Judith Hoopers Buch Die Photos auf der Baumrinde sitzender Birkenspanner, jahrzehntelang in Biologielehrbüchern veröffentlicht, waren in Wahrheit Photos toter Motten, die Kettlewell an der Baumrinde befestigt hatte.
Biston betularia, ein Falter aus der Familie der Geometridae, ist wohl eines der bekanntesten Insekte der Welt. Diesen Ruhm verdankt es der Tatsache, dass es das bedeutendste sogenannte “beobachtete Beispiel“ für Evolution sein soll..
Es gibt zwei bekannte Varianten des Biston betularia. Die weit verbreitete Gattung mit dem Namen Biston betularia f. typica ist hellgrau mit dunklen Punkten, denen sie den volkstümlichen Namen “Birkenspanner“ verdankt. Mitte des 19. Jahrhunderts wurde eine zweite Variante entdeckt: Diese dunkle, beinahe schwarze Variante wurde als Biston betularia carbonaria bezeichnet. Das lateinische Wort carbonaria bedeutet kohlefarben. Diese Art wurde aber auch als “melanistisch“ bezeichnet, was soviel bedeutet wie dunkel gefärbt.
In England nahm die Verbreitung dieser dunklen Motten im 19. Jahrhundert erkennbar zu, und die dunkle Färbung wurde als Melanismus bezeichnet. Auf dieser Grundlage legten sich die Darwinisten eine Theorie zurecht, die sie fortan für mindestens ein Jahrhundert als bedeutendsten Beweis für den laufenden Evolutionsprozess anführten. Dieser Mythos fand Eingang in beinahe alle biologischen Lehrbücher, Enzyklopädien, Museen, Medienberichte und Dokumentarfilme über Darwinismus.
Die Geschichte dieses Mythos ist folgende: Zu Beginn der industriellen Revolution in Manchester und anderen industriellen Zentren gab es eine Vielzahl von Bäumen mit heller Borke. Aus diesem Grund konnten dunklere Motten die auf diesen Bäumen landeten, leicht von Vögeln erkannt werden. Dementsprechend kurz war die Lebenserwartung dieser Insekten. Aber 50 Jahre später starben die hellen Flechten auf den Baumrinden aufgrund der industriellen Verschmutzung ab, und die Baumrinden wurden durch die verrußte Luft dunkler. Nun konnten Vögel die hellen Motten auf der dunklen Baumrinde leicht erkennen; mit dem Ergebnis, dass die Zahl der hellen Motten zurückging, während die der dunklen Art zunahm, da diese auf der jetzt dunklen Baumrinde schwerer auszumachen war.
Evolutionisten zogen daraus den falschen Schluss, dass dieser Vorgang ein bedeutender Beweis für ihre Theorie sei, und dass sich die Motten angepasst hätten, indem sich ihre helle Färbung in eine dunklere verändert hätte. Den Darwinisten zufolge war dies ein klares Beispiel für den laufenden Evolutionsprozess.
Wie andere darwinistische Mythen ist auch dieser zwischenzeitlich nicht mehr haltbar. Um zu verstehen warum, müssen wir die Entwicklung dieser Geschichte betrachten.
Die These der Entstehung der dunkleren Art aus der helleren Art, entstanden und verbreitet aufgrund der industriellen Revolution in England, fand ihre Anfänge bereits, als Darwin noch lebte. Während der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts hielt sich diese Theorie lediglich als eine Idee, denn es gab nicht eine einzige wissenschaftliche Studie, die sie hätte belegen können. 1953 beschloss der Arzt und Amateurbiologe H. B.D. Kettlewell, Untersuchungen durchzuführen, um den fehlenden Beweis zu liefern. Er ließ eine gleich große Zahl helle und dunkle Birkenspanner frei und beobachtete, wie viele von ihnen zur Beute von Vögeln wurden. Er stellte fest, dass den Räubern mehr dunkle Birkenspanner auf den mit heller Flechte überwucherten Bäumen zum Opfer fielen.
1959 veröffentlichte Kettlewell seine Erkenntnisse in einem Artikel mit dem Titel “Darwins fehlender Beweis“ in dem evolutionistischen Magazin Scientific American. Der Artikel sorgte unter den Darwinisten für helle Aufregung. Biologen beglückwünschten Kettlewell dafür, dass er den Beweis für einen “laufenden Evolutionsprozess“ erbracht habe. Fotografien von Kettlewell auf Baumstämmen wurden überall veröffentlicht. Zu Beginn der 1960er war Kettlewells Geschichte in jedem Lehrbuch zu finden und beeinflusste über vier Jahrzehnte die Ansichten von Biologiestudenten.141
Wie merkwürdig seine Behauptung eigentlich war, fiel zum ersten Mal in 1985 auf, als der junge amerikanische Biologe und Lehrer Craig Holdrege beschloss, sich mit der Geschichte des Birkenspanners, die er seine Schüler jahrelang gelehrt hatte, näher zu beschäftigen. Dabei stieß er auf eine interessante Erklärung in den Aufzeichnungen von Sir Cyril Clarke, Kettlewells engem Freund, der ihn bei der Durchführung seiner Experimente unterstützt hatte. Clarke schrieb:
Alles, was wir beobachteten war, wo die Motten sich nicht aufhielten. In 25 Jahren haben wir lediglich zwei betularia an den Baumstämmen oder Wänden neben unseren Fallen gefunden. . . 142
Das war ein erstaunliches Zugeständnis. Judith Hooper, eine Amerikanerin, die als Journalistin und Autorin für The Atlantic Monthly und den New York Times Book Review schreibt, berichtete über Holdreges Reaktion in ihrem 2002 veröffentlichten Buch Of Moths and Men:The Untold Story of Science and the Peppered Moth (Über Motten und Menschen: Die unerzählte Geschichte über die Wissenschaft und den Birkenspanner):
“Was ist hier los?“ fragte sich Holdrege. Er hatte Fotos von Motten an Baumstämmen gezeigt, und seinen Studenten dabei von Vögeln erzählt, die sich die auffälligeren Exemplare heraussuchten… und jetzt berichtet jemand der die Motten seit 25 Jahren erforscht, dass er nur zwei Exemplare auf Baumstämmen gesehen hat. Was ist mit den Flechten, dem Ruß, der Tarnung, den Vögeln? Was ist mit der großen Geschichte vom Industriemelanismus? Hing das nicht alles mit Motten zusammen, die für gewöhnlich an Baumstämmen sitzen?143
Diese eigenartigen Umstände, entdeckt und bekundet von Holdrege, enthüllten schnell die wahre Geschichte des Birkenspanners. Judith Hooper fuhr fort: “Und wie sich herausstellte, war Holdrege nicht der Einzige, der Risse in der Ikone entdeckt hatte. Binnen kürzester Zeit hatte der Birkenspanner einen wissenschaftlichen Zwist angefacht.“144
Welche Erkenntnisse lassen sich aus dieser wissenschaftlichen Auseinandersetzung gewinnen?
Ein weiterer amerikanischer Autor und Biologe, Jonathan Wells, hat detailliert über dieses Thema geschrieben. Ein Kapitel seines Buches Icons of Evolution beschäftigt sich mit diesem Thema. Er sagt, dass Bernard Kettlewells Studie, die als experimenteller Beweis erachtet wurde, im Grunde genommen ein wissenschaftlicher Skandal ist. Hier sind einige der wesentlichen Elemente:
Diese Fakten wurden erst in den späten 1990ern aufgedeckt. Als der Mythos des Industriemelanismus, der jahrzehntelang fester Bestandteil in Biologiekursen gewesen ist, so ein Ende fand, war das eine große Enttäuschung für Evolutionisten. Einer von ihnen, Jerry Coyne, sagte, dass er sehr bestürzt war, als er von den Lügen im Zusammenhang mit dem Birkenspanner hörte.146
Wie wurde dieser Mythos erfunden? Judith Hooper erklärt, dass Kettlewell und andere Darwinisten, die sich die Geschichte vom Birkenspanner mit ihm zusammen ausgedacht hatten, die Beweise nach ihren Vorstellungen verdrehten, um einen Beweis für den Darwinismus liefern zu können (und dabei berühmt wurden). Indem sie das taten, belogen sie sich selbst:
Sie erfanden den Beweis, der den entscheidenden Durchbruch bringen sollte. Der Kern des Beweises hatte wissenschaftliche Schwachstellen, basierte auf einer fragwürdigen Methodologie und Wunschdenken. Der Birkenspanner steht für viele menschliche Ambitionen und für eine gemeinsame Illusion unter einigen der berühmtesten evolutionistischen Biologen unserer Zeit.147
Die Experimente, die manche Forscher durchführten, nachdem bekannt wurde, dass Kettlewell seine Forschungsergebnisse frisiert hatte, trugen entscheidend zum Zusammenbruch des Mythos bei. Ein evolutionistischer Biologe, der sich vor kurzem mit der Geschichte des Birkenspanners auseinandersetzte und dabei feststellte, dass diese keinen Wahrheitsgehalt hat, war der Biologieprofessor Bruce Grant, vom College of William and Mary. Hooper berichtet über Grants Interpretation von Schlussfolgerungen anderer Wissenschaftler, die Kettlewells Experimente wiederholt haben:
“Es passiert einfach nicht“, sagt Bruce Grant über Kettlewells Dominanz-Rückgang/-Aufbau Studien [über Motten]. “David West hat es versucht. Cyril Clarke hat es versucht. Ich habe es versucht. Jeder hat es versucht. Keiner kommt zu diesem Ergebnis.“ Kettlewells Studien über den Zusammenhang mit der dunkleren Färbung von Baumrinden durch industrielle Luftverschmutzung wurde unter anderem von Mikola, Grant und Sargent überprüft. Die Ergebnisse stehen im Gegensatz zu den Ergebnissen von Kettlewell. Nach einer dezenten Pause sagt Bruce Grant: “Ich möchte Kettlewell hier nicht als Betrüger bezeichnen.“ “Aber er handelte für einen Wissenschaftler nicht umsichtig genug.“148
Ein weiterer Beweis dafür, dass die evolutionistische Geschichte des Birkenspanners völlig falsch ist, findet sich in der Population des Biston betularia in Nord-Amerika. Laut der evolutionistischen Theorie veränderten die Motten während der industriellen Revolution ihre Farbe von hell zu dunkel. Die von Kettlewell in England durchgeführte Studie wurde als Beweis für diese Veränderung erachtet. Dieselbe Mottenart lebt jedoch auch in Nord-Amerika, wo trotz der industriellen Revolution und der Luftverschmutzung kein Melanismus beobachtet wurde.
Hooper erklärt die Situation anhand der Erkenntnisse von Theodore David Sargent, einem amerikanischen Wissenschaftler, der sich eingehend mit dieser Frage auseinandergesetzt hat:
(Evolutionisten)… ignorierten auch Studien aus Nord-Amerika, die berechtigte Fragen in Bezug auf die klassische Geschichte der dunklen Baumrinden, Flechten, Luftverschmutzung und so weiter aufwarfen. Die dunkle Art des Birkenspanners ist ebenfalls in Maine, im Süden Kanadas, in Pittsburgh und in der Gegend der Stadt New York verbreitet… Nach Sargents Meinung widerlegen die Daten aus Nord-Amerika die These des Industriemelanismus. Die Hypothese stellt einen Zusammenhang zwischen industriell verursachter Luftverschmutzung und der damit verbundenen Verschmutzung von Oberflächen durch Ruß und dem Auftreten des Melanismus her. “Aber das war nicht richtig,“ betont Sargent, “dieser Zusammenhang konnte in Denis Owens Studie – die zeigte, dass der Melanismus sowohl in Städten als auch in ländlichen Gegenden auftritt – nicht nachgewiesen werden, und auch zwischenzeitlich konnten keine Hinweise gefunden werden, die auf diesen Zusammenhang hindeuten.“149
Durch die Enthüllung all dieser Fakten kam heraus, dass die Geschichte des Birkenspanners ein gigantischer Schwindel war. Jahrzehntelang wurde die Menschheit durch Fotos von toten Motten, die mit Nadeln an Baumrinden befestigt waren, in die Irre geführt, um Darwins fehlenden Beweis zu liefern und seine völlig veraltete Theorie am Leben zu erhalten. Der Beweis für Darwins Theorie konnte immer noch nicht beigebracht werden, weil es ihn nicht gibt.
Ein 1999 im Londoner The Daily Telegraph veröffentlichter Artikel fasst zusammen, wie dieser Mythos schließlich zu Fall gebracht wurde:
Hinter vorgehaltener Hand geben Evolutionsexperten zu, dass eines ihrer berühmtesten Beispiele für die Darwinsche Theorie, der Aufstieg und der Untergang des Birkenspanners, auf einer ganzen Reihe grober Fehler basiert. Experimente mit Motten in den fünfziger Jahren, von denen man lange Zeit glaubte, sie seien ein Beweis für die natürliche Selektion, haben sich als bedeutungslos erwiesen und dazu beigetragen, dass die Wahrheit über diese Theorie ans Licht kommt. Heute geben Wissenschaftler zu, dass sie keine Erklärung für das Schicksal von Biston betularia haben, dessen Geschichte in beinahe jedem Lehrbuch über Evolution zu finden ist.150
Der Mythos des Industriemelanismus, der wie andere angebliche Beweise für die Evolution von vielen Evolutionisten eifrig verteidigt wird, ist zerfallen.
Aufgrund von mangelndem Wissen wurde die Welt der Wissenschaft in der Vergangenheit durch Geschichten, wie die des Birkenspanners, übertölpelt. Heute jedoch sind alle solche darwinistischen Mythen widerlegt.
142-Judith Hooper, Of Moths and Men, W.W. Norton & Company, Inc., New York, 2002, s.xvii
143- Judith Hooper, Of Moths and Men, s.xviii
144- Judith Hooper, Of Moths and Men, s. xviii
145- Jonathan Wells, Icons of Evolution: Science or Myth? Why Much of What We Teach About Evolution is Wrong, ss. 141-151
146- Jerry Coyne, "Not Black and White", a review of Michael Majerus's Melanism: Evolution in Action, Nature, 396 (1988), ss. 35-36
147- Judith Hooper, Of Moths and Men, s. xviii
148- Judith Hooper, Of Moths and Men, s.296
149- Judith Hooper, Of Moths and Men, s.293
150- Robert Matthews, "Scientists Pick Holes in Darwin's Moth Theory", The Daily Telegraph, London, 18 Mart 1999