Stern, eines von Premiermagazinen Deutschlands, erstattete am 29 März, 2007 einen Bericht von Jens Lubbadeh. Der Artikel pries den Atlas der Schöpfung, eines der Werken von Adnan Oktar, der unter das Pseudonym Harun Yahya schreibt. Der Atlas hatte in mehreren Ländern, besonders in Frankreich, einer große Wirkung. Der Artikel enthielt die folgenden Aussagen:
Islamischer Kreationismus Mit Allah gegen Darwin Von Jens Lubbadeh
Darwin hatte Unrecht und Gott hat alle Lebewesen so erschaffen, wie sie heute existieren. Nicht nur christliche Fundamentalisten lehnen die Evolutionstheorie ab, auch im Islam gibt es Kreationisten - und für sie ist es von Darwin zu Hitler nicht weit.
Der "Atlas Of Creation - Volume 1". Ein Buch wie ein Donnerschlag: knallroter Umschlag, DIN-A3-Format, 768 (!) Seiten in Hochglanz-Farbe, geschätzte sieben Kilo schwer. Dieses Buch ist anders - das merkt man sofort. Erinnern Sie sich noch an die Wackelbilder aus Ihrer Kindheit? Bewegte man diese Bilder in der Hand, veränderte es sich. So entstanden herumhüpfende Micky Mäuse, fliegende Marienkäfer, rennende Fußballspieler. Auf dem "Atlas der Schöpfung" prangt gleich ein ganzer Wackelbilder-Zoo: Quer über den Umschlag galoppiert ein Pferd, springt ein Gepard, flattert ein Kolibri, hüpft ein Delfin. Doch beim Verändern des Winkels erstarren die fidelen Wackelbilder-Tiere auf einmal schlagartig zu Skeletten. "Dunkle Liasion zwischen Darwinismus, Faschismus und Kommunismus"
Vorzüglich ließen sich unter diesem voluminösen Buch Pflanzen pressen, doch der "Atlas der Schöpfung" ist angetreten, um etwas ganz anderes platt zu machen: Die Evolutionstheorie Darwins. Dazu wäre solch ein umfangreiches Buch gar nicht nötig gewesen, denn auf den vielen Seiten wird eine schlichte Aussage breitgewalzt, die auch schon in den Wackelbildern steckt: Darwin hat Unrecht, Evolution gibt es nicht, alle heute lebenden Tierarten haben sich seit dem Zeitpunkt ihrer Entstehung nicht verändert.
Autor Harun Yahya kommt schnell zur Sache: "Den Betrug der Evolutionisten und ihre unwahren Behauptungen, sowie die dunkle Liasion zwischen Darwinismus und solch blutigen Ideologien wie Faschismus und Kommunismus enthüllen" - das ist es, was er will.
Adnan Oktar alias Harun Yahya - im Auftrag des Herrn unterwegs
Um die Evolutionstheorie zu widerlegen, fährt Yahya erst einmal Masse auf: Unzählige Abbildungen von Tieren und Pflanzen werden neben Aufnahmen ihrer Millionen Jahre alten Fossilien gestellt. Gingko-Blätter - mal in grün, mal in Stein, Ameisen neben ihren in Bernstein konservierten Urahnen, Kakerlaken, Krebse, Steinfliegen, Schildkröten - allesamt evolutionär erfolgreiche Organismen, die ihr Erscheinungsbild bis heute nahezu unverändert erhalten haben. Hier müssen sie dafür herhalten, die religiös vorgefertigte Meinung des Autors zu belegen: Es hat nie eine Evolution gegeben, es konnte nie eine geben, es durfte nie eine geben. Denn alle lebenden Arten wurden - so wie sie sind - in einem Akt erschaffen. Und zwar von einem höheren Wesen: Gott. Oder besser gesagt: Allah.
Wer ist Harun Yahya? Sein richtiger Name ist Adnan Oktar. Gleich mit seinem Pseudonym beruft sich Oktar auf .zwei Propheten Aaron (= Harun) und Johannes (= Yahya), die - wir erinnern uns an die Geschichte vom Goldenen Kalb - gegen den Unglauben zu Felde gezogen sind. Adnan Oktar ist Türke, in Istanbul geboren, studierter Künstler und Philosoph, und nach eigenen Angaben seit den 80er-Jahren Autor vieler "politischer, wissenschaftlicher und glaubensbezogener" Bücher.
Welche Monokultur die darstellen, zeigt schon ein kurzer Blick auf seine Homepage: "Kinder: Darwin hat die Unwahrheit gesagt!", "Der Niedergang der Evolutionstheorie: Die Realität der Schöpfung"", "Der Untergang des Materialismus"", "Das Unglück, das der Darwinismus über die Menschheit brachte", "Der größte Betrug in der Geschichte der Wissenschaft: Der Darwinismus". Immer wieder "Untergang", immer wieder "Betrug" und immer wieder die "Wahrheit". Kreationismus ist in der Türkei auf dem Vormarsch
Der Einfluss Oktars ist nicht zu unterschätzen. Die von den Kreationisten vertretenen Positionen werden in den naturwissenschaftlichen Schulfächern, vor allem in Biologie, aber auch in Geschichte, weiter von sich reden machen." Dies wird nicht auf die Türkei beschränkt bleiben. Nach eigenen Angaben sind die Bücher Oktars in zahlreiche Sprachen, unter anderem auch auf Deutsch, übersetzt worden.
Im "Atlas der Schöpfung" nimmt Oktar für sich "das letzte Wort" in Anspruch. Das tut er, indem er sich auf den Propheten Mohammed beruft - der habe schließlich die höchste Weisheit und moralische Perfektion erlangt. Wer das letzte Wort hat, diskutiert bekanntlich nicht mehr. Um das zu bekräftigen, hat Oktar sogar das Siegel des Propheten mit auf den roten Buchumschlag gedruckt. Gleich links unter den Wackelbildern.