Wenn ein Mensch seinem Gewissen nicht folgt, ist das im Kern eine Sache der Schwäche seines Glaubens an Allah und an das Jenseits. Diese Schwäche führt zu vielen moralischen Störungen, die den Menschen noch weniger dahin neigen lassen, seinem Gewissen zu folgen.
Das Gewissen eines Menschen, der den Glauben verweigert, weiß auch Bescheid über Rechtschaffenheit und Dasein Allahs, aber er befolgt aus verschiedenen Gründen nicht, was er eigentlich als richtig anerkennt. Im Quran sagt Allah in vielen Versen, dass die Menschen wissentlich ablehnen, obwohl sie verstehen und ihr Gewissen überzeugt ist.
So wird beispielsweise das folgende von den Juden gesagt, die Allahs Offenbarung, die Thora, entstellten:
… und ein Teil von ihnen hat schon das Wort Allahs gehört, dann verdrehen sie es, nachdem sie es verstanden haben, und sie wissen es. (Suratu-l-Baqara 2:75)
Liebend gern hätten es viele von den Leuten der Schrift, wenn sie euch nach eurem Glauben zurückbrächten als Glaubensverweigerer, aus Neid von ihnen selbst, nachdem ihnen die Wahrheit klargemacht wurde … (Suratu-l-Baqara 2:109)
Diejenigen, denen Wir die Schrift gegeben haben, kennen ihn wie sie ihre Söhne kennen, und ein Teil von ihnen verschweigt ja bestimmt die Wahrheit, und sie, sie wissen es. (Suratu-l-Baqara 2:146)In dem obigen Abschnitt „Hinweise auf Allahs Dasein durch das Gewissen erkennbar“ haben wir der Evolutionstheorie anhängende Wissenschaftler als ein Beispiel solcher Menschen angeführt, die Allah verwerfen, obwohl sie den Beweis für Sein Dasein mit eigenen Augen sehen. Der berühmte britische Zoologe und Anhänger der Evolutionstheorie D. M. S. Watson erklärt, weshalb er und seine Kollegen sich an die Evolution halten:
Wenn, so wird sie eine Parallele zur Evolutionstheorie selbst sein, eine allgemein akzeptierte Theorie, nicht weil sie durch logische, schlüssige Beweise als wahr bewiesen werden könnte, sondern weil die einzige Alternative dazu, besondere Schöpfung, klar unglaublich ist.“ (Watson, D.M.S. Adaption, Nature Nr. 124, S. 231 ff.)
Was Watson mit „besondere Schöpfung“ meint, ist die Schöpfung Allahs. Das ist es, was die Wissenschaftler als „klar unglaublich“ ansehen, und doch beweist die Wissenschaft die Wahrheit der Schöpfung. Der einzige Grund, weshalb Watson dies als unglaublich ansieht, ist die Art und Weise, wie er sein Denken konditioniert hat. Das gilt ebenso für die übrigen Evolutions-Anhänger. Im Quran ist von solchen Leuten wie folgt die Rede:
Und sie bestritten sie, und sie waren selbst überzeugt davon in Unrecht und Überheblichkeit, also sieh, wie das endgültige Ende der Unheilstifter war. (Suratu-Naml 27:14)
Zu den Gründen, die Wahrheit abzulehnen, gehören Eitelkeit und Arroganz, die Formen von „ananijja“ (Eigendünkel) sind. Das Wort „ananijja“ hängt zusammen mit dem Wort „ana“, das „ich“ bedeutet. Wenn jemand sich selbst und all die Geschöpfe um sich herum als unabhängig von Allah ansieht und all sein Verhalten daran ausrichtet, so ist das Eigendünkel. Wenn jemand sich für unabhängig von Allah hält, denkt er, dass alle seine Eigenschaften seine eigenen sind. Aber alles, was der Mensch ist und was er besitzt, gehört Allah. Allah kann es wegnehmen, wie Er will. In einem Quranvers wird einem Menschen, der all seine Besitztümer als sein Eigentum ansah, wie folgt geantwortet:
Eigendünkel hindert den Menschen, klar zu sehen. Ein Mensch mit Eigendünkel denkt, dass er alles mit eigener Kraft tut. Er denkt nicht an seine Schwäche und dass er Allah braucht. Da er sich als unabhängig von Allah betrachtet, verspürt er kein Gefühl der Verantwortlichkeit gegenüber einem anderen, und dies lässt seine Arroganz noch weiter wachsen.
Diese Arroganz hindert ihn zu akzeptieren, was sein Gewissen als wahr erkennt. Allahs Dasein anzuerkennen würde auch bedeuten, die Herrschaft eines ihm Überlegenen anzuerkennen, sich Ihm zu unterwerfen und Sein Diener zu sein. Dadurch würde er bestätigen, dass nichts von ihm stammt und dass er in allem Allahs Hilfe nötig hat. Bisher haben wir über die Gefahren gesprochen, die in der Seele des Menschen liegen. Es wäre ein großer Fehler, wenn jemand annehmen würde, dass die hier gegebenen Beispiele nur andere Menschen und nicht einen selbst betreffen. So ist es zum Beispiel ein großer Fehler anzunehmen, dass die Ablehnung trotz der Überzeugung des Gewissens nur auf die Evolutions-Vertreter zuträfe. Deren Missachtung der Wissenschaft, um die Erschaffung nicht anzuerkennen, ist nur eine von verschiedenen Arten des Eigendünkels. Es gibt andere Menschen, die Allahs Gebote nicht befolgen, obwohl sie sagen, dass sie Sein Dasein akzeptieren. Sie halten vielleicht ihre eigenen Gedanken und Urteile in bestimmten Situationen für richtiger als die Rechtleitung Allahs für alle Menschen und Zeiten. Das ist ein anderer Aspekt des Eigendünkels. Solcher Eigendünkel zeigt sich bei manchen Menschen deutlicher, bei anderen weniger deutlich. Ob groß oder klein, liegt doch die selbe Denkweise vor, nämlich die Unfähigkeit, Allahs Macht zu begreifen, Seinen Ruhm und unsere Abhängigkeit von Ihm.
Die Anzahl willensschwacher Menschen in der Gesellschaft ist recht hoch. Weil sie nicht sehr tief nachdenken und die Notwendigkeit, ihren Verstand zu gebrauchen nicht verspüren, geht es diesen schwachen Menschen allein darum, ihre Bedürfnisse, Sinnesfreuden und Leidenschaften des Augenblicks zu befriedigen. Nur wenige Menschen machen Gebrauch von ihrer Fähigkeit, tief nachzudenken oder bemühen sich, ihren Charakter zu entwickeln. Das gute Verhalten, das die Religion (din) vorschreibt und zu Allahs Zufriedenheit zu leben erfordert eine ernste Willensanstrengung. Man muss sich stets fragen: Wie kann ich es besser machen? Wie kann ich gegenüber den Gläubigen bescheidener sein, nachsichtiger, mehr zugetan, mich mehr kümmern, mehr besorgt sein? Was kann ich noch tun, um den Menschen Allahs Religion nahe zu bringen und sie zu gutem Verhalten, Aufrichtigkeit und Ehrlichkeit aufrufen? Wie kann ich sie von ihren fehlgehenden Glaubensvorstellungen und Handlungen abbringen? Wie kann ich Allah näher kommen? Nur über solche Fragen nachdenken ist sicher nicht genug. Wichtig ist, sich der Willensbemühung zu unterziehen, diese Dinge fortwährend zu praktizieren. Wer sich nur immer um seine eigene Bequemlichkeit sorgt, wer niemals Opfer bringt und sich nicht für die Lage der Menschen um sich herum interessiert, wird auch nie die notwendige Anstrengung unternehmen zu praktizieren, was sein Gewissen verlangt. Derart willensschwache Menschen finden es zu schwer, sich die Mühe zu machen, den Islam zu leben, also ignorieren sie ihn oder schieben es endlos auf. Im Quran sagt Allah, dass ernste Bemühungen begünstigt sind:
Um dem Gewissen zu folgen, bedarf es einer großen Standhaftigkeit. Wer sich nicht fest entschlossen hat, unter allen Umständen seinem Gewissen zu folgen, könnte nach ein paar Prüfungen entmutigt werden, weil er denkt, dass seine Interessen darunter leiden, dass er Opfer bringt und dass er die Ergebnisse nicht erreicht, die er sich wünscht und von denen er dachte, dass er sie verdient. Seinem Gewissen zu folgen fällt ihm schwer, und er gibt auf. Dem Gewissen zu folgen wird aber ganz sicher Opfer verlangen. Beispielsweise beruht es auf dem Gewissen eines hungrigen und bedürftigen Menschen, dass er nicht stiehlt, sondern auf erlaubte Weise sein Bedürfnis stillt, obwohl dies schwieriger als Stehlen sein kann. Unter diesen scheinbar schweren Bedingungen mag es im ersten Moment als Hindernis erscheinen, niemals etwas zu tun, dem Allah nicht zustimmt. Aber ein Mensch mit Gewissen handelt zu seinem ewigen Nutzen im Jenseits, statt zum Nutzen von nur ein paar Tagen, und er verhält sich so, dass Allah zustimmt. Es ist wichtig zu verstehen, dass dem Gewissen folgendes Handeln allein um Allahs willen zu geschehen hat. Wenn jemand eine Handlung begeht, die er für dem Gewissen folgend ansieht und dabei einen Ausgleich von den Menschen erwartet, wird er oft enttäuscht werden. Andererseits verschafft eine dem Gewissen folgende Tat mit der Erwartung des Lohnes von Allah dem Menschen einen absoluten Gewinn. Im Quran wird dieses beispielhafte Verhalten des Gläubigen wie folgt beschrieben:
Nach dem Islam zu leben verlangt ganz unvermeidlich Opfer. Weil solche Opfer in Gesellschaften, die vor Allah keine Furcht haben, nicht üblich sind, gibt es dort andauerndes Elend und Verzweiflung. Andererseits bilden diejenigen Menschen, die ihrem Gewissen folgen und feste Entschlossenheit verbunden mit Furcht vor Allah zeigen, besonders sichere und friedliche Gesellschaften. Und das ist nur der Ausgleich, den sie im Leben dieser Welt erhalten. Allah gibt die frohe Botschaft von ewig Schönen im Jenseits denjenigen, die trotz der Leidenschaften ihrer Seelen Opfer bringen:
Man soll nicht vergessen, dass Allah Seinen Dienern, die um Seinetwillen Standhaftigkeit an den Tag legen, zu helfen versprochen hat, und dass er es ihnen leicht machen wird. In einer Stelle im Quran heißt es:
Im Quran bezeichnet Allah die Standhaftigkeit als ein gutes Verhalten, das Ihm gefällt. Ein wichtiger Zug der jungen Gläubigen, von denen in der Sure al-khaf berichtet wird, ist es, dass Allah „ihre Herzen fest verbunden“ hat. (Suratu-l-kahf 18:14). In einem anderen Vers heißt es: „... da sandte Allah seine Gottesruhe herab auf Seinen Gesandten und auf die Glaubigen und erlegte ihnen das Wort der Gottesfurcht auf ...“. (Suratu-l-fath 48:26). In weiteren Versen wird geboten, bei dem Leben nach der Religion (din) standhaft zu sein. So heißt es im Quran:
Einer der wichtigsten Faktoren, durch den die Menschen ihr Gewissen ausschalten, ist ihre Ansicht, dass sie nichts benötigen. Wenn man sie zum Beispiel nach ihrem Befolgen des Islam fragt, sagen die meisten Leute, dass es genüge, niemandem zu schaden und zu versuchen, ein guter Mensch zu sein. Aber das ist reiner Selbstbetrug. Wichtig ist vielmehr, Allahs Diener zu sein und so zu leben, wie Er es will. Wenn der Mensch das nicht tut, ist alles, was er macht, bedeutungslos und schädlich. Allah sagt im Quran:
Was jemandem seine Tasten als gut und schön erscheinen lässt ist die Annahme, sein eigenes Urteil sei vollkommen. Wer sich für aus Allahs sicht mildherzig und großzügig hält, gehört zu diesen Menschen. Die Wahrheit ist tatsächlich ganz anders als von ihnen angenommen. In einem Quranvers heißt es, dass es der wichtigste Grund ist, von der Wahrheit abzuweichen, wenn man sich für nichts benötigend hält:
Die sprachliche Bedeutung des Wortes „mustagni – nichts nötig habend“ ist „ohne Bedürfnis, zufrieden sein.“ Die Bedeutung im Quran bezieht sich auf jemanden, der seine Nähe zu Allah, seiner Furcht vor Allah und dem Jenseits, seine guten Taten und seine Frömmigkeit als ausreichend ansieht und der sich deshalb nicht um Verbesserung darin bemüht. Die meisten Menschen weichen aus diesem Grund von Allahs Weg ab.
Obwohl die Leute sich als nichts nötig habend erachten, wissen sie eigentlich doch in ihrem Gewissen, wie unvollkommen sie sind und worin sie Allah nicht zufrieden stellen. Darum vermeiden sie es, über Themen wie den Tod, den Tag des Weltenendes und das Jenseits zu sprechen. Wenn jemand so ein Thema anspricht, versuchen sie es zu wechseln, weil es „bedrückend“ ist. Der Grund, weshalb sie bedrückt sind, ist, dass sie ihrem Gewissen zuwiderhandeln, und auf das Thema einzugehen macht sie innerlich unruhig.
Für einen Menschen, der auf sein Gewissen hört, ist es nicht möglich, sich so zu fühlen als habe er nichts nötig. Im Gegenteil, er hält nach Besserem Ausschau und versucht, alles besser zu machen. Denn das Gewissen des Menschen erinnert ihn immer wieder an den Tag der Abrechnung. Jemand, der weiß, dass er Allah Rechenschaft über sein Leben in dieser Welt abzulegen hat, wird seine Taten nie als ausreichend ansehen. Er tut, was ihm sein Schöpfer aufträgt, mit größter Aufmerksamkeit. Im Quran wird auf jene, die ernsthaft nach Allahs Zufriedenheit und dem Jenseits streben, wie folgt verwiesen:
Kein Zweifel, nach Allahs Weg zu streben, wie es sich gehört, kann nur, wie schon zuvor gesagt, unter Befolgen des Gewissens gelingen. Nach dem Verständnis der Unwissenden genügt es, einen durchschnittlichen Charakter in Übereinstimmung mit dem allgemeinen Trend in der Gesellschaft zur Schau zu stellen. Viele Menschen halten sich für fromm genug, solange sie keine Verbreche wie Mord, Vergewaltigung oder Diebstahl begehen. Sie denken nicht daran, dass es Hunderte von guten Taten und Arten des Gottesdienstes gibt, die sie aufschieben oder völlig außer acht lassen. Obwohl es verboten ist, klatschen sie, beten nicht regelmäßig, versuchen nicht ihr moralisches Verhalten zu verbessern und danken ihrem Herrn nicht für die Gnaden, die Er ihnen erweist. Wenn es ihnen passt, handeln sie ungerecht und lügen, um ihre Schuld zu verbergen. Dass sie sich als nichts nötig habend ansehen und die Abrechnung im Jenseits nicht fürchten ist ein Zeichen ihrer Unwissenheit und Kurzsichtigkeit.
Die Propheten und Gläubigen im Quran stellen die besten Beispiele des höchsten Maßes der Gewissensbezogenheit dar. Der Prophet Joseph (a.s.) zum Beispiel bat Allah:
Obwohl er Allahs auserwählter Prophet war, bezog er sich mit Furcht und Hoffnung auf das Jenseits. Unwissende Leute reden so, als ob sie sicher sind, ins Paradies zu gelangen. Wenn ihre blinde Arroganz noch weiter wächst, laufen sie Gefahr, dass ihnen ein böses Ende droht:
Der Mensch wird in der Tat deutlich gegen sich selbst Zeugnis ablegen, trotz aller Entschuldigungen, die er vielleicht vorbringen will:
Jeder Mensch weiß ohne Zweifel seinem Gewissen nach was richtig ist, trotzdem führt er weiter Entschuldigungen dafür an, weshalb er die rechtschaffenen Handlungen nicht begeht.
Deshalb ist er immer in Unruhe. Es ist in der Tat eine unerträgliche Last für das Gewissen eines Menschen, üble Taten zu begehen, wo er doch weiß, dass sie falsch sind. Der Satan (Schaitan) lässt ihnen aber ihre Handlungen recht erscheinen und zeigt ihnen vielerlei Wege, um ihre Ohren gegenüber der wahrhaften Stimme in ihrem Inneren zu verschließen. Während es möglich ist, ein in Gemüt und Seele sorgenfreies Leben zu führen, indem man das Rechte tut, wählen diese Menschen den schweren Weg, indem sie ihr Gewissen zudecken. Während sie weiter den Fußspuren des Satan nachgehen, behaupten sie, dass sie auf dem rechten Weg sind und bringen verschiedene Entschuldigungen dafür vor, dass sie sich entgegen dem Islam verhalten. Einige solcher Entschuldigun-gen sind folgende:
„Es zählt, was man im Herze trägt“
Viele Menschen haben eine Art Verteidigungsmechanismus entwickelt. Ihr Gewissen weiß, was richtig ist, während die Seele sie zur falschen Seite hinzieht. Wenn sie bei der Entscheidung, ob sie eine falsche Tat begehen sollen, zögern, meldet sich die Seele sofort und bringt verschiedene Entschuldigungen vor. Wenn er auf die Seele hört, fühlt sich der Mensch entlastet und überzeugt sich selbst, dass er nicht alles so genau zu nehmen hat. Was er tun will, ist eigentlich bedeutungslos, es macht nichts aus, sein Herz ist so rein, dass es davon nicht berührt wird und er ein guter Mensch bleibt, solange er nicht etwas „Ernsthaftes“ wie Mord oder Diebstahl begeht.
Das ist der Grund, weshalb die meisten Menschen so leicht lügen, klatschen und sich über andere lustig machen. In einer Angelegenheit zu lügen steht in völligem Widerspruch zum Gewissen. Aber die Menschen unterdrücken die Stimme in sich, die zur Rechtschaffenheit ruft und überzeugen ihr Gewissen, dass es sich doch nur um unbedeutende Lügen handelt, die nichts bedeuten. Obwohl sie die gottesdienstlichen Verrichtungen nicht vollziehen und auch die vom Islam gegebenen Regeln für gutes Benehmen und Verhalten nicht beachten, halten sie sich doch für sehr gute und rechtschaffene Menschen. Diese Sicht ist sowohl unaufrichtig als auch falsch. Wenn ein Mensch seinem Gewissen nicht folgt, ist es unmöglich für ihn, eine gute Belohnung im Jenseits zu erhoffen. Mit der Einstellung „ich habe doch ein gutes Herz“ mag er in dieser Welt als „guter Mensch“ gesehen werden, aber vielleicht trifft ihn im Jenseits eine unerwartete Vergeltung. Der Islam gebietet den Menschen nicht nur, Mord, Diebstahl usw. nicht zu begehen. Es gibt sehr viele gute Taten, die zu verrichten und schlechte, die zu vermeiden sind. Am wichtigsten ist aber, dass der Islam dem Menschen gebietet, nur allein Allahs Diener zu sein und um Seinetwillen zu leben. Im Quran hat Allah die wirklichen „guten Menschen“ beschrieben:
Statt sich mit den Propheten oder den obigen wirklichen guten Menschen zu vergleichen und zu versuchen, sich zu verbessern, vergleichen sich viele Menschen mit den bösen Übeltätern aus der Geschichte und sagen: Ich bin nicht so schlecht wie sie, also verdiene ich auch nicht dieselbe Strafe wie sie! Der Grund dafür ist ihre Unwissenheit – sie wissen nicht Bescheid über Allah und das Jenseits. Allah hat die Hölle in Stufen geschaffen. Deshalb wird jeder in Übereinstimmung mit dem bestraft, was er oder sie getan hat. Es ist auch eine Tatsache, dass sogar die erste Stufe der Hölle eine Quelle unerträglicher Qual ist, die ewig währt.
Deshalb sollten jene Menschen, die sagen: ‚Es macht nichts’ oder ‚Es zählt, was in meinem Herzen ist und nicht, was ich tue’, nochmals über die Hölle nachdenken, ihre Entscheidungen überprüfen und darauf hören, was ihr Gewissen ihnen sagt.
„Der Quran erwähnt das nicht“
Es gibt unter den Leuten das ernsthafte Missverständnis dass, wenn eine bestimmte Handlung im Quran nicht unmittelbar genannt ist, es dann richtig sei, sie nach Belieben zu begehen oder zu unterlassen. Aber etwas nicht zu tun, was im Quran nicht erwähnt ist, während das Gewissen es als richtig empfindet, ist nichts als Heuchelei.
Der Quran bietet uns all das grundsätzliche Wissen, um unsere Religion (din) auszuüben und Allahs Wohlgefallen zu finden. Darüber hinaus trägt der Quran uns auf, dem Beispiel des Propheten Muhammad (s.a.w.s.) zu folgen. Ein weiser und gewissenhafter Mensch wird sich aufrichtig bemühen, sein Leben nach dieser Rechtleitung zu leben. Beispielsweise trägt Allah den Gläubigen im Quran auf, keine Zeit mit Nutzlosigkeiten zu verschwenden:
Und wenn sie das nichtige Gerde hören, sie sich davon abwenden, und sie sagen: ‚Für uns unsere Taten, und für euch eure Taten, Frieden über euch, wir suchen nicht nach den Unwissenden.’ (Suratu-l-Qasas 28:55)
Und diejenigen, welche sich vom nichtigen Gerede fernhalten. (Suratu-l-Muminun 23:3)
Obwohl der Quran vielleicht nicht im Einzelnen darlegt, was dieses Nichtige ist, hat Allah Seinen aufrichtigen Knechten doch Gewissen und Weisheit gegeben, um herauszufinden, was solche Nutzlosigkeiten sind und sie zu vermeiden. Jeder Mensch ist dafür selbst verantwortlich.
In der Gesellschaft von Menschen mit sehr begrenztem Wissen vom din (Religion) wird ein Mensch mit Gewissen nicht eine auf das Diesseits bezogene Unterhaltung beginnen und solche Themen wie Allahs Ruhm und die Schönheit des Islam beiseite schieben. Sein Gewissen wird ihm ganz sicher auftragen, mit seinen Zuhörern so zu reden, wie es ihrem und seinem Jenseits am nützlichsten ist. Ein Muslim sollte nie etwas tun, was er für nutzlos für sein Jenseits hält, wie überflüssige Zeitschriften lesen, sinnlose Fernsehprogramme anzuschauen oder durch nutzloses Gerde von der Erinnerung an Allah weggebracht werden.
Im Laufe des Tages ergeben sich für einen oft verschiedene Alternativen, zwischen denen man zu wählen hat. In solchen Wahlsituationen entscheidet der Mensch mit seinem Gewissen, was richtig ist. Wer seinem Gewissen nicht folgt, hält etwas vielleicht nach dem Grundsatz für richtig ‚Es ist im Quran nicht verboten!’ Solche Leute sollten aber wissen, dass sie im Jenseits vielleicht ein böses Schicksal erwartet, wenn sie nicht so handeln, wie es Allah am meisten zufrieden stellt, indem sie auf ihr Gewissen hören und dem Beispiel des Gesandten (s) folgen. Noch wichtiger ist, dass solche Leute am Tag des Gerichts nicht auf die Entschuldigungen werden zurückgreifen können, die sie hier im Diesseits gebrauchen. Wie es in verschiedenen Koraversen heißt, wird an diesem Tag zu jedem Menschen gesagt:
Trage deine Schrift vor, du selbst genügst heute gegen dich als Berechnender! (Suratu-l-Isra 17:14)
Sie sagen: ‚Unser Herr, Du hast uns zweimal sterben lassen, und Du hast uns zweimal Leben gegeben, und wir erkennen unsere Sünden an, also gibt es zum Herauskommen irgendeinen Weg?’ Dies euch, weil, als einzig zu Allah gerufen wurde, ihr den Glauben verweigert habt, und als Ihm Mitgötter gegeben wurden, ihr geglaubt habt, und das Urteil ist Allahs, des Hohen, des Großen. (Sura Ghafir 40:11-12)
„Fast birst sie vor Wut. Jedesmal wenn eine Schar in sie geworfen wird, fragen ihre Wächter sie: ‚Kam nicht zu euch ein Warner?’ Sie sagen: ‚Ja doch, es ist schon ein Warner zu uns gekommen, und wir haben abgeleugnet, und wir haben gesagt: ‚Nichts hat Allah herabgesandt, ihr seid nur in großem Fehlgehen!’ Und sie sagen: ‚Wenn wir gehört hätten oder verständig gewesen wären, wären wir nicht unter den Gefährten des Feuerbrandes.’ Also bekennen sie ihre Sünde, also hinweg mit den Gefährten des Feuerbrandes! (Suratu-l-Mulk 67:8-11)„Jeder andere tut es auch“
Der Mehrheit zu folgen ist einer der größten Fehler im Leben. Im Unterbewussten nahezu jedes Menschen gibt es aber die Vorstellung, dass richtig ist, was die Mehrheit tut. Die Mehrheit kann aber ein sehr oberflächliches und verzerrtes Verständnis vom Islam haben. Sie sagen vielleicht, dass sie an Allah und das Jenseits glauben, aber sie denken über die Bedeutung davon nicht nach. Sie achten religiöse Werte ‚nach ihrem eigenen Verständnis’, aber bringen diese Achtung nicht praktisch sondern nur mit Worten zum Ausdruck. Sie denken, dass die meisten Gebote des Islam in der Vergangenheit verpflichtend waren, aber es heute nicht mehr sein können. Nach diesem Verständnis hat jemand, wie wir schon oben sagten, vielleicht ein ‚reines Herz’ und niemandem zu schaden genügt für ihn, um ‚religiös’ zu sein, und die Verrichtungen des Gottesdienstes können bis ins hohe Alter verschoben werden.
Jeder in der Umgebung eines Menschen kann ein derart verzerrtes Verständnis haben, also wäre es nur Selbstbetrug, es anzunehmen und nicht das eigene Gewissen zu befragen. Es gibt keinen Beweis, dass die Mehrheit immer recht hat und richtig entscheidet. Im Gegenteil, Allah spricht im Quran:
Deshalb muß der einzige Maßstab für einen Menschen im Hinblick darauf, wie er lebt und den Quran umsetzt, das Gewissen sein.
Wer nach der Anweisung seines Gewissens handelt, achtet nicht darauf, was die Mehrheit sagt oder tut. Selbst wenn es bedeutet, allein zu sein, bleibt er dabei, auf sein Gewissen zu hören und der Schrift Allahs zu folgen.
Die Haltung des „der Mehrheit folgen“ stellt eine Gefahr für jedermann dar. Wenn jemand sich entschlossen hat, das zu tun, was sein Gewissen vorschreibt, sollten ihn die Haltungen und Meinungen der anderen um ihn herum nicht betreffen oder von seinem Zweck abbringen. Jeder von uns ist verantwortlich dafür, das zu tun, was das Gewissen und der Quran vorschreiben. Man vergesse nicht, dass Allah Seine Diener prüft. Ein anderer Mensch, der versucht, uns von einer richtigen Entscheidung abzubringen, die wir getroffen haben, kann durchaus ein guter Freund sein, den Allah uns treffen lässt, um unsere Entschlusskraft auf die Probe zu stellen. Im Jenseits aber werden die Leute über solche Freunde sagen:
„Ich tue es später“
Viele verschieben die Verrichtungen des Gottesdienstes wie z.B. die Wallfahrt (hadsch) und regelmäßiges Gebet (salah) auf das Alter, weil sie bewusst oder unbewusst meinen, dass es sie aller weltlichen Freuden beraubt, wenn sie sich der islamischen Lebensweise widmen. Aber Allah sagt an vielen Stellen im Quran, dass Er den Gläubigen Gunst sowohl in dieser Welt als auch im Jenseits gewährt:
Damit jemand die Gunst Allahs wirklich schätzen kann, muss er Frieden im Herzen haben. Derjenige, dessen Herz in Unruhe ist, wird keine Freude an den zahlreichen Segnungen Allahs um sich herum haben oder sie nicht einmal erkennen. Leute, die sagen: ‚Ich mache das später!’ wissen wohl von der Rechtleitung und wissen, dass sie ihr ganzes Leben entsprechend neu einrichten müssen, wenn sie anfangen, den Anweisungen des Gewissens zu folgen. Sie wissen, dass die Stimme des Gewissens noch schwerwiegender sein wird, wenn sie anfangen, regelmäßig ihr Gebet zu verrichten, und dass sie sich der bösen Taten schämen werden, die sie vollbringen. Im Quran wird gesagt, dass das Gebet die Menschen rechtleitet:
Weil die Leute das verstehen, versuchen sie sich der gewissensbezogenen Verantwortungen zu entziehen, die durch die Verrichtungen des Gottesdienstes entstehen und sagen zur Entschuldigung: ‚Wenn ich geheiratet habe, wenn ich mehr Geld verdient habe, wenn meine Kinder groß geworden sind …’ usw. Aber am Tag des Rechenschaftablegens wird Allah dem Menschen das gegenüberstellen, was er aufgeschoben hat:
Das Aufschieben ist eine Eigenschaft derjenigen, die nicht an den Tod und nicht daran denken, wie nahe er ist. Wir wissen nicht, wann, wo und wie wir sterben werden. Wir wissen auch alle, dass der Tod nicht nur zu alten Leuten kommt. Viele Menschen unterschiedlichen Alters sterben aus verschiedenen Gründen, viele ganz plötzlich und unerwartet. Während Du dieses Buch allein für Dich zu Hause liest, kommst du Dir vielleicht sehr sicher und geschützt vor, aber ein Sturz auf der Treppe, ein Unfall im Haus oder ein Herzinfarkt kann Deinen Tod jeden Augenblick verursachen. Wie ist es möglich, angesichts dieses Wissens so großzügig aufzuschieben, was das Gewissen verlangt? Allah sagt, dass jeder Mensch, wenn er den Engel des Todes sieht, tiefe Reue wegen dem verspürt, was er aufgeschoben hat, und sagen wird: ‚Ich wünschte, ich hätte dies und das getan!’ Das ist eine untröstliche Reue, bei der es kein Zurück mehr gibt:
Und an dem Tag, an dem der Unrechthandelnde seine beiden Hände beißt, - er sagt: ‚Wehe mir! Hätte ich mir mit den Gesandten einen Weg genommen, Und wehe, wehe mir! Hätte ich mir nicht diesen da zum innigen Freund genommen, Er hat mich fehlgehen lassen von der Ermahnung, nachdem sie zu mir kam … (Suratu-l-Furqan 25:27-29)
Dass Allah Böses nicht unmittelbar bestraft verleitet manche Menschen zu der falschen Annahme, dass sie viel Zeit haben, gut zu machen, was sie getan und versäumt haben. Würde Allah jede böse Tat in dem Moment bestrafen, in dem sie begangen wird, dann würde keiner mehr etwas Falsches tun. Aber das Aufschieben der Strafe ist eine Prüfung, bei der sich herausstellt, wer der Rechtschaffenheit Folge leistet, wer bereut und sich bessert, und wer fortfährt, falsch zu handeln. Dass Allah uns diese Gelegenheit gegeben hat, uns im Leben zu bessern, ist ein Ausdruck Seiner ewigen Gnade. In einem Quranvers heißt es:
„Und wenn Allah die Menschen für das herannehmen würde, was sie erworben haben, Er würde auf ihrem Rücken (d.h. dem Rücken der Erde) kein Lebewesen übriglassen, aber Er gibt ihnen Aufschub bis zu einer festgesetzten Frist, und wenn ihre Frist kommt, so hat Allah ja Seine Knechte im Blick.“ (Suratu-l-Fatir 35:45)
Die Menschen sollten sich nicht durch die Tatsache täuschen lassen, dass Allah böse Taten nicht sofort vergilt, denn es ist sicher, dass sie im Jenseits sorgfältigst beglichen werden. Allah beschreibt diesen Zustand:
… und sie sagen zu sich selber: ’Warum straft uns nicht Allah für das, was wir sagen?’ Genug für sie ist die Hölle, sie braten in ihr, und wie schlecht ist das endgültige Sein! (Suratu-l-Mudschadila 58:8)
Wer es vermeidet, über das Jenseits nachzudenken, versucht vielleicht sein Gewissen mit verschiedenen Entschuldigungen und Lüge zu beruhigen, aber am Tag des Rechenschaftablegens wird keine Entschuldigung angenommen. Sich selbst zu betrügen bringt vielleicht vorübergehende Beruhigung und hilft, der Wirklichkeit zu entkommen, aber nur für kurze Zeit. Doch es gibt etwas, das die Leute vergessen, wie es im Quran heißt:
Und es sagen diejenigen, denen das Wissen gegeben wurde und der Glauben: ‚Ihr habt schon nach Allahs Schrift, bis zum Tag der Auferweckung verweilt, und dies ist der Tag der Auferweckung, aber ihr habt es nicht gewusst.’ Und an diesem Tag nützt denjenigen, die Unrecht gehandelt haben, ihre Entschuldigung nicht, und sie werden nicht nach Umkehr gefragt. (Suratu-Rum 30:56-57)
Das Ende derjenigen, die ihr Gewissen mit verschiedenen Entschuldigungen zum Verstummen bringen, ist wie folgt beschrieben: