Die wahre Gerechtigkeit, wie Gott sie im Quran befielt, ist eine Herrschaft der Gerechtigkeit, in der niemals ein Unterschied zwischen den Menschen gemacht wird, die Rechte des einzelnen geschützt werden, Tyrannei niemals vergeben wird, Stellung für diejenigen Bezogen wird, die Grausamkeit erleiden und jedem die Hand gereicht wird, der bedürftig ist. Diese Gerechtigkeit schützt, wenn ein Urteil gefällt werden muss, die Rechte beider Parteien und bewertet das entsprechende Ereignis aus verschiedenen Blickwinkeln. Es beinhaltet vorurteilsfreies Denken, Unparteilichkeit, Gerechtigkeit, Ehrlichkeit, Toleranz, Barmherzigkeit und Sanftmut. Wenn eines davon fehlt oder einem davon das Hauptgewicht eingeräumt wird, ist es schwer, wahre Gerechtigkeit walten zu lassen. Wenn ein Ereignis nicht nüchtern bewertet wird, sondern Emotionen und Gefühle dabei im Spiel sind, kann der Mensch kein gesundes Urteil fällen und diese Gefühle werden in das Urteil einfließen. Dennoch muss jemand, der Rechtsprechen soll, seine eigenen persönlichen Gefühle hintanstellen und sich den Hilfesuchenden gegenüber gerecht verhalten, unter allen Bedingungen und Umständen auf Seiten der Wahrheit stehen, niemals ein Zugeständnis in Bezug auf Ehrlichkeit und Wahrheit machen und die Moral des Quran für sich als Wegweisend annehmen. Die Person muss über eine solche Moral verfügen, dass sie die Gegenseite über den persönlichen Gewinn stellt und selbst wenn sie selber einen Schaden erleiden sollte gerecht sein, sollte die Gegenpartei das Recht auf ihrer Seite haben.
"O ihr, die ihr glaubt! Steht in Gerechtigkeit fest, wenn ihr vor Gott bezeugt. Der Hass gegen (bestimmte) Leute verführe euch nicht zu Ungerechtigkeit. Seid gerecht, das entspricht mehr der Gottesfurcht. Und fürchtet Gott. Siehe, Gott kennt euer Tun" (Sure al-Ma'ida, 8) Wie im dem Vers beschrieben, weiß Gott alles, was wir tun. Eine Person, die Gott fürchtet und weiß, dass ihr am Tag des Jüngsten Gerichts Rechenschaft abverlangt werden wird, lässt Gerechtigkeit walten, um das Wohlwollen Gottes zu erlangen. Sie weiß, dass Gott alle ihre Taten, Worte und Gedanken am Tag des Letzten Gerichts hinterfragen wird und dafür ohne Ausnahme was sie verdient erhalten wird.
Daher muss der Mensch vollständig nach der Moral des Quran leben, um die Barmherzigkeit Gottes zu erlangen, den Qualen der Hölle zu entkommen und die Wohltaten Gottes zu erfahren. Jeder einzelne Mensch muss sich persönlich dafür einsetzen, diese Moral zu erreichen, alle egoistischen Wünsche und persönlichen Gewinn hinter sich lassen und seinen Weg gerecht, barmherzig, tolerant, gütig und friedlich fortsetzen. Gott hat die wahre Gerechtigkeit im Quran erklärt und offengelegt, dass jede Art von Konflikten dadurch gelöst werden kann, dass die Gerechtigkeit siegt. Eine Gesellschaft, die sich aus gerechten Führern und gerechten Menschen zusammensetzt, kann jede Art von Auseinandersetzung leicht lösen. Im Quran ist die Gerechtigkeit vollständig erklärt und bekannt gegeben, wie Gläubige mit den Ereignissen, mit denen sie konfrontiert werden, umgehen sollen und wie sie die Gerechtigkeit anzuwenden haben. Das ist eine große Erleichterung für die Gläubigen und eine große Gnade, die Gott ihnen gewährt. Deswegen müssen die Gläubigen sowohl danach streben Gott zufrieden zu stellen, als auch die Verantwortung tragen, dass sie ein Leben in Frieden, Sicherheit und Wohlbehagen führen können, indem für alle Menschen gleichermaßen Gerechtigkeit herrscht.
Wenn wir die Entwicklungen auf der Welt betrachten, so können wir bezeugen, dass Gerechtigkeit abhängig von Ort, Zeit und Person unterschiedlich angewendet wird. In einigen Gesellschaften beispielsweise beeinflusst die Hautfarbe eines Menschen diejenigen, die für Gerechtigkeit sorgen sollten. Für dieselbe Tat erhalten ein Weißer und ein Schwarzer unterschiedliche Urteile. In einigen Gesellschaften spielt die Rasse eine große Rolle. Ein Beispiel dafür findet sich im vergangenen Jahrhundert. Hitler sah die arische Rasse als den anderen Rassen überlegen an und wollte Millionen von Menschen nur aufgrund ihrer Rasse ermorden. Auch heute werden Menschen aufgrund ihrer Rasse oder Hautfarbe benachteiligt oder ungerecht behandelt. In den USA und Südafrika wurden Schwarze jahrelang als Rasse zweiter Klasse behandelt. In vielen asiatischen und afrikanischen Ländern kam es zu heftigen Auseinandersetzungen, ausschließlich wegen ihrer unterschiedlichen Rassen.
Dabei steht im Quran, dass einer der Gründe, warum unterschiedliche Völker und Stämme erschaffen wurden, darin liegt, dass die Menschen sich "gegenseitig kennen lernen" sollen. Sie alle sind die Sklaven Gottes und die verschiedenen Völker oder Stämme sollen sich gegenseitig kennen lernen, also ihre unterschiedlichen Kulturen, Sprachen, Bräuche und Fähigkeiten. Das Ziel, wenn unterschiedliche Rassen und Völker aufeinander treffen besteht nicht im Krieg und Kampf, sondern im kulturellen Reichtum. Diese Vielfalt stellt eine der Schönheiten in Gottes Schöpfung dar. Dass einige Menschen größer sind, einige weiß und manche gelb, ist nicht Zeichen von Überlegenheit über den Anderen und das Andere darf nicht als Mängel bewertet werden. Jeder einzelne ist nach Gottes Ebenbild und mit großer Weisheit erschaffen. Doch diese Unterschiede haben vor Gott keinerlei Bedeutung. Jeder Gläubige weiß sehr wohl, dass die einzige Erhabenheit des Menschen in der Frömmigkeit liegt, also in der Ehrfurcht vor Gott und in der Erhabenheit im Glauben. Gott lässt uns diese Tatsache in der Sure al-Hudschurat, auf diese Weise erfahren:
O ihr Menschen! Wir erschufen euch aus einem Mann und einer Frau und machten euch zu Völkern und Stämmen, damit ihr einander kennenlernt. Doch der vor Gott am meisten Geehrte von euch ist der Gottesfürchtigste unter euch. Gott ist fürwahr wissend, kundig. (Sure al-Hudschurat, 13) |
Wie der Vers uns wissen lässt, kennt das Gerechtigkeitsverständnis, welches Gott befielt, keinerlei Diskriminierung und jeder Mensch muss in den Genuss von Gleichheit, Toleranz und Friede kommen.
Auch unser Prophet Muhammad (s.a.w.s) hat sich in seiner Zeit immer sehr gerecht den Völkern anderer Rassen gegenüber verhalten. Er hat es zu jeder Gelegenheit auf das schärfste kritisiert, wenn Menschen aufgrund ihrer Rasse eine unterschiedliche Behandlung erfahren haben und hat diese Moralauffassung als "ungebildete Moral" bezeichnet.
Unser Prophet hat daran erinnert, dass ungebildete Gesellschaften Feindschaft gegen Menschen hegen, die sich lediglich in der Hautfarbe oder der Rasse unterscheiden und die Muslime im Quran dazu aufgerufen, von diesem hässlichen Verhalten Abstand zu nehmen. Der Quran wurde dem Menschen vor 1400 Jahren mit Hilfe unseres Propheten Muhammad (s.a.w.s) als Segen geschickt. Die primitive Logik wurde durch den Quran aufgehoben und bekannt gegeben, dass alle Menschen ungeachtet der Farbe, Rasse oder Sprache, gleich sind. Unser Prophet (s.a.w.s) hat denjenigen, die der Einfachheit halber weiterhin die Menschen nach ihrer Rasse und Farbe bewerteten und im ungebildeten Glauben verfangen waren, in seiner Abschiedshutba an das arabische Volk folgendermaßen gewendet:
"Man sollte nicht mit seiner Abstammung prahlen. Die Araber stehen nicht über den Persern, weil sie Araber sind, genauso wenig wie die Perser über den Arabern stehen, weil sie Perser sind. Denn vor Gott ist der am höchsten, der Ihm gegenüber am frömmsten ist."1
Unser Prophet (s.a.w.s) hat mit diesen Worten ein weiteres Mal die Menschen daran erinnert, was auch in dem 13. Vers der Sure al-Hudschurat steht, nämlich dass ein Mensch über einen anderen Menschen höchstens im Glauben erhaben sein kann. Der Islam hebt diese altmodische Sichtweise, wie es uns unser Prophet (s.a.w.s) hat wissen lassen, vollständig auf. In einer Umgebung, in welcher nach der Islamischen Moral gelebt wird, wird kein Mensch weil er Jude, Schwarzer oder amerikanische Ureinwohner ist beschuldigt, anders behandelt oder zum Opfer. Das liegt im Ermessen Gottes und Gott hat jeden Menschen auf die schönste Art und Weise geschaffen und ihm das schönste Antlitz verliehen. Man sollte über jeden Menschen jederzeit gerecht, respektvoll, tolerant, barmherzig, friedliebend und liebend denken.
Außerdem kann es eine aus dem Glauben regierte Gerechtigkeit nicht beeinflussen oder verhindern, ob ein Mensch reich ist oder arm. Es stellt eine sehr große Ungerechtigkeit dar, wenn ein Mensch ausschließlich, weil er über die finanziellen Möglichkeiten verfügt, anderen Menschen Unrecht zufügen kann oder diese tyrannisieren und dafür nicht bekommt, was er verdient. Doch wenn wir heutzutage einige Staaten betrachten, dann bemerken wir die Haltung, dass die Reichen geschützt werden und die Armen eine Behandlung zweiter Klasse erfahren. Dementsprechend profitieren einige Reiche eher von der Gerechtigkeit und betrachten es auch als ihr Recht, sich über den Armen zu sehen. Darüber hinaus arbeitet der Justizmechanismus zu seinem eigenen Vorteil. Diese Haltung ist der Grund für große Ungerechtigkeiten innerhalb von Gesellschaften, die nicht auf Grundlage der Religion leben. Während ein Teil der Menschheit gegen das große Elend kämpft, verwenden die anderen ihre Vorteile, die sie durch Reichtum erhalten haben.
Doch trotz all dieser widrigen Umstände ist es möglich Gerechtigkeit zu erhalten und ein Leben einzurichten, in dem die Menschen in gesellschaftlichem Frieden zusammenleben. Das ist möglich, wenn man die Moral des Quran für gültig erklärt und die Menschen keine Zugeständnisse an diese Wertvorstellungen machen. Denn Gott befiehlt in einem Vers folgendes:
… Tretet für die Gerechtigkeit ein, wenn ihr vor Gott Zeugnis ablegt, und sei es gegen euch selber oder euere Eltern und Verwandten. Handele es sich um arm oder reich, Gott steht euch näher als beide. Und überlasst euch nicht der Leidenschaft, damit ihr nicht vom Recht abweicht … (Sure an-Nisa, 135) |
Wenn man diesem Befehl Gottes gehorcht, dann wird ein Gläubiger, der vor Gott Ehrfurcht empfindet, in jedem Fall Gerechtigkeit walten lassen, egal ob die Person ihm gegenüber reich ist oder arm und egal was die Bedingungen sind. Wegen der wirtschaftlichen Lage einer Person wird er sich nicht anders verhalten. Denn er weiß, dass Reichtum oder Armut vorübergehende Zustände in dieser Welt sind, die Gott geschaffen hat, um den Menschen zu prüfen. Nach dem Tod verlieren Geld und Güter eines Menschen jeden Wert, er wird nur nach seinem Glauben bewertet. Das Verhalten, welches Gott zufrieden stimmt, ist Gerechtigkeit, Rechtschaffenheit, Aufrichtigkeit und Ehrlichkeit. Für diese schönen Tugenden erhält man das ewige Leben im Jenseits.
Eines der Beispiele des Quran über Gerechtigkeit, bietet das Eigentum von Waisenkindern. In den Versen wird angeordnet, dass die Güter von Weisenkindern, bis diese selber das Alter erreichen, indem sie diese verwalten können, auf die gerechteste Art und Weise verwendet werden. Die Sure al-An'am drückt es folgendermaßen aus:
Und kommt dem Vermögen der Waise nicht zu Nahe, außer um es zu mehren, bis sie herangewachsen ist. Und gebt Maß und Gewicht nach Gerechtigkeit…(Sure al-An'am, 152) |
Auch in anderen Versen ruft Gott dazu auf, dass die Menschen sich absolut fair verhalten sollten und die Waisen daran erinnern sollten, dass sie den Besitz nicht zu schnell ausgeben, wenn sie noch nicht volljährig sind. Einige Verse zu diesem Thema sind die folgenden:
Und gebt den Waisen ihr Vermögen und tauscht nicht (euer) Schlechtes gegen (ihr) Gutes ein und schlagt nicht ihren Besitz dem eurigen hinzu; siehe, das ist ein großes Verbrechen. (Sure an-Nisa, 2) Und prüft die Waisen, bis sie ehefähig geworden sind. Und wenn ihr bei ihnen Vernunft feststellt, dann händigt ihnen ihr Vermögen aus. Und zehrt es nicht verschwenderisch und in Eile auf, bevor sie großjährig werden. Der reiche (Vormund) enthalte sich (des Waisenguts) und der arme nutze es nach Billigkeit. Und wenn ihr ihnen ihr Vermögen aushändigt, dann lasst es vor ihnen bezeugen, obwohl Gott als Rechenschaftsleger genügt. (Sure an-Nisa, 6) Und bleibt dem Vermögen der Waise fern, außer zu ihrem Besten, bis sie das Alter der Reife erlangt hat. Und haltet die Verträge. Siehe, für Verträge werdet ihr zur Rechenschaft gezogen. (Sure al-Isra, 34) |
Wer gegen die in den Versen genannte Moral verstößt und die Güter der Waisen verschwendet und ungerecht ausgibt, wird mit Qualen bestraft. Gott sagt "Siehe, wer der Waisen Vermögen zu Unrecht aufbraucht, der füllt seinen Bauch mit Feuer und wird in der Flamme brennen." (Sure an-Nisa, 10) Und untersagt es mit diesem Vers dem Menschen, sich ungerecht zu verhalten. Wie das Beispiel zeigt, handelt es sich bei der im Quran vorgeschriebenen Gerechtigkeit um eine Gerechtigkeit, die das gesamte Leben eines Menschen umfasst. Die Sorgfalt, die ein Mensch bei der Anwendung von Gerechtigkeit obwalten lässt, ist im Leben nach dem Tod dieses Menschen dafür ausschlaggebend, ob er ins Paradies oder in die Hölle kommt.
Vielleicht fällt es Ihnen leicht, sich jederzeit gerecht und anhand der Richtlinien zu verhalten und vielleicht sind Sie auch in allen Ihren Urteilen gerecht. Doch wenn aufgrund Ihres gerechten Urteils eine nahe stehende Person, Ihre Mutter, Ihr Vater oder ein Verwandter körperlichen oder seelischen Nachteil erleidet, könnten Sie dieses Urteil dann ebenso leicht fällen? Können Sie gerecht, unparteiisch und offen urteilen, wenn es um eine geliebte, aber vom rechten Weg abgekommene Person geht?
Vor dieser Frage zögern viele Menschen. Und wirklich ist es für viele Menschen schwer, in so einer Situation gerecht zu bleiben. Gegenüber einer geliebten Person kann man sich toleranter verhalten als gegenüber jemand anderem und auch wenn es nur für einen Moment ist, vielleicht den Tatsachen nicht ins Auge blicken. Doch das eigentlich wichtige besteht darin, dass man die Gerechtigkeit unter keiner Bedingung und unter keinen Umständen beugt und den Vers "O ihr, die ihr glaubt! Tretet für die Gerechtigkeit ein, wenn ihr vor Gott Zeugnis ablegt, und sei es gegen euch selber oder euere Eltern und Verwandten..." (Sure an-Nisa, 135) immer sorgsam befolgt. Wenn die Menschen Vertrauen schaffen, so wird auch das Gegenüber unter jeder Bedingung sich aufrecht verhalten. Es ist klar, dass es Unsicherheiten schafft und Menschen, die auf Gerechtigkeit hoffen verunsichert, wenn nur aufgrund von Blutsverwandtschaft oder Freundschaft die Nahestehenden geschützt und behütet werden. Insbesondere wenn Menschen, die in leitenden Positionen sind, ein solches Verhalten an den Tag legen, so hat dies verheerende Folgen für die Gesellschaft.
Nur jemand, der entsprechend der Verordnungen des Quran handelt, entspricht den Richtlinien Gottes "… Und seid gerecht bei der Aussage (vor Gericht), wäre es auch gegen einen Verwandten. Und haltet euer Versprechen gegenüber Gott. All dies gebot Er euch, damit ihr es euch zu Herzen nähmt." (Sure al-An'am, 152) Diese Haltung zeugt von einem starken Glauben an Gott und von einer guten Moral.
Der Quran teilt uns zu diesem Thema ein Beispiel aus dem Leben des Prophet Moses (a.s) mit. Es wird mit dem folgenden Vers in der Sure al-Qasas erzählt:
Und er betrat die Stadt zu einer Zeit, da ihre Bewohner nicht darauf achteten. Und er fand dort zwei Männer, die miteinander kämpften, der eine von seinen Leuten und der andere von seinen Feinden. Da rief ihn der Mann von seinen Leuten zu Hilfe gegen den, der von seinen Feinden war. Moses versetzte ihm einen Faustschlag, der für ihn tödlich war. Da rief er: "Das ist ein Werk des Satans! Fürwahr, er ist ein offenkundiger Feind, der irreführt."(Sure al-Qasas, 15) |
Bei diesem Ereignis war Prophet Moses (a.s) Zeuge von einem Streit, an dem auch einer seiner Anhänger beteiligt war. Prophet Moses (a.s) gesellte sich neben die Person, die zu seinen Anhängern gehörte und stellte sich mit dieser gemeinsam dessen Gegner entgegen. Während des Kampfes verpasst er dem Gegner einen Schlag und ohne es beabsichtigt zu haben, tötet er ihn dadurch. Doch später erkannte er, dass er einen großen Fehler begangen hatte. Das ist für das Gerechtigkeitsverständnis eines Gläubigen ein sehr wichtiges Beispiel. Denn eine Person zu unterstützen, lediglich weil sie einem nahe steht, ein Verwandter oder ein Freund ist, ohne erforscht zu haben, wer schuldig ist und wer unschuldig, ist eine Moralauffassung, die Gott nicht gefällt. Daher hat auch Prophet Moses (a.s), der ein heiliger Prophet war, diese Tatsache sofort erkannt und sein Handeln als "Tat des Satans" bewertet.
Was Prophet Moses (a.s) als "Tat des Satans" bezeichnet hatte, die "Gruppendynamik" ist hauptverantwortlich für das Blutvergießen in allen Zeiten. Die fixe Idee des Menschen, dass nicht entsprechend der Gerechtigkeit und des Gesetzes, sondern ungeachtet zugunsten des Vorteils der Familie, des Stammes, der Anhänger oder der Rasse Recht gesprochen wird, war Ausgangspunkt für unzählige Auseinandersetzungen und Kriege.
Die Haltung, die ein gläubiger Muslim gegen solche Aufhetzerei einnehmen sollte, erläutert der Quran wieder am Beispiel des Propheten Moses (a.s). Prophet Moses (a.s) hat mit seinem Gewissen sofort verstanden, dass dieses schlechte Gefühl eine von Satan gesendete Geißel an den Menschen war und bereute seinen Fehler, zu dem Satan ihn provoziert hatte und stellte gläubig seine Sache Gott anheim. Die Fortsetzung des Ereignisses über das Beispiel Moses (a.s) und sein gewissenhaftes Verhalten wird folgendermaßen geschildert:
Er sprach: "Mein Herr, ich habe mich gegen mich versündigt! Verzeihe Mir denn!" Da verzieh Er ihm. Er ist fürwahr der Verzeihende, der Barmherzige. Er sprach: "O mein Herr! Wie Du mir gnädig warst, so will ich nie mehr ein Helfer von Missetätern sein." (Sure al-Qasas, 16-17) |
Ein Faktor, der einen Menschen daran hindern kann ein gerechtes Urteil zu fällen, rechtschaffen zu denken oder sich intelligent zu verhalten, besteht in Wut oder Hass auf die entsprechende Person oder die Gesellschaft. Das ist noch heute in ungebildeten Völkern eine weit verbreitete Herangehensweise. Einige Menschen können mit Leichtigkeit ungerecht und unmoralisch handeln, wenn es sich gegen eine Person richtet, gegen die sie feindselige Gefühle hegen. Und auch wenn sich diese Personen bewusst sind, dass es sich um grundlose Anschuldigungen handelt, dass das Gegenüber unschuldig ist, sagen sie zu dessen Ungunsten aus. Einzig und allein aufgrund dieser feindseligen Haltung sind viele Menschen unschuldig großen Benachteiligungen ausgesetzt. Einige Menschen würden, selbst wenn sie die Wahrheit kennen, gegen einen Feind nicht zu dessen Gunsten aussagen und wenn sie einen Unschuldsbeweis für diese Person in Händen haben, diesen zurückhalten. Diese Personen würden sich sogar freuen, wenn der anderen Person ein großes Leid zustößt, sie Ungerechtigkeit erfahren muss oder Qualen erleidet. Ihre größte Angst besteht darin, dass die Gerechtigkeit siegen könnte und die Unschuld der betroffenen Person bewiesen wird.
Daher ist es innerhalb einer ungebildeten Gesellschaft auch sehr schwer, dass die Menschen einander vertrauen können. Jeder muss fürchten, dass die Person, die ihm gerade gegenübersteht, ihm jeden Moment etwas Schlechtes antun könnte. Wenn das gegenseitige Vertrauen verloren gegangen ist, so gehen menschliche Eigenschaften wie Hilfsbereitschaft, Toleranz, Barmherzigkeit, Erbarmen und Brüderlichkeit mit der Zeit verloren und der Hass zieht ein.
Doch das Urteil, das ein Gläubiger fällt, wird niemals durch die Gefühle, die er der Person oder der Gesellschaft gegenüber hegt, beeinflusst werden. Egel wie schlecht die Person ist, wie feindlich sie sich auch verhält, ein gläubiger Mensch wird immer seine eigenen Gefühle hinten an stellen, wenn er ein Urteil zu fällen hat und sich immer gerecht verhalten, ein gerechtes Urteil fällen und gerechte Ratschläge erteilen. Die Gefühle der Person gegenüber sind nicht stärker als sein Verstand oder sein Gewissen. Sein Gewissen wird ihm jederzeit sagen, dass er den Geboten und Ratschlägen Gottes folgen muss und von der guten Gerechtigkeit niemals abweichen. Denn das ist ein Gebot, das Gott den Gläubigen im Quran übermittelt hat. Die Sure al-Ma'ida erläutert das mit dem folgenden Vers:
"O ihr, die ihr glaubt! Steht in Gerechtigkeit fest, wenn ihr vor Gott bezeugt. Der Hass gegen (bestimmte) Leute verführe euch nicht zu Ungerechtigkeit. Seid gerecht, das entspricht mehr der Gottesfurcht. Und fürchtet Gott. Siehe, Gott kennt euer Tun". (Sure al-Ma'ida, 8) |
Laut diesem Vers ist eine gerechte Haltung der Frömmigkeit am nächsten. Ein gläubiger Mensch weiß, dass er die Anerkennung im Angesicht Gottes nur dann erlangen kann, wenn er sich gerecht verhält. Jeder, der Zeuge dieser schönen Moral wird, wird sich neben dieser Person wohl fühlen, ihr jede Art von Verantwortung und Aufgabe leichten Herzens anvertrauen. Solche Menschen genießen Respekt, sogar von ihren Feinden. Ihre Haltung kann sogar Ungläubige zur Umkehr bewegen, wenn diese sich daran ein Beispiel nehmen. Eines der schönsten Beispiele ist Prophet Muhammad (s.a.w.s.). Unser Prophet (s.a.w.s) hat die Herzen vieler seiner Zeitgenossen, die Christen, Juden, Ungläubige oder Polytheisten waren für den Islam gewonnen, indem er ohne Unterschied seine Toleranz und Barmherzigkeit jedem gezeigt hat.
Und auch für die heutigen Gläubigen sind ohne Zweifel die Verhaltensweisen unseres Propheten, wie sie uns der Quran lehrt, das schönste Vorbild. So wie zu Zeiten des Asr-i Saadet leben auch heute Menschen mit sehr unterschiedlichem Glauben, wie Christen, Juden, Buddhisten, Hindus, Atheisten, Ungläubige, Polytheisten und Heiden zusammen in derselben Gesellschaft. Was immer ein Muslime für sein Gegenüber empfinden mag, er muss tolerant, verzeihend, gerecht und menschlich handeln. Denn für jeden Menschen besteht die Möglichkeit, dass er zu einem späteren Zeitpunkt zum Glauben findet, Muslim wird und sich Gott anvertraut. Ein Gläubiger darf diese Tatsache niemals aus den Augen verlieren. Die Gläubigen tragen die Verantwortung, zu Gottes Religion mitsamt ihrer Schönheit, Friedfertigkeit und Toleranz einzuladen. Die Entscheidung, diese Wahrheit zu leben und zu glauben oder nicht, obliegt dem Gegenüber. Einen Menschen zum Glauben zu zwingen oder unter Zwang jemanden dazu zu bewegen etwas zu akzeptieren, widerspricht der Moral des Quran. Gott hat das über den Quran mit dem folgenden Vers mitgeteilt:
"Kein Zwang im Glauben! Klar ist nunmehr das Rechte vom Irrtum unterschieden. Wer die falschen Götter verwirft und an Gott glaubt, der hat den festesten Halt erfasst, der nicht reißen wird. Und Gott ist hörend und wissend." (Sure al-Baqara, 256) |