Von wem haben Sie Ihre religiöse Toleranz gelernt? Können Sie uns etwas über Ihre Lehrer erzählen?
Toleranz und Verständnis sind das Herzstück der moralischen Werte des Quran. Jeder, der so lebt, wie es die moralischen Werte des Quran fordern, wird voller Liebe sein, mitfühlend und verständnisvoll. Der Prophet Mohammed ist das unvergleichliche Beispiel dafür, wie jemand, der nach den moralischen Werten des Quran lebt, sein sollte, und er ist ein gesegneter Mensch, der sich der Liebe und Wertschätzung aller Muslime erfreut, die freudevoll in seine Fußstapfen treten. Zu seiner Zeit lebten die Menschen, gleich welchen Glaubens und welcher Überzeugungen, in Sicherheit und Frieden zusammen. Der Prophet sorgte für ein Klima, in dem Juden und Christen ihren Gottesdienst in Freiheit verrichten konnten, wie sie wollten. Er schlichtete Streit zwischen den Gemeinschaften in der besten und versöhnenden Weise. Er war höflich und mitfühlend. Ich nehme mit die überlegenen moralischen Werte unseres geliebten Propheten zum Vorbild.
Warum haben Ihrer Meinung nach die meisten Menschen auf der Welt eine falsche Vorstellung vom Islam? Warum ist der so genannte moderate Islam so schwach?
Alle Muslime tragen die Verantwortung dafür, vollständig nach den im Quran befohlenen moralischen Werten zu leben und die Menschen diese zu lehren, wenn sie sie noch nicht kennen. Ein Muslim, der dem Quran getreu folgt und der unseren Propheten zum Vorbild nimmt, wird erleuchtet sein, sauber, edel, höflich, sich artikulieren können, tolerant und verständnisvoll. Die Tatsache, dass manche Menschen heutzutage falsche Ansichten über die Muslime haben, kann teilweise von mangelnder Kenntnis herrühren und teilweise von ungenügendem Austausch der Auffassungen. Diese Schwäche kann aber leicht überwunden werden durch Dialog und gemeinsame kulturelle Aktivitäten. Zwischen wahrhaft frommen Muslimen, Juden und Christen könnte eine ausgezeichnete Atmosphäre der Freundschaft ohne weiteres hergestellt werden. Auch Ungläubige und Atheisten könnten in einem solchen Klima der Liebe und Freundschaft in Frieden leben.
Was kann die Türkei vor Extremismus schützen?
Die moralischen Werte und das Wesen der türkischen Menschen passen nicht zum Extremismus. Extremismus und radikale Ideen und Bewegungen haben keinen Platz in der türkischen Gesellschaft. Außerdem gibt es keinen Platz für Extremismus und radikale Ideen in den moralischen Werten des Quran. Allah befiehlt den Muslimen, bescheiden zu sein, rational, pazifistisch und verständnisvoll. Wahre Muslime sind sehr sensibel, wenn es um die von Allah befohlenen moralischen Tugenden geht. Diese Standhaftigkeit bewahrt die Gläubigen vor jeder Form des Extremismus.
Sie reden über die türkisch-Islamische Union. Was für eine Art Union soll das sein, religiös oder politisch? Wie viele Islamische Länder der ehemaligen Sowjetunion wollen sich ihr anschließen? Sind Ihre Leute zu diesem Zweck in Tadjikistan, Usbekistan and Kasachstan tätig … oder nur in Turkmenistan?
In der türkisch-Islamischen Union, die ich im Sinn habe, werden alle Staaten ihren nationalstaatlichen Charakter behalten, es wird eine Union der Herzen sein, eine Union der Liebe. Es wird eine Union des gesunden Menschenverstands sein. Wenn eine Atmosphäre des Terrors und der Anarchie sich irgendwo breit zu machen droht, dann wird eine gemeinsame Entscheidung getroffen werden, und das Problem wird gelöst werden. Wenn es zum Beispiel ein ökonomisches Problem geben sollte dann wird eine gemeinsame Entscheidung getroffen werden, und das Problem wird gelöst werden. Es wird keine selbstsüchtige, kolonialistische Union sein, sie wird nicht auf der Überlegenheit einer Rasse oder eines Glaubens basieren. Jeder Glaube und alle religiösen Praktiken werden respektiert werden in der türkisch-Islamischen Union. Jeder wird seinen eigenen Glauben für den Besten halten. Das ist ganz normal, aber die Gottesdienste anderer Menschen herab zu setzen oder sie davon ab zu halten, ist unakzeptabel. Die in der türkisch-Islamischen Union hoch gehaltene Konzeption des Islam erleichtert das Leben für Menschen mit anderem Glauben, aber ermutigt Sie zum Wahren Glauben. Sie wird sie ermutigen bestmöglich nach ihrem eigenen Glauben zu leben.
Das Ziel der türkisch-Islamischen Union wird sein, der gesamten Menschheit zu dienen. Es wird eine Union sein getragen von gemeinsamer Hilfe, Toleranz, Bescheidenheit und Verständnis. So wie karitative Stiftungen für eine gemeinsame Sache zusammen arbeiten, werden die muslimischen Türk-Staaten zusammen arbeiten, um der Menschheit zu dienen. Es wird eine Union sein, die Hilfe und Unterstützung bietet, sie nicht selbst in Anspruch nimmt, eine Union, deren Meinung vorherrschen wird in Disputen, eine Kraft, die die Liebe über alles andere stellt. Es ist ganz wesentlich, dass diese Union auf einer säkularen Grundlage steht. Niemand kann gegen eine solche Union sein, wenn sie säkular, friedfertig und demokratisch ist. Eine Atmosphäre der Freundschaft und der Brüderlichkeit wird ein riesiges Gebiet umfassen, von Afrika bis China. Das Wichtigste aber ist, das nicht nur türkisch-muslimische Gesellschaften von diesem Klima profitieren werden, sondern auch Russland, China, Israel, Armenien, die USA und die Länder Europas. Kurz, die ganze Welt. Heute gibt es Gesellschaften die enormes Leid ertragen müssen. Deren Bürde wird von ihnen genommen werden mit der Etablierung der türkisch-Islamischen Union. Der Irak leidet, Palästina leidet und Israel leidet. Amerika leidet. Die Menschen in diesen Ländern fühlen sich nicht wohl, leiden unter permanenter Depression. Die türkisch-Islamische Union wird diese Depression hinweg nehmen. Liebe und Freundschaft werden alle Barrieren einreißen und alle Unterdrückung eliminieren. Terror, Anarchie, Streit und Konflikte werden zu einem Ende kommen.
Was halten Sie von der arabischen Friedensinitiative? Erwarten Sie eine eigene Friedensinitiative der Türkei?
Jeder Schritt in Richtung Frieden ist wertvoll. Auf dem Weg zum Frieden muss jeder unterstützt werden. Doch nur ein gerechter Friede ist ein dauerhafter Friede. Ein gerechter Friede kann nur von Dauer sein, wenn er aus der erfolgreichen Arbeit einer Union von Kräften resultiert. Der Frieden und die Stabilität, die die osmanische Regierung diesen Ländern gebracht hat, ist dafür ein Maßstab. Als Nachfolger des osmanischen Reiches hat die Türkei eine tief wurzelnde Tradition und eine natürliche Qualifikation zur Führerschaft. Die Friedensinitiativen und regionalen Partnerschaftsinitiativen, die vor kurzem unter türkischer Führung begonnen haben, haben zahlreiche positive Reaktionen hervorgerufen, und die Türkei konnte einige große Erfolge verbuchen. Die Friedensgespräche zwischen Israel und Syrien in Istanbul durch türkische Vermittlung, die Verhandlungen zwischen Iran und den USA in Ankara, der Gipfel der afrikanischen Union in Istanbul, die Annäherung von Aserbeidjan und Armenien und die kaukasische Allianz unter türkischer Führung, all das sind wichtige Entwicklungen. Sie sind ebenso bedeutend für die zu schaffende türkisch-Islamische Union und wenn Gott will, werden sie alle zu ausgezeichneten Lösungen führen in dieser Union der Brüderlichkeit.
Welche jüdischen geistigen Führer respektieren Sie am meisten? Und welche Politiker?
Ich respektiere all Juden, die an den einen Gott glauben, die die Propheten Moses, Abraham, David und Salomon aufrichtig lieben - Friede sei auf ihnen allen - die diesen gesegneten Menschen nacheifern, ihren Gesetzen folgen und den Bund mit Allah aufrecht erhalten. Sie alle respektiere und vertraue ich.
Wie oft waren Sie in Israel? Welches Zusammentreffen hat Sie am meisten beeindruckt?
Ich hatte nie die Gelegenheit, Israel zu besuchen. Doch es wäre eine große Ehre, das Land der Propheten zu sehen, dort zu stehen, wo diese gesegneten Menschen standen, und ich wünsche mir sehr, dies tun zu können. Wenn Gott will, wird es bald möglich sein für uns, im heiligen Land zusammen zu kommen mit wahren jüdischen, christlichen und muslimischen Brüdern, uns gemeinsam in einem Geist der Erwartung an den Segnungen Gottes zu freuen und uns an die gesegneten Propheten zu erinnern.
Sie sind gegen einen Beitritt zur EU. Warum? Glauben Sie eher an eine Islamische Union, als an die EU?
Die Europäische Union ist gut und notwendig. Die Türkei muss sich ihr anschließen, aber nicht in dieser Form. Sie muss als Führer der Islamischen Welt beitreten. Sie muss beitreten als ein Superstaat, der als Brücke zu Europa fungiert. Das wird die EU tausendmal größer machen, als sie heute ist. Amerika wird zweimal so groß sein. Es wird enorm wachsen. Russland wird entlastet sein und China auch. Die ganze Region wird entlastet. Israel wird aufblühen. Der Mittlere Osten wird ein Paradies sein für Anhänger jeden Glaubens. Die türkische Nation ist lange unberührt geblieben. Was die moralischen Werte angeht, ist Anatolien gleich geblieben, im Wesentlichen unberührt. Seine Gastfreundschaft, seine Sauberkeit, seine moralischen Tugenden, seine Freundlichkeit, seine Menschlichkeit, sein Konzept guter Nachbarschaft, sein Mitgefühl und sein Altruismus sind so geblieben, wie sie immer gewesen sind. Europa hat all das verloren. Es wird eine Befreiung für Europa sein, denn die künftige türkisch-Islamische Union wird als Europas Polizei handeln. Es wird eine mächtige Organisation sein, die Europa und die Welt verteidigt, die der Welt Frieden und Sicherheit bringt. Europa wird seinen Wohlstand in Frieden genießen. Warum also sollte es zögern? Weiter wird sich nichts verändern. Das System wird die NATO und die EU unterstützen. Es wird ein großer Segen für die EU sein. Die Liebe und das Mitgefühl der türkisch-Islamischen Union wird auch sie umfassen und sie in Frieden leben lassen.
Sie opponieren stark gegen den Darwinismus und gegen die Evolutionstheorie. Doch auch Demokratie ist ein Produkt von Evolution. Wie bringen wir denn das zusammen?
Erstens, und das ist sehr wichtig, es gibt keinen einzigen Beweis, der zeigen würde, dass der Darwinismus irgendeinen wissenschaftlichen Wert hat. Überall ist die Erde aufgegraben worden, und über 100 Millionen Fossilien wurden entdeckt. Doch nicht eines dieser Fossilien zeigt, dass die Lebewesen sich schrittweise entwickeln, mit anderen Worten, dass sie ihre heutige Form durch Evolution erhalten haben. Alle Hundert Millionen Fossilien zeigen, dass die Lebewesen immer gleich geblieben sind, dass sie plötzlich ins Dasein kamen, mit all ihren Eigenschaften, mit anderen Worten, das sie erschaffen worden sind. Angesichts dieser kristallklaren Sachlage darauf zu bestehen, der Darwinismus sei wahr, ist eine Beleidigung der Wissenschaft. Hätten wir irgendeinen Beweis für Evolution gefunden, als wir diese Fossilien betrachtet haben, dann hätten wir gesagt: „So also hat Allah das Leben erschaffen.“ Doch es gibt keine solchen Fossilien. Evolution existiert nicht. Sie ist nie passiert. Es ist sinnlos, auf etwas nicht Existierendem zu bestehen.
Wäre Demokratie das Produkt des Darwinismus, dann müssten die Darwinisten streng demokratisch sein, die offen Verbreitung von Ideen unterstützen und Glaubens- und Redefreiheit propagieren. Doch was sie tatsächlich tun, ist: sie versuchen, die Diskussion über Kreationismus zu verbieten und zu verhindern, das entsprechende Bücher gelesen werden. Sie können nicht einmal die Idee einer Konferenz ertragen, auf der andere Vorstellungen vorgetragen werden würden, und sie versuchen sofort, eine solche Konferenz, auf der über die Schöpfung gesprochen werden würde, zu stoppen. Was für eine Art Freiheit der Ideen ist das? Aber, wie ich immer sage, jeder muss frei sein, seine eigenen Überzeugungen ausdrücken zu dürfen. Lassen wir die Darwinisten antreten mit ihren Beweisen, wenn sie welche haben, und wir werden unsere vorlegen. Dann lassen wir die Öffentlichkeit frei entscheiden, welche wahr sind. Durch das Verbot von Büchern und Konferenzen, wie in den Tagen von Stalin und Hitler, werden sie nicht weit kommen.