In den Vereinigten Staaten wurde die Opposition gegen den Unterricht der Evolutionstheorie in öffentlichen Schulen durch das Religiöse Recht und im Besonderen durch den protestantischen Fundamentalismus angeheizt.
Eine andere Stimme schliesst nun sich in dramatischer Weise der Debatte an.
Es ist die Stimme von Adnan Oktar aus der Türkei. Er hat unter dem Pseudonym Harun Yahya zahlreiche Bücher, Videos und DVDs über Wissenschaft, Glaube und insbesondere was er den „Evolutionsschwindel“ nennt, produziert. Eines seiner Bücher, der „Atlas der Schöpfung“ erscheint unbestellt überall in den Briefkästen der Wissenschaftler, Kongressmitglieder und Wissenschaftsmuseen wie z.B. Queens and Bemidji, Minn.
Mit den Massen 27,5x42,5 Zentimeter und einem Gewicht von 6 Kilogramm mit einem leuchtend roten Einband, grosszügig illustriert, ist der „Atlas der Schöpfung“ die bisher grösste und schönste Herausforderung der Darwin’schen Theorie, die Herr Yahya eine klägliche und entartete Ideologie nennt, welcher der Quran widerspricht.
Mit Ehrerweisung an die Heiligen Schriften ähnelt Herr Yahya einigen fundamentalistischen Kreationisten in den Vereinigten Staaten. Er ist aber nicht unter jenen, die behaupten, dass die Erde erste einige Tausend Jahre alt ist. Das Hauptargument des „Atlas der Schöpfung“ vorgebracht auf Seiten über Seiten von wunderbaren Fotos von fossilen Pflanzen, Insekten und Tieren, ist, dass die heute existierenden Lebewesen genau gleich jenen sind, die in der fossilen Vergangenheit lebten. Deswegen, so schreibt Herr Yahya, muss die Evolution unmöglich, irreführend, eine Lüge, eine Täuschung oder eine „Theorie in der Krise“ sein.
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Kenneth R. Miller, Biologe an der Brown Universität, sagte, dass er und seine Kollegen der Biowissenschaften Kopien erhalten haben. Als er seine Freunde an der Colorado Universität und an der Chicago Universität anrief, hatten auch sie die Bücher erhalten. Wissenschaftler an der Brigham Young Universität, Connecticut Universität, Georgia Universität und andere haben sie ebenfalls bekommen.
„Ich denke, er muss das Buch an jeden Vollprofessor an den medizinischen Fakultäten gesandt haben,“ meint Kathryn L. Calame, Mikrobiologin an der medizinischen Fakultät der Columbia Universität, die auch ein Buch erhielt, „Die Abteilung für Genforschung, die Biochemie, Mikro – jeder, mit dem ich gesprochen habe, hatte es.“
Fatih Sen, Leiter des US Büro der Global Impex., eine Firma die Islamische Bücher, Geschenke und andere Produkte, einschließlich des „Atlas“ vermarktet, wollte nicht über die Verteilung sprechen. Das Buch wurde von ihm als „grossartig“ bezeichnet, mit allen anderen Fragen möge man sich an den Herausgeber, Global Publishing in Istanbul wenden.
In dem Buch und auf seiner Webseite (www.harunyahya.com) sagt Herr Yahya, dass er 1956 in Ankara geboren ist und dass er in der Türkei aufgewachsen und erzogen wurde. Er sagt, er wolle, wie es in dem Buch genannt wird, den „Betrug der Evolutionisten“ und die Verbindungen zwischen ihren wissenschaftlichen Ansichten und dem modernen Bösen wie Faschismus, Kommunismus und Terrorismus entlarven. Er hofft die Leser zu ermutigen „ihren Verstand und ihre Herzen zu öffnen damit er sie auf den Weg führen könnte, ergebene Diener Gottes zu werden.“
Er fügt hinzu, dass er „keinen materiellen Gewinn“ aus seinen Publikationen ziehen will, die meisten davon sind gratis oder relativ billig zu erwerben.
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Die Unterstützung des Kreationismus ist auch unter den Muslimen weit verbreitet, sagt Dr. Edis, dessen Buch „Eine Illusion von Harmonie: Wissenschaft und Religion im Islam“ diesen Frühling von Prometheus Books herausgegeben wurde.
„Wenn man tatsächlich annimmt, dass der Quran ein kreationistisches Buch sei,“ sagt er und fügt hinzu, dass es schwierig wäre, einen Islamgelehrten zu finden, „der sich über Darwin begeistert (gung-ho)?“
Vielleicht brachte ihm Herrn Yahya’s Buch und andere Publikationen Aufmerksamkeit in Islamischen Gebieten. „Das ist ein Mensch mit gewissem Einfluss“, sagte Dr. Edis, „aber leider nur für Populärwissenschaft.“
Dr. Miller war einverstanden. Er sagte, dass er regelmässig E-Mails von einer wachsenden Zahl von Leuten bekäme, die die Evolution in Frage stellten. Viele davon kommen aus der Türkei, Libanon und anderen Ländern des Vorderen Orients, wobei die meisten die Werke von Herrn Yahya zitieren.
... „Meine Hypothese ist, dass sie, wie alle Kreationisten glauben, sie besitzen eine beängstigende Wahrheit, wovor die Öffentlichkeit bisher abgeschirmt wurde und dass, wenn sie die „Beweise“ präsentieren, wie Schuppen vor den Augen fallen werden und das Rätsel der Evolution offengelegt werde,“ sagte Eugenie Scott, Direktor des National Center for Science Education, eine Bekämpferin des Unterrichts des Kreationismus in öffentlichen Schulen. „Diese Leute meinen es wirklich ernst.“