Teil 9 - Ashab-ı Kehf (die Sieben Schläfer)

Als die Jünglinge in der Höhle Zuflucht fanden, sagten sie: "O unser Herr! Gewähre uns Deine Barmherzigkeit und lenke unsere Sache zum besten."
(Sure al-Kahf: 10)

In der 18. Sure des Qurans namens "al-Kahf" (Höhle) wird von Jugendlichen erzählt, die sich in eine Höhle flüchteten um sich vor einem gottlosen Regime zu schützen, das gegen Gläubige Druck und Grausamkeit ausübte. Die Quranverse lauten folgendermaßen:

Glaubst du wohl, dass die Leute der Höhle und der Inschrift ein Wunderzeichen waren?

Als die Jünglinge in der Höhle Zuflucht fanden, sagten sie: "O unser Herr! Gewähre uns Deine Barmherzigkeit und lenke unsere Sache zum Besten!"

Da verhüllten Wir ihre Ohren in der Höhle für viele Jahre.

Efes'te Ashab-ı Kehf'e ait olduğuna inanılan mağaranın içi

Dann weckten Wir sie auf, um wissen zu lassen, wer von den beiden Parteien die Zeitdauer ihres Verweilens am Besten zu erfassen vermochte.

Wir berichten dir ihre Geschichte wahrheitsgemäß. Siehe, es waren Jünglinge, die an ihren Herrn glaubten. Und Wir ließen ihnen Rechtleitung zukommen.

Und Wir stärkten ihre Herzen. Da erhoben sie sich und sagten: "Unser Herr ist der Herr der Himmel und der Erde. Niemals rufen wir außer Ihm einen (anderen) Gott an. Wahrlich, wir würden sonst etwas Unsinniges von uns geben.

Dieses Volk von uns hat sich andere Götter neben Ihm erwählt, ohne dass sie dafür einen klaren Beweis erbringen? Wer aber ist sündiger, als wer über Allah eine Lüge erdichtet?

Und wenn ihr euch von ihnen und von dem, was sie außer Allah anbeten, getrennt und in der Höhle Zuflucht gesucht habt, wird euer Herr Seine Barmherzigkeit über euch ausbreiten und euere Sache zum Besten leiten."

Und hättest du die Sonne beim Aufgang sich von der Höhle nach rechts wegneigen und beim Untergang nach links abbiegen sehen können, während sie sich in ihrem Inneren befanden. Dies ist eines der Zeichen Allahs. Wen Allah leitet, der ist rechtgeleitet; und wen Er irregehen lässt, für den findest du weder Beschützer noch Führer.

Und du hättest sie für wach gehalten, obwohl sie schliefen. Und wir drehten sie nach rechts und nach links um. Und ihr Hund lag mit ausgestreckten Pfoten auf der Schwelle. Wärst du auf sie gestoßen, wärst du vor ihnen geflüchtet, mit Grausen vor ihnen erfüllt.

Und so weckten Wir sie auf, damit sie einander befragten. So fragte einer von ihnen: "Wie lange seid ihr nun hier geblieben?" Sie sprachen: "Wir blieben einen Tag oder den Teil eines Tages." (Andere) sagten: "Euer Herr weiß am besten, wie lange ihr hier gewesen seid. Schickt also einen von euch mit diesen eueren Silbermünzen zur Stadt, damit er schaut, wer die bekömmlichste Speise hat und euch davon bringt. Er muss aber freundlich sein und euch Niemanden verraten.

Denn wenn sie euch finden, steinigen sie euch, zu ihrem Glauben zurückzukehren. Und dann würde es euch nie mehr wohlergehen!"

Und Wir verrieten sie (ihnen) doch, damit sie erkannten, dass Allahs Verheißung wahr und dass an der Stunde kein Zweifel ist. Als sie nun untereinander über sie stritten, sagten (einige): "Baut ein Gebäude zu ihrem Gedächtnis. Ihr Herr weiß über sie am besten Bescheid." Diejeniegen aber, welche in dem Streit den Sieg davon trugen, sprachen: "Wir wollen zu ihrem Gedächtnis eine Moschee errichten."

Manche werden sagen: "Sie waren drei, und der vierte von ihnen war ihr Hund." Und (andere) werden sagen: "Fünf, und der sechste war ihr Hund"- ein Hin- und Herraten über das Unbekannte. Und einige werden sagen: "Sieben, und der achte war ihr Hund." Sprich: "Mein Herr kennt ihre Zahl: nur wenigen ist sie bekannt. "Und äußere über sie im Meinungsstreit nur, was eindeutig ist, und erkundige dich hierüber bei keinem

Und sage nie über etwas: "Ich werde das bestimmt morgen tun", ohne hinzuzufügen: "So Allah will!" Und erinnere dich deines Herrn, wenn du es vergessen hast, und sprich: "Möge mein Herr mich immer näher zum Rechten leiten."

Nun: Sie verweilten in ihrer Höhle dreihundert Jahre und noch neun dazu.

Sprich: "Allah weiß genau, wie lange sie verweilten. Er kennt das Geheimnis der Himmel und der Erde. Er ist der Sehende und der Hörende. Außer Ihm haben sie keinen Beschützer. Und er beteiligt niemand an Seiner Befehlsgewalt. (Sure al-Kahf: 9-26)

Es wird vermutet, dass der grausame Herrscher, der die Sieben-schläfer, die sowohl in christlichen, als auch in islamischen Quellen gelobt werden, verfolgte, der römische Kaiser Decius war. Die Jugendlichen, die Decius' Druck und Grausamkeit ausgesetzt waren, hatten die Gesell-schaft, in der sie lebten, mehrmals davor gewarnt, den Glauben an Allah nicht zu verlieren. Sie hatten beschlossen, ihre Heimat zu verlassen, da sich die Gesellschaft gegenüber ihrer Botschaft gleichgültig verhielt, der Kaiser den Druck verstärkte und ihnen den Tod androhte.

Auch historische Dokumente haben belegt, dass die Urchristen von den verschiedensten römischen Kaisern auf das grausamste unterdrückt wurden. In dem Brief, den der römische Gouverneur Pilinius (69-113 n.Chr.) aus Nordwestanatolien an Kaiser Trajan schrieb, ist die Rede von "den Anhängern Jesus Christus die bestraft wurden, weil sie die Statue des Kaisers nicht angebetet haben". Dieser Brief ist eines der wichtigsten Dokumente, das uns über die damalige Christenverfolgung Auskunft gibt. Die Jugendlichen, die in dieser Atmosphäre dazu aufgefordert wurden, anstelle von Allah dem Kaiser oder einem antireligiösen System Folge zu leisten, sahen dies nicht ein und sagten:

Kuzey batı Anadolu'da bulunan Roma Valisi Piliniyus'un (MS 69-113) İmparator Trayanus'a yazdığı mektupta "İmparator'un heykeline tapınmadıkları için cezalandırılan Mesihçiler"den (Hıristiyanlardan) bahsedilir. Bu mektup, o dönemde İsevilere yapılan baskıları anlatan önemli belgelerden birisidir. İşte böyle bir ortamda kendilerinden Allah'ı bırakıp imparatora veya din karşıtı bir sisteme boyun eğmeleri istenen gençler, bunu kabul etmemişler ve şöyle demişlerdir:

... "Unser Herr ist der Herr der Himmel und der Erde. Niemals rufen wir außer Ihm einen (anderen) Gott an. Wahrlich wir würden sonst etwas Unsinniges von uns geben. Dieses Volk von uns hat sich andere Götter neben Ihm erwählt, ohne dass sie dafür einen klaren Beweis beibringen. Wer aber ist sündiger, als wer über Allah Falsches ausheckt? (Sure al-Kahf: 14-15)

Über den Ort, an dem die Siebenschläfer gelebt haben, gibt es verschiedene Auffassungen. Ephesus und Tarsus kommen in Frage.

Fast alle christlichen Quellen sind der Meinung, dass die Höhle der Jünger sich in Ephesus befindet. Auch einige Islamwissenschaftler und Qurankommentatoren teilen diese Meinung. Andere versuchen zu beweisen, dass sich die Höhle der Siebenschläfer in Tarsus befand. Wir werden hier beiden Möglichkeiten nachgehen. All diese Forscher und Kommen-tatoren stimmen darin überein, dass sich die Geschichte in der Zeit des römischen Kaisers Decius (oder Decianus), etwa 250 n.Chr. ereignet hat.

Decius und Nero sind die römischen Kaiser, die die Christen am schlimmsten tyrannisiert haben. In der kurzen Periode, in der Decius an der Macht war, hat er ein Gesetz erlassen, das alle Untertanen verpflichtete, den römischen Göttern zu opfern. Die Erfüllung dieser Opferpflicht als Götzendienst musste schriftlich belegt und auf Verlangen den Staatsbeamten vorgezeigt werden. Wer sich dem Gesetz nicht fügte, erwartete die Todesstrafe. Die christlichen Quellen besagen, dass ein erheblicher Teil der Christen diesen Götzendienst zu vermeiden suchte, indem sie "von einer Stadt in die andere" flüchteten oder sich an geheimen Zufluchtsorten versteckten. Die Siebenschläfer sind höchstwahrscheinlich eine rechtschaffene Gruppe unter diesen Christen.

Das Geschehnis ist von christlichen und muslimischen Historikern und Kommentatoren im geschichtlichen Stil erzählt und infolge zahlreicher erfundener und hinzugefügter Berichte in eine Sage umgewandelt worden. Doch das Ereignis ist und bleibt eine historische Tatsache.

Befindet sich die Höhle der Siebenschläfer (Ashab-i Kehf) in Ephesus?

Efes'teki mağaranın dıştan görünüşü

Über den Ort, an dem die Siebenschläfer gelebt haben und die Höhle, in der sie Zuflucht fanden, ist man sich nicht einig. Der wichtigste Grund dafür ist: Das Volk wünscht sich, dass derart mutige und tapfere Menschen aus ihrem Umkreis stammen. Außerdem sind sich die Höhlen in diesen Gebieten sehr ähnlich. In fast all diesen Gebieten gibt es zum Beispiel einzelne Tempel, die über den Höhlen gebaut wurden.

Ephesus ist den Christen heilig. Denn in Ephesus gibt es ein Haus, von dem man behauptet, es habe die Jungfrau Maria darin gewohnt und es wurde im nachhinein in eine Kirche umgewandelt. Dass auch die Siebenschläfer in diesem Gebiet gelebt haben, halten christliche Quellen für wahrscheinlich.

Die älteste Quelle, die über das Geschehnis berichtet ist der syrische Mönch Saruclu James. (Geburtsjahr 452 n.Chr.) Der berühmte Historiker Gibbon hat in seinem Buch "Der Untergang des Römischen Reiches" James sehr viel zitiert. Danach ist der Name des Königs, der die sieben christlichen Jugendlichen quälte und sie somit zur Flucht zwang, Kaiser Decius. Decius war zwischen 249 und 251 n.Chr. an der Macht. Seine Regierungsperiode ist für Folterungen berüchtigt, die an den Anhängern von Jesus verübt wurden. Nach muslimischen Kommentatoren heißt der Ort, an dem sich der Fall ereignet hat, "Aphesus" oder "Aphesos",bei Gibbon ist es Ephesos. Die Stadt liegt an der Westküste Anatoliens und war zu ihrer Zeit einer der größten Häfen und eine der größten Städte des römischen Reiches. Ihre Ruinen sind noch heute zu besichtigen.

Nach muslimischen Forschern ist der Name des Kaisers, in dessen Regierungsperiode die Jugendlichen aus ihrem langen Schlaf erwacht sind, Tezusius, nach Gibbon hingegen heißt er Theodosius II. Dieser Kaiser war in den Jahren 408-450 n.Chr. auf dem Thron, nachdem das Römische Reich die christliche Religion zur Staatsreligion erhoben hatte.

In einigen Auslegungen des folgenden Quranverses wird betont, dass der Eingang der Höhle nördlich lag und aus diesem Grund kein Tageslicht hereinließ. Somit war es auch nicht möglich, dass jemand, der an der Höhle vorbeiging, hineinblicken konnte. Im Quran heißt es:

Und du hättest die Sonne beim Aufgang sich von der Höhle nach rechts wegneigen und beim Untergang nach links abbiegen sehen können, während sie sich in ihrem Inneren befanden. Dies ist eines der Zeichen Allahs. Wen Allah leitet, der ist rechtgeleitet; und wen Er irre gehen läßt, für den findest du weder Beschützer noch Führer. (Sure al-Kahf: 17)

Auch der Archäologe Dr. Musa Baran vertritt in seinem Buch "Ephesus" die Meinung, dass die Jugendlichen in Ephesus gelebt haben und fügt hinzu:

Sieben Jugendliche, die im Jahre 250 v.Chr. in Ephesus lebten, wählten das Christentum und lehnten den Götzendienst ab. Die Jugendlichen, die Zuflucht suchten, fanden am nördlichen Abhang des Berges Pion eine Höhle. Die römischen Soldaten ertappten sie dabei und bauten am Eingang der Höhle eine Mauer.45

Bei den Ausgrabungen, die das österreichische Archäologieinstitut im Jahre 1926 in diesem Gebiet durchführte, stellte man fest, dass die Ruinen am östlichen Abhang des Berges Pion dem Bauwerk angehören, das Mitte des V. Jahrhunderts (Periode von Theodosius II.) im Namen der Siebenschläfer errichtet wurde.46

Befindet sich die Höhle der Siebenschläfer in Tarsus?

Der zweite Ort, in dem die Siebenschläfer gelebt haben sollen, ist Tarsus. Tatsächlich befindet sich im Nordwesten von Tarsus ein Berg, der Encilüs oder auch Bencilüs genannt wird. Auf diesem Berg ist eine Höhle, die den Beschreibungen im Quran entspricht.

Die Ansicht, dass es sich bei diesem Ort um Tarsus handelt, wird von vielen islamischen Gelehrten vertreten. Tabari, einer der berühmtesten Qurankommentatoren, bezeichnet in seinem Buch "Tarikh-al Umam" den Berg, in dem sich die Höhle der Siebenschläfer befindet, als "Bencilüs" und meint, er befände sich in Tarsus.47

Muhammed Emin, auch ein bekannter Kommentator, ist der Meinung, der Berg hieße "Pencilüs" und befände sich in Tarsus. Der Name, der "Pencilüs" ausgesprochen wird, wird manchmal auch als "Encilüs" gebraucht. Muhammed Emin meint, dass der Unterschied in der Aussprache des "p" Lautes liege, oder durch den Buchstabenverlust entstehe, der als Lautverschiebung bezeichnet wird.48

Und Fahreddin Razi, wiederum ein bekannter Qurangelehrter, schreibt in seinem Werk, "auch wenn dieser Ort als Efsus bezeichnet wird, ist eigentlich damit Tarsus gemeint, denn Efsus ist ein anderer Name von Tarsus."49

Tarsus'ta Ashab-ı Kehf'e ait olduğuna inanılan mağara

In den Quranauslegungen von Kadi Beyzavi, Nesefi, Dschelaleyn, Tibyan, Elmalili, Ö. Nasuhi Bilmen und vieler anderer Gelehrter kommt der Name dieses Ortes als "Tarsus" vor. Außerdem erklären diese Gelehrten den im 17. Quranvers vorkommenden Satz "als die Sonne aufging, richtete sie sich von rechts nach ihrer Höhle, als sie unterging, schnitt sie sie von links" so, dass der Eingang der Höhle auf diesem Berg im Norden liegt.50

Man hat sich für den Ort, an dem die Siebenschläfer gelebt haben, auch in der Periode des osmanischen Reiches interessiert und diesbezüglich Forschungen durchgeführt. In den osmanischen Archiven, gibt es darüber eine Reihe von Korrespondenzen und Informationen. In einem Brief, den die Regionalverwaltung von Tarsus an den Schatzmeister des Osmanischen Reiches geschickt hat, wird eine Gehaltsanweisung für diejenigen, die sich um den Schutz und die Sauberkeit der Höhle der Siebenschläfer auf dem Berg Bencilus in Tarsus kümmern, beantragt. Als Antwort auf diesen Brief ist mitgeteilt worden, dass bevor die geforderten Gehälter von der Staatskasse gezahlt würden, zuerst erforscht werden müsse, ob dies tatsächlich der Ort sei, an dem die Siebenschläfer gelebt haben. In einem vom Parlament in Auftrag gegebenen Forschungsbericht wurde Folgendes zum Ausdruck gebracht: "Nördlich von Tarsus, einer Stadt in der Provinz Adana, in einer Entfernung von zwei Stunden liegt ein Berg, auf dem sich eine Höhle befindet, deren Eingang entsprechend der Quranaussage im Norden liegt."5151

Die Fragen wer die Siebenschläfer waren, wann und wo sie gelebt haben, brachte die Wissenschaftler dazu, diesbezüglich Forschungen anzustellen. Somit entstanden zahlreiche Kommentare zu diesem Thema. Doch keiner dieser Kommentare ist definitiv und in diesem Zusammenhang können auf die Fragen, in welchem Zeitabschnitt diese gläubigen Jugendlichen gelebt haben, oder wo sich die Höhle, die in den Quranversen erwähnt wird, genau befindet, keine endgültigen Antworten gegeben werden.

DİPNOTLAR

45. Musa Baran, Efes, s. 23-24.

46. L. Massignon, Opera Minora, Cilt III, s. 104-108.

47. Taberi, Tarih-ul İmem.

48. Muhammed Emin.

49. Fahreddin Razi.

50. Kadı Beyzavi'nin, Nesefi'nin, Celaleyn ve Tıbyan tefsirlerinde, Elmalılı'nın, ö. Nasuhi Bilmen'in tefsirlerinde.

51. Ahmet Akgündüz, Tarsus Tarihi ve Ashab-ı Kehf.