Richte deine Augen nicht neidisch auf das, was Wir einigen von ihnen gaben. Sei auch nicht über sie betrübt. Aber senke deine Fittiche über die Gläubigen.
(Sure 15:88 – al-Hidschr)
Für Menschen, die die religiöse Moral nicht leben, ist es nahezu unmöglich zu lieben und geliebt zu werden. Denn um die wahre Liebe leben und erwidern zu können, muß der Mensch zuallererst Gott in tiefer Liebe anhängen und um Gottes Liebe zu gewinnen, gute Moral zeigen. Gott gibt in die Herzen der von Ihm geliebten Diener Liebe ein. Gott ist die eigentliche Quelle und der eigentliche Besitzer der Liebe. Um eine so große und wertvolle Wohltat wie die Liebe leben zu können, muß sich der Mensch erst mit seiner Moral dieser Liebe würdig erweisen und von Gott die Inspiration dieser Liebe wünschen. Ein Mensch, der über eine schlechte Moral verfügt oder die religiöse Moral nicht lebt und zu einem Leben in Unwissendheit neigt, wird in dieser Welt und im Jenseits unglücklich sein, allein und ohne Freunde bleiben.
Gott teilt im Quran in mehreren Versen mit, daß die Liebe eine Wohltat ist, die von Gott gegeben ist:
Und Mitgefühl und Reinheit von Uns. Und er war fromm. (Sure 19:13 – Maryam)
Siehe, diejenigen, die glauben und Gutes tun, denen wird der Erbarmer Liebe erweisen. (Sure 19:96 – Maryam)
Zu Seinen Zeichen gehört euch, daß Er euch Gattinnen aus euch selbst schuf, damit ihr bei ihnen ruht. Und Er hat zwischen euch Liebe und Barmherzigkeit gesetzt. Darin sind fürwahr Zeichen für nachdenkliche Leute. (Sure 30:21 – ar-Rum)
Menschen, die nicht an Gott und an das Jenseits glauben, verstehen das weltliche Leben als einen Kampfplatz; entsprechend der Einstellung dieser Menschen muß jeder Mensch kämpfen um am Leben zu bleiben, wobei die Starken die Schwachen zerdrücken und so ihr Leben fortsetzen. Diese Einstellung, die ein Produkt eines völlig perversen Glaubens ist, führt dazu, daß die Menschen sich völlig von einer guten Moral entfernen und ein schlechtes Moralverständnis entwickeln, das nur auf dem Schutz ihrer eigenen Interessen beruht. Eine Gesellschaft, in der diese Ansicht vorherrscht, betrachtet es als eine unnötige Fähigkeit, eine gute Moral zu zeigen, einem Schwachen zu helfen und dabei selbst in eine schwierige Lage kommen, sich einem anderen gegenüber opferbereit zu zeigen oder Gesundheit, Glück und Bequemlichkeit eines anderen über die eigenen Interessen zu stellen. Aus diesem Grunde ist auch niemand freigebig, da keine Gegenleistung zu erhalten ist.
In Gesellschaften, in denen nicht die religiöse Moral gelebt wird, ist diese Einstellung häufig zu finden. Für Menschen jedoch, die diese Ansicht haben, ist es nahezu unmöglich, für einander echte Liebe zu empfinden. Denn der Mensch empfindet in seinem Herzen keine echte und aufrichtige Liebe für eine Person, die ihre eigene Bequemlichkeit über alles stellt. Wenn der Gegenüber auch nur in einem einzigen Bereich Egoismus feststellt, wird die Liebe, die er empfindet negativ beeinflußt. Denkt ein Mensch nur an die eigene Bequemlichkeit und hebt ein gutes Essen und ein weiches Bett für sich selbst auf, dann nimmt die dieser Person gegenüber empfundene Liebe Schaden. In unwissenden Gesellschaften sind die Menschen häufig Zeuge dieser schlechten Eigenschaften, wobei dies im Unterbewußtsein zu einer negativen Ansicht über diese Person führt.
Menschen, die die quranische Moral nicht leben, werden sogar ihren nächsten Freunden keinerlei Arbeiten anbieten, die Opferbereitschaft verlangen. Jemand, dessen Kind erkrankt ist, kann von seinem Arbeitskollegen nicht Hilfe verlangen, seine Arbeiten zu übernehmen. Manchmal kann es unter Kindern sogar ein Problem sein, ihren Mutter und Vater zu helfen. Wenn aber gefragt wird, antwortet jeder, daß sie ihren Mutter und Vater sehr lieben. Wenn jedoch Opferbereitschaft erforderlich ist, dann meiden die Menschen diese, solange sie keinen Vorteil davon haben. Ein Mensch jedoch, der wirklich liebt, ist jederzeit bereit, ein Opfer zu bringen, beklagt sich nicht und empfindet keinen Überdruß.
Die deutlichste Eigenschaft von Liebe und Verbundenheit zwischen den Gläubigen ist die gerne übernommene Opferbereitschaft und die Tatsache, daß sie die Bedürfnisse füreinander über ihre eigenen Interessen stellen. Eines der Beispiele, die Gott im Quran angeführt hat, sind die Gläubigen aus Medina, die von Mekka nach Medina ausgewandert sind.
Gott beschrieb im Quran die gute Moral der Gläubigen folgendermaßen:
Diejenigen, die vor ihnen hier (in Medina) im Glauben zu Hause waren, lieben die, welche zu ihnen auswanderten, und fühlen in sich kein Verlangen nach dem, was ihnen gegeben wurde. Sie ziehen (die Flüchtlinge) sich selber vor, auch wenn sie selber bedürftig sind. Wer so vor seiner eigenen Habsucht bewahrt ist - denen ergeht es wohl. (Sure 59:9 – al-Haschr)
In dem Vers ist sowohl von der guten Moral der Gläubigen Mekkas als auch Medinas die Rede. Die Gläubigen aus Mekka ließen Hab und Gut, Verwandtschaft, Häuser, Gärten und Arbeit zurück und verließen ihre Heimat um die Religion Gottes zu leben und wanderten nach Medina aus. Um Gottes Zufriedenheit zu gewinnen, liessen sie alles zurück. Dies ist ein Zeichen überlegener Moral und zeigt, daß sie vertrauenswürdige Menschen waren. Diese gute Moral ist der Grund für die tiefe Liebe, Achtung und Barmherzigkeit, die andere Gläubige ihnen entgegenbringen.
Schließlich empfingen und bewirteten die Gläubigen aus Medina die vertrauenswürdigen und treuen Gläubigen in der schönsten Weise. Ohne ihre eigenen Bedürfnisse zu berücksichtigen, bewirteten sie ihre Glaubensbrüder, überließen ihnen die besten Speisen und schönsten Kleider und gewährten ihnen die bequemste Unterkunft. Diese Opferbereitschaft entspringt der starken und aufrichtigen Liebe zu Gott und den Gläubigen. Diese gute Moral führte dazu, daß auch ihnen Liebe entgegengebracht wurde. Gott erwähnte sie im Quran mit Liebe und Lob und seit 1400 Jahren empfindet jeder den Quran lesende Muslim im Herzen Liebe und Achtung für sie.
Ein weiteres Beispiel für die Opferbereitschaft der Gläubigen, teilt Gott im Quran in folgenden Versen mit:
Und die den Armen und die Waise und den Gefangenen speisen, auch wenn sie der Nahrung selbst bedürfen. “Seht, wir speisen euch um Allahs willen. Wir wollen weder Belohnung von euch noch Dank. Seht wir fürchten einen finsteren, unheilvollen Tag von Seiten unseres Herrn.” (Sure 76:8-10 – al-Insan)
In den Herzen der Menschen entsteht ganz natürlich ein Gefühl von Liebe und Achtung gegenüber jemanden, der, obwohl er selbst bedürftig ist, einem Armen eine Speise anbietet. Wir wollen diese Situation folgendermaßen verdeutlichen: Stellen Sie sich vor, Sie sind sehr müde und hungrig. Vor Ihnen steht nur Essen für eine Person und ein Bett ebenfalls für eine Person. Einer ihrer Begleiter möge nun mit großer Gier das Essen verschlingen und darauf bestehen, selbst in dem Bett zu liegen. Ihr anderer Begleiter jedoch bietet ihnen, obwohl auch er hungrig ist, das Essen an und besteht darauf, daß Sie in dem Bett schlafen. In dieser Situation empfinden Sie natürlich Kälte gegenüber der egoistisch handelnden Person und Liebe gegenüber der opferbereiten Person. Gott hat die menschliche Seele so erschaffen, daß sie sich an guter Moral erfreut und gegenüber solchen Menschen ein Gefühl von Liebe und Zuneigung empfindet.
Manche Menschen, die die Moral der Unwissenden leben, geraten schnell in Streit und grollen einander. Sie können sofort gegenüber jemanden Haß empfinden, der ihnen einen kleinen Schaden zugefügt hat. Es gibt viele Menschen, die eine Freundschaft aus einem nichtigen Grund beenden und zum Feind des ehemaligen Freundes werden. Der Grund hierfür ist, daß sie nicht nach der quranischen Moral leben und die Eigenschaften, die eine überlegene Moral erfordern wie Vergebung, Geduld und Liebe, nicht besitzen.
Die Gläubigen jedoch sind sehr geduldig und können verzeihen. Wegen eines kleinen Fehlers oder einer menschlichen Schwäche empfinden sie für ihr Gegenüber keinen Groll und beenden auch nicht plötzlich die Beziehung zu dieser Person. Sie werden dieser Person eine Gelegenheit geben, sich an das Richtige zu erinnern und helfen, ihr Verhalten zu berichtigen. Anstelle die Fehler von geliebten Freunden darzustellen und diesen gegenüber Groll oder Haß zu verspüren, bemühen sie sich, deren Fehler und Mängel wieder gut zu machen. Sie erteilen mit dem Quran gute Ratschläge und unterstützen diese. Zwischen Freunden herrscht in der echten Liebe Verständnis und Toleranz vor. Jedes Problem wird mit Liebe, Verständnis und in Ruhe gelöst.
Gott sagt den Menschen im Quran, daß es notwendig ist, vergeben zu können:
Und die unter euch, die großes Vermögen besitzen, sollen nicht schwören, ihren Verwandten und den Armen und denen, die auf Allahs Weg ausgewandert sind, nichts mehr zu geben, sondern Nachsicht üben und verzeihen, Wünscht ihr nicht, daß Allah euch vergibt? Und Allah ist verzeihend und barmherzig. (Sure 24:22 – an-Nur)
... Du wirst immer wieder Verräter unter ihnen entdecken, bis auf wenige. Aber vergib ihnen und verzeihe; siehe, Allah liebt die Gutes Tuenden. (Sure 5:13 – al-Ma’ida)
In der quranischen Moral, die Gott den Gläubigen auferlegte, gibt es keine Grenze für die Vergebung. Schließlich befahl Er in dem obigen Vers den Gläubigen, auch den Menschen zu verzeihen, die sie ständig verraten haben. Ein Mensch mit diesem Glauben kann eine Person ganz einfach entschuldigen, auch wenn ihm durch den Fehler dieser Person großer Schaden zugefügt wurde. Ein Mensch kann jemanden, der schlecht über ihn spricht, ihm Schlechtes zufügt und Grund für seinen materiellen Schaden ist, zu seinem engen Freund machen, indem er diesem Menschen verzeiht und ihm mit guter Moral ein Vorbild ist. In der Seele des Gläubigen entsteht eine große Liebe und Bindung der Person gegenüber, die ihm verzieh, nachdem ihm ein schwerwiegender Fehler unterlaufen war. Gott teilt im Quran folgendermaßen mit, daß die Fähigkeit des Verzeihens eine Besonderheit beim Entstehen echter Liebe ist:
Das Gute und das Böse sind fürwahr nicht gleich. Wehre (das Böse) mit Besserem ab, und schon wird der, zwischen dem und dir Feindschaft war, dir wie echter Freund werden. (Sure 41:34 – Fussilat)
Für das Entstehen echter Liebe ist es notwendig, der Liebe entgegenstehende Hindernisse wie Egoismus, Unaufrichtigkeit und das Bestehen auf dem eigenen Vorteil aus dem Weg zu räumen. Stolz ist eine der wichtigsten Behinderungen der Liebe. Schlichtheit ist eine der wichtigsten Bedingungen für Liebe. Denn ein Mensch, der nicht über Bescheidenheit verfügt und sich über andere Menschen erhaben sieht, ist sich selbst die wichtigste Persönlichkeit im Leben. Andere Menschen betrachtet er als weniger Wert und unter sich stehend. Er glaubt, der intelligenteste, gewissenhafteste und am meisten Achtung gebietende Mensch zu sein und vergöttlicht sein Selbst in gewisser Weise. Für einen Menschen mit einer solchen Einstellung ist es deshalb unmöglich sich an eine Person zu binden, die er für wertloser als sich selbst hält, für diese Person Opferbereitschaft zu zeigen oder diese Person über sich selbst zu erheben, kurz, in seinem Herzen eine echte Liebe für diese Person zu entwickeln. Aus diesem Grunde sind Liebe und Stolz einander völlig entgegengesetzte Eigenschaften. Ein stolzer Mensch kann weder von anderen geliebt werden, noch anderen Menschen gegenüber tiefe Liebe empfinden.
Es gibt einige Gründe für das Leben ohne Liebe stolzer Menschen. Stolze Menschen legen im allgemeinen einen spöttischen Charakterzug an den Tag wenn sie sich selbst erhöhen wollen. Sie denken, ihre eigene Überlegenheit besser betonen zu können, wenn sie die Fehler der sie umgebenden Menschen zur Sprache bringen. Jedoch empfindet niemand in seinem Herzen eine aufrichtige Liebe für jemanden, der ständig spottet und mit seinen Reden die Menschen der Umgebung lächerlich macht.
Demgegenüber werden bescheidene Menschen sehr geliebt. Man fühlt, daß ein bescheidener Mensch seinem Gegenüber Wert beimißt und aus diesem Grunde ist jeder entspannt in der Nähe von Menschen, die diese Moral aufweisen. Ein solcher Mensch nimmt sich eine Empfehlung zu Herzen, behauptet niemals es am besten zu wissen und weist ohne Stolz das schönste Verhalten auf. Dem Rechten gegenüber zeigt er keinen Widerstand, dem Falschen nähert er sich ohne Groll. Er ist sensibel und feinfühlig gegenüber den Problemen der Menschen. Da sich ein solcher Mensch nicht über andere erhaben fühlt, beschäftigt er sich nicht mit Überlegungen wie “Erst soll der andere Liebe zeigen und grüßen und zuerst zu mir sprechen”. Auch wenn der Gegenüber hart und stolz ist, verhält er sich bescheiden. Er mißt der Ansicht eines jeden Bedeutung zu, beantwortet den Gruß eines jeden in der schönsten Weise und begegnet jedem mit Liebe und Achtung. Kurz und gut, die Schlichtheit, die die quranische Moral mit sich bringt verwirklicht einen Menschen, der harmonisch ist, offen für jeden Gedanken, niemals stolz und jederzeit den Gegenüber ehrt, sowie ihm Fürsorge und Wertschätzung angedeihem läßt.
Gott teilt diese gute Eigenschaft der Gläubigen im Quran folgendermaßen mit:
Und Diener des Erbarmers sind diejenigen, welche auf Erden bescheiden auftreten; wenn die Ahnungslosen sie anreden, entbieten sie ihnen den Friedensgruß. (Sure 25:63 – al-Furqan)
In einem anderen Vers überbringt Gott den Bescheidenen unter Seinen Dienern die frohe Botschaft vom endlosen Leben im Paradies:
... Und euer Gott ist ein einziger Gott. Darum seid Ihm ergeben! Und verkünde denen frohe Botschaft, die sich (vor Allah) demütigen. (Sure 22:34 – al-Hadsch)
In der Sure Al-‘Imran teilt Gott mit, daß sich die Menschen um unseren Propheten (s.a.w.s) versammelten, weil dieser schlicht war und einen nachgiebigen Charakter hatte:
Und dank der Barmherzigkeit Allahs warst du gütig zu ihnen. Wärst du aber grob und hartherzig gewesen, so wären sie von dir davongelaufen. Darum vergib ihnen und bete für sie um Verzeihung und ziehe sie in der Sache zu Rate, aber wenn du einmal entschlossen bist, dann vertraue auf Allah; siehe, Allah liebt die Ihm Vertrauenden. (Sure 3:159 – Al-‘Imran)
Manche Menschen, die sich nicht vor Gott fürchten und nicht vor Ihm auf der Hut sind lügen schnell. Wenn also entdeckt wird, daß ein Mensch gelogen hat, dieser seine Lüge nicht offen bekennt und sein Verhalten nicht ändert, dann verhindert dies das Aufkeimen von Liebe. Denn einem Lügner kann man nicht vertrauen, da niemand weiß, welches Wort aufrichtig und welches gelogen ist. Ein Mensch kann nur dann jemanden lieben, wenn er diesem vertrauen kann.
Die Gläubigen lassen sich niemals zu einer Lüge herab, auch wenn sie großen Verlust erleiden oder sich materiellem oder immateriellem Schaden gegenüber sehen. Sie sind Menschen, die jederzeit eine aufrichtige und vertrauenswürdige Moral an den Tag legen. Niemals verheimlichen sie das Richtige, schmälern das Rechte um ihre Interessen zu schützen und sie versprechen nichts, was sie nicht auch halten können. Außerdem existiert für einen die islamische Moral lebenden Menschen keine große oder kleine Lüge. Aus diesem Grund lügen Gläubige niemals, um bei anderen Menschen ein gutes Ansehen zu gewinnen, Achtung zu erhalten, zu prahlen, einen materiellen Gewinn zu erhalten oder um in irgend einer Weise zu schaden.
Die Eigenheit dieser guten Moral führt zur Seelenliebe. Denn Menschen gegenüber, deren Seele als ehrlich und richtig angesehen wird, entsteht sofort Liebe. Unser Prophet (s.a.w.s) teilte in Gesprächen den Gläubigen die Bedeutung der Liebe mit und befahl, Vertrauen zu verbreiten damit Liebe entstehen kann.
Abu Hurayrah reported: “The Messenger of Allah (saas) observed: ‘You shall not enter Paradise so long as you do not affirm belief (in all those things that are the articles of faith), and you will not believe as long as you do not love one another. Should I direct you to a thing that, if you do, will foster love among you: (the practice of paying salutation to one another by saying) as-salamu alaikum.’”13
Gott erinnert im Quranvers "... Die Seelen neigen zur Habsucht..." (Sure 4:128 – an-Nisa) daran, daß jeder Mensch über negative Eigenschaften verfügen kann. Der Mensch ist innerhalb der ihm von Gott zugebilligten Lebensdauer verpflichtet, sein Ich von negativen Eigenschaften zu reinigen und sich darum zu bemühen, die Überlegenheit einer paradiesischen Moral zu erreichen. Allerdings ist der Mensch trotzdem ein Wesen, das bis zum Ende seines Lebens jeden Moment Fehler machen kann.
Damit perfekte Liebe und Freundschaft gelebt werden können, ist es notwendig, daß die Menschen diese Tatsache nicht vergessen. Gegenüber einem geliebten Menschen hat man geduldig zu sein und fähig, diesem zu verzeihen, den Fehlern von Freunden gegenüber hat man geduldig und verständnisvoll zu sein. Denn lieben und geliebt zu werden sowie geduldig zu sein sind Besonderheiten, die sich in Opferbereitschaft ausdrücken. Die Geduld, die Fehlern gegenüber an den Tag gelegt wird, gewährleistet die Entwicklung von Liebe und Toleranz zwischen den Menschen. Die Gläubigen begegnen deshalb ihren Fehlern mit Toleranz und der Fähigkeit zu verzeihen, weil sie im Grunde einander vertrauen, weil sie Muslime sind und einander achten. Sogar der aufrichtigste Eifer, der an den Tag gelegt wird um die quranische Moral in der schönsten Weise zu leben und um deren Fehler wettzumachen ist für die muslimischen Brüder ausreichend diesen gegenüber alleine Liebe zu empfinden. Aus diesem Grund sind sie geduldig und antworten mit der schönsten Moral, auch wenn ihre Brüder ihnen mit einem falschen Wort begegnen.
Unser Prophet (s.a.w.s) befahl den Gläubigen, die Fehler der Brüder zu bedecken und ihnen eine Stütze zu sein.
Wer den Fehler eines Muslims bedeckt, dessen Fehler bedeckt auch Gott auf der Welt und im Jenseits. Wer das Leid eines jemanden, den das Leid getroffen hat, beseitigt, dessen Leid wird auch Gott am Jüngsten Gericht verjagen. Wer das Bedürfnis eines Bruders sieht, dessen Bedürfnis sieht auch Gott. 14
Die Geduld eines Menschen, der Gott liebt und immer mit Gott zufrieden ist, unterscheidet sich wesentlich von der Geduldsauffassung eines Menschen, der in einer Gesellschaft lebt, die nicht der quranischen Moral folgt. Diese Menschen können manche Situationen ertragen, wenn sie sich von dem Gegenüber einen Gewinn erhoffen oder sie sich vor der Reaktion der Gesellschaft in Acht nehmen. Eine Person, die auf diese Weise „erträgt“, glaubt für sich das Recht zu haben beleidigt zu sein, zu murren und Probleme zu bereiten. Diese Person ist von dem Gedanken eingenommen daß sie das Recht hat zu tun was sie will, nachdem sie so viele Beschwernisse auf sich genommen hat. Ein Mensch, der gezwungen ist, für einen kranken Bruder zu sorgen, beginnt sich – wenn er nicht entsprechend der quranischen Moral lebt - nach einer bestimmten Zeit zu langweilen, ärgerlich zu sein und sich zu beschweren. Er sagt, daß er nachts ohne Schlaf und müde ist, die Arbeit sehr schwer ist und niemand außer ihm ein solches Beschwernis auf sich nehmen wird. Er läßt das Unbehagen aus dieser Situation und den Ärger, den er empfindet offen fühlen. Er läßt den kranken Freund fühlen, daß er ihm zu einer Dankesschuld verpflichtet ist.
Ein geduldiger Mensch jedoch erfüllt der geliebten Person mit Freuden jeden Wunsch und jedes Bedürfnis und ist dieser nach Kräften behilflich. Wegen seiner Hilfeleistung läßt er die Person niemals in einer Dankesschuld. Geduld ist eine gute Moral, die Gott den Gläubigen im Quran empfohlen hat:
O ihr, die ihr glaubt! Seid standhaft und wetteifert in Geduld und haltet aus und fürchtet Allah, damit es euch wohlergeht. (Sure 3:200 – Al-‘Imran)
Eine der Besonderheiten der Moral, aufgrund der einem Menschen gegenüber Liebe empfunden wird, ist „Treue“. Gott teilt im Quran mit, daß Er die Gläubigen wegen ihrer Treue belohnen wird. Gott erklärt diese Besonderheit der Gläubigen in einem Vers folgendermaßen:
Damit Allah die Aufrichtigen für ihre Wahrhaftigkeit belohnt und die Heuchler bestraft, wenn Er es will, oder Sich gnädig ihnen wieder zuwendet. Siehe, Allah ist verzeihend und barmherzig. (Sure 33:24 – al-Ahzab)
Die Gläubigen machen unter keinen Umständen und auch unter schwierigen Bedingungen keine Abstriche von der Treue gegenüber Gott und den Gläubigen. Gott zeigt im Quran die mit dem Propheten Moses (a.s) verbundenen Jugendlichen als Beispiel und lenkt die Aufmerksamkeit der Gläubigen auf diese Eigenschaft:
Doch niemand bekannte sich zu Moses außer einigen jungen Leuten seines Volkes, aus Furcht vor Strafe des Pharao und seiner Oberhäupter. Denn Pharao war tatsächlich voller Macht im Land, und er war einer der maßlos Ausschweifenden. Da sprach Moses: "O mein Volk! Wenn ihr an Allah glaubt, dann vertraut (auch) auf Ihn, falls ihr wirklich Gottergebene seid." (Sure 10:83, 84 – Yunus)
Die Gläubigen und die Propheten lebten in der Geschichte unter Gefahren wie Ermordung, der Wegnahme von Reichtum und Verleumdung. Die Muslime, die sich ihr Leben lang nicht voneinander trennten, sahen wegen ihrer Liebe zu Gott, ihrer Gottesfurcht und ihrer Verbundenheit allen diesen Gefahren ins Auge und ließen sich nicht beirren. Diese bedingungslose Treue zu Gott ist für die Gläubigen Grund genug, für einander eine eifrige Liebe zu empfinden. Gott berichtet den Gläubigen im Quran folgendermaßen von dieser Eigenheit:
Gläubig sind nur die, welche an Allah und Seinem Gesandten glauben - und danach nicht mehr zweifeln - und sich mit Gut und Blut auf Allahs Weg einsetzen. Das sind die Aufrichtigen. (Sure 49:15 – al-Hudschurat)
Barmherzigkeit ist ein Teil der Liebe. Aus diesem Grund ist es notwendig Barmherzigkeit richtig zu verstehen um die echte Liebe leben zu können. Die Barmherzigkeit unseres Propheten (s.a.w.s) ist ein schönes Beispiel für alle Muslime. Gott sprach im Quran folgendermaßen von der überlegenen Moral des Porpheten Muhammad (s.a.w.s):
Wahrlich, nun kam bereits ein Gesandter aus eurer Mitte zu euch. Schwer liegen eure Missetaten auf ihm. Fürsorglich ist er für euch! Gegen die Gläubigen (aber) ist er gütig und barmherzig. (Sure 9:128 – at-Tauba)
Ein barmherziger Mensch möchte nicht, daß seine Mitmenschen in Bedrängnis leben. So wichtig wie sein eigenes Leben, seine eigene Gesundheit und seine Bequemlichkeit sind, mindestens so wichtig ist ihm das Leben der Mitmenschen. Aus diesem Grund ist eine der wichtigsten Besonderheiten eines barmherzigen Menschen die Sensibilität gegenüber den Mitmenschen und sein Eifer, deren Probleme zu lösen. Unser Prophet (s.a.w.s) befahl den Gläubigen und allen Menschen auf folgende Weise, barmherzig zu sein:
“Ohne Barmherzigkeit seid ihr keine Gläubigen.” “Gesandter Gottes”, sagten sie, “wir sind alle barmherzig.” “Nein sagte er, das Vorhaben ist nicht die Barmherzigkeit gegenüber der eigenen Familie, sondern Barmherzigkeit gegenüber dem Volk, der Öffentlichkeit.”15
Das eigentliche Leben des Menschen ist das Leben im Jenseits, das nach dem Tode beginnt. Die Welt ist nur ein Ort an dem sich der Mensch vorübergehend aufhält und an dem er auf die Probe gestellt wird. Gläubige, die sich dieser Tatsache bewußt sind, zeigen sich gegenseitig ihre Liebe, indem sie sich gegenseitig auf das ewige Leben im Jenseits vorbereiten. Ebenso sehr wie sie das Wohlgefallen und die Barmherzigkeit Gottes und das Paradies erreichen möchten, ebenso sehr wünschen sie, daß auch ihre geliebten Glaubensbrüder in den Genuß dieser Wohltaten und Schönheiten kommen. Das Wissen darum, daß der Mensch sonst in Ewigkeit und ohne Rettung den Höllenqualen ausgesetzt ist, führt dazu, daß die Gläubigen Fehler und Mängel, die sie an sich entdecken ohne Verzögerung ausgleichen und sich bemühen, sich gegenseitig zu der Moral zu führen, mit der Gott zufrieden ist. Sie ermahnen sich stets gegenseitig zum Schönen und bemühen sich, vor dem Schlechten auf der Hut zu sein. Ihr Eifer und ihre Entschlossenheit sind eines der sichtbaren Anzeichen ihrer gegenseitigen Liebe. Gott berichtet im Quran von dem tiefen, auf das Jenseits gerichteten Liebesverständnis der Gläubigen füreinander:
Und die Gläubigen, Männer und Frauen, sind einer des anderen Freund. Sie gebieten das Rechte und verbieten das Unrechte und verrichten das Gebet und zahlen die Steuer und gehorchen Allah und Seinem Gesandten. Sie - wahrlich, Allah erbarmt sich ihrer. Siehe, Allah ist mächtig und weise. (Sure 9:71 – at-Tauba)
Für viele Menschen ist die eigene Bequemlichkeit das wichtigste im Leben. Allerdings vergißt der von echter Liebe umfangene Mensch sein eigenes Ich, und hebt das Ich des geliebten Menschen hervor. Er bemüht sich in jeder Weise, es diesem bequem zu machen. Anstelle selbst Recht zu bekommen, erfreut er sich mehr am Rechthaben der geliebten Person. Ist eine Arbeit zu erledigen, bei der man ermüdet, dann zieht er es vor, selbst anstelle der geliebten Person zu ermüden. Auf keinen Fall zeigt er ein Verhalten, das den anderen beschämt, erniedrigt oder betrübt. Der Grund hierfür ist der Wunsch, Wohlgefallen und Liebe Gottes und das Paradies zu gewinnen. Ein Mensch kann eine andere Person nur mit so großer Opferbereitschaft und aufrichtigem Verständnis lieben, wenn er Gottes Wohlgefallen erreichen will.
13- Müslim, İmân 93, (54); Ebû Dâvud, Edeb 142, (5193); Tirmizî, İsti'zân 1, (2589)
14- Hz. Müslime İbni Muhalled r.a, Ramuz El-Ehadis, s. 423.8
15- Kütüb-i sitte, cilt 10, s.134