Alles war wie gewohnt. Sie bauten das Zelt, pumpten die Luftmatratzen auf, rollten ihre Schlafsäcke aus und stellten den Grill auf. Murad hätte gerne sofort die neue Umgebung erkundet, denn ihm war sofort ein vernehmliches, gleichmäßiges Geräusch aufgefallen, ein Rauschen, das wohl von einem Fluss herrühren konnte, der den nahe gelegenen Wald durchquerte; aber es war schon später Nachmittag geworden, und so musste Murad sich bis zum nächsten Morgen gedulden.
Am nächsten Morgen wachte Murad früh auf. Er weckte seinen Vater, und zusammen machten sie sich auf, die unbekannte Gegend zu erkunden. Als erstes wollten sie die Ursache jenes Rauschens herausfinden, das sie schon am Tag zuvor hören konnten. Je tiefer sie in den Wald eindrangen, umso lauter wurde das Geräusch, bis sogar das Zwitschern der Vögel übertönt wurde. Der Wald lichtete sich, und Murad und sein Vater fanden sich am Ufer eines schnell dahinfließenden Flusses. Beide Flussufer waren dicht an dicht mit großen bunten Blumen gesprenkelt, die zwischen den hohen Uferbäumen wuchsen. In der Flussmitte lagen große Felsbrocken, um die herum sich das Wasser einen Weg suchte, indem es seitlich an den Felsen vorbei und teilweise über sie hinweg floss.
Die Wasserwirbel, die Strudel und der Wasserfall, der dabei entstand, waren es, die das tosende Geräusch verursachten, das bis hin zum Zeltplatz zu hören war. Murad und sein Vater waren überwältigt von der Schönheit dieses Ortes, und sie verbrachten den ganzen Tag dort.
Am Abend erzählte Murad seiner Mutter, seiner Schwester und seinem älteren Bruder begeistert von dem kleinen Paradies, das er gefunden hatte, und die drei waren gespannt darauf, es sich am nächsten Tag selbst anzusehen.
Am nächsten Morgen machte die ganze Familie sich auf denselben Weg, den Murad und sein Vater schon am Tag zuvor gegangen waren. Als sie am Fluss angekommen waren, waren Murads Bruder, seine Schwester und seine Mutter genauso begeistert, wie er selbst es gewesen war, als er dieses Fleckchen Erde am Vortag zum ersten Mal gesehen hatte.
Doch es hatte sich etwas verändert: einige der Bäume, die gestern noch direkt am Flussufer gestanden hatten, waren verschwunden. Nur die Baumstümpfe ragten noch aus der feuchten Erde, und sie sahen merkwürdig aus. Sie liefen nach oben hin spitz zu, als hätte jemand einen riesigen Bleistiftanspitzer benutzt. Tatsächlich sahen die Baumstümpfe so aus wie Riesenbleistifte, die soweit in die Erde gesteckt worden waren, dass nur noch die Spitzen herausschauten. Murad fragte sich noch, wo wohl die Bäume geblieben sein konnten, als seine Schwester ausrief: "Schau mal da drüben, da sind Baumstämme im Wasser!" Murad war sehr erstaunt. Es schienen genau die Bäume zu sein, die noch gestern am Ufer gestanden hatten, und in deren Schatten er mit seinem Vater gesessen hatte. Warum waren die Bäume jetzt in der Mitte des Flusses, und wieso trieben sie nicht flussabwärts davon, obwohl die Wasserströmung sehr stark war? Wer hatte die Bäume dorthin gebracht?
Fragt ihr euch auch, warum diese Hölzer mitten im Wasser angehäuft sind? Dann liest weiter. Das, was ihr gleich herausfinden werdet, wird euch in Erstaunen versetzen und es wird euch gefallen... |
Diese Fragen ließen Murad keine Ruhe und von nun an ging er jeden Tag durch den Wald zum Fluss hinunter, um herauszufinden, was dort vor sich ging. Täglich fehlten ein paar Bäume mehr, aber nur solche, die direkt am Flussufer gestanden hatten. Der Stapel Baumstämme im Fluss wurde jeden Tag höher und breiter. Die Äste der Bäume waren sorgfältig von den Stämmen entfernt worden und steckten nun in den Zwischenräumen zwischen den einzelnen Stämmen. Das Ganze sah inzwischen wie eine Mauer aus Baumstämmen aus, die quer durch den Fluss lief. Das laute Tosen des fließenden Wassers war zu einem sanften Plätschern geworden, und flussaufwärts hatte sich ein kleiner See gebildet. Murad wusste genau, dass all dies kein Zufall sein konnte. Jemand musste jeden Tag hier gearbeitet haben und einen bestimmten Zweck damit verfolgen. Aber welchen? Und wer waren die geheimnisvollen Arbeiter?
Murad war sehr neugierig geworden und wollte dieses Geheimnis unbedingt lüften. Er beschloss, am nächsten Tag besonders früh zum Fluss zu gehen, um die geheimnisvollen Arbeiter zu sehen. Murad überredete seinen Bruder, mit ihm zu kommen, und so zogen sie noch vor Sonnenaufgang los.