Bislang haben wir nur die physischen Qualen der Hölle besprochen. Doch genauso wie diese physische Qual, gibt es in der Hölle auch eine grausame psychische Qual. Reue, Hoffnungslosigkeit, Demütigung, Erniedrigung, Scham und Enttäuschung sind die Gefühle, die von diesen verschiedenen Qualen hervorgerufen werden.
Auf die eine oder die andere Art und Weise erfährt jeder im Leben einmal psychische Qualen. Zum Beispiel verursacht das Verlieren seines nächsten Freundes, Ehepartners oder seiner Kinder oder die Erkenntnis, von jemandem betrogen zu werden, in den man grenzenloses Vertrauen gesetzt hat, bei jedem Menschen einen großen Kummer. Dieser Kummer ist in der Tat eine besondere Form von Qual, die Allah dem Menschen beispielsweise als eine Strafe für die Überbewertung eines Verstorbenen oder eines Betrügers ins Herz pflanzt. Das Individuum muss zu allererst Allah gegenüber Gefühle von Liebe, Würdigung, Ehrfurcht, Hingabe, Vertrauen und Freundschaft demonstrieren. Wer dies nicht tut und solche Gefühle nur auf jemanden projiziert, der auch nur von Allah erschaffen wurde und somit von Ihm abhängig ist, der gesellt Allah gleichwertige Partner bei, betreibt also Götzendienerei und verursacht so unweigerlich seine eigene psychische Qual. Götzendiener fühlen diesen Kummer, auf das sie vielleicht Lehren daraus ziehen, um Verzeihung bitten und sich an Allah wenden, bevor der Tod sie einholt. Das, was "vergöttert" wird, muss nicht unbedingt ein Mensch sein. Es gibt andere Dinge, die die Menschen sich als Götzen nehmen. Reichtum, Geld, Vermögen, Ruhm, kurz. jede Vorstellung, die neben Allah verehrt und angestrebt wird, kann eine Art Götze darstellen.
Der Schmerz, den der Verlust dieser Götzen dem Herz des Menschen in dieser Welt zufügt, ist jedoch nichts als ein Nadelstich verglichen mit der großen Qual, die in der Hölle wartet. Im Prinzip ist er eine Warnung. In der Hölle, erwartet den Götzendiener die wahre und nie endende Form dieses Schmerzes. Manchmal wird diese psychische Qual so intensiv, dass er die physische Folter vorziehen würde. Sogar Selbstmord würde als eine Erlösung angesehen. Dieser psychische Aspekt der Höllenqualen wird im Quran betont und beschrieben als ein "Feuer, das direkt ins Herz reicht":
Wehe einem jeden Verleumder und Nörgler, der ein Vermögen zusammenscharrt und (immer wieder) abzählt, im Glauben, dass sein Vermögen ihn unsterblich mache. Keineswegs! Wahrlich, er wird in die Zertrümmernde (al-Hutame) hinabgestürzt werden. Und was lässt dich wissen, was die Zertrümmernde ist?: Das von Allah entfachte Feuer, das bis in die Herzen dringt! Es wird über ihnen zusammenschlagen in langen (Feuer-)Säulen. (Sure 104:1-9 – al-Humaza)
Selbst die schlimmsten Schmerzen in dieser Welt gehen irgendwann vorüber. Vielleicht bleiben einige Spuren, doch die Zeit heilt letztlich selbst die größten Wunden. In der Hölle dagegen dringt ein weit bitterer Schmerz in die Herzen der Ungläubigen wie Feuer und bleibt ewig dort.
Die psychische Qual verursacht Gefühle der Hoffnungs-losigkeit und Demütigung, des Zorns und des Hasses. Die Ungläubigen werden, genau wie dem physischen Schmerz, auch einem unerträglichen psychischen Schmerz ausgesetzt werden.
Viele Verse bezüglich der Hölle informieren uns, dass die Ungläubigen in der Hölle den schlimmsten Demütigungen und Erniedrigungen ausgesetzt werden. Sie erhalten diese Bestrafung aufgrund ihrer Arroganz und ihres Stolzes.
In dieser Welt ist es eines der Hauptziele von Ungläubigen, andere dazu zu bringen, sie zu beneiden und ihre Persönlichkeit und ihren gesellschaftlichen Status zu bewundern. Eine herausragende Karriere, Kinder, schöne stattliche Wohnhäuser, Autos und ähnliche andere weltliche Leidenschaften bedeuten dem Individuum mehr, wenn sie Teil einer eitlen Selbstdarstellung werden. Tatsächlich wird im Quran das Angeben mit Reichtum und materiellen Dingen als eine der Verführungen des weltlichen Lebens bezeichnet.
Diese Leidenschaft namens "Angeben" führt im Jenseits zu großer Qual, zu Entwürdigung sowie zu physischen Schmerzen. Denn der Ungläubige vergaß Allah, der allein der Verehrung würdig ist (Sure 2:267 – al-Baqara) und nahm sich seine Launen und Wünsche als "Götter" (Sure 25:43 – al-Furqan) . So hat er sich hauptsächlich damit beschäftigt, selbst Verherrlichung zu erlangen, anstatt Allah zu lobpreisen und zu ehren. Er verbrachte sein Leben damit, nach dem Respekt und der Anerkennung anderer Leute zu streben anstatt sich Allahs Wohlgefallen zu verdienen. Aus diesem Grund trifft es ihn unglaublich hart, wenn er vor anderen Leuten gedemütigt wird.
Der schrecklichste Alptraum eines Ungläubigen ist es, vor anderen Leuten erniedrigt und gedemütigt zu werden. Es gibt sogar einige Menschen, die freiwillig sterben würden um solch einer Bloßstellung zu entgehen. Bestimmte Situationen in der Hölle haben dieses Merkmal im Kern. Der traurige Zustand der Bewohner der Hölle stammt hauptsächlich von ihrem ursprünglichen Hochmut. Niemals zuvor wurden sie derart erniedrigt wie jetzt. Zahlreiche Verse weisen uns auf diese Tatsache hin:
Eines Tages aber werden die Ungläubigen dem Feuer ausgesetzt werden: "Ihr habt euer Guthaben in euerem irdischen Leben aufgezehrt und genossen. Heute werdet ihr für eueren grundlosen Stolz auf Erden mit der Strafe der Schmach belohnt und auch dafür, dass ihr Frevler wart." (Sure 46:20 – al-Ahqaf)
Und die Ungläubigen sollen ja nicht glauben, dass der ihnen von Uns gewährte Aufschub für ihre Seelen gut ist. Wir schenken ihnen langes Leben nur, damit sie in Sünde wachsen. Und für sie ist schmähliche Strafe. (Sure 3:178 – Al-'Imran)
Die Ungläubigen werden tausenden verschiedenen Arten von Erniedrigender Behandlung ausgesetzt... noch erniedrigter als die Behandlung von Tieren in dieser Welt. Eisenpeitschen, Ketten und Schellen werden Mittel der Demütigung sein. Die Ungläubigen werden an Pfeiler gebunden, gefesselt und angekettet.
Im Prinzip ist Demütigung die Quintessenz aller Qualen in der Hölle. Während die Ungläubigen beispielsweise ins Feuer geworfen werden, spüren sie diese Demütigung. Ihre grausame Behandlung beginnt mit dem Moment, an dem sie auferstehen und in die Hölle geschickt werden. Ihre Bestrafung wird niemals enden.
Unter Milliarden von Menschen wird der Ungläubige von den Engeln gepackt und bei seiner Stirnlocke und seinen Füßen gezerrt. In den Worten des Quran:
Die Sünder werden an ihren Merkmalen erkannt und dann an Schopf und Füßen gepackt.(Sure 55:41 – ar-Rahman)
In der Hölle muss der Ungläubige eine Behandlung über sich ergehen lassen, die noch schlimmer als die der Tiere ist. Er wird an seinen Haaren gepackt, über den Boden gezerrt und dann in die Hölle geworfen. Unfähig, sich zu widersetzen, wird er um Hilfe flehen, doch ohne erhört zu werden. Sein wachsendes Gefühl der Verzweiflung vergrößert seine Qual noch mehr:
Wenn er nicht ablässt, werden Wir ihn gewiss am Schopf ergreifen, dem verlogenen, rebellischen Schopf! Mag er ruhig seine Berater rufen. Wir werden die Strafengel rufen! (Sure 96:15-18 – al-'Alaq)
Wie die Verse beschreiben, werden die Ungläubigen "ins Feuer der Hölle gestoßen werden" (Sure 52:13 – at-Tur) und "auf ihren Gesichtern in der Hölle versammelt werden" (Sure 25:34 – al-Furqan). Ähnlich,
Wer aber mit Bösem kommt, die sollen mit ihren Gesichtern voraus in das Feuer gestürzt werden. "Werdet ihr anders belohnt als für das, was ihr getan habt?'' (Sure 27:90 – an-Naml)
Eines Tages werden sie auf ihren Gesichtern in das Feuer geschleift werden: "Kostet es denn, dem Höllenfeuer ausgesetzt zu sein." (Sure 54:48 – al-Qamar)
Die Entwürdigung und Demütigung des Ungläubigen wird noch viel intensiver, sobald er sich erst einmal in der Hölle befindet. Außer dem physischen Schmerz überkommt die Bewohner der Hölle ein intensives Gefühl von Entwürdigung:
Packt ihn und schleift ihn mitten in die Flammen der Hölle. Dann gießt die Qual des siedenden Wassers über sein Haupt. Koste! Du warst doch angeblich der Mächtige, der Edle! Das ist es nun, worüber ihr in Zweifel wart!" (Sure 44:47-50 – ad-Dukhan)
Um die Ungläubigen zu demütigen, werden insbesondere Peitschen, Schellen und Ketten benutzt:
Nehmt ihn und fesselt ihn! Dann lasst ihn in der Hölle brennen! Dann legt ihn an eine Kette von siebzig Ellen Länge! Siehe, er glaubte nicht an Allah, den Gewaltigen. Und sorgte sich nicht um die Speisung des Armen. (Sure 69:30-34 – al-Haqqa)
In dieser Welt werden selbst Tiere nicht angekettet, abgesehen von gefährlichen und wilden Tieren. Und nur ein Mensch, der unheilbar geisteskrank ist und eine Gefahr für seine Umwelt darstellt, wird angekettet. Somit sind diejenigen, die in die Hölle geschickt werden, die niedrigsten aller Kreaturen. Sie werden mit "einer Kette gefesselt, die siebzig Ellen lang ist", wie in dem oben zitierten Vers angegeben. Andere Verse beschreiben diese erniedrigende Qual detailliert:
Wenn sie um ihren Nacken Ketten und Fesseln tragen und sie geschleift werden in das siedende Wasser und dann in das Feuer geworfen werden. Dann wird zu ihnen gesprochen werden: "Wo ist nun das, was ihr (Ihm) beigesellt hattet?" (Sure 40:71-73 – Ghafir)
... Das sind die, welche ihren Herrn verleugnen und die ein Joch um den Hals tragen werden. Und sie werden Bewohner des Feuers sein und ewig darin verweilen. (Sure 13:5 – ar-Ra'd)
An dem Tage wirst du die Sünder in Fesseln zusammengekoppelt sehen, in Kleidern aus Pech. Und das Feuer wird über ihre Angesichter schlagen, damit Allah jeden nach seinem Verdienst belohne. Siehe, Allah ist schnell im Rechnen. (Sure 14:49-51 – Ibrahim)
Diese beiden sind Widersacher, die über ihren Herrn streiten. Aber für die Ungläubigen sind Kleider aus Feuer zurechtgeschnitten. Über ihre Köpfe wird siedendes Wasser gegossen, das ihre Eingeweide und ihre Haut schmelzen lässt. Und eiserne Keulen sind für sie bestimmt. (Sure 22:19-21 – al-Hadsch)
Die dunkle Atmosphäre, welche die Szenen der entwürdigenden Qualen begleitet, wird auf den Gesichtern der Menschen in der Hölle deutlich. Auch in dieser Welt kann man Menschen, die gedemütigt, entehrt und misshandelt werden, ihre psychischen Probleme ansehen. So wird auch die Entwürdigung in der Hölle das Aussehen ihrer Bewohner beeinflussen, wie im folgenden Vers angegeben:
Manche Gesichter werden an diesem Tage niedergeschlagen sein. (Sure 88:2 – al-Ghadschiya)
Wir dürfen nicht vergessen, dass neben all den Formen der Demütigung, die wir bislang besprochen haben, verschiedenste andere Methoden in der Hölle angewandt werden. Im Quran wird der Begriff "Demütigung" betont und zur Illustration werden einige Beispiele angebracht. Doch wir müssen daran denken, dass dies ein breiter Begriff ist, der keinesfalls auf einige Beispiele begrenzt werden kann. Alle Gefühle, Behandlungen oder Ereignisse, die in dieser Welt Demütigung für den Menschen bedeuten, sind in dieser Vorstellung mit inbegriffen und sie werden allesamt in der Hölle auftauchen.
Am Zeitpunkt seiner Auferstehung erkennt der Ungläubige bitterlich, welches Unrecht er getan hat. Die Reue, die aus dieser Erkenntnis resultiert, lässt es ihm kalt den Rücken hinunterlaufen. Seine verzweifelte Situation wird durch diese tiefe Reue enorm verschlimmert.
Wenn der Ungläubige mit seinen Taten in dieser Welt konfrontiert wird, versteht er, dass er keine Aussicht hat, jemals wieder ein Gefühl der Ehre, Würdigung oder des Stolzes zu haben. So bittet er um noch eine letzte Chance. Er bittet darum, in sein altes Leben zurückkehren zu dürfen, um seine Verfehlungen wieder "geradezubiegen". Seine alten Freunde und Verwandten, mit denen er das Leben genoss, will er dabei nie wieder sehen. Alle Freundschaften, alle Banden werden zerstört. Der Lebensstil und die Traditionen der Menschen in diesem Leben, ihre Häuser, Autos, Partner, Kinder, Gesellschaften, die Ideologien, die sie befürworteten... all jene Dinge verlieren ihren Wert und verschwinden. Sie werden ganz einfach durch Qualen ersetzt. Die Stimmung, die vom Schrecken dieses Tages verursacht wird, wird folgendermaßen beschrieben:
Sähst du nur, wie sie vor das Feuer gestellt werden und dann sprechen: "Ach, dass wir doch zurückgebracht würden. Wir würden dann die Botschaft unseres Herrn nicht mehr der Lüge zeihen und würden gläubig sein!" Ja, da ist ihnen klar geworden, was sie zuvor verhehlten. Aber wenn sie auch zurückgebracht würden, sie würden doch wieder zu dem ihnen Verbotenen zurückkehren; denn siehe, sie sind fürwahr Lügner. Und sie behaupten: "Es gibt kein anderes als unser irdisches Leben, und wir werden nicht auferweckt." Aber sähst du nur, wie sie vor ihren Herrn gestellt werden! Er wird sprechen: "Ist dies nicht wirklich?" Sie werden sprechen: "Jawohl, bei unserem Herrn!" Er wird sprechen: "So kostet die Strafe dafür, dass ihr nicht geglaubt habt!" (Sure 6:27-30 – al-An'am)
Gesellschaftlicher Status und hierarchische Beziehungen, die in dieser Welt für bedeutsam gehalten wurden, verlieren all ihre Bedeutung in der Hölle. Der Zustand der Menschen und ihrer Führer in der Hölle bringt sie dazu, sich gegenseitig zu verfluchen:
Wenn sich einst die Anführer angesichts der Strafe von den Verführten lossagen, werden die Bande zwischen ihnen zerschnitten sein. Und die Verführten werden sprechen: "O könnten wir doch (auf die Erde) zurückkehren, dann würden wir uns von ihnen lossagen, wie sie sich von uns lossagten!" So aber wird Allah ihnen ihre Werke zeigen. Seufzen wird über sie kommen, und sie entrinnen dem Feuer nicht. (Sure 2:166, 167 – al-Baqara)
Am Tage, an dem ihre Gesichter im Feuer gewendet werden, werden sie sagen: "O wenn wir doch Allah gehorcht hätten und dem Gesandten!" Dann werden sie sagen: "O unser Herr! Wir gehorchten tatsächlich unseren Herrschern und Großen, und sie führten uns vom Weg ab. O unser Herr! Gib ihnen die doppelte Strafe und verfluche sie mit einem großen Fluch!" (Sure 33:66-68 – al-Ahzab)
Miteinander hadernd werden sie dort rufen: "Bei Allah! Wir waren wirklich in offenkundigem Irrtum, als wir euch mit dem Herrn der Welten gleichsetzten. Und niemand anders verführte uns als die, welche selbst Übeltäter waren. So haben wir nun niemanden zum Fürsprecher und keinen mitfühlenden Freund. Doch gäbe es für uns eine Rückkehr, dann wären wir gewiss gläubig." Darin ist wahrlich ein Zeichen! Und doch wollen die meisten nicht glauben. (Sure 26:96-103 – asch-Schu'ara')
Unter den Menschen in der Hölle, welche einer ewigen Qual begegnen, entsteht Streitsucht. Jeder klagt die anderen an. Ehemals vertraute Freunde hassen einander. Die Hauptquelle dieses Hasses ist die Freundschaft, die sie in dieser Welt hegten. Sie verführten einander, Sünden zu begehen und "ermutigten" sich gegenseitig zum Unglauben. Alle Vorstellungen hinsichtlich Freundschaft verschwinden im Angesicht des Höllenfeuers, und alle engen Beziehungen in dieser Welt werden zerstört. Inmitten dieser riesigen Menschenmenge ist jeder allein und verflucht alle anderen:
Und die Ungläubigen werden sprechen: "O unser Herr! Zeige uns diejenigen unter den Dschinn und Menschen, die uns irreführten. Wir wollen sie mit Füßen treten, damit sie zu den tiefst Erniedrigten gehören!" (Sure 41:29 – Fussilat)
Und wenn sie im Feuer miteinander rechten und die Schwachen zu den Hochtrabenden sprechen: "Seht, wir ahmten euch nach; könnt ihr uns nun nicht einen Teil der Feuerstrafe abnehmen?", da werden die Hochtrabenden sprechen: "Seht, wir alle sind darin. Wahrlich, Allah hat unter Seinen Dienern (endgültig) gerichtet!" (Sure 40:47, 48 – Ghafir)
Er wird sprechen: "Tretet ins Feuer ein zu den Scharen der Dschinn und Menschen, die vor euch lebten." Und so oft eine Gruppe eintritt, verflucht sie die vorausgegangene, bis sie alle eingetreten sind und die letzte über die erste spricht: "Unser Herr, diese da haben uns irregeführt; so gib ihnen die doppelte Feuerspein." Er wird sprechen: "Jeder verdient das Doppelte, doch ihr versteht dies nicht." (Sure 7:38 – al-A'raf)
"Diese Gruppe wird mit euch hineingeworfen! Kein Willkommen sei ihnen! Sie sollen im Feuer brennen!" Sie werden (zu ihren Verführern) sagen: "Ihr seid es, die nicht willkommen sind! Ihr brachtet alles über uns, und wie schlimm ist doch dieser Ort!" Sie werden hinzufügen: "O unser Herr! Wer all dies über uns gebracht hat - verdoppele ihm die Strafe im Feuer!" Und sie werden ausrufen: "Was ist, dass wir (gewisse) Männer nicht sehen, die wir zu den Bösen gezählt (und) die wir verspottet hatten? Oder haben wir sie nur übersehen?" So werden die Leute im Feuer tatsächlich miteinander streiten. (Sure 38:59-64 – Sad)
Die Menschen in der Hölle befinden sich in einem hoffnungslosen Zustand. Die Folter, die sie durchmachen, ist äußerst grausam und dazu endlos. Ihre einzige Hoffnung ist, zu weinen und um Erlösung zu flehen. Sie sehen die Menschen im Paradies und betteln um Wasser und Essen. Sie bereuen und flehen Allah um Vergebung an. Doch sind all diese Anstrengungen vergeblich.
Sie flehen die Wächter der Hölle an. Sie wollen, dass diese als Fürsprecher und Vermittler zwischen ihnen und Allah fungieren und ihn für sie um Gnade zu bitten. Ihr Schmerz ist so unerträglich, dass sie unbedingt von ihm erlöst werden wollen, selbst wenn es nur für einen einzigen Tag wäre:
Und diejenigen, die im Feuer sind, werden die Hüter der Hölle bitten: "Ruft eueren Herrn an, damit Er uns von der Pein (wenigstens für) einen Tag Erleichterung schafft!'' Sie werden antworten: "Kamen denn euere Gesandten nicht mit deutlichen Zeichen zu euch?" Sie werden sagen: "Jawohl." Sie werden hinzufügen: "So bittet weiter!" Aber die Bitte der Ungläubigen bleibt ohne Echo. (Sure 40:49, 50 – Ghafir)
Die Ungläubigen flehen kontinuierlich um Vergebung, doch sie werden strikt zurückgewiesen:
Sie werden sprechen: "O unser Herr! Wir hatten zu viel Pech und wurden so zu einem verirrten Volk. O unser Herr! Führe uns weg von hier. Und wenn wir rückfällig werden sollten, wahrlich, dann wären wir (echte) Sünder." Er wird sprechen: "Fort mit euch! Hinein! Kein Wort mehr mit Mir!" Siehe, einige Meiner Diener sagten: "O unser Herr! Wir glauben! Darum vergib uns und habe mit uns Erbarmen; denn Du bist ja der beste aller Erbarmer." Doch ihr triebt euren Spott mit ihnen, bis es euch die Erinnerung an Mich vergessen ließ, während ihr sie verlachtet. Heute aber belohne Ich sie für ihre Standhaftigkeit, und sie sollen glückselig sein. (Sure 23:106-111 – al-Mu'minun)
Dies ist die letzte Wendung Allahs an die Menschen in der Hölle. Seine Worte "Hinab mit euch darein, und fleht mich nicht an!" sind besiegelnd. Von nun an wird Allah den Menschen in der Hölle nichts mehr sagen. Diese Situation der vollkommenen Verlassenheit ist so schrecklich, dass man sie sich gar nicht vorstellen will.
Während die Sünder in der Hölle brennen, bleiben jene, die "Glück und Rettung" erlangen, im Paradies, welches mit endlosen Segen überläuft. Das Leiden der Menschen in der Hölle wird noch weit intensiver, wenn sie das Leben der Gläubigen im Paradies beobachten. Denn während sie unerträglicher Folter ausgesetzt werden, können sie die prächtigen Segen des Paradies "sehen".
Gläubige, welche in dieser Welt von Ungläubigen verhöhnt und verspottet wurden, führen jetzt ein vollendetes und frohes Leben und wohnen an herrlichen Orten, in prächtigen Häusern, mit schönen Frauen und genießen köstliches Essen und Trinken. Der Anblick der Gläubigen in ihrem Zustand des Friedens und des Überflusses erhöht die Demütigung der Menschen in der Hölle auf extreme Weise. Diese Szenen fügen ihrem Kummer noch größeren Schmerz hinzu.
Die Reue wird tiefer und tiefer. Die Tatsache, dass sie die Gebote Allahs in dieser Welt missachteten, bringt die Ungläubigen dazu, tiefste Reue zu spüren. Sie wenden sich an die Gläubigen im Paradies und versuchen, mit ihnen zu sprechen. Sie betteln um Hilfe und Sympathie von ihnen. Doch dies sind vergebene Anstrengungen. Auch die Menschen im Paradies sehen die Ungläubigen in der Hölle. Der Dialog zwischen den Menschen in der Hölle und den Menschen im Paradies ist wie folgt:
Die sich im Garten (des Paradieses) gegenseitig erkundigen werden nach den Sündern. "Was hat euch in das Höllenfeuer gebracht?" Sie werden antworten: "Wir gehörten nicht zu den Betenden, und wir speisten die Armen nicht, und wir schwätzten mit den Schwätzern, und wir leugneten den Tag des Gerichts bis die Gewissheit zu uns kam.'' Ihnen kann keine Fürsprache eines Fürsprechers etwas nützen. (Sure 74:40-48 – al-Muddaththir)
Gläubige und Heuchler werden miteinander streiten. Heuchler sind die Leute, die für eine bestimmte Zeit bei den Gläubigen blieben. Obwohl sie keinen Glauben in ihren Herzen trugen und rein aus Gründen des persönlichen Gewinns führten sie ihre religiösen Pflichten aus, als ob sie Gläubige wären. So verdienen sie die Bezeichnung als "Heuchlern". Im Höllenfeuer flehen sie die Gläubigen an, ihnen zu helfen. Der Dialog zwischen diesen zwei Gruppen wird im Quran folgendermaßen beschrieben:
An diesem Tage sagen die Heuchler und Heuchlerinnen zu den Gläubigen: "Wartet auf uns, damit wir an euerem Licht das unsere entzünden!" Es wird gesprochen werden. "Kehrt zurück und sucht euch Licht!" Und eine Mauer mit einem Tor darin wird zwischen ihnen errichtet werden. Innen ist Barmherzigkeit und außen Qual. Sie werden ihnen zurufen: "Waren wir nicht mit euch?" Sie werden antworten: "Jawohl! Doch habt ihr euch selbst der Versuchung ausgesetzt und abgewartet und gezweifelt. Und eitle Hoffnungen betrogen euch, bis Allahs Befehl kam. Über Allah hatte euch der Erzbetrüger betrogen." An diesem Tage wird kein Lösegeld von euch angenommen werden, noch von denen, welche überhaupt nicht glaubten. Euere Wohnung ist das Feuer. Dies ist euere Bleibe und übel ist die Fahrt dorthin. (Sure 57:13-15 – al-Hadid)
Neben all den bislang beschriebenen Merkmalen der Hölle gibt es einen weiteren Aspekt, welcher die Intensität der Qual der Ungläubigen erhöht: es ist die Ewigkeit. In dieser Welt gibt die Tatsache, dass selbst der schlimmste Schmerz mit der Zeit abnimmt, dem Menschen Trost und Hoffnung. Am Ende jedes Schmerzes ist Erlösung und Glückseligkeit, und das Warten auf diese Glückseligkeit gibt dem Menschen Hoffnung und Standfestigkeit.
Doch in der Hölle gibt es keine Hoffnung, und dies ist, was die Menschen in der Hölle am meisten verzweifeln lässt. Wenn sie ins Feuer geworfen, angekettet, verbrüht, gepeitscht und in schmale Räume gestoßen werden, wenn ihnen ihre Hände an ihre Nacken gefesselt werden, dann wissen sie, dass ihre Qualen niemals enden werden. Ihre Versuche zu entkommen werden niemals erfolgreich sein. Dies zeigt, dass ihre Qual ewig andauern wird. Die Qual, die sie fühlen, wird folgendermaßen erklärt:
Sooft sie voller Angst aus ihr zu entfliehen suchen, werden sie in sie zurückgetrieben werden: "So kostet die Strafe des Verbrennens!" (Sure 22:22 – al-Hadsch)
Die Hölle ist ein völlig isolierter Ort. Die Ungläubigen betreten sie und werden sie nie wieder verlassen. Es gibt keinen Ausweg aus der Hölle. Das Gefühl der Eingeengtheit verschlingt die Ungläubigen. Sie sind von Mauern umgeben und befinden sich hinter geschlossenen Toren. Dieses bittere Gefühl der Enge wird im Quran folgendermaßen beschrieben:
Diejenigen aber, die Unsere Botschaft verwerfen, das sind die Gefährten der Linken. Über ihnen schlägt ein Feuer zusammen. (Sure 90:19, 20 – al-Balad)
Und sprich: "Die Wahrheit ist von euerem Herrn. Wer nun will, der glaube, und wer will, der glaube nicht." Siehe, für die Sünder haben Wir ein Feuer bereitet, dessen Flammen sie ringsum einschließen soll. Und wenn sie um Hilfe rufen, dann soll ihnen mit Wasser wie flüssigem Erz geholfen werden, das ihre Gesichter röstet. Ein schlimmer Trank und ein übles Ruhebett! (Sure 18:29 – al-Kahf)
Ihre Behausung ist die Hölle, und sie finden kein Entkommen aus ihr. (Sure 4:121 – an-Nisa)
Zum Zeitpunkt, an dem die Ungläubigen das Höllenfeuer erblicken, erkennen sie, wohin sie gehören. Sie verstehen nun wirklich, dass überhaupt keine Chance besteht, dem Feuer zu entrinnen. In dieser Phase verliert die Vorstellung von Zeit ihre Bedeutung und eine ewige Qual beginnt. Der niemals nachlassende Schmerz ist ihr grausamster Aspekt. Auch nach Jahrhunderten, Jahrtausenden oder gar Jahrmillionen ist kein Ende des Schmerzes in Sicht. Eine Million Jahre sind nichts im Vergleich zur Ewigkeit. Die Ungläubigen in der Hölle sehnen sich ein Ende herbei, doch ohne Erfolg. Aus diesem Grund wird die ewige Natur der Hölle im Quran betont:
Allah hat den Heuchlern und Heuchlerinnen und den Ungläubigen das Feuer der Hölle versprochen, ewig darin zu verweilen. Das ist das Richtige für sie. Allah hat sie verflucht, und für sie gibt es ewige Strafe... (Sure 9:68 – at-Tauba)
Wären dies wirkliche Götter, würden sie nicht dorthin kommen. Doch alle sollen auf ewig darin bleiben. (Sure 21:99 – al-Anbiya)
Die Ungläubigen aber, für sie ist das Höllenfeuer. Weder wird ihnen der Tod gewährt, so dass sie sterben könnten, noch wird ihnen ihre Strafe erleichtert. So lohnen Wir es einem jeden Ungläubigen! (Sure 35:36 – al-Fatir)
Alle Schmerzen in dieser Welt haben ein Ende. Es gibt immer Erlösung. Entweder stirbt der an Schmerzen leidende, oder sein Schmerz geht mit der Zeit vorüber. Doch in der Hölle ist Schmerz ewig und nie nachlassend und es gibt keinen einzigen Moment der Erleichterung.
Über das gesamte Buch hinweg wurde betont, dass jene, die die Befehle Allahs in dieser Welt ablehnen und die Existenz ihres Schöpfers bestreiten, keine Rettung im Jenseits haben werden, und dass sie einer schrecklichen Qual in der Hölle gegenüberstehen werden.
Ohne Zeit zu verlieren muss daher jeder Mensch seine Situation in der Gegenwart Allahs erkennen und sich Ihm ergeben. Ansonsten wird er es eines Tages bereuen, wenn er einem furchterregenden Ende gegenübersteht:
Oftmals werden die Ungläubigen wünschen, Muslime gewesen zu sein. Lass sie! Sollen sie nur schmausen und genießen und sich in falschen Hoffnungen wiegen. Sie werden schon sehen! (Sure 15:2, 3 – Al-Hidschr)
Der Weg, ewige Bestrafung zu vermeiden, und stattdessen ewige Glückseligkeit und das Wohlgefallen Allahs zu erlangen ist offensichtlich:
Haben Sie wahren Glauben an Allah, bevor es zu spät ist. Füllen Sie Ihr Leben mit guten Taten, um Sein Wohlgefallen zu erlangen…
Preis Dir, wir haben nur Wissen von dem,
was Du uns lehrst;
Du bist der Wissende, der Weise.
(Sure 2:32 – al-Baqara)