Auf der Welt gibt es die unterschiedlichsten Gesellschaften, die sich in Hautfarbe, Sprache und Religion unterscheiden. Diese Unterschiede waren, wie wir bereits in den vorherigen Kapiteln gesehen haben, über Jahrhunderte Grund für Feindschaft. Die zwischen den Menschen so weit verbreitete Überzeugung besagt, dass Menschen mit so unterschiedlichen Eigenschaften niemals in Frieden zusammenleben können und dass zwischen ihnen immer Konflikte herrschen werden. Das ist ein großer Irrtum. Denn Gott hat die Menschen als unterschiedliche Gruppen erschaffen. Und Gott hat im Quran alle Menschen dazu aufgerufen, in Frieden und Sicherheit zusammen zu leben.
O ihr, die ihr glaubt! Gebt euch Gott ganz und gar hin und folgt nicht den Fußstapfen des Satans; siehe, er ist offenkundig euer Feind. (Sure al-Baqara, 208) Und Gott lädt zur Wohnung des Friedens ein und leitet, wen Er will, auf einen rechten Pfad. |
Mit Seiner Gesandten hat Gott die Menschen aller Religionen aufgefordert, an den einzigen Gott zu glauben und Er empfiehlt die gute Moral und verurteilt die schlechte Moral. Auch wenn anders als der Islam die übrigen Religionen heute verfälscht sind, kann man dennoch in einigen Bereichen erkennen, dass die grundsätzliche Botschaft gleich ist. Daher gibt es für diese künstlichen Konflikte, welche wir heute erleben, keine wirkliche Grundlage und keine logische Erklärung. Wie im oben zitierten Vers beschrieben, liegt der Hauptgrund für Unstimmigkeiten zwischen den Menschen darin, dass sie der Einladung zum Glauben an Gott nicht folgen und "auf den Wegen des Satans wandeln".
Der Herr des Himmels und der Erde hat Seinen Gläubigen untersagt, dass sie gegeneinander feindselige Gefühle hegen und alle Gläubigen wissen, dass es sich dabei um eine Moral handelt, die Gott verzürnt. Gott hat den Menschen Frieden, Toleranz und Freundschaft befohlen. Gott hat im Quran, den Er mittels Seines letzten Gesandten, dem Propheten Muhammad (s.a.w.s) übermittelt hat, den Gläubigen sehr eindeutige Befehle und Anweisungen zu diesem Thema gegeben.
Der Quran bezeichnet diejenigen, die Religionen angehören, die mittels Gesandter Gottes an die Menschen weitergegeben wurden, also die Juden und die Christen, als Schriftreligionen. In den Versen und den Haditen unseres Propheten (s.a.w.s) ist genau erklärt, wie die Gläubigen sich den Schriftreligionen gegenüber verhalten sollen und wie sie ihre Beziehungen und das soziale Leben regeln sollen. Die Schriftreligionen gehen im Grunde auf die Offenbahrungen Gottes zurück und verfügen über viele moralische Werte sowie über die Begriffe verboten und rechtmäßig. Daher ist eine Mahlzeit, welche ein Angehöriger einer Schriftreligion zubereitet hat, im Quran für die Muslime als rechtmäßig definiert. Auch dürfen Muslimische Männer Frauen heiraten, die einer Schriftreligion angehören. In dem entsprechenden Vers spricht Gott folgendes:
Heute sind euch alle guten Dinge erlaubt. Auch die Speise derer, denen die Schrift gegeben wurde, ist euch erlaubt, so wie euere Speisen ihnen erlaubt sind. Und (erlaubt sind euch zu heiraten) tugendhafte Frauen, die gläubig sind, und tugendhafte Frauen von denen, welchen die Schrift vor euch gegeben wurde, sofern ihr ihnen ihr Brautgeld gegeben habt und tugendhaft mit ihnen lebt, ohne Unzucht, und keine Geliebten nehmt. Wer den Glauben verleugnet, dessen Werk ist fruchtlos, und im Jenseits ist er einer der Verlorenen. (Sure al-Ma'ida, 5) |
Wenn man die Islamgeschichte betrachtet, so sieht man, dass die Muslimische Gesellschaft den Anhängern der Schriftreligionen gegenüber jederzeit warm und tolerant war. Dies wird insbesondere anhand unseres kulturellen Erbes, dem Osmanischen Reich, deutlich. Während die Juden im katholischen Spanien nicht das Recht auf Leben hatten und verfolgt wurden, fanden sie im Osmanischen Reich den Frieden, den sie suchten. Wenn wir auch die späteren Kapitel näher betrachten, sehen wir, dass Sultan Mehmet der Eroberer den Christen und Juden in Istanbul nach der Eroberung das Recht auf ein freies Leben gewährt hat. Während der gesamten osmanischen Geschichte wurden die Juden als Schriftreligion betrachtet und hatten die Möglichkeit in Frieden zu leben.
Wie wir anhand der Beispiele auf den vorherigen Seiten gesehen haben, hat sich unser Prophet (s.a.w.s) den Schriftreligionen gegenüber immer gerecht und tolerant verhalten. Aufgrund dieses Verhaltens unseres Propheten (s.a.w.s) sind der führende jüdische Rabbi Abdullah Ibn Selam und seine Freunde dem Islam beigetreten und haben ihm geglaubt.
In der europäischen Geschichte gab es die Inquisition, die aus dem religiösen Fanatismus der Christen heraus entstanden ist oder auch den Antisemitismus, der aus der Rassenidee entstanden ist. In der Islamischen Welt hat es so etwas niemals gegeben. Die Kämpfe und der Unfrieden, welche zwischen Juden und Muslimen im 20. Jahrhundert im Mittleren Osten aufgetaucht sind, entstammen einer abseits der Religion, auf Rassismus basierenden Ideologie, dem Zionismus. Dafür sind die Muslime nicht verantwortlich.
Der Zionismus ist sicherlich für die Muslime und für den Weltfrieden eine äußerst gefährliche und schädliche Ideologie. Der Kampf gegen die Idee des zionistischen Judentums ist die Aufgabe jedes Menschen, egal welcher Religion oder politischen Auffassung er ist, ebenso wie jedes Muslimen. Doch wie in Bezug auf alle Bereiche, muss auch hier Gerechtigkeit herrschen und vorurteilsfrei gehandelt werden. Wenn sich die Muslime gegen die Zionisten stellen, dann dürfen sie die unschuldigen Juden nicht unterdrücken und sind dazu verpflichtet, Ungerechtigkeiten zu verhindern.
So wie jede Art des Rassismus ist auch der Antisemitismus eine Ideologie, die der Islamischen Moral widerspricht. Ein Muslim unterscheidet die Menschen nicht nach ihrer Religion, Rasse oder ethnischen Abstammung und ist gegen jede Art von Völkermord, Folter und Unterdrückung. Die Muslime unterstützen nicht die geringste Ungerechtigkeit, die gegen Juden oder ein anderes Volk begangen wird, sie verurteilen dies. Im Quran werden diejenigen, die sich subversiv verhalten, den Menschen unterdrücken und zu unrecht Leid zufügen, verdammt. Folgende Verse beschäftigen sich mit dem Thema:
Und suche mit dem, was dir Gott gegeben hat, die künftige Wohnung, ohne deinen Anteil an dieser Welt zu vergessen. Und tu Gutes, so wie Gott dir Gutes tat, und stifte kein Verderben auf Erden; siehe, Gott liebt nicht die, welche Unheil stiften!" (Sure al-Qasas, 77) Wenn ihr euch abwendet, wollt ihr dann vielleicht Unheil auf Erden stiften und euere Blutsbande zerreißen? Solche (Leute) verflucht Allah. Er hat sie taub gemacht und ihre Augen geblendet. (Sure Muhammad, 22-23) Vorwurf trifft nur die, welche die Menschen unterdrücken und auf Erden ohne jede Rechtfertigung Gewalttaten verüben. Ihnen steht schmerzliche Strafe bevor. (Sure asch-Schura, 42) |
Entsprechend dem Willen Gottes dürfen die Reaktionen gegen den Zionismus niemals eine "Judenfeindlichkeit" annehmen und unschuldige Menschen dürfen keinen Schaden dadurch nehmen. Gerecht und barmherzig sein bedeutet genau das.
So wie der Antisemitismus sind auch die anderen Beispiele für Rassismus (beispielsweise gegen Schwarze) Irrungen, die aus unterschiedlichen Ideologien und eitlem Aberglauben entspringen. Wenn man den Antisemitismus und andere Beispiels für Rassismus näher betrachtet, so vertreten diese eine Moral, die ganz im Gegensatz der des Qurans steht und vertritt ein ebenso gegensätzliches Gesellschaftsmodell. In den Wurzeln des Antisemitismus liegen Hass, Gewalt und Unbarmherzigkeit. Ein Antisemit kann so erbarmungslos sein, dass er sogar dafür eintritt, Juden (auch Frauen, Kinder und Alte) zu foltern oder zu töten. Dabei lehrt die Moral des Quran den Menschen Gerechtigkeit, Liebe, Erbarmen und Barmherzigkeit. er befiehlt den Muslimen sogar in Bezug auf ihre Feinde gerecht und wenn nötig versöhnlich zu sein. Im Quran heißt es: "... wer angeordnet, dass wer einen Menschen tötet, ohne dass dieser einen Mord begangen oder Unheil im Lande angerichtet hat, wie einer sein soll, der die ganze Menschheit ermordet hat..." (Sure al-Ma'ida, 32) Daher ist es ein nicht als gering anzusehendes Verbrechen, wenn man auch nur einen einzigen unschuldigen Menschen tötet.
Allerdings sind Antisemiten nicht bereit mit Menschen, die einer anderen Rasse, einer anderen ethnischen Abstammung oder einen anderen Glauben haben, zusammen zu leben. So sind beispielsweise die deutschen Rassisten, die Nazis, und die jüdischen Rassisten, die Zionisten, nicht bereit, dass Juden und Deutsche zusammenleben und beide Seiten betrachten die Anderen als Degeneration ihrer eigenen Rasse. Dabei trifft der Quran nicht die geringste Unterscheidung zwischen den Rassen und unterstützt Menschen unterschiedlicher Glaubensrichtungen dabei, zusammen in einer Gesellschaft zu leben.
Im Quran werden diejenigen unterschieden, die nicht glauben und Gottes Religion nicht anerkennen. Es wird bekannt gegeben, dass gegen diejenigen, die sich gegen die Religion richten, Haltung angenommen werden muss aber gegen die, die keine Feindschaft zeigen, Gerechtigkeit obwalten muss.
Gott verbietet euch nicht, gegen die gütig und gerecht zu sein, die euch nicht wegen eueres Glaubens bekämpft oder euch aus eueren Häusern vertrieben haben. Gott liebt fürwahr die gerecht Handelnden. 9. Gott verbietet euch nur, mit denen Freundschaft zu schließen, die euch des Glaubens wegen bekämpft oder euch aus eueren Wohnungen vertrieben oder bei euerer Vertreibung geholfen haben. Wer mit ihnen Freundschaft schließt, tut Unrecht. (Sure al-Mumtahina, 8-9) |
Im Quran wird den Menschen befohlen, dass sie nicht gegen die Angehörigen einer Rasse, eines Volkes oder einer Religion pauschal richten sollen. In jeder menschlichen Gesellschaft gibt es gute und schlechte Menschen. Darauf macht der Quran aufmerksam. Nachdem beispielsweise erklärt wurde, dass ein Teil der Schriftreligionen sich gegen Gott und seine Religion auflehnen, wird festgestellt, dass es sich dabei um eine Ausnahme handelt. Es heißt wie folgt:
Sie sind aber nicht alle gleich. Unter den Leuten der Schrift gibt es eine aufrechte Gemeinde, welche die Verse Gottes zur Zeit der Nacht liest und sich niederwirft. Diese glauben an Gott und an den Jüngsten Tag und gebieten das Rechte und verbieten das Unrechte und wetteifern in guten Werken; und sie gehören zu den Rechtschaffenen. Und was sie an Gutem tun, es wird ihnen niemals bestritten; und Gott kennt die Gottesfürchtigen. (Sure Al-Imran, 113-115) |
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass es für Muslime, die Ehrfrucht vor Gott haben und entsprechend den Geboten des Quran denken, nicht möglich ist gegen Juden aufgrund ihrer Religion oder ihres Glaubens eine Feindschaft zu hegen. Die Moral des Quran hat jede Art von Rassismus aufgehoben. Daher kann sich kein Muslime, der dem Quran verpflichtet ist, rassistisch verhalten und Menschen wegen ihrer Rasse demütigen. Der Quran befiehlt, dass wenn gegenüber dem Islam und den Muslimen keine feindselige Haltung eingenommen wird, man sich gegenüber anderen Religionen höchst freundschaftlich und gemäßigt verhalten soll. Daher zeigen Muslime, die dem Quran verpflichtet sind, anderen Religionen, insbesondere den Schriftreligionen gegenüber, eine besonders freundschaftliche und gütige Haltung.
Der Blickwinkel eines Muslims in Bezug auf das Judentum und den Völkermord muss auf diesen Grundmerkmalen beruhen. Kritik an den Juden darf lediglich aufgrund ihres rassistischen Verhaltens, dem Blutvergießen im Namen des Zionismus, einigen Verfälschungen an den Geboten des Alten Testaments und aufgrund der Unterdrückung anderer Menschen geübt werden. Der Wunsch der Muslime besteht darin, das sowohl die antisemitischen rassistischen Bewegungen als auch die von Seiten der Juden durchgeführten rassistischen Ideologien, wie der Zionismus, Geschichte werden und eine Weltordnung entsteht, in der alle Rassen und Glaubensrichtungen in Frieden und auf Gerechtigkeit beruhend zusammenleben.
Die Muslime müssen den Andachtsorten der Schriftreligionen gegenüber respektvoll verhalten und diese Orte schützen. Egal ob diese den Christen oder den Juden gehören, weil man sich im Inneren an den Namen Gottes erinnert, sind sie für die Muslime wertvoll und müssen von allen Gläubigen geschützt werden. Der Quran sagt, dass die Andachtsorte der Schriftreligionen, also die Klöster, Kirchen und Synagogen, Gebetsorte sind, die unter dem Schutz Gottes stehen.
Jenen, die schuldlos aus ihren Wohnungen vertrieben wurden, nur weil sie sagten: "Unser Herr ist Gott!" Und hätte Gott nicht die einen Menschen durch die anderen abgewehrt, wären (viele) Klöster, Kirchen, Synagogen und Moscheen, in denen Gottes Name häufig gedacht wird, bestimmt zerstört worden. Und wer Ihm helfen will, dem hilft gewiss auch Gott; denn Gott ist stark und mächtig. (Sure al-Hadsch, 40) |
Unser Prophet (s.a.w.s) war sehr sensibel darauf, dass die Andachtsorte der Schriftreligionen nicht zerstört werden, da er in diesen Religionen eine Offenbarung der Gebote Gottes sah. Eine solche Zerstörung würde zuerst den Geboten Gottes widersprechen und außerdem bedeuten zu verhindern, dass die Menschen, die an Gott glauben, diesen Glauben ausleben könnten. Denn Prophet Muhammad (s.a.w.s) hat in seinem Friedensabkommen mit den Christen festgelegt, dass ihre Gotteshäuser nicht zerstört werden und ihnen keinerlei Schaden zugefügt werden wird. In dem Tributabkommen mit den Christen hat unser Prophet (s.a.w.s) ebenfalls eine Garantie gewährt, dass die Gotteshäuser nicht niedergerissen werden.
Das erste Abkommen, das in der Zeit nach dem Prophet Muhammad darüber, dass die Kirchen nicht abgerissen werden, geschlossen wurde, stammt von Halid b. El-Velid mit der Verwaltung der Stadt Anat. Die Abkommen, die Ibn Ishak und Halid b. El-Velid abgeschlossen haben, wurden von Kalif Ebubekir nicht für ungültig erklärt und auch den späteren drei Kalifen schienen sie angemessen und wurden daher fortgeführt.19 Außerdem bot Kalif Ebubekir dem Volk von Najran zu seiner Zeit dieselben Garantien an, wie seinerzeit des Propheten Muhammad (s.a.w.s).
Es fällt außerdem auf, dass die Gesellschaften, die der echten Islamischen Moral auch nach der Zeit des Propheten Muhammad (s.a.w.s) folgten, besondere Sensibilität in Bezug auf dieses Thema hatten. Diejenigen Muslimischen Herrscher, die dem Quran und der Lebensweise des Propheten (s.a.w.s) folgten, verhielten sich den Andachtsstätten der Nicht-Muslime in den eroberten Ländereien gegenüber immer sehr respektvoll und sie waren auch dem Klerus gegenüber respektvoll. Für lange Jahrhunderte lebten die Christen unter muslimischer Verwaltung und haben niemals wegen religiöser Angelegenheiten rebelliert. Das ist ohne Frage ein Ergebnis dessen, dass die Muslimischen Herrscher entsprechend der Gebote des Quran gerecht und tolerant waren.