Unser Universum ist von tadelloser Regelmässigkeit. Milliarden von Sternen und Galaxien bewegen sich auf ihren unterschiedlichen Bahnen und dennoch in einer Gesamtharmonie. Galaxien, die aus nahezu 300 Milliarden Sternen bestehen, durchdringen einander und dennoch kommt es während dieser gigantischen Durchdringung zu keinen Zusammenstössen. Eine derartige Ordnung kann nicht zufällig entstanden sein. Die Größe des Universums ist enorm. Sterne und Planeten mit einer Masse von Milliarden oder Trillionen von Tonnen und Galaxien von einer Größe, die sich menschlicher Vorstellungskraft entzieht, bewegen sich im Universum mit unglaublichen Geschwindigkeiten auf ihrer Bahn.
Die Erde dreht sich um ihre Achse mit einer durchschnittlichen Geschwindigkeit von 1.670 Kilometern pro Stunde. Die mittlere Geschwindigkeit der Erde in ihrer Bahn um die Sonne beträgt 108.000 Kilometer pro Stunde. Wir finden noch größere Werte, wenn wir über unser Sonnensystem hinausblicken. Je größer die Systeme im Universum werden, desto größer wird die Geschwindigkeit ihrer Bewegung. Unser Sonnensystem dreht sich mit einer Geschwindigkeit von 720.000 Kilometern pro Stunde um den Mittelpunkt der Galaxie. Die Geschwindigkeit der Milchstrasse, die selbst ca. 200 Milliarden Sterne enthält, beträgt 950.000 Kilometer pro Stunde. Die Erde und unser Sonnensystem entfernen sich jedes Jahr 500 Millionen Kilometer vom dem Standort des Vorjahres.
Es existiert ein empfindliches Gleichgewicht innerhalb all dieser Dynamik. Sehr geringfügige Schwankungen in der Bahn der Himmelskörper können sehr ernste Konsequenzen haben. Einige könnten so negativ sein, dass das Leben auf der Erde unmöglich werden würde. In empfindlichen Systemen mit enormen Geschwindigkeiten können jederzeit gigantische Unfälle geschehen. Jedoch lässt die Tatsache, dass wir unser Leben in alltäglicher Weise auf diesem Planeten führen, uns die Gefahren vergessen, die im Universum existieren. Die bestehende Ordnung des Universums mit ihren geringfügigen negativen Auswirkungen, von denen wir wissen, lässt uns in den Gedanken verfallen, dass uns eine vollkommene, beständige und sichere Umwelt umgibt.
Die Menschen denken nicht sehr viel über solche Tatsachen nach. Deshalb erkennen sie nicht das außerordentliche Netz der limitierenden Bedingungen, durch das Leben auf der Erde möglich wird. Sie halten es nicht für wichtig, das wirkliche Ziel ihres Lebens zu begreifen. Sie leben, ohne sich darüber zu wundern, wie das feine Gleichgewicht im Universum entstanden ist.
Der Mensch aber wurde mit der Fähigkeit zum Denken ausgestattet. Ohne die eigene Umwelt gewissenhaft und mit Verstand zu beobachten, kann man weder die Wirklichkeit erkennen noch die geringste Vorstellung entwickeln, warum die Welt hervorgebracht wurde und wer diese große Ordnung in ihrem vollkommenen Rhythmus in Bewegung hält.
Wer über diese Fragen nachdenkt, wird früher oder später einer unvermeidlichen Tatsache ins Auge schauen: Das Universum, in dem wir leben, wurde von einem Schöpfer erschaffen, dessen Existenz und Eigenschaften in allem sichtbar werden, das existiert. Die Erde, ein kleines Staubkorn im Universum, wurde erschaffen, um einem bedeutenden Zweck zu dienen. Nichts tritt ohne Sinn im Fluss unseres Lebens auf. Der Schöpfer, der Seine Attribute, Seine Macht und Seine Weisheit im ganzen Universum zeigt, lässt den Menschen nicht allein, sondern stattete ihn mit einer bedeutenden Mission aus. Der Grund, warum der Mensch auf der Erde existiert, wird von Allah im Quran wie folgt erklärt:
Der Tod und Leben schuf, um zu prüfen, wer von euch am besten handelt. Und Er ist der Erhabene, der Verzeihende. (Sure 67:2 – al-Mulk)
Siehe, Wir erschufen den Menschen fürwahr aus einem Tropfen Samen, der sich (mit der Eizelle) vermischt, um ihn zu prüfen. Und Wir gaben ihm Gehör und Augen. (Sure 76:2 – al-Insan)
Im Quran erklärt Allah, dass nichts ohne Sinn ist:
Und Wir erschufen den Himmel und die Erde und was zwischen beiden ist gewiss nicht zu Scherz und Zeitvertreib. Hätten Wir zum Zeitvertreib ein bloßes Beispiel spielen wollen, hätten Wir es gewiss in Uns Selbst gefunden, wenn Wir so etwas überhaupt gewollt hätten. (Sure 21:16, 17 – al-Anbiya)
Allah deutet auf den Sinn des Lebens des Menschen im folgenden Vers hin:
Siehe, Wir erschufen, was auf Erden ist, als Schmuck für sie, um zu prüfen, wer unter ihnen die besten Werke vollbringt. (Sure 18:7 – al-Kahf)
Allah erwartet vom Menschen, dass er sich Ihm sein Leben lang als sein Diener widmet. Das heißt, die Welt ist ein Ort, an dem diejenigen, die Allah fürchten und diejenigen, die Allah gegenüber undankbar sind, sich voneinander unterscheiden. Das Gute und das Böse, die Vollkommenheit und die Fehlerhaftigkeit befinden sich nebeneinander. Der Mensch wird auf vielerlei Weise geprüft. Am Ende werden die Gläubigen von den Ungläubigen getrennt und das Paradies erreichen. Im Quran wurde dies wie folgt beschrieben:
Meinen die Menschen wohl, in Frieden gelassen zu werden, nur weil sie sagen: "Wir glauben" – und nicht auf die Probe gestellt zu werden? Doch Wir stellten gewiss auch diejenigen auf die Probe, die vor ihnen lebten, und Allah erkennt sowohl die Aufrichtigen wie die Falschen. (Sure 29:2, 3 – al-'Ankabut)
Um das Wesentliche dieser Prüfung verstehen zu können, muss man ein tiefes Verständnis für seinen Schöpfer haben, dessen Existenz und Attribute in allem offenbar werden, was existiert. Er ist der Schöpfer, der Besitzer endloser Macht, Wissen und Klugheit.
Er ist Allah, der Schöpfer, der Urheber, der Formgebende. Sein sind die schönsten Namen. Ihn preist, was in den Himmeln und auf Erden ist; Er ist der Mächtige, der Weise. (Sure 59:24 – al-Haschr)
Allah erschuf den Menschen aus Lehm, stattete ihn mit vielen Eigenschaften aus und erwies ihm viele Gnaden. Niemand erwirbt Fähigkeiten wie Sehen, Hören, Gehen oder Atmen von selbst. Diese komplexen Systeme werden bereits in der Gebärmutter herangebildet, noch bevor der Mensch geboren wird und fähig ist, die äußere Welt wahrzunehmen.
Vom einem Menschen, dem all diese Fähigkeiten gegeben werden, wird erwartet, ein Diener Allahs zu sein. Wie Allah jedoch im Quran darlegt, sind die meisten Menschen Übeltäter und ihrem Schöpfer gegenüber undankbar. Sie nehmen an, dass das Leben lang ist und dass sie die individuelle Macht besitzen, um zu überleben.
Deshalb besteht ihr Lebenssinn darin, das Leben im Diesseits zu führen. Sie vergessen den Tod und das Jenseits. Sie bemühen sich, dass Leben zu genießen und bessere Lebensbedingungen zu erreichen. Allah erklärt die Verbundenheit dieser Menschen mit dem diesseitigen Leben im folgenden Vers:
Siehe, diese da lieben das schnell Vergängliche und vernachlässigen einen schwer lastenden (künftigen) Tag. (Sure 76:27 – al-Insan)
Die Ungläubigen bemühen sich, alle Vergnügen dieses Lebens zu genießen. Jedoch wie der Vers andeutet, vergeht das Leben sehr schnell. Dies ist ein Punkt, den die Mehrheit der Menschen nicht berücksichtigt.
Wer die Erde aus dem Weltall betrachtet, wird erkennen, wie überheblich jede Behauptung einer Vormachtstellung ist und welch kleinen Platz er dort einnimmt. Wer einen gehobenen Status und Rang in dieser Welt einnimmt, neigt oft dazu, sich und seinen Lebensstil als verschieden von den anderen zu sehen. Doch ganz gleich, ob reich oder arm, jung oder alt, gebildet oder ungebildet, man nimmt im unermesslichen Universum, im Ozean von Milliarden Sternen, nur einen unwesentlich kleinen Platz ein. Die Abbildung zeigt den Standort der Erde im Sonnensystem, den Standort des Sonnensystems in der Milchstrasse und schließlich den Standort unserer Galaxie im Universum an. |
Denken Sie an einen typischen Ferientag: nach Monaten harter Arbeit haben Sie zwei Wochen Ferien. Sie erreichen Ihren Lieblingsurlaubsort nach einer erschöpfenden Fahrt von acht Stunden. Die Empfangshalle ihres Hotels ist voll von Urlaubern wie Ihnen. Sie sehen sogar bekannte Gesichter und grüssen. Das Wetter ist warm und Sie möchten nicht einen Moment den Sonnenschein und das ruhige Meer vermissen; ohne Zeit zu verlieren, suchen Sie Ihr Zimmer auf, ziehen Ihren Badeanzug an und eilen zum Strand. Schließlich sind Sie im kristallklaren Wasser, aber plötzlich werden Sie durch eine Stimme erschreckt: "Wach auf, du bist spät dran zur Arbeit!".
Sie sehen diese Worte als unsinnig an. Für einen Augenblick können Sie nicht begreifen, was geschieht; es gibt einen unverständlichen Widerspruch zwischen dem, was Sie sehen und dem, was Sie hören. Wenn Sie Ihre Augen öffnen und sich in Ihrem Schlafzimmer wieder finden, erstaunt Sie die Tatsache, dass alles ein Traum war sehr. Sie können nicht anders, als Ihr Erstaunen zum Ausdruck zu bringen: "Ich fuhr acht Stunden lang, um diesen Ort zu erreichen. Trotz des eiskalten Wetters hier glaubte ich an den Sonnenschein dort in meinem Traum. Ich fühlte das Wasser auf meinem Gesicht."
Die achtstündige Fahrt zum Urlaubsort, die Zeit, die Sie in der Hotelhalle verbrachten, alles was Sie in Ihren Ferien erlebt haben, war ein Traum von einigen Sekunden. Er war zwar nicht vom tatsächlichen Leben zu unterscheiden, aber was Ihnen wie die Wirklichkeit vorkam, war nur ein Traum.
Dies zeigt, dass wir aus dem Leben in dieser Welt aufgeweckt werden können, gerade während wir diesen Traum träumen. Die Ungläubigen dem werden genau die gleiche Art des Erstaunens erleben. Im Verlauf ihres Lebens konnten sie sich nicht von Missverständnis befreien, dass ihr Leben lang sein würde. Jedoch zu dem Zeitpunkt, an dem sie wieder erschaffen werden, werden sie begreifen, dass der Zeitabschnitt, der ihnen wie sechzig oder siebzig Jahre vorkam, nur einige Sekunden gedauert hat. Allah berichtet darüber im Quran:
Er wird fragen: "Wie viele Jahre wart ihr auf Erden?" Sie werden sagen: "Wir waren wohl einen Tag oder nur den Teil eines Tages dort. Frag die, welche rechnen können. (Sure 23:112-114 – al-Mu'minun)
Ob es zehn oder hundert Jahre sind, der Mensch wird die Kürze seines Lebens am Ende begreifen, wie der obige Vers uns erklärt. Dies ist vergleichbar dem Fall eines Mannes, der gerade aus einem Traum aufwacht, in dem er bitterlich das Verschwinden aller Bilder eines schönen, langen Ferientags bedauert und plötzlich feststellt, dass es bloß ein Traum von wenigen Sekunden gewesen ist. In ähnlicher Weise wird das Leben für ihn so kurz sein, dass er schwören wird, dass sein jahrelang mit großem Ehrgeiz geführtes Leben nur eine Stunde lang dauerte, wie in dem Quranvers unten erklärt wird:
Und an dem Tage, an dem sich die (Letzte) Stunde einstellt, werden die Sünder schwören, dass sie nur eine Stunde (auf Erden) verweilten. So sind sie an (Selbst)täuschung gewöhnt. (Sure 30:55 – ar-Rum)
Das Leben im Diesseits ist zeitlich begrenzt. Seien es ein Tag oder einige Stunden oder 70 Jahre. Es ist unwichtig, ob ein Mensch 80 Jahre oder 100 Jahre lebt, er nähert sich jeden Tag dem unvermeidbaren Ende. Beispiele hierfür hat ausnahmslos jeder in seinem Leben gesehen. Denken Sie daran, eines Tages wird die Zeit um sein. Wenn Sie dann über Ihre Vergangenheit nachdenken, wird Ihr erster Gedanke sein: "Wie schnell ist es vergangen!".
Denken Sie an einen Jungen, der vor kurzem mit dem Gymnasium begann. Gewöhnlich kann er den Tag nicht abwarten, an dem er die Schule beenden wird. Er erwartet ihn mit heißem Verlangen; und schon bald wird er sich an einer Hochschule einschreiben. In diesem Stadium seines Lebens erinnert er sich nicht mehr an die langen Jahre auf dem Gymnasium. Er hat bereits andere Pläne in seinem Kopf; er möchte aus diesen kostbaren Jahren Nutzen ziehen. Folglich fasst er zahlreiche Pläne. Er organisiert ganz begeistert seine bevorstehende Hochzeit. Dennoch vergeht die Zeit schneller, als er erwartet, er lässt viele Jahre hinter sich, und er sieht, dass er eine Familie hat. Wenn er Großvater wird, ein alter Mann mit gebrechlicher Gesundheit, erinnert er sich nur noch ganz schwach an sein früheres Leben. Diese klassische Geschichte des Mannes endet – ausnahmslos - mit seinem Begräbnis.
Allah hat seit Beginn der Geschichte den Menschen an die temporäre Natur dieser Welt erinnert und das Jenseits beschrieben, seinen tatsächlichen und ewigen Wohnsitz. Viele Einzelheiten, die das Paradies und die Hölle betreffen, werden in den Offenbarungen Allahs beschrieben. Dennoch neigt der Mensch dazu, diese wesentliche Wahrheit zu vergessen und er investiert all seine Bemühungen in dieses Leben, obwohl es kurz und nur von vorübergehender Natur ist. Nur diejenigen, die die sich dem Leben rational nähern, werden von Verstand und Bewusstsein zur Einsicht gebracht, und sie stellen fest, dass dieses Leben keinen Wert hat, wenn es mit dem ewigen Leben verglichen wird. Der Mensch arbeitet sein ganzes Leben lang, um das ewige Paradies zu erreichen, dass voll ist mit unvergleichlichen Gottesgaben. Der einzige Weg dahin ist, sich mit unerschütterlichem Glauben an Allah zu wenden. Diejenigen jedoch, die versuchen, nicht an das unvermeidbare Ende dieser Welt zu denken und die ihr Leben mit einer derartigen Haltung führen, werden ewige Bestrafung erleiden. Allah erklärt im Quran das schreckliche Ende, das diese Leute trifft, wie folgt:
Und an dem Tage, an dem Er sie versammelt, wird es ihnen sein, als hätten sie nur eine Stunde des Tages verweilt und als kennten sich alle. Dann werden die verloren sein, welche die Begegnung mit Allah geleugnet hatten und nicht rechtgeleitet waren. (Sure 10:45 – Yunus)
So gedulde dich denn, wie die Standhaften unter den Gesandten sich geduldet hatten, und wünsche nicht (ihre Strafe) herbei. An dem Tage, an dem sie das ihnen Angedrohte sehen werden, (wird ihnen sein) als hätten sie an einem (einzigen) Tag nur eine (einzige) Stunde verweilt. Eine Botschaft! Wer anders sollte denn vernichtet werden als das Volk der Frevler? (Sure 46:35 – al-Ahqaf)
Ganz gleich, was ein Mensch im Leben besitzt, er kann nicht wirkliche Zufriedenheit erreichen, ohne an Allah zu glauben und Ihm zu vertrauen. Sobald er erwachsen wird, beginnt er, sich nach Reichtum, Macht und Status zu sehnen. Zu seiner Verwunderung muss er jedoch feststellen, dass sein Wille zu begrenzt ist, um sich diese Sehnsüchte zu erfüllen; es besteht keine Möglichkeit, all das zu besitzen, was er sich wünscht. Weder Fülle noch Erfolg noch irgendeine Form des Wohlstandes beschwichtigen seinen Ehrgeiz. Unabhängig vom sozialen Status oder seiner Herkunft ist das Leben der Menschen auf sechs oder sieben Jahrzehnte begrenzt. Nach Ablauf dieser Periode macht der Tod alle weltlichen Genüsse und Freuden bedeutungslos.
Wer für zügellose Wünsche anfällig ist, sieht sich selbst immer als unzufrieden an. In jedem Stadium des Lebens besteht diese Unzufriedenheit, wobei sich nur die Ursachen der Zeit und den Bedingungen entsprechend ändern. Der Wille zur Erfüllung dieser Wünsche bringt einige Leute dazu, alles Erdenkliche zu tun. Jemand kann so auf seine Wünsche fixiert sein, dass er bereit ist, jede Konsequenz auf sich zu nehmen, selbst wenn sie den Verlust der Liebe und der Familie bedeuten oder aus ihm einen Verstoßenen machen. Wenn er sein Ziel erreicht, verschwindet die Magie jedoch. Er verliert alles Interesse am Erreichten. Unzufrieden mit dem Erreichten, beginnt er anschließend sofort, etwas anderes zu suchen und bemüht sich darum, nun dieses zu erreichen, bis er schließlich alle Wünsche der Reihe nach verwirklicht hat.
Zügelloser Ehrgeiz ist die typische Eigenschaft eines Ungläubigen. Dieses Merkmal kennzeichnet ihn, bis er stirbt. Er fühlt sich nie zufrieden mit dem, was er besitzt, weil er alles seiner egoistischen Gier unterordnet. In gleicher Weise wird alles, was die Menschen besitzen, ein Grund für ihren Ruhm, und dieser macht die Menschen unachtsam gegenüber den Beschränkungen, die Allah festgelegt hat. Allah erlaubt niemandem, der sich gegen Ihn so rebellisch verhält, in dieser Welt Befriedigung und Zufriedenheit zu finden. Allah sagt in einem Vers des Quran:
Diejenigen, welche glauben, und deren Herzen im Gedanken an Allah in Frieden sind - sollten die Herzen im Gedanken an Allah denn nicht in Frieden sein? (Sure 13:28 – ar-Ra'd)
Auf der ganzen Erde umgeben den Menschen zahlreiche Beispiele der Vollkommenheit der Schöpfung: großartige Landschaften, Millionen unterschiedlicher Pflanzenarten, der blaue Himmel, schwere Regenwolken oder der menschliche Körper – ein vollkommener Organismus voller komplexer Systeme. Dies sind alles atemberaubende Beispiele der Schöpfung.
Einen Schmetterling zu sehen, der seine Flügel ausbreitet, dessen erstaunlich komplexes Muster ein Zeichen seiner Identität ist, bleibt unvergesslich. Die Kopffedern eines Vogels, so fein und glänzend, dass sie wie prächtiger schwarzer Samt aussehen oder die attraktiven Farben und der Geruch einer Blume sind für die menschliche Seele überraschende Erfahrungen.
Jeder, fast ohne Ausnahme, schätzt ein schönes Gesicht. Herrschaftliche Wohnhäuser, vergoldete Inventarstücke und Luxusautos sind für einige Leute das wichtigste Besitztum. Man sehnt sich nach vielen anderen Sachen im Leben, dennoch ist die Schönheit von allem, was wir besitzen, dazu bestimmt, zu vergehen.
Eine Frucht beginnt von dem Moment an zu verfaulen, an dem sie von ihrem Zweig gepflückt wird, nimmt nach und nach eine dunklere Farbe an und verfault. Der Geruch von Blumen erfüllt unsere Räume nur für eine bestimmte Dauer. Bald verblassen ihre Farben und sie welken dahin. Das hübscheste Gesicht bekommt nach einigen
Jahrzehnten Falten. Die Wirkung der Jahre auf die Haut und die graumelierten Haare lassen jedes hübsche Gesicht so aussehen wie das anderer älterer Leute. Vom gesunden Teint oder den roten Wangen eines Jugendlichen bleibt nach einigen Jahren keine Spur erhalten. Gebäude benötigen Erneuerung, Automobile werden alt und rostig. Alles, was uns umgibt, ist den Auswirkungen der Zeit unterworfen. Einigen Menschen scheint dies ein "natürlicher Prozess" zu sein. Der Prozess des Verfalls enthält jedoch eine Botschaft: "Nichts ist gegen die Wirkung der Zeit immun."
Im Quran, der letzten, abschließenden, authentischen Offenbarung, welche die Menschlichkeit auf den richtigen Weg führen soll, erinnert Allah uns wiederholt an die temporäre Natur dieser Welt und ruft uns zur Klarheit des Verstandes und des Bewusstseins auf. Die Abbildungen auf dieser Seite sind eine Demonstration dieser Tatsache. Jeder beliebige Ort der Welt, ganz gleich wie eindrucksvoll, verfällt in einigen Jahrzehnten, manchmal sogar in noch kürzerer Zeit, schneller als man erwarten würde. |
Vergänglich sind vor allem die Lebewesen dieser Welt: Jede Pflanze, jedes Tier und jeder Mensch, sie müssen alle eines Tages sterben. Dennoch beeinflusst zügelloser Ehrgeiz den Wunsch des Menschen nach Besitz und Fülle sehr stark. Das Verlangen nach Besitz erfasst ihn unwillkürlich. Doch nur Allah ist der alleinige Besitzer von allem Existierenden. Alles Lebendige bleibt lebendig so lange wie Er will, und es stirbt, wenn Er seinen Tod verfügt. Allah offenbart den Menschen diese Wirklichkeit in dem folgenden Vers:
Siehe, das irdische Leben ist wie das Wasser, das Wir vom Himmel hinabsenden. Es wird vom Gewächs der Erde aufgenommen, von dem Menschen und Vieh sich nähren. Wenn die Erde ihren Flitter empfangen und sich geschmückt hat und ihre Bewohner glauben, sie hätten Macht über sie, dann kommt Unser Befehl zu ihr, in der Nacht oder am Tag, und Wir machen sie wie abgemäht, so als ob sie gestern gar nicht blühend gewesen wäre. So machen Wir die Zeichen klar für ein Volk, das nachdenkt. (Sure 10:24 – Yunus)
Allah erwartet von einem Menschen als intelligentem Wesen, dass er aus solchen Vorkommnissen seine Lehren zieht. Denkfähigkeit und Verstand sind Merkmale, die den Menschen charakterisieren; ohne diese Merkmale fehlten ihm seine ihn vom Tier unterscheidenden Eigenschaften. Tiere führen ebenfalls ein Leben, das in vielerlei Hinsicht dem menschlichen Leben ähnlich ist. Sie atmen, pflanzen sich fort und müssen eines Tages sterben.
Alles auf der Erde ist dazu verurteilt, zu vergehen. Dies ist der wahre Sinn des diesseitigen Lebens... |
Tiere denken jedoch nicht daran, warum und wie ihre Vorfahren gestorben sind, oder dass sie selbst eines Tages sterben werden.
Es ist nur natürlich, dass sie sich so verhalten, denn sie wurden nicht als vernunftbegabte Wesen erschaffen. Von ihnen wird nicht erwartet, dass sie an den Zweck ihrer Schöpfung oder an den Schöpfer denken.
Jedoch ist der Mensch gegenüber Allah dafür verantwortlich, Allah zu kennen, sich Seinen Befehlen zu unterwerfen und zu begreifen, dass das wahre Heim nicht das diesseitige Leben ist. Diejenigen, die diese Tatsachen wirklich begreifen, suchen nach Allahs Führung und richten sich nach seinen Erläuterungen, um gute Taten zu begehen.
Andernfalls trifft den Menschen in dieser Welt wie auch im Jenseits die Bestrafung. Er wird wohlhabend, aber erreicht nie Zufriedenheit. Seine Schönheit bringt ihm Unglück. Er wird berühmt, aber eines Tages bleibt er allein und stirbt ganz für sich allein.
Allah hebt im Quran wiederholt hervor, dass diese Welt eine Welt ist, in der jeder Genuss nur von vorübergehender Natur ist. Allah erzählt die Geschichte jener Gesellschaften, jener Männer und Frauen der Vergangenheit, die über ihren Wohlstand, ihren Ruhm oder Sozialstatus jubelten und dennoch ein verhängnisvolles Ende fanden. In der Sure al-Kahf wird das Schicksal von zwei Männern, wiedergegeben:
Und stelle ihnen das Gleichnis von zwei Männern auf. Einem von ihnen gaben Wir zwei Rebgärten, umzäunt mit Palmen, zwischen denen Wir ein Getreidefeld anlegten.
Beide Gärten erbrachten ihre Ernte, und so mangelte nichts. Und Wir ließen mittendurch einen Bach fließen. Und er trug ihm Früchte. Da sagte er während ihrer Unterhaltung zu seinem Gefährten "Ich habe reicheres Vermögen als du und verfüge über mehr Leute."
Sich so gegen sich selbst versündigend, betrat er seinen Garten und sprach: "Ich glaube nicht, dass dies je zugrunde geht. Und ich glaube auch nicht, dass die Stunde je kommt. Und selbst wenn ich zu meinem Herrn zurückgeholt werden sollte, fände ich dort gewiss etwas besseres im Tausch."
Da sagte sein Gefährte zu ihm: "Glaubst du etwa nicht an den, der dich aus Staub erschaffen hat und dann aus einem Samentropfen, und dich dann zu einem Mann geformt hat? Für mich ist jedoch Allah mein Herr, und ich stelle meinem Herrn nichts zur Seite. Und warum sagtest du beim Betreten deines Gartens nicht: "Wie Allah will! Es gibt keine Macht außer bei Allah!" Du siehst zwar, dass ich weniger Vermögen und Kinder habe als du. Aber mein Herr wird mir vielleicht doch etwas besseres geben als deinen Garten. Denn auf ihn könnte Er (jederzeit) vom Himmel Seine Blitze senden, so dass er zu Staub zerbröselt, oder sein Wasser versiegt und du bist außerstande, welches zu finden.
Tatsächlich wurden seine Früchte (von Allahs Strafgericht) erfasst. Und am anderen Morgen begann er, seine Hände zu ringen wegen der Ausgaben, die er gemacht hatte; denn (die Reben) waren mit ihren Stützen zusammengebrochen. Und er sagte: "Ach, hätte ich doch meinem Herrn nichts zur Seite gestellt!" Doch er hatte keinerlei Helfer, die ihm an Allahs Stelle hätten helfen können, noch konnte er sich selbst helfen.
In einem solchen Fall gewährt allein Allah, der Wahre, Schutz. Bei Ihm ist der beste Lohn und der beste Ausgang. Und stelle ihnen ein Gleichnis vom irdischen Leben auf. Es ist wie das Wasser, das Wir vom Himmel hinab senden. Die Pflanzen der Erde nehmen es auf, aber dann werden sie dürres Heu, das der Wind verstreut. Und Allah hat Macht über alle Dinge. Vermögen und Kinder sind Schmuck des irdischen Lebens. Das Bleibende aber, die guten Werke, bringen besseren Lohn bei deinem Herrn und begründen bessere Hoffnung. (Sure 18:32-46 – al-Kahf)
Wer sich seines Besitzes rühmt, gibt Anlass zur Lächerlichkeit.
Dies ist das unveränderliche Gesetz Allahs. Besitz und Macht werden als Geschenk von Allah gegeben und können jederzeit zurückgenommen werden.
Wir haben sie fürwahr geprüft, so wie Wir die Gartenbesitzer prüften, als sie schworen, am nächsten Morgen die Früchte zu ernten. Aber keinen Vorbehalt machten. Darum suchte ihn dein Herr vernichtend heim, während sie schliefen.
So war er am Morgen wie abgeerntet! Aber sie riefen einander am Morgen zu: "Geht frühzeitig auf euer Feld, falls ihr die Früchte ernten wollt." Da machten sie sich auf, wobei sie einander zuflüsterten: "Heute soll uns kein Armer dazwischenkommen." Und mit dieser (geizigen) Absicht gingen sie in der Frühe (zum Garten) hinaus. Doch als sie ihn sahen, riefen sie: "Wir irrten sicherlich vom Weg ab! Nein! Wir sind beraubt!" Der Gerechteste von ihnen sagte: "Habe ich nicht zu euch gesagt: "Warum preist ihr nicht (Allah)?" Sie sagten: "Preis sei unserem Herrn! Wir taten wirklich Unrecht." Und sie begannen, sich gegenseitig Vorwürfe zu machen. Sie riefen: "Wehe uns! Wir haben uns ganz falsch verhalten. Vielleicht gibt uns unser Herr zum Tausch für ihn einen besseren (Garten). Wir flehen unseren Herrn wirklich darum an."
So war die Strafe! Aber die Strafe des Jenseits ist größer. O wenn sie es nur wüssten! (Sure 68:17-33 – al-Qalam)
Das aufmerksame Auge erkennt an diesen Versen sofort, dass Allah in dieser Geschichte nicht Beispiele von Atheisten gibt. Es wird hier von Menschen berichtet, die an Allah glauben, aber deren Inneres unempfindlich geworden ist. Ihre Erinnerung an Ihn ist schwach und sie sind gegen ihren Schöpfer undankbar. Sie sind stolz auf den Besitz, den Allah ihnen als Zeichen Seiner Gunst gibt und vergessen dabei völlig, dass dieser Besitz nur ein Betriebsmittel ist, das in der von Ihm angewiesenen Weise verwendet werden darf. Gewöhnlich bestätigen sie die Existenz und die Macht Allahs; jedoch sind sie in ihrem Innern voll Stolz, Ehrgeiz und Egoismus.
Und stelle ihnen ein Gleichnis vom irdischen Leben auf. Es ist wie das Wasser, das Wir vom Himmel hinabsenden. Die Pflanzen der Erde nehmen es auf, aber dann werden sie dürres Heu, das der Wind verstreut. Und Allah hat Macht über alle Dinge. (Sure 18:45 – al-Kahf) Siehe, das irdische Leben ist wie das Wasser, das Wir vom Himmel hinabsenden. Es wird vom Gewächs der Erde aufgenommen, von dem Menschen und Vieh sich nähren. Wenn die Erde ihren Flitter empfangen und sich geschmückt hat und ihre Bewohner glauben, sie hätten Macht über sie, dann kommt Unser Befehl zu ihr, in der Nacht oder am Tag, und Wir machen sie wie abgemäht, so als ob sie gestern gar nicht blühend gewesen wäre. So machen Wir die Zeichen klar für ein Volk, das nachdenkt. (Sure 10:24 – Yunus) |
Die Geschichte von Korah, einem Mann aus dem Volke Moses, wird im Quran als Beispiel des archetypischen, wohlhabenden, weltlichen Charakters erzählt. Korah und diejenigen, die nach Status und Wohlstand streben, sind sogenannte Gläubige, die ihre Religion für Besitz aufgeben, und folglich das gesegnete ewige Leben verlieren:
Siehe, Korah war vom Volke Moses, doch verging er sich gegen sie. Wir aber gaben ihm so viel an Schätzen, dass seine Schatztruhe für eine größere Schar kräftiger Leute eine Bürde gewesen wäre. Als sein Volk zu ihm sprach: "Frohlocke nicht, Allah liebt nicht die Frohlockenden. Und suche mit dem, was dir Allah gegeben hat, die künftige Wohnung, ohne deinen Anteil an dieser Welt zu vergessen. Und tu Gutes, so wie Allah dir Gutes tat, und stifte kein Verderben auf Erden; siehe, Allah liebt nicht die, welche Unheil stiften!" Da sprach er: "Das (alles) wurde mir in Anerkennung meines Wissens gegeben!" Wusste er nicht, dass Allah bereits vor ihm ganze Geschlechter vernichtet hatte, die an Kraft stärker als er waren und mehr aufgehäuft hatten? Aber die Missetäter werden nicht nach ihren Sünden befragt." So ging er in seinem (vollen) Schmuck zu seinem Volke hinaus. Jene nun, die auf das irdische Leben begierig sind, sprachen: "O dass wir doch besäßen, was Korah gegeben wurde! Er hat wirklich gewaltiges Glück!" Aber diejenigen, denen das Wissen gegeben war, sprachen: "Wehe euch! Die Belohnung Allahs ist besser für den, der glaubt und das Rechte tut; und niemand gewinnt sie, außer den Standhaften." Dann ließen Wir die Erde ihn und sein Haus verschlingen. Da fand er niemand, ihm zu helfen, außer Allah; und er konnte auch sich selbst nicht helfen. (Sure 28:76-81 – al-Qasas)
Das Hauptdelikt von Korah war, dass er sein Dasein als unabhängig von Allah ansah. In der Tat verweigerte er nicht die Akzeptanz der Existenz Allahs, nahm aber an, dass er wegen seiner überlegenen Eigenschaften die Macht und den Besitz verdient habe, die ihm von Allah geschenkt wurden. Alle Menschen auf dieser Erde sind Diener Allahs und ihr Besitz wird ihnen nicht einfach gegeben, weil sie ihn verdienen. Alles, was dem Menschen gegeben wird, ist als eine Gunst Allahs anzusehen. Wenn er diese Tatsache berücksichtigt, wird der Mensch wegen seines Reichtums nicht undankbar und rebellisch gegen seinen Schöpfer, sondern er fühlt Dankbarkeit und zeigt diese Dankbarkeit durch sein gutes Verhalten gegenüber Allah. Dies ist zweifellos die beste und achtbarste Weise, in der jemand seine Dankbarkeit gegenüber Allah erweisen kann. Korah und diejenigen, die so sein wollen wie er, begehen andererseits frevelhafte Taten, und sie engagieren sich nur dann in ihrem Innersten, wenn sie ein Unglück erleiden. Wenn sie sich nach dem erlittenen Schaden weiterhin gegen Allah auflehnen, werden sie vollkommen ruiniert. Ihr Ende ist unvermeidbar: die Hölle ist ein schlechter Platz zum Verweilen!
Wisst, dass das irdische Leben nur Spiel und Scherz und Flitter und Prahlerei unter euch ist und Wetteifern um Vermögen und Kinder. Dies gleicht dem Regen, dessen Wachstum die Bauern erfreut. Dann aber welkt es, und du siehst es gelb werden. Dann zerbröckelt es. Und im Jenseits ist strenge Strafe ebenso wie Verzeihung von Allah und Wohlgefallen. Doch das irdische Leben ist nur ein trügerischer Nießbrauch auf Zeit. (Sure 57:20 – al-Hadid)