Der Sinn der Schöpfung

Sehen Sie sich auf der Strasse um. Schauen Sie zuhause aus dem Fenster. Denken Sie auch an Orte, die Sie in diesem Moment nicht sehen können, Ozeane, Berge, Flüsse, an die Millionen anderen Menschen, an die Millionen Kreaturen, die Sie niemals im Leben sehen werden… Lassen Sie die Erde hinter sich und denken Sie an das Universum, ein grenzenloser Raum, der Milliarden Galaxien mit Milliarden Sternen und anderen Himmelskörpern enthält…

Nun hören Sie auf Ihr Gewissen und denken Sie nach. Warum existiert das alles? Lebendes und Nichtlebendes, wie harmoniert all das zusammen in einem solch fehlerlosen System? Was ist der göttliche Zweck all des Wunderbaren im Universum, der überlegenen Fähigkeiten der Lebewesen, insbesondere des Menschen? Was tut der Mensch, die einzige Kreatur mit Bewußtsein, auf der Welt?

Der Quran, den Allah zur Rechtleitung Seiner Diener herabgesandt hat, erklärt uns den Zweck der Schöpfung. Er besteht darin, unserem Herrn, Der uns erschaffen hat, zu dienen.

Allah beschreibt diesen Zweck in einem Vers des Quran wie folgt:

… und die Dschinn und die Menschen habe Ich nur dazu erschaffen, daß sie Mir dienen. (Sure ad-Dhariyat 51:56)

Also ist die Welt mit allen ihren oben beschriebenen Eigenschaften und ihren Meeren, Seen, Ozeanen, Blumen, Bäumen, Bergen und Lebewesen eine Umgebung, die von Allah eigens dazu erschaffen wurde, zu prüfen, ob die Menschen diese Pflicht erfüllen oder nicht. Das Universum mit seinen Sternen, Planeten und anderen Himmelskörpern wurde geschaffen, damit die Menschen den Großmut und die grenzenlose Barmherzigkeit unseres Herrn erkennen und Seine Macht preisen können. Auch alle Ereignisse, die dem Menschen in seinem Leben widerfahren und all die Orte, an denen er sich aufhält, sind Teil der Prüfung, der er in dieser Welt unterzogen wird. Allah sagt uns in folgendem Quranvers, daß der Zweck der Schöpfung und der Existenz der Menschen in der Welt die Prüfung der Menschen ist:

Siehe, Wir erschufen den Menschen fürwahr aus einem Tropfen Samen, der sich (mit der Eizelle) vermischt, um ihn zu prüfen. Und wir gaben ihm Gehör und Augen. (Sure al-Insan 76:2)

Der Mensch muß Allahs Gebote und Verbote in jedem Moment seines Lebens beachten, und er muß so handeln, daß er Allahs Zustimmung findet. Der Quran sagt uns, daß Menschen, die diese Verantwortung von sich weisen, wegen ihrer Undankbarkeit gegenüber Allahs Segnungen in aller Ewigkeit mit den Qualen der Hölle bestraft werden.

Trotzdem verhalten sich die meisten Menschen demgegenüber erstaunlich gleichgültig. Sie vergessen den wahren Zweck ihres Lebens, sie finden andere Prioritäten für sich selbst, und sie setzen sich andere Ziele. Sie mühen sich jahrelang für weltliche Ziele ab und verschwenden nicht den geringsten Gedanken an ihre Pflichten gegenüber Allah. Sie erwägen nie die Konsequenz ihres verantwortungslosen Handelns in dieser Welt: Die Hölle. Doch nicht ein einziger Mensch auf Erden kann behaupten, diese Wahrheiten seien ihm nicht bewußt. Seitdem der Prophet Adam lebte, hat Allah sie allen Menschen in allen Zeitaltern gezeigt. Er hat das Buch herabgesandt, das Ihn bekannt macht, das lehrt, wie Ihm gefolgt werden soll, und Er hat Seine Propheten gesandt. Daher können sich die Menschen nicht auf Unwissenheit berufen. Ein Quranvers erinnert uns an diese Wahrheit:

Von Gesandten als Freudenverkündern und Warnern, damit die Menschen nach (dem Erscheinen von) Gesandten vor Allah keine Entschuldigung hätten. Und Allah ist mächtig und weise. (Sure an-Nisa 4:165)

Die von Allah gesandten Propheten, die Bücher, die Er herabsandte und der Rat der Gläubigen an andere Menschen sind Mittel zum Zweck Seiner Lehre. Im Verlauf der Geschichte haben zahlreiche Gläubige andere Menschen zum Glauben an die Religion Allahs eingeladen, und sie haben sie vor dem Tag des Gerichts gewarnt und von der Existenz des Paradieses und der Hölle berichtet.

Doch nehmen wir trotzdem einmal an, jemand habe noch nie etwas vom wahren Zweck des Lebens gehört, niemand habe ihm diesbezüglich geraten und er habe Allahs Buch nie gelesen. Solch ein Mensch kann trotzdem erkennen, daß wir von einem allmächtigen Schöpfer zu einem bestimmten Zweck ins Dasein gebracht wurden, indem er über die Schöpfung und die ihn umgebenden fehlerlosen Systeme nachdenkt. Er kann seine Pflichten gegenüber unserem Schöpfer erkennen, weil Allah die Menschen mit einem Gewissen erschaffen hat, das ihnen sagt, was richtig und was falsch ist. Menschen, die ihre Umgebung anhand der Stimme ihres Gewissens bewerten, können zu diesen Wahrheiten gelangen. Diese im Quran berichtete Geschichte über den Propheten Abraham ist ein erhellendes Beispiel dafür:

Und so zeigten wir Abraham das Königreich der Himmel und der Erde, damit er zu den Festen im Glauben gehöre. Doch als die Nacht ihn überschattete, sah er einen Stern. Er rief: "Das ist mein Herr!" Als er aber unterging, sprach er: "Ich liebe nicht, was untergeht." Und als er den Mond aufgehen sah, sprach er: "Das ist mein Herr!" Und als er unterging, sagte er: "Wahrlich, wenn mich mein Herr nicht leitet, bin ich einer der Irrenden." Doch als er die Sonne aufgehen sah, rief er: "Das ist mein Herr – das ist das Größte!" Als sie jedoch unterging, sagte er: "O mein Volk! Ich habe nichts mit eueren Göttern zu schaffen!" Siehe, ich richte mein Angesicht lauteren Glaubens auf den, der die Himmel und die Erde erschaffen hat, und ich gehöre nicht zu denen, die (Gott) Gefährten geben." (Sure al-An'am 6:75-79)

Abraham erkannte also die Existenz Allahs, des Schöpfers der Himmel und der Erde und er begriff die Notwendigkeit, allein Ihm zu dienen, indem er nichts anderes tat, als auf sein eigenes Gewissen zu hören. Dieses Beispiel zeigt, daß man allein durch die Beobachtung der Umgebung mit den Augen des Gewissens die Notwendigkeit erkennen kann, Allah zu dienen. Doch darüber hinaus hat Allah in Seiner unendlichen Güte den Menschen auf vielfältige andere Weise genaue Informationen gegeben, was der Sinn ihrer Existenz ist und wie sie Ihm dienen sollten. Das ist ein Zeichen Seiner grenzenlosen Barmherzigkeit gegenüber der Menschheit und es ist eine Offenbarung Seines Namens "Al-Hadi", was bedeutet: Der Führer, der den Menschen den rechten Weg zeigt. Allah zeigt dies den Menschen auf verschiedene Weise, und Er läßt ihnen Zeit, diese Zeichen zu erkennen.

Doch trotz alledem stellen jene, die die Zeichen und die manifesten Wahrheiten nicht erkennen, die Mehrheit der Menschen auf der Welt. Sie achten nicht im Geringsten auf diese Wahrheiten, obwohl dieses Verhalten ihnen im ewigen Leben im Jenseits großen Schaden zufügen wird.

Schauen Sie sich noch einmal um. Sie sehen Kinder, Teenager, Männer, Frauen, alte Menschen, und die meisten von ihnen gehen ihren täglichen Geschäften nach, als ob sie sich niemals dem Tod oder dem Tag des Gerichts gegenübersehen würden. Einer versucht, den Schulbus noch zu erwischen, ein Anderer eilt zu seinem Auto, um nicht zu spät zur Arbeit zu kommen. Einer kauft ein, um seine für den Abend eingeladenen Gäste bewirten zu können, ein Anderer bereitet sich auf die in wenigen Wochen ins Haus stehende Geburt seines Enkelkindes vor.

All das sind selbstverständliche Dinge, die jedermann im Leben erfährt. Das ist alles offensichtlich sehr banal. Das Problem besteht darin, daß die Menschen diese Dinge völlig achtlos durchleben, daß sie nicht innehalten und daran denken, daß Allah mit ihnen ist, daß der Tod sehr schnell kommt und daß sie in Anwesenheit Allahs zur Rechenschaft gezogen werden für die Jahre, in denen sie ihren Herrn vergessen hatten.

Wie können die Menschen trotz der zahllosen Zeichen von Allahs Existenz und ihrer Hilflosigkeit in Seiner Gegenwart so blind sein gegenüber all diesen offensichtlichen Wahrheiten? Wie können sie ihre Augen verschließen und wie der Vogel Strauss den Kopf in den Sand stecken angesichts der Folgen, die dieses Verhalten nach sich ziehen wird?

Die meisten Menschen verhalten sich nicht etwa deswegen so, weil sie nicht verstehen könnten, was sie eigentlich tun sollten, sondern weil sie sich selbst täuschen, trotzdem ihr Gewissen klar sehen kann, was richtig wäre. Das Wort "Täuschung" ist genau das Richtige dafür, denn diese Menschen sind weder unwissend noch unfähig, die Wahrheit zu verstehen. Ihr Problem ist ihre tiefe Verstrickung in das weltliche Leben und ihr Unvermögen, ehrlich die Realitäten sehen zu wollen, weil sie entweder insgeheim oder offen das Jenseits leugnen. Allah beschreibt solche Menschen im Quran so:

Abwenden aber will Ich von Meiner Botschaft diejenigen, die sich ohne Grund auf der Erde hochmütig benehmen. Selbst wenn sie alle Zeichen (der Wahrheit) sehen, wahrlich, sie glauben nicht daran. Und selbst wenn sie den rechten Weg sehen, so nehmen sie ihn nicht als Weg. Sehen sie aber den Weg des Irrtums, so nehmen sie ihn als Weg. Dies, weil sie Unsere Botschaft der Lüge bezichtigten und sich nicht darum kümmerten. Diejenigen, die Unsere Zeichen und das Eintreffen des Jenseits als Lüge erklären: Ihre Werke sind umsonst gewesen. Sollten sie anders belohnt werden als nach ihren Werken? (Sure al-A'raf 7:146-147)

Denjenigen, die das irdische Leben mehr lieben als das Jenseits und von Allahs Weg abhalten und ihn abzubiegen suchen. Sie befinden sich in einem großen Irrtum! (Sure Abraham 14:3)

In einem anderen Vers spricht Allah von der Achtlosigkeit dieser Menschen, die die Augen vor der Wahrheit verschließen und sich selbst in die Irre führen:

Die Zeit der Abrechnung nähert sich den Menschen, aber in ihrer Achtlosigkeit wenden sie sich ab. (Sure al-Anbiya 21:1)

Es steht völlig außer Frage, daß der Mensch den Tag des Gerichts erleben wird und daß er für sein Handeln auf dieser Welt Rechenschaft ablegen muß. Völlig teilnahmslos zu bleiben und keinen Versuch zu unternehmen, solche Achtlosigkeit zu überwinden, ist ein für Allah unannehmbares Verhalten, und es ist Sein Wille, daß dieses im Jenseits entsprechend vergolten wird. Auch unser Prophet erinnerte die Menschen mit folgenden Worten an das schnell nahende Jenseits: Das Paradies ist jedem von euch näher als die Riemen seiner Sandalen, und genauso nahe ist das Feuer (der Hölle). (Ahmad ibn Hanbal, Ausgabe 1, Nummer 387; Imam Ibn Kathir, Das Leben dieser Welt ist ein vergänglicher Genuß)

Wer sich selbst also keinen ewig währenden Kummer bereiten will, sollte vorsichtig sein. Man täusche sich nicht selbst, indem man sich weltlichen Zielen verschreibt. Der wirkliche Sinn der Anwesenheit des Menschen in der Welt besteht nicht darin, beruflichen Erfolg zu haben, reich zu werden oder ein glückliches Heim einzurichten und Kinder zu haben. Der wirkliche Sinn der Existenz des Menschen ist es, Allah zu dienen, Sein Wohlgefallen und Seine Gnade zu erlangen und dadurch in Sein Paradies einzutreten. Natürlich können die Menschen während ihres Lebens in dieser Welt erfolgreich sein im Geschäftsleben, eine Führungsposition erreichen, und heiraten und Kinder bekommen, doch nur unter der Bedingung, daß dies nicht die einzigen Ziele sind, die sie sich setzen, sondern daß sie gleichzeitig Allahs Wohlgefallen suchen. Wer sich anders verhält, wird bei seinem Tode feststellen, daß alles andere seinen Wert verliert und er wird erkennen, daß Allah zu dienen das einzig wirklich Wichtige ist. Allah offenbart in einem Vers:

Und es ist weder euer Vermögen, noch sind es euere Kinder, was euch Uns nahebringt. Nur diejenigen, welche glauben und das Rechte tun, sollen vielfachen Lohn für das erhalten, was sie bewirkt haben, und in Sicherheit in den hohen Gemächern (des Paradieses) wohnen. (Sure Saba 34:37)

In anderen Versen spricht Allah von der Situation der Menschen, die sich selbst vermittels Reichtum und anderer Vergünstigungen dieser Welt täuschen, den Zweck ihres Daseins vergessen und daher im Jenseits großes Leid erdulden werden müssen:

Und es ist weder euer Vermögen, noch sind es euere Kinder, was euch Uns nahebringt. Nur diejenigen, welche glauben und das Rechte tun, sollen vielfachen Lohn für das erhalten, was sie bewirkt haben, und in Sicherheit in den hohen Gemächern (des Paradieses) wohnen. (Sure al-Haqqa 69:27-31)

 

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  • Einführung
  • Der sinn der schöpfung
  • Religiosität ohne selbstbetrug
  • Geläufige selbsttäuschungen
  • Das ende derer die sich selbst betrügen
  • Aufrichtigkeit: der bessere weg