Mussolini benutzte die römische “Axt” als Symbol. Oben die “Wissenschaftlicher Faschismus” genannte italienische Zeitschrift aus dieser Epoche. |
Der Begriff des Faschismus stammt von dem lateinischen Wort “fascis” ab, das ein Bündel Stöcke bezeichnet, die um den Stiel einer Axt gebunden sind; dies verkörperte im alten Rom Autorität.
Der Ausdruck Faschismus wurde zuerst von der italienischen Regierung unter Führung von Benito Mussolini benutzt, die das Land zwischen 1922 und 1944 beherrschte. Das um eine Axt gebundene Bündel Stöcke wurde zum Emblem der ersten faschistischen Partei. Nach Italien waren faschistische Parteien in Deutschland von 1933-1945 und in Spanien von 1939-1975 an der Macht. Auch die nach dem 2. Weltkrieg in Südamerika und anderen unterentwickelten Ländern errichteten Diktaturen werden im allgemeinen als faschistisch bezeichnet.
Dieser “Axtträger” im alten Rom schritt vor den staatlichen Würdenträgern her und trug als Symbol von Macht und Autorität ein Bündel von Stöcken in Händen. |
Am deutlichsten wird der Begriff Faschismus in einer Erklärung umrissen, die Mussolini 1932 für die Italienische Enzyklopädie abgab:
“Wie sehr der Faschismus heute auch die menschliche Entwicklung und Zukunft von der Politik getrennt sieht, so sehr glaubt er weder an die Wahrscheinlichkeit eines dauerhaften Friedens, noch an dessen Nutzen. Aus diesem Grunde weist er friedliebende Doktrinen zurück. Der Krieg bringt die Energie des gesamten Menschen auf den höchsten Punkt und drückt den Menschen den Stempel adeliger Abstammung auf, die den Mut finden, diesem ins Gesicht zu sehen. Alle anderen Angelegenheiten stellen den Menschen nicht vor die große Alternative, nämlich der Wahl zwischen Leben und Tod. Ein Faschist sieht das Leben... als einen Kampf und Eroberung und betrachtet dies als hervorgehoben über Nahestehende, Entfernte, Zeitgenossen und Spätgeborene.”1
Wie Mussolini betonte, ist die wichtigste Besonderheit des Faschismus die darwinistische Auseinandersetzung und Krieg. Der Darwinismus behauptet, dass “der Starke am Leben bleibt, der Schwache jedoch eliminiert wird” und fordert die Menschen zu ständigem Kampf auf, um am Leben zu bleiben. Der Faschismus, dem dieser Gedanke zu Grunde liegt, glaubt, dass die Entwicklung eines Staates nur durch Krieg möglich ist und betrachtet Frieden als ein die Entwicklung hemmendes Element.
Den gleichen Gedanken vertrat Wladimir Jabotinsky, ein Vertreter der faschistischen Strömung des zionistischen Judentums. Jabotinsky, der als der Ideologe der radikalen Rechten in Israel betrachtet wird, fasste die faschistische Auffassung folgendermaßen zusammen:
In den moralischen Spielregeln des Heute hat der kindische Humanismus keinerlei Wirkung. Die Realität, die das politische Leben der Welt formt ist ausschließlich Gewalt. Wer glaubt, sein Nachbar sei gut und aufrichtig, der ist dumm. Auch diejenigen sind dumm, die an die Gerechtigkeit glauben. Die Gerechtigkeit gehört denjenigen, die über einen starken Arm verfügen sowie denjenigen, die diesen Arm dazu verwenden um mit großem Nachdruck ihre Wünsche durchzusetzen.2
Der erste faschistische Diktator des 20. Jahrhunderts, Benito Mussolini, der Italien von 1922-1944 regierte. |
Wie diesen Worten zu entnehmen ist, ist der Faschismus nichts anderes als eine Ideologie, die, unter Fortführung des Darwinismus auf dem “Gesetz des Dschungels” basiert.
Eine weitere Besonderheit des Faschismus ist dessen rassistisches und aggressives Verständnis des Nationalismus. Dieses Nationalismusverständis unterscheidet sich grundlegend von dem gemäßigten Nationalismus, der für die Liebe des Vaterlandes wirbt. Der aggressive nationalistische Faschismus zielt darauf ab, andere Länder zu beherrschen, zu unterdrücken und zu versklaven und schreckt zum Erreichen dieser Ziele nicht davor zurück, der eigenen Bevölkerung große Schmerzen zuzufügen. Der Nationalismus der Faschisten besteht daraus, Krieg, Besetzung und Mord als Werkzeug politischer Bestrebungen und zum Blutvergießen zu benutzen.
Ebenso wie ein faschistisches Regime andere Nationen unterdrückt, wendet es Unterdrückung und Gewalt auch gegenüber der eigenen Nation an. Das Ziel des Faschismus ist, Gedanken und Verhaltensweisen sowohl einzelner Individuen, als auch der gesamten Gesellschaft zu normieren. Zum Erreichen dieses Ziels wird jede Art von Propaganda verwendet, ebenso wie Zwang und Gewalt. Jeder wird als Feind betrachtet, der nicht die gleichen Gedanken vertritt; dies kann, wie in Deutschland geschehen, zum Genozid führen.
Das Verständnis, wie der Faschismus aufkam, sich ausbreitete, die Macht übernahm und die Massen begeisterte, ist sehr wichtig, denn niemand soll glauben, dass der Faschismus nach dem 2. Weltkrieg von der politischen Bühne verschwunden ist. Vielmehr tauchte er in verschiedenen Formen wieder auf. Auch wenn er keine Regierungen mehr bildet, so fährt er doch fort, den Menschen überall auf der Welt Schmerzen zuzufügen.
Aus diesem Grund wollen wir die Wurzeln der faschistischen Kultur untersuchen und verstehen, wie es dazu kam, dass der Faschismus im 20. Jahrhundert die gesamte Welt erschüttern konnte.
Emblem und Flagge von Mussolinis faschistischer Partei. |
1. http://www.fordham.edu/halsall/mod/ mussolini-fascism.html
2. Mark Bruzonsky, "Jabotinsky The Legend and Its Power", Israel Horizons, vol. 29, no. 2, March/April 1981, p. 19.