Geräuschlos schlichen Murad und sein Bruder sich an den Fluss heran. Mehr Bäume fehlten am Ufer und lagen stattdessen im Wasser. Die beiden Jungen schauten sich vorsichtig um, konnten aber niemanden entdecken. Doch plötzlich bemerkte Murad eine ungewöhnliche Bewegung im Wasser. Zwei lustig aussehende Tiere schwammen zwischen dem Flussufer und den Baumstämmen hin und her und tauchten auf und wieder unter. Sie waren sehr beschäftigt.
Murad und sein Bruder beobachten versteckt hinter Bäumen und Büschen die kleinen Biber bei deren erstaunlicher Arbeit. Die Biber sehen sie nicht und arbeiten fleißig weiter. |
"Das ist es also!" flüsterte Murad's Bruder, "Biber haben all die Bäume abgenagt und ins Wasser gebracht." Murad freute sich sehr. Er hatte Biber bisher nur auf Bildern in Büchern gesehen, nun konnte er sie lebendig in freier Natur beobachten. Sie schauten den Tieren noch eine ganze Weile zu und sahen erstaunliches:
Die Biber zogen Äste mit ihren starken Zähnen zu den im Wasser aufgestapelten Baumstämmen. Dann schwamm einer von ihnen ans Ufer und krabbelte flink zu einem großen Baum. Zunächst fraß er ein wenig von den Blättern, dann fing er an, den Baumstamm knapp über dem Boden anzunagen. Er nagte gleichmäßig außen um den Stamm herum, so dass der Stamm an dieser Stelle dünner und dünner wurde und aussah, als hätte man einen riesigen Bleistift mit der Spitze auf die Spitze eines riesigen Bleistiftstummels gestellt.
Murad fragte sich, wie denn wohl der kleine Biber den riesigen Baumstamm ins Wasser bringen würde. Plötzlich war das Brechen und Splittern von Holz zu hören, der riesige Stamm neigte sich zuerst sehr langsam zur Seite in Richtung des Flusses und fiel dann unter lautem Krachen der brechenden Äste und Zweige mit einem gewaltigen Plumps direkt ins Wasser. Der Stamm war genau an der Stelle gebrochen, an der der Biber ihn dünner und dünner genagt hatte. Damit war das Transportproblem gelöst.
Der zweite Biber erschien und begann an einem anderen Baum zu nagen, und auch dieser Stamm brach und fiel wie der vorherige genau im richtigen Winkel ins Wasser, so dass er den schon vorhandenen Holzstapel verstärkte und den Damm noch stabiler machte.
Bevor die Biber mit ihrer schweren Arbeit beginnen, stärken sie sich, indem sie Blätter fressen. Hier könnt ihr die Bäume sehen, die von den Bibern gefällt werden. Sie fällen die riesigen Bäume, indem sie das ihnen von Allah eingegebene Wissen benutzen. |
Es war, als wenn die Biber die Fallrichtung genau berechnen könnten und die Stämme dementsprechend abnagten. Murad war sehr verblüfft und sagte, ihm wäre solch eine Idee niemals eingefallen, um das Transportproblem der Baumstämme zu lösen.
Wenn der gefällte Baum einmal nicht ins Wasser fällt, ziehen die Biber den Baumstamm mit ihren starken Zähnen ins Wasser. Oben könnt ihr Vater Biber beim Ziehen eines Baumstamms sehen. |
Sein Bruder antwortete: "Mir wäre es auch nicht in den Sinn gekommen, aber ich habe schon einmal etwas darüber gelesen. Die Biber nagen die Stämme so präzise an, dass sie fast immer in genau die richtige Position fallen, in der die Biber die Bäume brauchen, um ihren Damm fertig zu bauen. Aber für heute haben wir genug gesehen, lass uns zurück gehen zum Zeltplatz, und sehen, was wir in unseren Büchern über die Biber finden können."
"Ja gerne" sagte Murad, "das die Biber so etwas berechnen können, wie den Fall eines Baumes, das ist schon erstaunlich. Warum stauen die überhaupt das Wasser, um ihr Nest zu bauen? Nutzen sich ihre Zähne bei all der Nagerei nicht ab? Ich habe so viele Fragen, ich könnte die ganze Nacht über die Biber sprechen."
Sie machten sich auf den Weg zurück zum Zelt und kamen rechtzeitig zum Abendessen. Danach holten sie ihre Bücher hervor, krochen in ihre Schlafsäcke und lasen über die Biber. Nach einer Weile sah Murad, dass sein Bruder eingeschlafen war. Murad hatte immer noch so viele Fragen im Kopf, dass er beschloss, am nächsten Tag wieder in aller Frühe zu den Bibern zu gehen. Er wollte mit ihnen Freundschaft schließen. Mit diesem Gedanken schlief auch er ein.