Im Zeitalter des Glücks (Zeitalter des Propheten) und in der Zeit der Vier Rechtgeleiteten Kalifen wurden keine Denkschulen (madhhab) benötigt, weil die Menschen den Glauben unmittelbar vom Propheten Muhammad (s.a.w.s) und seinen Gefährten gelernt haben.
Als allmählich häretische Bewegungen und Abspaltungen auftraten, die auf nicht-Islamischen Ideen und Bräuchen (bid´ah) basierten, begannen strenggläubige Gelehrte, die dem Pfad des Propheten (s.a.w.s) und seiner Gefährten weiterhin folgten, verschiedene Maßstäbe für den Glauben und die Taten festzulegen. Sie stellten den Menschen eine gereinigte Form des Islam vor, indem sie zwischen Wahrheit und Fehler unterschieden. Ein Ergebnis dieser Bemühung waren die Ahl as-Sunna-Schulen.
Verschiedene Elemente unterschieden die Ahl as-Sunna von ketzerischen Bewegungen. Einige davon zogen leichtgläubige Personen an, indem sie die Kriterien der Ahl as-Sunna ablehnten. Deswegen müssen diejenigen, die dem Pfad unseres Propheten (s.a.w.s) folgen, ständig wachsam gegenüber solchen Arten des Mißbräuches sein. Das Erste, was jemand tun muss, ist das Wesen des Glaubens (i´tiqad) der Ahl as-Sunna zu lernen und im Gedächtnis zu behalten.
Der Glaube an Allahs Namen, die im Quran und der Sunna genannt werden, ist der fundamentale Grundsatz des Islam. Es ist unmöglich Allah Prädikate zu geben, die auf Menschen zutreffen, da Er nicht mit Seinen Geschöpfen verglichen werden kann. Jeder Seiner Namen wurde im Quran erwähnt. Hier muss mit großer Sorgfalt vorgegangen werden, und ketzerischen Ansichten sollte kein Glauben geschenkt werden.
Solange sich die Menschen alsun ls Muslime betrachten und Glauben in ihrem Herzen haben, dürfen sie keine Zweifel über ihren Glauben hegen und sich wegen einiger Mängel, die sie haben könnten, als Ungläubige ansehen. Es ist für unseren Glauben sehr schädlich, wenn man solche fehlgeleitete Ansichten über den eigenen Glauben hat. In der Tat offenbart unser Herr das Folgende im Quran:
Und wer führt bessere Rede, als wer zu Allah einlädt und das Rechte tut und spricht: "Ich bin einer der Gottergebenen"? (Sure Fussilat, 33)
Der Quran ist das Wort von Allah. Er kam aus Allahs Anwesenheit und wird zu Ihm zurückkehren. Er ist das letzte und endgültige göttliche Buch und das einzige Buch der Wahrheit, das bis zum Jüngsten Tag gültig bleiben wird. Manche häretische Bewegungen haben andere Ansichten hinsichtlich dieses Themas.
Und wahrlich, du empfingst den Quran von einem Weisen, einem Wissenden. (Sure an-Naml, 6)
Der Prophet Muhammad (s.a.w.s) sagt an keiner Stelle, dass er tatsächlich Allah gesehen hat. Ein Hadith, bei dem einige Leute behaupten, dass er dies andeutet, wurde von Islamischen Gelehrten einstimmig zurückgewiesen. Gemäß der Ahl as-Sunna ist jeder ein Lügner, der vor dem Sterben behauptet, dass er Allah gesehen hat. In einem Hadith sagt unser Prophet (s.a.w.s): „Keiner von euch wird unseren Herrn sehen bevor er stirbt.“ (Sahih Muslim)
Bücher mit vertrauenswürdigen Hadithen beziehen sich auf Menschen, die Allah am Jüngsten Tag sehen werden.
Allah ist in keinem einzigen Raum oder auf keinem Thron. Er ist eher weit über jeden Raum erhoben.
Die Ahl as-Sunna wa Jama´ah glaubt buchstabengetreu an die Worte des Propheten (s.a.w.s), was das Jenseits und die Bestrafung, die im Grab bemessen wird, angeht. Gemäß der Ahl as-Sunna ist das Grab für die Gläubigen der Garten des Paradieses und für die Ungläubigen eine der tiefsten Gruben der Hölle.
Die Vernehmung durch Munkar und Nakir, die zwei Engel, die jeden Muslim im Grab befragen werden, ist auch eine Tatsache.
Am Jüngsten Tag wird der Botschafter Allahs (s.a.w.s) drei einzelne Fürbitten (shafaat) abhalten. Die erste wird er für alle am Jüngsten Tag versammelten Menschen ausführen, die zweite damit die Menschen des Paradieses es betreten können, und die dritte für diejenigen, die das Höllenfeuer verdient haben. Er wird auch shafaat ausüben, so dass einige Menschen, die die Hölle bereits betreten haben, wegen einiger der Taten, die sie zu Lebzeiten vollführt haben, diese wieder verlassen können.
Die Ahl as-Sunna wal Jama´ah glauben an das Gute und Böse des Schicksals. Es gibt zwei Grade des Glaubens an das Schicksal:
Der erste Grad besteht darin, dass Allah vollständig bekannt ist, was jedes Geschöpf getan hat bzw. tun wird. Er weiß von ihrem Gehorsam und ihrer Auflehnung bevor sie jemals stattfinden wird. Der Allmächtige Allah hat das Schicksal von allem Existierenden auf den al-Lawh al-Mahfuz (die wohlverwahrten Tafeln) niedergeschrieben. Das Schicksal eines Menschen wird ihm von einem Engel überbracht, wenn er noch in embryonischer Form ist, bevor ihm eine Seele eingehaucht wird.
Der zweite besteht darin, dass Allahs Wille dem der Menschen überlegen ist. Keiner kann ein Gläubiger oder ein Ungläubiger sein, ohne dass Allah es so will.
Jemand, der den Überzeugungen der Ahl as-Sunna folgt, kann weder einen anderen Gläubigen, der in die gleiche Richtung (qibla) betet wie er selbst exkommunizieren, noch behaupten, dass er ein Ungläubiger sei. Sein Glaube kann möglicherweise nicht vollkommen sein. Die Charidschiten, die erste häretische Bewegung des Islam brachten den ersten Bruch (fitna) bezüglich dieses Themas hervor.
Es ist egal, wie viele gute Taten jemand, der in die Verleugnung abgeglitten ist, vollbracht hat, er wird von ihnen nicht profitieren können. Auf ähnliche Weise ist es egal, wie viele Sünden ein Muslim begangen hat, denn er kann solange nicht als Verleugner angesehen werden, bis er aussagt, dass das wirklich Erlaubte verboten und das wirklich Verbotene erlaubt ist.
Der Glaube an die Wunder (karamah) der Awliya von Allah , die außergewöhnlichen Situationen, in denen Allah Hilfe mit seiner Hand gibt und die Entdeckungen, die sie in unterschiedlichen Bereichen des Wissens machen, gehören zu den Überzeugungen der Ahl as-Sunna.
Gemäß dem Quran und den Hadiths stieg unser Prophet (s.a.w.s) körperlich und seelisch zu einer Welt jenseits der Himmel auf. Jeder, der diese wundersame Reise zurückweist, wird als Zweifler gesehen. Der Quran offenbart, dass der Gang unseres Propheten (s.a.w.s) nach Bayt al-Maqdis (Jerusalem) eine absolute Wahrheit ist, und zuverlässige Hadiths haben bestätigt, dass er zu den Himmeln aufgestiegen ist.
Gepriesen sei Der, Der seinen Diener des Nachts von der unverletzlichen Moschee zur fernsten Moschee führte, deren Umgebung Wir gesegnet haben, um ihm einige von Unseren Zeichen zu zeigen. Wahrlich, Er ist der Hörende, der Schauende. (Sure al-Isra´, 1)
Um zu verfälschen haben sich Verleugner und Heuchler, die nicht an dieses Wunder glauben gewagt, sich darüber lustig zu machen. Diese Korrumpierung breitete sich schon bald über Makkah aus, weil sie jedem, den sie antrafen, davon erzählten. Einer von ihnen fragte Abu Bakr (ra): „Muhammad (s.a.w.s) behauptet, dass er in einer Nacht von Makkah nach Jerusalem gegangen sei. Was sagt ihr?“ Mit seinem üblichen beispielhaften Vertrauen und seiner Hingabe beendete Abu Bakr (ra) die Ausbreitung dieser Korrumpierung, indem er antwortete: „Wenn er es so sagt, dann ist es wahr.“
Der Jüngste Tag ist der letzte Tag des Lebens für das Universum, so wie von Allah vorherbestimmt. Jeder wird am Jüngsten Tag gerufen um Rechenschaft abzulegen. Niemand wird in einem zweiten Körper zur Erde zurückkehren, da alle Körper von jedem der jemals gelebt hat, ab der Zeit des Propheten Adam (as) bis hin zum Jüngsten Tag, von vornherein erschaffen wurden. Keine Seele wird mit einem neuen Körper zur Erde zurückkehren.
Jedes unpassende Wort gegen einen Gefährten des Propheten (s.a.w.s), der die Freudenbotschaft vom Paradies erhalten hat, entspricht nicht der Hochachtung, die ihnen zusteht, und ist eine große Sünde gegenüber diesen großen Persönlichkeiten. Diese Gefährten sind:
- Abu Bakr (ra)
- Umar (ra)
- Uthman (ra)
- Ali (ra)
- Talha (ra)
- Zubayr ibn Awwam (ra)
- Sa`d ibn Abi Waqqas (ra)
- Said ibn Zayd (ra)
- Abd al-Rahman ibn Awf (ra), und Abu Ubaydah ibn Jarrah (ra).
Die Geschichte der frühen Tage des Islam ist reich an Heldentum dieser überlegenen Persönlichkeiten. Rasulullah (s.a.w.s) lobpreiste sie in seinen Hadiths und behauptete sogar, dass einige von ihnen nach ihm des Ranges des Prophetentums würdig seien. Aus diesem Grund wird jede Verleumdung, die gegen sie geäußert wird, als Verleumdung angesehen, die gegen den Propheten (s.a.w.s) selbst geäußert wird.
Vernunft und Analogie (qivas) dürfen nicht verwendet werden, um den Quran und die Sunna zu interpretieren, da die Gefährten und die Gelehrten unserer Schule ihr Wissen direkt vom Quran und der Sunna erlernt haben. Gläubige akzeptieren alles, was mit dem Quran und der Sunna übereinstimmt, und lehnen alles ab, was gegen sie verstößt. Die Haupteigenschaft, die die Ahl as-Sunna wa´l-Jama´ah von anderen Gruppen unterscheidet, ist die Art, wie sie diese beiden Quellen als die grundlegenden Quellen allen Wissens ansehen. Sie interpretieren demnach alle Angelegenheiten, anstelle ihren Vermutungen, Launen und Wünschen zu folgen. Niemand hat das Recht Zweifel am Quran und der Sunna zu hegen.