arten fundamentalistischer Einflüsse entfernt hat, hat sie eine demokratische Auffassung des Islam bewahrt, welche weit vom Radikalismus und Fanatismus entfernt ist. Während die muslimische Gesellschaft in Europa diskutiert, ob Schariagerichte erlaubt sein sollten, sehen wir die türkischen Muslime, wie sie einen Politiker protestieren, der das Dekolleté einer TV-Moderatorin kommentierte.
Die Türkei ist eine Jahrhunderte alte Heimat einer beeindruckend modernen, muslimischen Gemeinschaft im Vergleich zu anderen muslimischen Ländern. Muslimische Türken sind gut in das moderne Leben integriert. Tolerante Sufi-Lehren dominieren das religiöse Leben in der Türkei. Auch ist die Mehrheit der türkischen Muslime sehr pluralistisch und Schutzbietend gegenüber ihren christlichen und jüdischen Mitmenschen. Als ein Vier-Saison Touristenziel ist die Türkei jährlich Gastgeber für rund 33 Millionen Besucher. Man findet viele Memoiren darüber, wie sich nicht- muslimische Besucher unter türkischen Muslimen herzlichst Willkommen fühlen und wie sie die Gastfreundschaft während ihrer Besuche loben. So betonen auch neue staatliche Maßnahmen, die getroffen wurden, um die Gastfreundschaft gegenüber nicht- muslimische Gemeinden zu stärken, die in die Türkei als Flüchtlinge strömen.
Gleiche Probleme, Verschiedene Lösungen
Die Türkei hat die demokratisch-muslimische Kultur nicht über Nacht etabliert. Ausgehend von der kemalistischen Revolution hat sich die säkulare Kultur im öffentlichen Leben verwurzelt. Moscheen werden in der Türkei durch das Amt für religiöse Angelegenheiten, welches Vorkehrungen gegen jede Art von radikalen Bewegung in Moscheen oder anderen religiösen Orten nimmt, geregelt. Dies ist gegensätzlich zu Europa, wo Moscheen von radikalen Institutionen dominiert und mit negativen Einflüssen gefüllt werden. Während Norwegen saudische Investitionen in Moscheen verbietet, durchsucht Deutschland Moscheen nach Büchern, die die Bigotterie fördern. Europa ist an einem Punkt angelangt, an dem es realisiert, dass die über 6000 Moscheen auch geregelt werden müssten. Bei Vorgehen, die die echten und friedlichen Gläubigen stören, würden nicht-muslimische Länder davon profitieren, bei muslimischen Partnern zu lernen. Genau wie die Türkei das Knowhow auf die Fragen der weiteren Demokratisierung und Gesetzgebung aus Europa einholt, sollte Europa das Knowhow der Türkei für die Bekämpfung der Radikalisierung, die aufgrund der religiösen Erziehung entsteht, einholen. Auch wenn es viele nicht wahrhaben wollen, ist die Türkei, als Erbe des Osmanischen Reiches, das der Fahnenträger des Islam für viele Jahrhunderte war, zweifellos eine Autorität in der muslimischen Religion.
Einige meiner europäischen Freunde zucken zusammen, wenn sie die Bezeichnung ,,religiöse Erziehung“ lesen. Wenn wir allerdings unsere Muslime nicht erziehen, werden es die Radikalen machen. Wenn wir die wachsende Existenz der Muslime in europäischen Städten ignorieren, werden die Probleme der Polarisation zunehmen und die Bigotterie wird gedeihen. Europäische Staaten sollten denen, die die Lehren des Islam verdrehen, einen Schritt voraus sein und sollten eine aufgeklärte, freundlichere und zuvorkommende muslimische Gemeinschaft anbieten, mit der moderaten muslimischen Bevölkerung zu arbeiten.
Das wird nicht passieren, bis wir den europäischen Muslimen eine alternative Erziehung zum Radikalismus bieten, welches sie ernstnehmen und selbstredend annehmen. So wie die USA einen Schritt nach vorne gingen und sich mit der Türkei bezüglich der Frage der Bildung gegen Extremismus zusammentaten, ist es auch für Europa Zeit, das Problem zu erkennen, und entsprechend zu handeln.
Kurz gesagt, braucht Europa die Türkei. Und zwar dringend. Der europäische Säkularismus und negative Reaktionen auf die wachsende muslimische Bevölkerung heizen lediglich den Radikalismus an und verschmutzen so weiter die Reinheit des Islam. Mit einer sofortigen Partnerschaft mit der Türkei kann Europa eine neue Generation von Muslimen aufziehen, die sowohl stolze Westler als auch stolze Muslime sind.
Ceylan Özbudak
Dieser Artikel wurde übersetzt: http://english.alarabiya.net/en/views/news/world/2013/10/19/Turkish-remedy-for-radical-sick-Europe.html