Und euer Herr spricht: "Ruft mich an, Ich werde auf euch eingehen! Diejenigen aber, welche zu stolz dafür sind, Mich anzurufen, werden gedemütigt in die Hölle eintreten". (Quran, 40:60)
Dem Quran zufolge ist das Gebet in seiner Bedeutung "anrufen, bekunden, bitten, Hilfe suchen" die Ausdrucksform des Menschen, der sich ernsthaft Allah zuwendet und von Ihm, dem Allmächtigen und Gnädigen Hilfe erbittet, in dem Wissen, dass er selbst ein Bedürftiger ist. Bei Krankheit zum Beispiel fühlt der Mensch seine Bedürftigkeit besonders und er kommt Allah näher. Auch ist die Krankheit eine Prüfung, durch Seine Weisheit und Seinen Willen verordnet, und sie ist eine Warnung, die die Menschen an die Vergänglichkeit und die Unzulänglichkeit dieses Lebens erinnert, und sie ist eine Quelle der Belohnung im Jenseits für die Geduldigen und Gehorsamen.
Jene ohne Glauben andererseits, denken, der Weg zur Heilung führe über Ärzte, Arzneien oder die fortgeschrittenen technologischen Möglichkeiten der modernen Wissenschaft. Sie halten nicht inne, um darüber nachzudenken, dass es Allah ist, der ihren Körper funktionieren lässt, wenn sie bei guter Gesundheit sind und der die Ärzte und Arzneien erschafft, wenn sie krank sind. Viele wenden sich Allah nur dann zu, wenn sie zu der Auffassung gelangen, dass Ärzte und Arzneien nicht genügen. Menschen in dieser Situation suchen Hilfe bei Allah, denn sie erkennen, dass nur Er sie von ihrer Krankheit befreien kann. Allah beschreibt solche Charaktere in einem Vers:
Aber wenn dem Menschen ein Unglück widerfährt, ruft er Uns an, liegend, sitzend oder stehend. Haben Wir aber sein Unglück von ihm fortgenommen, macht er weiter, als hätte er Uns gegen das Unheil, das ihm widerfahren war, gar nicht angerufen. So wird den Maßlosen ihr Verhalten scheinbar verlockend gemacht. (Quran, 10:12)
Tatsache jedoch ist, dass der Mensch auch bei guter Gesundheit, ohne Drangsal und wenn er keine Probleme hat, beten muss und Allah für seine Behaglichkeit, Gesundheit und all die anderen Wohltaten, deren er teilhaftig ist, danken muss.
Neben dem laut gesprochenen Gebet ist es auch sehr wichtig, dass der Mensch durch seine Taten betet. Beten durch Taten heißt, dass man alles in seinen Möglichkeiten stehende tut, einen bestimmten Wunsch verwirklicht zu bekommen. Jemand, der krank ist, soll zusätzlich zu seinem Gebet einen Facharzt aufsuchen, Arzneien einnehmen, die hilfreich sind und wenn nötig, sich auch im Krankenhaus behandeln lassen. Denn Allah hat alles, was in dieser Welt geschieht, an spezifische Ursachen gekoppelt. Alles was im Universum geschieht, geschieht aufgrund dieser Ursachen. Deswegen muss der Mensch die erforderlichen Maßnahmen ergreifen und doch die Entscheidung Allahs abwarten; dabei muss er bescheiden, demütig und geduldig bleiben, in dem Wissen, dass Allah es ist, der entscheidet.
Der positive Einfluss des Glaubens und des Gebetes und wie diese den Heilungsprozess beschleunigen können, hat inzwischen auch die Aufmerksamkeit der Mediziner gefunden und so werden Gebete ausdrücklich empfohlen. Unter der Überschrift: "Gott und Gesundheit: Ist Religion eine gute Medizin? Warum die Wissenschaft zu glauben beginnt", machte das Magazin Newsweek den heilenden Effekt der Religion am 10. November 2003 zu seiner Titelgeschichte. Der Bericht führt aus, die Wissenschaft habe erkannt, dass der Glaube an Gott die Moral der Menschen steigert und ihnen hilft, sich schneller und besser zu erholen. Nach einer Umfrage von Newsweek glauben 72 % aller Amerikaner, dass Gebete heilen können und die Rekonvaleszenz erleichtern. Auch in Großbritannien durchgeführte Studien sind zu dem Schluss gekommen, dass Gebete die Symptome der Patienten reduzieren und den Heilungsprozess beschleunigen.
Forschungsergebnissen der Michigan Universität zufolge leiden Gläubige weniger unter Stress und Depressionen, und an der Rush Universität in Chikago hat man herausgefunden, dass die Zahl der Menschen, die eines frühen Todes sterben, unter Gläubigen, die regelmäßig beten, 25 % geringer ist als bei Menschen ohne religiöse Überzeugungen. Eine weitere, 750 Angiokardiographie - Patienten umfassende Studie ergab den wissenschaftlichen Beweis der Heilkraft des Gebets. Die Todesrate unter den Herzpatienten, die beteten, sank um 30 % innerhalb eines Jahres nach ihrer Operation.
Hier einige Beispiele von Gebeten, die der Quran erwähnt:
Und (gedenke des) Hiob, als er seinen Herrn rief: "Fürwahr, mich hat Unheil getroffen! Dennoch bist Du der barmherzigste der Barmherzigen." (Quran, 21:83)
Und der Mann des Fisches, als er erzürnt fortging und meinte, Wir hätten keine Macht über ihn. Doch in der tiefen Finsternis rief er: "Es gibt keinen Gott außer Dir! Preis sei Dir! Ich war wirklich einer der Sünder!" Da erhörten Wir ihn und retteten ihn aus der Trübsal. Und so erretten Wir die Gläubigen. (Quran, 21:87-88)
Und (gedenke des) Zacharias, als er zu seinem Herrn rief: "O mein Herr! Lasse mich nicht kinderlos, obwohl Du der beste der Erben bist". Da erhörten Wir ihn und schenkten ihm Johannes und machten seine Frau für ihn fähig (zu empfangen.) Siehe, sie wetteiferten im Guten und rieten Uns mit Liebe und Ehrfurcht an und demütigten sich vor uns. (Quran, 21:89-90)
Schon Noah rief Uns an und Unsere Antwort war fürwahr schön. (Quran, 37:75)
Doch man muss nicht nur zur Linderung von Krankheiten oder anderer weltlicher Probleme beten. Ein aufrichtig Gläubiger muss ständig zu Allah beten und alles annehmen, was von Ihm kommt. Die Tatsache, dass die Wohltaten des Gebetes, die in vielen Quranversen beschrieben sind, nun wissenschaftlich anerkannt werden, beweist einmal mehr die wunderbare Natur des Quran.
Und wenn dich Meine Diener nach Mir fragen, siehe, Ich bin Nähe. Ich will dem Ruf des Rufenden antworten, sobald er Mich ruft. Doch auch sie sollen Meinen Ruf hören und an Mich glauben; vielleicht schlagen sie den rechten Weg ein. (Quran, 2:186)