Außer von diesen Menschen, die wegen ihrer Aufrichtigkeit einen hohen Platz bei Allah haben, berichtet uns der Quran auch von solchen, die nicht ihrem Gewissen folgten. Es ist wichtig darauf zu achten, wenn man diese Beispiele liest, dass solches Verhalten heutzutage genauso viel vorkommt wie früher.
Pharao lebte zu der Zeit, als der Prophet Moses (a.s.) entsandt wurde, und der Quran berichtet von ihm als einem großen Glaubensverweigerer. Wir haben ihn als Beispiel gewählt, weil seine Eigenschaften, seine Einstellung und sein Verhalten auch in der heutigen Gesellschaft sehr weit verbreitet sind. Der ehrlichste Ansatz ist es, in uns selbst nach diesen Zügen Ausschau zu halten, ebenso wie bei anderen Leuten, die wir kennen, von denen wir hören oder die wir im Fernsehen sehen. Vor allem aber sollten wir uns sehr darum bemühen, diese negativen Züge zu berichtigen.
Einer der Grundzüge des Pharao, von denen der Quran berichtet, ist seine Grausamkeit. Er übte sehr starken Druck auf eine Gruppe (besonders die Kinder Israils) seines Volkes aus und ging sogar so weit, ihre Kinder zu töten:
Pharao erhöhte sich ja im Land und machte seine Leute zu Gefolgschaften, - er unterdrückte eine Gruppe von ihnen, er schlachtete ihre Söhne ab und ließ ihre Frauen am Leben, er war ja einer von den Unheilstiftern. (Suratu-l-Qasas 28:4)
Allein um seine Macht zu erhalten und um aller möglichen zukünftigen Opposition zuvorzukommen, tötete er nicht nur Jungen sondern sogar männliche Säuglinge. Dieser auf der Grausamkeit beruhende Befehl des Pharao ist nur ein Beispiel für Verhalten, wie wir es in unserer Zeit gewöhnt sind. Mit jeder Einstellung, die auf Ablehnung und Überschreitung beruht, kann man, wenn nötig, Frauen und Kinder töten, Kriege beginnen und Bomben auf Tausende von unschuldigen Menschen werfen, nur um sich selbst zu erhalten. Der Zweck dabei ist es, das eigene Interesse und die eigene Macht zu schützen, mit allen Mitteln, ungeachtet der Konsequenzen.
Wenn der Mensch ohne Beachtung von Allahs Beurteilung seiner Taten lebt, gibt es nichts, was ihn abhält, die Grenzen zur Grausamkeit und zur Ungerechtigkeit gegenüber Menschen zu überschreiten und Entscheidungen zu treffen, die vielen das Leben kosten. Das Beispiel des Pharao ist eines, das die extremsten Positionen der Grausamkeit verdeutlichst, die aber, wenn auch mit anderen Methoden, bis heute ausgeübt wird.
Pharao wurde wegen seiner Macht und seines Reichtums hochmütig und, mehr noch als nur die von Allah gesetzten Grenzen zu überschreiten, ging er sogar so weit, sich zum Gott zu erklären. Er ließ sein Volk unerträgliche Qualen erleiden und griff zu außerordentlichen Maßnahmen, um seine Macht zu schützen, die ihm das einzig Wichtige war. Zu diesem Zeitpunkt offenbarte Allah Seinem Propheten Moses (a.s.): „Geh zu Pharao, er überschreitet ja das Maß.“ (Sura Ta.Ha 20:24) und entsandte ihn als Warner. Die folgenden Verse berichten von Pharaos Hochmut und der daraus folgenden Überschreitung:
Geht ihr beide zu Pharao, er überschreitet ja das Maß, Und sprecht ihr beide zu ihm ein sanftes Wort, vielleicht erinnert er sich oder er fürchtet sich, Die beiden sagten: ‚Unser Herr, wir befürchten, dass er uns schnell Böses antut oder das Maß überschreitet.’ Er sprach: Befürchtet nichts, Ich bin ja mit euch beiden, Ich höre und Ich sehe. (Sura Ta.Ha 20:43-46)
So wurde Pharao persönlich durch den Gesandten Allahs zum rechten Weg eingeladen. Aber statt das dies ihn gebessert hätte, ließ es seine Wut und Überschreitung nur zunehmen. Die seiner Wut zugrunde liegende Ursache war sein Hochmut wegen seiner politischen und militärischen Macht, die er innehatte, und seine Furcht, seine Stellung zu verlieren. Im Quran wird die Selbstbewunderung des Pharao und seine Verspottung von Allahs Gesandten beschrieben:
Und Pharao rief aus unter seinem Volk, er sagte: ‚Mein Volk, gehört nicht mir die Herrschaft Ägyptens und diese Gewässer, die unter mir fließen, also habt ihr keinen Einblick? Oder bin ich besser als dieser, der verachtet ist, und der fast nicht klar ist? (Suratu-Zukhruf 43:51-52)
Diese Rede gründet auf einer wichtigen psychologischen Taktik. Zuerst stellt er seinem Volk Fragen, deren Beantwortung die Anerkennung seiner Macht bedeutet. Diese Fragen „Gehört nicht mir die Herrschaft Ägyptens? Und diese Gewässer, die unter mit fließen? Also habt ihr keinen Einblick?“ zeigen, dass der Hauptgrund für seinen Hochmut seine Besitztümer sind. Im folgenden Vers spricht Pharao von dem Propheten Moses, der Allahs Gesandter ist, als „dieser“, „der verachtet ist“. Hier kann man einen interessanten Vergleich zwischen dem Pharao und dem Satan ziehen. Als dem Satan befohlen wurde, sich vor Adam (r.a.) niederzuwerfen, widersetzte er sich Allahs Befehl und erklärte, besser als der Prophet Adam zu sein:
Er sprach: Was hat dich gehindert, dass du dich nicht niedergeworfen hast, als Ich es dir aufgetragen habe? Er sagte: ‚Ich bin besser als er, Du hast mich aus Feuer geschaffen, und Du hast ihn aus Lehm geschaffen.’ (Suratu-l-A’raf 7:12)
Das zeigt, wie Hochmut völlig das Gewissen überlagert. Der Satan hatte unmittelbare Verbindung zu Allah und verstand Seine Einzigkeit und Sein alleiniges Recht, nur Ihn anzubeten und nur Ihm zu gehorchen, und dennoch verweigerte er den Befehl, sich vor Adam niederzuwerfen. Ebenso war die grenzenlose Überschreitung Pharaos eine Folge seines Stolzes auf seine Besitztümer und von Allah gegebene Gnaden, was ihn veranlasste, sich als besser anzusehen. Nachdem er sich geweigert hatte, dem Propheten Moses zuzuhören, stellte er seinem Volk eine Frage, die hinsichtlich nahezu aller Propheten im Laufe der Geschichte gestellt wurde:
Und warum werden nicht auf ihn Armreifen von Gold geworfen, oder es kommen mit ihm die Engel als Begleiter? (Suratu-Zukhruf 43:53)
Diese Frage verweist auf einen sehr wichtigen Punkt. Glaubensverweigerer können nicht akzeptieren, dass ein einfacher Mensch als Gesandter beauftragt wird. Weil der Maßstab der Glaubensverweigerer nicht ihr Gewissen ist, wollen sie bei einem Gesandten auch nicht Aufrichtigkeit, Weisheit und demütige Unterwerfung gegenüber Allah sehen. Glaubensver-weigerer erwarten vielmehr außerordentlichen Reichtum und übernatürliche Geschehnisse zu sehen, damit sie glauben. Dies ist einer der Hauptgründe, weshalb die Glaubensverweigerer nicht rechtgeleitet werden können. Der Hochmut in ihnen hindert sie daran, jemandem zu folgen und zu gehorchen, der gerade so aussieht wie sie selbst. Statt ihrem Gewissen zu folgen, ziehen sie es vor, ihre kurzsichtigen Interessen zu wahren, indem sie den Anweisungen ihrer nafs folgen.
Nachdem der Prophet Moses die Offenbarung von Allah erhalten hatte, ging er mit seinem Bruder Prophet Harun zu Pharao und begann, wie ihm aufgetragen war, die Botschaft zu übermitteln.
Als Pharao dies hörte, bediente er sich einer Taktik, die Glaubensverweigerer oft gebrauchen. Er reihte seine irrationalen und teuflischen Fragen hintereinander auf, von denen er meinte, sie würden die Propheten verwirren. Sein Ziel war nicht, zu lernen oder gar zu verstehen, sondern nur nach Fehlern zu suchen und zu verspotten. Pharao hatte nämlich die Antworten auf jede seiner Fragen in seinem eigenen Gewissen. Die erste Frage war zum Beispiel: „Und wer ist euer beider Herr, Moses?“ (Sura Ta.Ha. 20:49) Die Antwort des Propheten Moses war einfach und weise. „Er sagte: ‚Unser Herr ist derjenige, der jeder Sache ihr Geschaffensein gegeben und dann rechtgeleitet hat.’“ (Sura Ta.Ha. 20:50)
Gegenüber dieser ausgesprochen vernünftigen und aufrichtigen Antwort konnte Pharao keinen Schutz finden, darum stellte er eine weitere unlogische Frage:
Er sagte: ‚Und wie ist der Zustand der früheren Generationen?’ (Sura Ta.Ha. 20:51)
Mit dieser Frage versucht er vom „Hier und Heute“ abzulenken und den Propheten zu einer Nebensächlichkeit zu verleiten.
Glaubensverweigerer nehmen oft Zuflucht zu ähnlichen Ablenkungsfragen! Solche Fragen werden sie aber vor dem ewigen Zorn der Hölle nicht retten. Ratschläge und Warnungen bekommen sie zu ihren Lebzeiten, und sie werden nicht aufgefordert, die Lage von Menschen zu untersuchen, die früher gelebt haben. Die Lage solcher Menschen ist etwas, das Allah weiß, der Herr aller Welten, der die ewige Gerechtigkeit innehat, der nichts vergisst. Deshalb stellt die Antwort des Propheten Moses diese Tatsache sehr deutlich klar:
Er sagte: ‚Das Wissen davon ist bei meinem Herrn in einer Schrift, mein Herr geht nicht fehl, und Er vergisst nicht.’ (Sura Ta.Ha. 20:52)
Dann erinnert Moses Pharao an die Segnungen Allahs, die Er den Menschen gewährt hat und legt den Beweis für Sein Dasein dar:
Der für euch die Erde als ein Ruhelager gemacht hat, und für euch Wege in sie hineingegeben hat und vom Himmel Wasser herabgesandt hat, und damit haben Wir Gattungen von unterschiedlichen Pflanzen hervorgebracht. (Sura Ta.Ha. 20:53)
Pharao, der allein handelt, weil er seine Position schützen will und Fehler sucht, wechselt vollkommen die Richtung des Gesprächs, als er sich mit dieser klaren Wahrheit konfrontiert sieht. Er hört auf, nach Allah zu fragen und beginnt mit politischen Anschuldigungen gegen den Propheten Moses.
Er griff zu dieser Taktik, weil er in die Ecke gedrängt worden war und mit Fairness und Vernunft allein nicht die Oberhand gegen den Propheten Moses gewinnen konnte. Er beschuldigte den Propheten Moses der Zauberei:
Und Wir haben Ihm schon unsere Zeichen gezeigt, alle davon, und er hat abgeleugnet und hat sich geweigert, Er sagte: ‚Bist du zu uns gekommen, damit du uns aus unserem Land vertreibst mit deiner Zauberei, Moses?’ (Sura Ta.Ha. 20:56-57)
Auch in unserer Zeit gibt es viele Menschen, die sich nicht auf ihr Gewissen beziehen, um die ewige Macht Allahs zu begreifen, und die hochmütig werden, indem sie den Charakter des Pharao entfalten. Solche Leute müssen nicht unbedingt ein Land regieren oder einer Diktatur vorstehen wie Pharao. Die hier genannten Beispiele betreffen manche der unaufrichtigen Fragen, die Pharao stellte, um sich lustig zu machen und die Macht und Einzigkeit Allahs zu leugnen. In den modernen Gesellschaften werden solche Fragen häufig gestellt, wenn auch mit anderen Worten. Kurz gesagt erlebt jede Epoche dieselbe glaubensverweigernde Lehre, die darauf besteht, Gottlosigkeit und Bosheit zum Einsatz zu bringen. Aber man sollte nicht vergessen, dass Allah Pharaos Ende ein Beispiel für die Menschen machte, indem Er ihn und alle seine Kräfte mit ihm ertrinken ließ. Wer den Charakter Pharaos entfaltet, wird sich eines Tages ebenfalls dem Zorn Allahs gegenüber sehen.
Soweit wir es aus dem Quran entnehmen können, hatte Pharao keine atheistische Einstellung im vollen Sinn. Sein Anspruch Gott zu sein war für das Volk gedacht, das er beherrschte, und dieser Anspruch schloss mit ein, dass er es war, dem man überall im Land bedingungslos zu gehorchen und sich zu unterwerfen hatte.
Mit anderen Worten, wie viele andere Glaubensverweigerer wusste auch er von Allahs Dasein, aber er begriff nicht Allahs wirkliche Macht. Von der weltlichen Position berauscht, die er innehatte, dachte er bei Allah an einen Gott, der nicht über die Erde herrscht, sondern in den Himmeln, und er sah sich selbst als den „Herrn“ von Ägypten, über das er regierte. Eine typische Haltung in vielen heidnischen Religionen ist die, dass die „Götter“ in einem anderen Bereich existierten und sich nicht mit dem Leben auf der Erde befassten. In Übereinstimmung mit dieser Vorstellung äußerte Pharao seine höhnischen Worte:
Und Pharao sprach: ‚O ihr Anführer! Ich kenne keinen anderen Gott für euch als mich. So brenne mir Tonziegel, o Haman, und mache mir einen Turm, damit ich zum Gott Moses emporsteige. Ich halte ihn allerdings für einen Lügner..’ (Suratu-l-Qasas 28:38)
Man kann die abwegige Logik Pharaos noch heute beobachten. Wegen ihrer verzerrten und unzureichenden Bildung denken viele Menschen, dass Gott „oben im Himmel“ ist. Dies ist das Ergebnis der Beeinflussung von ihrer Kindheit an, in der sie gewöhnt waren, Bilder zu sehen, die angeblich Gott und den Himmel zeigen. Viele sind dahingehend fehlgeleitet, dass sie glauben, Gott habe das ganze Universum und alles Leben darin geschaffen und dann sich selbst überlassen. Sie denken, dass Er sich nicht in die Angelegenheiten der Welt einmischt. Dieser unsinnige Glaube besteht, weil der Mensch sich nicht gestattet, tief nachzudenken, auf sein Gewissen zu hören und seinen Herrn anzuerkennen, der ihm unendliche Gnaden gewährt hat. Allah ist allmächtig, Er umfasst die Himmel und die Erde, Er ist ihr Herr und der Herr all dessen, was zwischen ihnen ist.
Pharao und seine Zugehörigen wurden wegen ihrer Glaubensverweigerung dazu verurteilt, verschiedene langwährende Qualen zu erleiden wie Plagen und Krankheiten. Als sie diese nicht mehr ertragen konnten, wandten sie sich an den Propheten Moses, obwohl ihnen dies wegen ihres Stolzes und ihres Hochmuts schwer fiel. Sie versprachen zu glauben, wenn er die Qualen von ihnen nehmen würde:
Und als die erschütternde Strafe über sie eintrat, sagten sie: ‚Moses, rufe für uns deinen Herrn, weil Er mit dir eine Abmachung hat, wenn du die erschütternde Strafe von uns genommen hast, ganz bestimmt glauben wir dir, und ganz bestimmt senden wir die Kinder Israils mit dir.’ (Suratu-l-A’raf 7:134)
Allah beantwortete das Gebet des Propheten Moses und nahm die Strafe für eine gewisse Zeit von ihnen, damit sie ihr Versprechen einlösen würden. Aber sie entfalteten den unzuverlässigen und oberflächlichen Charakter aller verdorbenen Glaubensverweigerer, und als die Strafe von ihnen genommen war, brachen sie ihr Wort und wandten sich wieder ihrem früheren Verhalten zu.
Schließlich vergalt Allah diesen Leuten ihr ständiges Ableugnen Seiner Zeichen trotz der vielen Gelegenheiten zu glauben. Die er ihnen geben hatte. Er legte Seine Eigenschaft des „al-muntaqim“ (der, der vergilt) offen:
Und als Wir die erschütternde Strafe von ihnen genommen hatten, zu einer Frist, die sie erreichten, da wurden sie wortbrüchig. Also nahmen Wir Vergeltung an ihnen, und Wir ertränkten sie in der See, weil sie Unsere Zeichen als Lüge bezeichnet hatten und ihnen gegenüber achtlos waren. (Suratu-l-A’raf 7:135-136)
Tief im Inneren wussten Pharao und die ihm folgten Bescheid über Allahs Macht, trotz ihrem Ableugnen und ihrer Überschreitung. In den Stunden ihrer größten Not wandten sie sich an den Propheten Moses, damit er für sie Allah um Hilfe bitten sollte. In diesen Zeiten von Schmerz und Verzweiflung wussten sie, dass niemand ihnen helfen konnte außer Allah, dem Allmächtigen.
Heutzutage angesichts einer Katastrophe, vor der es scheinbar kein Entkommen gibt, wie ein Flugzeugunglück oder ein Wirbelsturm, beginnen viele Menschen, die sich nicht als religiös ansehen, zu beten, wenn aber die Gefahr vorbei ist, vergessen sie und kehren zu ihrem früheren Verhalten zurück. Der wahre Gläubige betet Allah ebenso in Zeiten der Schwierigkeiten und Furcht an wie in Zeiten von Glück und Sicherheit.
Pharao versuchte verschiedenes, um Prophet Moses zu besiegen. Einer dieser Versuche war der Wettstreit, den er durchführte, um den Propheten Moses mit den Zauberern in Konkurrenz treten zu lassen, denen er am meisten vertraute. Er wollte den Propheten Moses mit einem betrügerischen Trick demütigen, der wie ein fairer und gerechter Wettstreit aussah.
Als der vereinbarte Tag kam, standen sich Moses und die Zauberer an einem Platz gegenüber, an dem die Leute sich versammelt hatten. Die Zauberer warfen ihre Stöcke, um ihre Macht zu demonstrieren. Wegen ihrer Zauberei schienen die Stöcke wie Schlangen zu gleiten. Als der Prophet Moses seinen Stock warf, verschlang er durch Allahs Willen die Stöcke der Zauberer. Die Zauberer waren erstaunt und begriffen sofort, dass der Prophet Moses die Wahrheit sagte und dass er der Gesandte Allahs war. Pharaos eigene Zauberer bezeugten, dass es keinen Gott und keine Macht außer Allah gibt. Als Pharao sah, dass sein Plan sich gegen ihn gerichtet hatte, geriet er in Wut. Er war vor seinem eigenen Volk erniedrigt worden, und der Prophet Moses, den er als so tief unter sich stehend ansah, hatte einen großartigen Sieg errungen. Er reagierte mit Gewalt gegen die Zauberer, die glaubten, und befahl, dass ihnen wechselweise Arme und Beine abgeschlagen und sie dann durch Kreuzigung hingerichtet wurden (Suratu-l-A’raf 7:120-124)
Die extreme Grausamkeit dieser Bestrafung sollte mehr als genug gewesen sein, um ein schwaches Gewissen zum Schweigen zu bringen, aber erstaunlicherweise blieben die Zauberer, die die Wahrheit sahen, dabei, trotz solcher Folter ihrem Gewissen zu folgen.
Ihr Verhalten zeigte das Ausmaß der Stärke ihrer Überzeugung und ist ein Beispiel für alle Muslime. Nachdem Pharao den Befehl für ihre Folter und Hinrichtung gegeben hatte, sagten sie:
… ‚Sicher ziehen wir dich nicht dem vor, was zu uns von den klaren Beweisen gekommen ist, und dem, der uns hervorgebracht hat, also richte, worüber du Richter bist, du richtest ja nur dieses Leben dieser Welt.’ (Sura Ta.Ha. 20:72)
Pharaonen sind Herrscher, die vor Jahrtausenden lebten. Der Pharao, von dem im Quran berichtet wird, steht für den Charakter von Hunderten von Anführern vorher und nachher.
All diesen Anführern ist gemeinsam, dass sie zum Feuer gerufen werden. Und der Anführer all dieser Anführer ist der Satan (Schaitan). Indem sie ihrem Gewissen nicht folgten und darüber hinaus auch noch einen Krieg gegen das Gewissen führten, haben diese Leute aus Gier nach der Welt den Befehlen des Satan Folge geleistet. Aber die Entsprechungen des Pharao sind nicht immer Herrscher. Der Charakter des Pharao ist in allen Glaubensverweigerern zu sehen, die wie er Allah leugneten. Mit ihrem gänzlichen Festhalten am Ableugnen und ihrer Gier nach Positionen und Reichtümern wird es immer, wenn auch in geringerem Maß, Tausende und Millionen von Pharaonen auf der Erde geben. Sie werden im Jenseits alle am selben Ort enden: in der Hölle, dem Ort der ewigen Schande und dem Grimm des Feuers.
In der Sure al-kahf (Sure 18) berichtet Allah vom Beispiel zweier Männer. Einer von beiden war nicht in der Lage, Allahs Macht richtig zu begreifen. Er war von seinem Wohlergehen und seinen Erfolgen verdorben und dachte nicht über das Jenseits nach. Sein Freund war ein aufrichtiger Muslim, der über Allahs Macht Bescheid wusste und mit Demut und Weisheit sprach. Ihr Gespräch wird folgendermaßen geschildert:
Und gib ihnen als Gleichnis zwei Männer, Wir haben einem von beiden zwei Gärten gegeben mit Traubenstöcken, und Wir haben sie beide mit Palmen eingefasst und haben zwischen beide Saat gegeben. Alle beide Gärten gaben ihre Speisefrucht und haben nichts davon unrecht zurückgehalten, und Wir haben inmitten beider ein Gewässer hervorsprudeln lassen, und er hatte Früchte. Da sagte er zu seinem Gefährten, und er war mit ihm im Gespräch: ‚Ich habe mehr als du an Vermögensgut und bin mächtiger an Leuten.’ Und er ging in seinen Garten, und er hatte sich selbst Unrecht angetan, er sagte: ‚Ich denke nicht, dass dieses jemals vergeht, Und ich glaube nicht, dass die Stunde kommt, und wenn ich wirklich zurückgebracht werde zu meinem Herrn, ganz bestimmt finde ich Besseres als dies zu endgültigem Geschick.’ (Sura al-Kahf 18:32-36)
Die Worte des Besitzers des Traubengartens stellen einen weitverbreiteten Glauben dar: Viele Menschen „Glauben“, aber verstehen die Implikationen und die Verantwortung des Glaubens nicht. Es ist durchaus möglich jemanden, dem es wohlergangen ist, sagen zu hören: „Gott hat mir das nicht gegeben, ich habe hart dafür gearbeitet“, oder jemand, der auf seinem Fehlverhalten beharrt, sagt: „Gott wird mir vergeben!“ Dieser falsche Glaube beruht auf Hochmut, Selbstbetrug und dem Glauben nichts nötig zu haben.
Aber ganz gleich für wie sich selbst genügend man zu sein glaubt, der Tod ist eine unbestreitbare Tatsache. Für diejenigen, die glauben, dass dieses Leben alles ist, bedeutet der Tod am Ende: Dunkel, Nichts, kein Bewusstsein. Das ist erschreckend für sie, und darum konstruieren sie sich das Bild eines „glücklichen Jenseits“, um sich zu trösten und zu helfen, mit dem Tod fertig zu werden. Einerseits glauben sie nicht an die Auferstehung und das Gericht, andererseits betrügen sie sich selbst mit dem Glauben, ein besseres Leben nach dem Tod zu haben.
Sie werden durch den Erfolg betrogen, den sie im Leben dieser Welt erreichen. Wie die obigen Verse zeigen, hat der Besitzer des Gartens seinem Reichtum nahezu Ewigkeitscharakter zugesprochen und dachte, dass keine Macht ihn zerstören könnte. Dieser hochmütigen Rede des Gartenbesitzers wird erwidert:
Sein Gefährte sagte zu ihm, und er war mit ihm im Gespräch: ‚Leugnest du den, der dich aus Erdreich erschaffen hat, dann aus einem Samentropfen und dann dich als Mann herangebildet hat? Aber Er ist Allah, mein Herr, und ich gebe meinem Herrn nicht einen als Mitgott, Und wenn du, als du in deinen Garten gegangen bist, gesagt hättest: ‚Was Allah will, es gibt keine Kraft außer bei Allah!’, wenn du siehst, dass ich weniger als du an Vermögensgut und Kindern habe, So kann es sein, dass mein Herr mir einen besseren als deinen Garten gibt, und auf ihn eine Abrechnung vom Himmel sendet, und eines Morgens ist er glatter Boden, Oder eines Morgens ist sein Wasser versiegt, und sicher kannst du es nicht mehr finden.’ (Sura al-Kahf 18:37-41)
Ein Mensch, der seinem Gewissen folgt, praktiziert und sagt unter allen Umständen, was sein Gewissen ihm aufträgt. Ein wahrer Freund ist nicht jemand, der schweigt, weil er fürchtet, seinen Freund zu beleidigen, sondern jemand, der sich so sehr um das Jenseits seines Freundes sorgt, dass er nicht schweigen kann, wenn er ihn falsch handeln sieht. Er spricht darüber und rät seinem Freund mit Aufrichtigkeit und gutem Ratschlag und warnt ihn vor Allahs Strafe.
Aber es wird immer Menschen geben, die trotz aller Ermahnungen keinen Rat annehmen. Wenn die Zeit kommt, dass Allah solche Leute straft, kann kein Freund ihm helfen:Und seine Frucht wurde erfasst, und als es Morgen wurde, dreht er seine Handflächen um wegen dem, was er dort ausgegeben hatte, und es ist alles verwüstet bis auf seine Dachbalken, und er sagt: ‚Wehe mir, hätte ich doch nie meinem Herrn etwas als Mitgott gegeben.’ Und er hat keine Truppe, die ihm helfen anstelle Allahs, und er konnte sich selbst nicht helfen. Da gibt es nur den Schutz Allahs, des Wahren, Er ist am besten an Lohn und am besten an Resultat. (Suratu-l-Kahf 18:42-44)