Allah ist es, Der euch in Schwäche erschaffen hat; dann gab Er euch nach der Schwäche Kraft; dann gab Er euch nach der Kraft Schwäche und graues Haar. Er schafft, was Er will. Und Er ist der Wissende der Mächtige.
(Sure 30:54 – ar-Rum)
Wir haben auf die Wichtigkeit des Nachdenkens hingewiesen, die Vorteile, die es dem Menschen bringt, und darauf, dass Denken eine sehr wichtige Gabe ist, die den Menschen von anderen Kreaturen unterscheidet. Wir haben auch die Ursachen erwähnt, die vom Denken abhalten. Wir wollten Sie zum Nachdenken ermutigen und ihnen helfen, den Grund ihrer Schöpfung zu erkennen und Allahs unendliches Wissen und seine Macht zu ehren.
Auf den folgenden Seiten werden wir beschreiben, worüber ein Mensch, der an Allah glaubt, nachdenkt, welche Lektionen er aus den Dingen lernt, die er erlebt, wie er Allah danken und näher kommen sollte, indem er die Kunst und das Wissen seines Herrn in allem erkennt.
Zweifellos schließt das, was hier erwähnt werden wird, nur einen sehr kleinen Teil der Denkfähigkeit des Menschen ein. Der Mensch besitzt die Fähigkeit, jeden Moment seines Lebens nachzudenken. Das menschliche Denkvermögen ist so umfassend, dass es unmöglich ist, es zu begrenzen. Mit diesem Kapitel wollen wir eine Tür für die Menschen öffnen, die nicht den Gebrauch von ihrer Gabe zu Denken machen, wie es eigentlich angemessen wäre.
Man sollte nie vergessen, dass nur Menschen die überlegen, eine andere Position als ihre eigene verstehen und annehmen können. Die Lage derjenigen, die nicht die wunderbaren Ereignisse um sie herum sehen können und nicht darüber nachdenken können, wurde in den Versen Allahs so dargestellt:
Die Ungläubigen gleichen dem, der etwas anruft, das nichts hört als Laufe und Rufen. Taub, stumm, blind: sie haben keinen Verstand. (Sure 2:171 – al-Baqara)
… Herzen haben sie, mit denen sie nicht verstehen. Augen haben sie, mit denen sie nicht sehen. Und Ohren haben sie, mit denen sie nicht hören. Sie sind wie das Vieh, ja verirren sich noch mehr. Sie sind die Achtlosen. (Sure 7:179 – al-A'raf)
Oder meinst du vielleicht, dass die Mehrheit von ihnen hört oder begreifen kann? Sie sind wie das Vieh - nein, sie sind noch weiter vom Weg abgeirrt! (Sure 25:44 – al-Furqan)
Diejenigen, die in der Lage sind, Allahs Zeichen, die wunderbaren Aspekte der Wesen und Ereignisse, die Er erschafft, zu erkennen, und verstehen zu können, sind Menschen, die überlegen. Solche Menschen können aus allem, was sie um sich herum sehen, ihre Schlüsse ziehen.
Es ist nicht notwendig, bestimmte Bedingungen aufzustellen um mit dem Nachdenken anzufangen. Seit dem Moment unseres Aufwachens am Morgen bieten sich uns jede Menge Gelegenheiten zum Nachdenken an.
Ein langer Tag wartet auf uns. Meistens fühlen wir uns nicht müde, wir sind bereit, wieder aufs Neue die Dinge anzupacken. Dies bedenkend, erinnert man sich an einen Vers Allahs:
Und Er ist es, Der euch die Nacht zu einem Gewand und den Schlaf zum Ausruhen gemacht hat und jeden (neuen) Tag zu einer Auferstehung. (Sure 25:47 – al-Furqan)
Wenn wir unser Gesicht waschen und uns duschen, kommen wir voll zu Sinnen. Jetzt sind wird bereit, über viele nützliche Dinge nachzudenken. Es gibt viel wichtigere Sorgen als das, was wir zum Frühstück essen werden, oder wann wir das Haus verlassen müssen, und wir müssen an diese zuerst denken.
Es ist ein großes Wunder, dass wir morgens in der Lage sind aufzustehen. Obwohl wir vollkommen unser Bewusstsein verloren hatten, gewinnen wir am Morgen unser Bewusstsein und unsere Persönlichkeit wieder. Das Herz schlägt, wir sind in der Lage zu atmen, zu sprechen und zu sehen. In der Tat, wenn wir schlafen gehen, gibt es keine Garantie, dass diese Segnungen uns am Morgen zurückgegeben werden. Auch hat uns während der Nacht kein Unglück heimgesucht. Wenn zum Beispiel ein geistesabwesender Nachbar ein Leck in seiner Gasleitung nicht beachten würde, dann hätte uns eine große Explosion in der Nacht aufwecken können. Es hätte eine Katastrophe stattgefunden, und wir hätten vielleicht unser Leben verloren.
Wir könnten auch Probleme mit unserem Körper haben; zum Beispiel könnten wir mit ernsthaften Schmerzen der Nieren oder im Kopf aufwachen. Doch nichts von all dem ist passiert und wir sind sicher und gesund aufgewacht. Darüber nachdenkend, danken wir Allah für seine Gnade und seinen Schutz.
Den neuen Tag in guter Gesundheit zu beginnen bedeutet, dass Allah uns eine weitere Chance gibt, mehr für das Jenseits relevante Dinge auszuführen.
Deshalb ist es die beste Einstellung, den Tag in solch einer Weise zu verbringen, die Allah gefällt. Der Mensch sollte vorrangig Pläne dafür machen und seinen Kopf mit Gedanken dieser Art beschäftigt halten. Der Beginn der Bemühungen für das Erlangen des Wohlgefallens Allahs besteht darin, Ihn um Hilfe zu bitten. Das Gebet des Propheten Salomon gibt den Gläubigen ein gutes Beispiel:
Unsere Unzulänglichkeit im Moment unseres Aufwachens aus dem Schlaf erkennend, beginnen wir zu denken. Wir müssen uns definitiv jeden Morgen unser Gesicht waschen und unsere Zähne putzen. Wenn wir dies sehen, dann beginnen wir über unsere Schwächen nachzudenken. Dass wir zum Beispiel jeden Tag ein Bad nehmen müssen, dass unser Körper extrem anfällig für Infektionen ist und keine Schlaflosigkeit, keinen Hunger und Durst aushält, sind alles Zeichen unserer Schwäche.
Wer älter ist, dem kommen andere Gedanken in den Sinn. Die ersten Zeichen des Alterns beginnen im Gesicht nach den ersten beiden Jahrzehnten des Lebens aufzutauchen. In den Dreißigern beginnen Falten unterhalb der Augen und um den Mund herum aufzutauchen; die Haut ist nicht mehr so frisch, wie sie einst war, und Verfall kann am ganzen Körper entdeckt werden. Mit dem Alter werden die Haare grau, und auch die Hände altern.
Für jemanden, der über all dies nachdenkt, ist hohes Alter eines der mächtigsten Ereignisse, welche die temporäre Natur des Lebens in dieser Welt darstellen, und es hält ihn davor zurück, zu begehrlich an dieser Welt zu hängen. Jemand der altert, versteht, dass der Countdown seines Lebens auf dieser Welt begonnen hat. Der Körper verfällt stufenweise, aber die Seele wird nicht älter. Einige Menschen sind stark von ihrem guten Aussehen oder ihrer Unattraktivität in ihrer Jugend beeinflusst. Im Allgemeinen sind Menschen, die gut ausgesehen haben oft arrogant, wobei Menschen, die unattraktiv waren, sich minderwertig und unglücklich fühlen. Das Altern zeigt, wie temporär die Schönheit oder Hässlichkeit des Körpers sind und dass das einzige, was von Allah akzeptiert wird und der einzige Nutzen des Menschen seine guten Taten und guten Charaktereigenschaften in Verbindung mit der Hingabe an Allah sind.
Jedes Mal, wenn wir unserer Schwäche begegnen, wird uns klar, dass nur Allah erhaben ist über alle Unzulänglichkeiten und dann verherrlichen wir die Größe Allahs. Allah hat die Schwächen des Menschen aus einem bestimmten Grund gemacht. Sie sind dazu da, den Menschen zu helfen, nicht zu verbunden zu sein mit dieser Welt und nicht aufgrund von Besitztümern in die Irre zu gehen. Jemand, der dies durch Nachdenken begreift, möchte, dass Allah ihn im Jenseits noch einmal, diesmal frei von all diesen Schwächen erschafft.
Unsere Schwächen erinnern uns an einen anderen, sehr wichtigen Gedanken. Während eine aus der schwarzen Erde entspringende Rose einen angenehmen Duft verströmt, geht von uns ein unerträglicher Geruch aus, wenn wir uns nicht pflegen. Das ist etwas, worüber gerade arrogante und eingebildete Menschen nachdenken müssten, und woraus sie eine Warnung ableiten sollten.
Morgens in den Spiegel schauend, denken wir vielleicht an viele Dinge, über die wir vorher nicht nachgedacht haben. Unsere Augenwimpern, Augenbrauen, Knochen und Zähne zum Beispiel, hören auf zu wachsen, wenn sie eine bestimmte Länge erreichen. Haar hört nicht auf zu wachsen. Während die Körperteile, deren weiteres Wachstum unvorteilhaft und unansehnlich wäre, aufhören zu wachsen, wächst das Haar, das ästhetisch anzusehen ist, weiter. Nebenbei existieren perfekte Harmonie und Proportionen beim Wachstum der Knochen. Die Knochen des oberen Teils des Körpers wachsen nicht unnötigerweise, so dass sie nicht den Körper unverhältnismäßig klein sein lassen. Ihr Wachstum stoppt genau im richtigen Moment, so als ob jeder von ihnen weiß, wie groß er werden soll.
Offensichtlich resultieren die hier erwähnten Dinge aus bestimmten physikalisch-chemischen Reaktionen, die im Körper stattfinden. Ein Mensch der überlegt, wundert sich dementsprechend: wie finden diese Reaktionen statt? Wer hat dem Körper so viele Hormone und Enzyme gegeben, wie er gerade benötigt, so dass sie sein Wachstum bestimmen?
Zweifellos ist es unmöglich zu behaupten, dass all dies durch Zufall entstanden ist. Es ist offensichtlich, dass es Allah ist, Der uns in der besten Form erschafft.
Die meisten Menschen machen sich morgens auf den Weg zu ihren Arbeitsorten draußen in der Welt. Für einen Gläubigen ist dieser kurze Weg der Beginn des Verrichtens guter Taten, die bei Allah Anklang finden. Sobald wir das Haus verlassen, treffen wir auf viele Dinge, über die wir reflektieren sollten. Es gibt Tausende von Menschen, Autos, Bäume groß und klein und unzählige Details um uns herum. Die Anschauung des Gläubigen hier ist sehr klar. Wir versuchen das Meiste aus dem zu machen, was wir sehen. Wir denken über die Ursachen von Ereignissen nach. Unsere Erkenntnis daraus ist dem Wissen und Willen Allahs untergeordnet. Da Allah uns hinausgehen lässt und diese Bilder vor uns platziert, muss in ihnen etwas zum Erkennen und zum Nachdenken sein. Vom Moment unseres Aufwachens an danken wir Allah, dass Er uns wieder einen Tag in dieser Welt gegeben hat um uns Belohnung von unserem Herrn zu verdienen. Wir haben unsere Reise begonnen, auf der wir diese Belohnung verdienen können. Darüber im Klaren, erinnern wir uns an den Vers Allahs: "Und machten den Tag für den Lebenserwerb?" (Sure 78:11 – an-Naba'). In Übereinstimmung mit diesem Vers machen wir Pläne, wie wir den Tag mit Verbringen guter Taten, die anderen Menschen nützlich sind und mit denen Allah zufrieden ist, ablaufen lassen werden.
Wenn wir mit diesen Plänen im Kopf Auto, Bus oder Bahn erreichen, danken wir Allah erneut. Egal wie groß die Entfernung ist, wir haben das Mittel um dort hinzukommen. Allah hat viele Fortbewegungsmittel für die Menschen geschaffen, jüngste technologische Entwicklungen haben neue Möglichkeiten eingeführt, Autos, Züge, Flugzeuge, Schiffe, Hubschrauber, Busse, etc. Dies abwägend, erinnert man sich an eine weitere Tatsache: es ist Allah, Der der Menschheit die Technologie zum Dienst gegeben hat.
Jeden Tag machen Wissenschaftler neue Entdeckungen und Erfindungen, die unser Leben erleichtern. Sie vollbringen all dies mit den Mitteln, die Allah auf dieser Erde erschaffen hat. Jemand der nachdenkt, schreitet voran, indem er seinem Herrn dafür dankt, dass er ihm diese Dinge zu Diensten gegeben hat.
Wenn wir uns weiter zu unserem Bestimmungsort bewegen und uns solche Gedanken begleiten, bringen uns mehrere Dinge zum Nachdenken, wenn wir einen Müllhaufen und vollgestopfte, schäbige Orte zwischen den Strassen erblicken.
Allah hat Anblicke erschaffen, durch die wir in der Lage sind, uns sowohl das Paradies als auch die Hölle vorzustellen, oder durch Vergleiche zu vermuten, wie beide sein werden. Müllhaufen, Gestank, vollgestopfte, schäbige und dunkle Orte verursachen Bedrängnis in unserer Seele. Man möchte niemals an diesen Orten sein. All diese Eigenschaften erinnern einen an die Hölle, und jeder, der solche Szenen antrifft, erinnert sich an die Verse über die Hölle. Allah hat in vielen Versen des Qurans den unangenehmen Anblick, die Dunkelheit und den Schmutz der Hölle beschrieben:
Und die Gefährten zur Linken - was ist mit den Gefährten zur Linken?
In Glutwind und siedendem Wasser (sind sie)
Und im Schatten von schwarzem Rauch,
Weder kühl noch angenehm. (Sure 56:41-44 – al-Waqi'a)
Und wenn sie zusammengekettet in ihren engen Raum geworfen werden, werden sie um (ihre) Vernichtung bitten. Fleht heute nicht nur einmal um Vernichtung, sondern fleht immer wieder um Vernichtung!" (Sure 25:13, 14 – al-Furqan)
Uns an diese Verse des Qurans erinnernd, beten wir zu Allah, dass er uns vor dem Zorn der Hölle beschützt, und wir bitten Ihn um Vergebung unserer Fehler.
Wer nicht solche Denkmethoden benutzt, verbringt seinen Tag nörgelnd, hastend, bei jedem Vorfall den Übeltäter suchend. Er wird zornig auf die Leute, die ihren Müll einfach hinschmeißen und über die Stadtverwaltung, die ihn zu spät abholt. Er beschäftigt seine Gedanken den ganzen Tag hindurch mit vielen Dingen wie Löcher in den Strassen, Leute die den Verkehr behindern, dass er nass wird, weil die Meteorologen einen falschen Wetterbericht durchgesagt haben und schließlich über die ungerechte Schelte, die er von seinem Chef erhält. Diese unnützen Gedanken bringen ihm jedoch keinen Nutzen in seinem Leben nach dem Tode. In der Tat, viele Leute behaupten, dass der wirkliche Grund, der sie vom Nachdenken abhält, der Kampf ist, den sie in dieser Welt zu führen haben. Sie sagen, dass sie wegen Problemen wie Essen, Unterkunft und Gesundheit keine Zeit zum Nachdenken haben. Dies aber ist eine Ausrede. Eines Menschen Verantwortung und seine Verfassung haben nichts zu tun mit seinem Denken. Jemand, der versucht nachzudenken um Allahs Wohlgefallen zu erlangen, wird Allahs Hilfe finden. Er wird erkennen, dass die Dinge, die für ihn Probleme gewesen sind, sich nun Stück für Stück auflösen, und mit jedem Tag der vergeht, wird er in der Lage sein, mehr und mehr Zeit zum Nachdenken zu haben. Dies ist etwas, das nur von Gläubigen verstanden und erlebt wird.
Auf unserer weiteren Reise versuchen wir, Allahs Zeichen und schöpferische Wunder um uns herum zu erkennen, und ehren die Pracht unseres Herrn, indem wir über diese nachdenken. Wenn wir aus dem Autofenster herausschauen, sehen wir eine bunte Welt. Wir überlegen dann: "Wie sähe wohl das alles aus, wenn die Welt nicht bunt wäre?"
Betrachte die Bilder unten und überlege. Würden wir uns genauso über einen See oder eine Berglandschaft oder eine Blume freuen, wie wir es jetzt tun, wenn diese keine Farbe hätten? Würden uns dann Bilder vom Himmel, von Früchten, Schmetterlingen, Kleidung und Gesichtern der Menschen genauso erfreuen, wie sie es jetzt tun? Es ist eine Gunst unseres Herrn, dass wir in einer vibrierenden, bunten Welt leben. Jede Farbe, die wir in der Natur sehen und die perfekte Harmonie der Farben der Lebewesen sind Zeichen der unvergleichlichen Kunst und einzigartigen Schöpfung Allahs.
Die Farben einer Blume, oder eines Vogels und die Harmonie dieser Farben oder das sanfte Zusammenspiel zwischen Farben, die Tatsache, dass in der Natur nichts unsere Augen stört, dass die Farben der Seen, des Himmels und der Bäume alle in Tönen gestaltet sind, die uns Frieden geben und unsere Augen nicht belasten, zeigen die Perfektion der Schöpfung Allahs. Wenn wir über all dies nachdenken, verstehen wir, dass alles was wir sehen ein Werk ist, welches aus dem unendlichen Wissen und der Allmacht Allahs resultiert. Dafür dass Allah uns diese Gunst gewährt, haben wir Ehrfurcht vor Allah und suchen Zuflucht bei Ihm, auf dass wir nicht undankbar sind. Im Quran erinnert uns Allah an die Existenz der Farben und sagt, dass nur diejenigen die Wissen haben, Ehrfurcht vor Allah haben. An einer anderen Stelle macht Allah klar, dass die Gläubigen ununterbrochen ihren Verstand benutzen, durch Nachdenken forschen und Schlüsse aus ihren Überlegungen ziehen:
Siehst du nicht, dass Allah vom Himmel Wasser herabsendet? Damit holen Wir Früchte von mannigfacher Farbe hervor. Und in den Bergen finden sich weiße und rote Gesteinsschichten in unterschiedlicher Schattierung und rabenschwarze. (Es gibt) auch Menschen, Tiere und Vieh von unterschiedlicher Farbe. Aber nur die Wissenden unter Seinen Dienern fürchten Allah. Allah ist fürwahr mächtig, verzeihend. (Sure 35:27, 28 – al-Fatir)