Den Historikern zufolge, sind die Ursachen der Kriege im Nahen Osten, die künstlichen Grenzen, die zu Beginn des 20. Jahrhunderts aufgestellt wurden. Die Staaten in der Region, welche nach den Osmanen gegründet wurden, beruhten nicht auf historischen, soziologischen oder geographischen Tatsachen. Insbesondere im Irak und Syrien, wurden die neuen Grenzen im Einklang mit den Interessen des britischen Imperiums gezogen. Viele politische Analytiker glauben, dass es das geheime Sykes-Picot-Abkommen zwischen Großbritannien und Frankreich war, welches den modernen Nahen Osten prägte. Doch in Wirklichkeit wurde die Karte, welche die Region seit 100 Jahren in Aufruhr versetzt, auf der Konferenz von Kairo mit vielen britischen Diplomaten, Soldaten, Spionen und Politikern gezeichnet. Der damalige Kolonialsekretär Winston Churchill nannte diese Mannschaft, welche das Osmanische Reich auf Papier teilte, die "40 Räuber".
Die Teilung des Osmanischen Reichs beschleunigte sich Anfang des 19. Jahrhunderts. Großbritannien, Frankreich und Russland, die drei großen imperialistischen Staaten dieser Ära, standen in einem heftigen Wettbewerb, diese 20 Millionen Quadratkilometer Territorium zu ergreifen.
Auch wenn es in Geschichtsbüchern so dargestellt wird, als sei es ein Wettbewerb zwischen drei Parteien, war der Führer und Entscheidungsträger dieser Allianz, stets das britische Imperium. Die Entscheidungen von Krieg und Frieden wurden in London getroffen und die britischen Staatsmänner hatten immer das letzte Wort, wenn es um die territoriale Aufteilung ging. In der Zeit, von mehr als einem Jahrhundert bis zum Ersten Weltkrieg, wurden drei Viertel des osmanischen Territoriums, zwischen diesen drei Mächten verteilt. Das nördliche Schwarze Meer und der Kaukasus wurden den Russen gewährt. Die Balkanländer wurden zu angeblich souveränen Staaten, unter dem britischen Protektorat und Nordafrika stand weitgehend unter der britischen Herrschaft.
Algerien wurde von den Franzosen besetzt und aus dieser Division erhielt das österreichisch-ungarische Reich Bosnien-Herzegowina, damit sie schwiegen. Während der Erste Weltkrieg noch tobte, unterzeichneten hinter verschlossenen Türen Großbritannien, Frankreich und Russland, für die übrigen Territorien das Sykes-Picot-Sazonov-Abkommen, im Jahre 1916. Nach der Oktoberrevolution (der bolschewistische Staatsstreich), zog sich Russland aus dem Abkommen zurück. So wurde die Vereinbarung, als "Sykes-Picot" umbenannt. Nach dem Krieg schob Großbritannien Frankreich beiseite und entschied sich, die Grenzen selber zu bestimmen. Aus diesem Grund, fand am 12. März 1921 im Semiramis Hotel in Kairo eine Konferenz statt.
Den Vorsitz führte der britische Kolonialsekretär Winston Churchill. Das Treffen fand in großer Geheimhaltung statt und wurde weder in der Presse noch in den Memoiren der Teilnehmer erwähnt.
Unter den "40 Räubern", die alle samt britische Bürger waren, befand sich die britische Spionin und Archäologin Gerthrude Bell, T. E. Lawrence, ihre lokalen Mitarbeiter Jafar Al-Askari und Sassoon Hasqauil. Unter anderem der britische Invasionskommandant und General Edmund Allenby, Marschall Sir Hugh Trenchard, Hubert Young und der britische Invasionspräsident Herbert Samuel, Francis Archer, Arnold Wilson und der Bagdad Hochkommissar Sir Percy Cox.
Die Entscheidungen, die nach dem Kongress in Kairo in die Tat umgesetzt wurden, bilden die Grundlage für die Probleme, mit denen der Nahe Osten bis heute konfrontiert wird.
Nach den Beschlüssen dieser Sitzung wurden die osmanischen Gebiete wie folgt aufgegliedert:
Eines der wichtigsten Entscheidungen dieses Treffens, war die Gründung des irakischen Staates. Bis dahin hatte kein Land namens Irak in der Geschichte existiert, noch wurde eine Nation als die "Iraker“ bezeichnet. Im Laufe der Geschichte war die Region immer als "Mesopotamien" bekannt. In diesem Treffen fiel zum ersten Mal der Name "Irak", was soviel wie "Land weit weg vom Meer" bedeutet.
König Faisal wurde durch die "40 Räuber", als König von Irak bestimmt, er war Mitglied der Haschemiten Dynastie und wurde auch zum König von Syrien gewählt. Sobald die Herrschaft von Syrien an Frankreich abgetreten wurde, blieb Faisal nichts anderes übrig, als der König von Irak zu sein. Faisal war übrigens nicht aus Mesopotamien, er war eigentlich im Hejaz geboren. Eine Person die nie im Irak gewesen war, wurde damit zum König dieser Länder ernannt.
Als König Faisal zum Thron des Irak aufstieg, war das Land in einem Zustand völliger Unordnung. Die rivalisierten türkischen, arabischen und kurdischen Gemeinden, rebellierten gegen die neue britische Mandatsherrschaft. Die Briten konnten nur durch die Zahlung von rund 40 Millionen Pfund, diese Rebellion unterdrücken und den König auf den Thron setzen. Seit der Herrschaft von König Faisal bis heute, gab es 15 verschiedene Aufstände im Irak. Es fanden schiitische und kurdische Massaker statt. Das Land wurde für 50 Jahre von Diktatoren regiert.
Das Irakische Territorium wurde zwei Mal belagert und alle großen Städte wurden zerstört. Allein der Iran-Irak Krieg forderte 500.000 Todesopfer. Seit dem Tag; an dem das Land künstlich gegründet wurde, bis zu unserer Zeit, gab es stets Todesopfer und Blutvergießen. Syrien, Libanon, Jordanien, Palästina, Israel und der Jemen haben eine ähnliche Geschichte. Was Saudi-Arabien und die Golfstaaten angeht, so gibt es keinen Zeitraum, welches nicht mehr oder weniger stark von inneren Unruhen und politischer Instabilität betroffen war.
Royal Air Force Kampfflugzeuge mussten eingesetzt werden, um die Entscheidungen der Kairo-Konferenz umsetzen zu können. Die Aufstände, die in Syrien, Jordanien, Jemen, Irak und Palästina ausbrachen, wurden aufs brutalste unterdrückt. Städte, Gemeinden, Dörfer waren schweren Bombardierungen ausgesetzt und dem Erdboden gleichgemacht.
Auch 100 Jahre nach dem Treffen in Kairo, verloren viele Christen, Juden und Muslime ihr Leben, in nie enden wollende Kriege. Schiiten, Sunniten, Nusayris, Wahhabiten, Alawiten hatten ihre Brüderschaft vergessen und sich gegenseitig massakriert. Arabische, yezidische, assyrische, turkmenische und kurdische Frauen und Kinder wurden Opfer der rücksichtslosen Verfolgung. Millionen Menschen im Nahen Osten wurden massakriert, wegen der Karte, die von den "40 Räubern" entworfen wurde.
Die damals gezeichnete Karte, wird bis heute noch durch Blutvergießen, Krieg, Feindseligkeit und Konflikte weiter verfeinert. Es gibt nur eine Möglichkeit, dieses Bild zu ändern: Unabhängig von Religion, Sprache und Rasse müssen die Menschen dieser Region ihre Unterschiede als Segen betrachten und daran denken, dass sie Brüder sind. In dieser Hinsicht fällt eine große Verantwortung auf die Schultern der Muslime, die von Konfessionskriegen überwältigt sind. Muslime sollten zu der Erkenntnis kommen, dass "Konfessionskriege" nichts anderes, als ein künstlicher Streit sind. Gleichzeitig sollten sie die Beschützer anderer Religionen sein. Dies ist die einzige Lösung, welche den Krieg, der seit einem Jahrhundert wütet beenden und die Intrigen im Nahen Osten vereiteln kann.
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Dies ist der übersetzte Artikel von Herrn Adnan Oktar, welches in den Zeitungen Jefferson Corner und Daily Mail veröffentlicht wurde.