Freundschaften sind schwer zu schließen. Sie sind wertvoll und sollten daher sorgfältig mit Vorsicht geschützt, und bei Bedarf mit Kompromissen bewahrt werden. Vor allem wenn dieses kostbare Wert das Ergebnis einer langfristigen Bemühungen zwischen zwei Ländern ist, ist sie um so wertvoller.
Die Türkei und Russland sind zwei Länder mit einer tief verwurzelten Freundschaft. Auch während der Zeit der Sowjetunion hielten sie an ihrer Freundschaft fest. Obwohl die Türkei während des Kalten Krieges mit der NATO assimilierte, hatte sie gute Beziehungen zur Sowjetunion die die gegnerische Seite vertrat. Diese Tradition hat sich bis heute, unabhängig davon was passiert, weiterhin bewährt. Nicht einmal der tobende Bürgerkrieg in Syrien entlang der türkischen Grenze, weder der Ukraine-Konflikt noch die Krim-Frage haben diese Tradition beeinträchtigt. Denn um es in den Worten Herrn Putins auszudrücken, sind die Türkei und Russland mehr als Nachbarn, sie sind zwei gute Freunde.
Aus diesem Grund überraschte der Abschuss eines russischen Jets durch die Türkei, weil diese ihren Luftraum verletzte nicht nur die Welt sondern auch das türkische und russische Volk. Nach den Regeln für den Einsatz, die im Jahr 2012 erklärt wurden, ist die Türkei berechtigt, Flugzeuge, die innerhalb von 10 Meilen vom türkischen Luftraum entfernt sind zu warnen. Sollten diese Warnungen unbeachtet bleiben, hat die Türkei das Recht, das Flugobjekt abzuschießen unter Absicherung, dass der Pilot ausreichend Zeit und Raum hat, abzuspringen bevor er getroffen wird. In diesem Fall wurde der Jet ab 15 Meilen außerhalb des türkischen Luftraumes während einer Dauer von 5 Minuten verwarnt. Insgesamt erreichten den Jet 10 Warnungen. Letzenendes verletzte der Jet den türkische Luftraum für insgesamt 17 Sekunden. Die NATO, die sich am selben Tag auf Anfrage der Türkei außerordentlich versammelte, sagte: "Unsere Daten stehen im Einklang mit denen von Verbündeten zur Verfügung gestellten Daten und zeigen, dass die türkischen Informationen wahrheitsgemäß sind." In der Tat veröffentlichte die türkische Armee eine Erklärung, dass ein nicht identifizierter Jet wiederholt den Luftraum verletzte. Mit anderen Worten war Russland nicht das absichtliche Ziel der Türkei, sondern der Jet wurde ohne Kenntnisnahme der Nationalität im Einklang mit den Regeln für den Einsatz zu Boden gebracht. Russland war nicht das Ziel - das macht der diplomatische Stil deutlich.
Die harten Aussagen Putins allerdings und das Absagen des russischen Außenministers seiner Reise in die Türkei, trotz aller Erklärungen seitens der Türkei, brachten den Vorfall auf eine ganz andere Ebene. Eine jahrhundertealte Freundschaft verwandelte sich plötzlich in den Augen vieler in eine Krise. Allerdings waren die Aussagen des türkischen Präsidenten Erdogan sehr ruhig und versöhnlich: "Heute Morgen wurde ein Jet dessen Staatsangehörigkeit unbekannt war und das immer wieder unseren Luftraum verletzte, abgeschossen. Solch einen Vorfall wollten wir nicht bezeugen müssen, doch leider tragen wir den Schmerz mit uns, dass wir auf solch ein Verfahren zurückgreifen mussten. Dieser Vorfall ereignete sich vollständig im Einklang mit den Regeln für den Einsatz, den die Türkei zuvor angekündigt hatte. Die Türkei hat keine negative Einstellung oder Feindseligkeit gegenüber seinen Nachbarn oder einem anderen Land. Der Grund warum nicht mehr düstere Zwischenfälle in Syrien stattfinden liegt daran, dass die Türkei mit gesundem Menschenverstand handelt. Niemand sollte daran Zweifeln, dass wir unser Bestes getan haben, um diesen Vorfall zu verhindern. Jeder sollte das Recht der Türkei, seine eigenen Grenzen zu schützen respektieren."
Es besteht kein Zweifel, dass die Sprache hier sehr mild und mit besonderer Aufmerksamkeit gewählt wurde, um sicherzustellen, dass die Freundschaft nicht geschädigt wird. Es ist offensichtlich, dass die Türkei keine bewusste Handlung durchführt, welche die brüderliche Beziehungen zwischen diesen beiden Ländern beeinträchtigen würde. Vor allem, weil die Türkei bisher mögliche Krisen mit einem milden und diplomatischen Ansatz behandelt hat.
Wir möchten hier an etwas erinnern: Obwohl Einsatzregeln in dem Ermessen der einzelnen Länder liegen, können wir solche Aktion nicht befürworten, da sie eine Gefahr für das Leben der beiden Piloten und den Menschen auf der Erde darstellt. Die Konzentration auf die Suche nach einer Lösung dieser Probleme auf einer diplomatischen Ebene wäre die bessere Vorgehensweise gewesen.
Russland kritisiert die Tatsache, dass die Türkei mit diesem Thema nicht an Russland sondern direkt an die NATO trat. Es ist offensichtlich, dass das Problem zwischen den beiden Parteien, welche eine enge und freundschaftliche Beziehung pflegen, gelöst werden kann. Allerdings sollte die Türkei als ein NATO-Mitglied für das Herantreten an die NATO nicht beschuldigt werden dürfen. Der Vorfall stellt Russland gegen die NATO. Hätte die Türkei eigenständig gehandelt hätte sie negative Reaktionen der NATO zu erwarten. Zudem hätte solch eine Situation sowohl die NATO als auch die Türkei in eine schwierige Lage gedrängt. Aus diesem Grund wäre es das Richtige, wenn Russland dieses Thema mit gesundem Menschenverstand betrachtet.
Was sollte von nun an getan werden?
Russland ist ein Land mit einem vernünftigen Führer. Die langjährige türkisch-russische Freundschaft ist das Resultat sinnvoller Handlungen besonnener Führer. Dies sollte in Zukunft fortgesetzt werden. Gerade in diesen Tagen, wenn der Vorfall so frisch ist, sollten Anführer Hetzen meiden, auf emotionale und wütende Ausdrucksweisen verzichten und keine plötzlichen, harten Erklärungen tätigen, die sie später bereuen könnten. Es ist wichtig, dass übereilte Entscheidungen wie "Wir stornieren alle Abkommen" oder "Stoppt die Reisen in die Türkei", die die Freundschaft zwischen den beiden Nationen beeinträchtigen könnten, zu vermeiden. Putin sollte dies nicht als einen Akt gegen sein Land sehen. Er sollte es auch nicht persönlich nehmen, dass die Türkei auf diese Weise vorging, um ihre Grenzen zu schützen. Es ist bekannt, dass der der Staat im Staat stets großen Druck auf die Führer ausübt. Russische Anführer sollten dem Druck, eine Kluft zwischen beiden Ländern herbeizuführen, nicht nachgehen.
Während der Krisen in Russland, einschließlich des Ukraine-Konfliktes haben wir sowohl durch unsere Artikel in internationalen Medien als auch durch Live-Auftritte im Fernsehen zum Ausdruck gebracht, dass Russland nicht von der Welt isoliert werden darf. Wir werden unsere Bemühungen in dieser Richtung fortsetzen. Putin und andere russischen Beamte sollten vor allem mit versöhnlichen und gütigen Aussagen helfen, dieses Ziel zu erreichen. Es sollte nicht vergessen werden, dass das türkische Volk das russische Volk immer liebt und freundschaftlich umarmt und diese Freundschaft als ein wertvolles Geschenk betrachtet. Die Türkei und Russland sind zwei Freunde mit einem starken Bund der Brüderlichkeit. Zwei Freunde, die zusammen aufgewachsen und gestärkt sind. Es liegt in unserer Hand sicherzustellen, dass diese Freundschaft keinen Schaden erleidet. Was wir brauchen, um dies zu gewährleisten ist ein ruhiger Ansatz. Wenn wir uns vor allem jetzt auf eine ruhige Weise verhalten wird es in den kommenden Tagen viel Zeit und Gelegenheit geben, diesen unerwünschten Zwischenfall wieder gut zu machen.