In den vorherigen Teilen dieses Buches wurde die Tatsache betont, dass seit Urzeiten die Bösen Unfriedenstifter auf Erde sind, Menschen unterdrücken und Unruhen, Unsicherheit, Konflikte und Feindschaft herbeiführen. Es wurde auch betont, dass die Bösen ein starkes Bündnis geschaffen haben, um das Böse in der Gesellschaft zu verwurzeln. Aber es wäre ein pessimistischer und negativer Ansatz, anzunehmen, dass es nichts gibt, was getan werden kann, um diese traurige Realität zu verändern.
Eine Person, die ein Leben gemäß den Lehren des Quran führt, wird solcher Hoffnungslosigkeit nicht erliegen und unter keinen Umständen wird sie das Unrecht um sie herum ignorieren. Ein gewissenhafter und nachdenkender Muslim müht sich, nicht nur die Menschen in seinem unmittelbaren Umfeld, sondern die gesamte Gesellschaft, in der er lebt und sogar den Rest der Menschheit von Gewalt, Konflikten, Krieg, Unmoral und Unheil im allgemeinen zu befreien. Es ist klar, dass Aufrichtigkeit, Gewissenhaftigkeit, Ehrlichkeit, Mitgefühl, Liebe und Respekt alle Unmoral und alle Bosheit ausrotten werden. In anderen Worten: die Einheit und die Zusammenarbeit der Tugendhaften wird die Allianz der Bösen besiegen. In einem Vers des Quran gibt Allah frohe Botschaften hinsichtlich dieser Tatsache:
Aber nein! Wir schleudern die Wahrheit gegen die Lüge, und sie zerschmettert sie, und siehe, da vergeht sie. Wehe aber euch wegen dessen, was ihr über (Ihn) aussagt. (Sure 21:18 – al-Anbiya)
Deshalb wäre am wohltuendsten, abgesehen von der Bloßstellung der wahren Bedrohung, welche die Allianz der Bösen gegen die Menschheit darstellt, die gewissenhafte und aufrichtige Zusammenarbeit gegen die Bösen, sich gegenseitig zu unterstützen und die Armen und Unterdrückten zu schützen. Dies ist der Ansatz, der von jenen gemacht wird, die sich bemühen, das Wohlgefallen Allahs zu erlangen und dies wird im Quran sehr gelobt;
... Und jenen, die an seine Mission glauben und ihn unterstützen und ihm helfen und dem Licht folgen werden, das mit ihm hinabgesandt wird, ihnen wir es wohlergehen. (Sure al-A'raf: 157))
In dem oben zitierten Vers befiehlt Allah den Gläubigen, Seine Propheten zu unterstützen, ihnen zu helfen und sie zu verteidigen. In ähnlicher Weise sollten Gläubige sich auch gegenseitig unterstützen und einander verteidigen.
Es gibt mehrere Verse im Quran, die uns von Gläubigen als gegenseitigen Beschützern erzählen. Der folgende Vers ist einer von ihnen:
Und die Gläubigen, Männer und Frauen, sind einer des anderen Freund. Sie gebieten das Rechte und verbieten das Unrechte und verrichten das Gebet und zahlen die Steuer und gehorchen Allah und Seinem Gesandten. Sie – wahrlich, Allah erbarmt sich ihrer. Siehe, Allah ist mächtig und weise. (Sure 9:71 – at-Tauba)
Das Wort "Beschützer" bedeutet Gefährte, Hüter, Helfer und Unterstützer. In diesem Sinne sollten Gläubige, ehrliche, aufrichtige und gewissenhafte Leute mit hohen moralischen Werten, einander unterstützen und gegenseitige Helfer und Beschützer von einander sein. Prophet Muhammad (s.a.w.s) machte dies auch in folgendem Ausspruch deutlich:
Ein Gläubiger ist wie ein Spiegel zu einem anderen Gläubigen. Ein Gläubiger ist ein Bruder für einen anderen Gläubigen. Er bewahrt ihn vor Verlusten. Er schützt seine Interessen, während er nicht anwesend ist. 5
Die Geschichten, die im Quran über die Propheten erzählt werden, stellen viele Beispiele über solches Verhalten bereit. Moses zum Beispiel tötete unabsichtlich einen Mann, als er einem anderen Mann half, der in Not war. Danach musste er aus der Stadt fliehen, um der Grausamkeit des Pharao und den Führern der Stadt zu entkommen. Dies wird in den Versen folgendermaßen erzählt:
Da kam ein Mann vom anderen Ende der Stadt herbeigeeilt und rief: "Moses! Die Oberhäupter beraten darüber, dich hinrichten zu lassen. Darum geh weg! Ich bin dir bestimmt ein guter Ratgeber." Da ging er voll Furcht (aus der Stadt) hinaus, ängstlich umherspähend, und sprach: "O mein Herr! Errette mich vor dem ungerechten Volk!" (Sure 28:20-21 – al-Qasas)
Der Prophet Moses (a.s.) schaffte es, die Stadt durch die Hilfe eines Mannes zu verlassen, der ihm einen Gefallen tat und ihn warnte. Er erreichte eine Wasserstelle im Lande Madyan und half zwei Frauen, die ihre Herden zurückhielten, weil sie sich nicht unter die Schäfer in der Nähe des Wasser mischen wollten. Auf ihrer Heimkehr erwähnten die Frauen gegenüber ihrem Vater, dem Propheten Schuayb (a.s.), die Hilfe, die Moses ihnen hatte zukommen lassen. Daraufhin lud Prophet Schuayb (a.s.) den Propheten Moses zu sich nach Hause ein. Dies wird in den folgenden Versen erzählt:
Da kam eines der beiden (Mädchen) schüchtern zu ihm und sprach: "Siehe, mein Vater lädt dich ein, um dir den Lohn dafür zu geben, dass du für uns getränkt hast." Und als er zu ihm gekommen war und ihm seine Geschichte erzählt hatte, sprach er: "Fürchte dich nicht! Du bist dem sündigen Volk entkommen." (Sure 28:25 – al-Qasas)
Weil Prophet Schuayb (a.s.) die Güte und die Vertrauens-würdigkeit des Propheten Moses (a.s.) erkannte, half er ihm in seiner schwierigen Zeit und erlaubte ihm, in seinem Hause zu wohnen und für ihn zu arbeiten. Schuaybs Verhalten ist ein Beispiel für die Tugendhaften im Schützen und Helfen anderer tugendhafter Menschen, die in Not sind. Wenn die Tugendhaften sich in Zeiten der Not gegenseitig keine Unterstützung und Hilfe anbieten, dann lassen sie einander allein und werden unfähig sein, sich gegen die grausamen Leute zu verteidigen. In einem Vers des Quran befahl Allah Prophet Muhammad (s.a.w.s): "...nimm die von den Gläubigen, die dir folgen, unter deine Fittiche." (Sure 26:215 – asch-Schu'ara'). Gläubige unter seine Fittiche zu nehmen und sie gegen Gefahren und Schwierigkeiten zu schützen ist ein Befehl von unserem Herrn, und auch eine zu befolgende Sunnah unseres Propheten.
Einheit, Zusammenarbeit, Solidarität, Freundschaft, Selbstaufopferung, Unterstützung und ähnliche andere Qualitäten sind einige der guten Eigenschaften, die das Fundament der Quranischen Moral bilden. Dies wird in vielen Aussprüchen von Prophet Muhammad (s.a.w.s.) betont. Einer von ihnen lautet:
"Gläubige sind wie die einzelnen Teile eines Gebäudes, jedes Teil unterstützt das andere." Dann demonstrierte er, was er meinte, indem er seine Finger zusammenfügte. 6
Die Religion des Islam stellt die Errichtung einer besseren Welt sicher, in der es Frieden, Toleranz, Verständnis und Liebe zu einander gibt. Gesellschaften, die diese Merkmale besitzen, erfahren schnellen Fortschritt und erreichen große Macht. Sobald Einheit und Zusammenarbeit erlangt werden, können Individuen in solch einer Gesellschaft ihre Stärke und Energie auf Tugend und gute Taten konzentrieren anstatt auf Streit, Kämpfe, Konflikte und Kriege. Es ist natürlich, dass Menschen, die sich auf ein Ziel konzentrieren, dem sie sowohl materiell als auch geistig all ihre Anstrengung, ihre Macht, ihren Eifer und ihre Unterstützung widmen, letztendlich erfolgreich sind. Was noch wichtiger ist; Gott gibt die frohe Botschaft, dass Individuen, die in Einheit und Solidarität für das Gute arbeiten, Seine Hilfe, Macht und Unterstützung erhalten werden. Aus diesem Grund ermahnt Allah die Gläubigen, nicht untereinander zu streiten, um keine Stärke zu verlieren. Der folgende Vers verdeutlicht dieses Argument:
Und gehorcht Allah und Seinem Gesandten und hadert nicht miteinander, damit ihr nicht kleinmütig werdet und euere Kraft euch verloren geht. Und seid standhaft; siehe, Allah ist mit den Standhaften. (Sure 8:46 – al-Anfal)
Einheit unter den Rechtschaffenen zu bilden ist eine erhabene Tugend, die von Gott empfohlen wird. Besonders in einer Zeit, in der das Böse jeden Aspekt der Gesellschaft durchgedrungen hat, sollte unter den Tugendhaften nicht ein einziges böses Merkmal wie Verdrießlichkeit, Ärger oder Streit toleriert werden. Die Anstrengung, solche bösen Einflüsse zu entfernen und das Annehmen einer beschwichtigenden und kompromissbereiten Einstellung stellt eine große Verehrung Allahs dar:
Die Gläubigen sind Brüder. Darum stiftet unter eueren Brüdern Frieden. Und seid gottesfürchtig, damit ihr Barmherzigkeit findet. (Sure 49:10 – al-Hudschurat)
Streit, Feindschaft, Hass und Ärger sind die Merkmale unmoralischen Verhaltens, das von den Bösen ausgeht. Wahre Muslime stehen nie unter dem Einfluss dieser unerwünschten Gefühle; sie haben Furcht vor Gott und sind in ihren Beziehungen immer liebevoll, bescheiden, freundlich und aufrichtig. Unaufrichtige Leute können auf ihre nächsten Freunde und sogar auf ihre eigenen Brüder und Schwestern eifersüchtig sein. Der Erfolg der anderen kann Neid in ihren Herzen hervorrufen. Ein wahrer Muslim dagegen ist stolz auf den Erfolg von anderen Gläubigen. Er freut sich mit ihnen, als ob es seine eigene Leistung wäre und ist Gott gegenüber dankbar für den Segen, den Er den Gläubigen gewährt hat. Weiterhin unterstützt er sie in ihrem Bestreben und bietet ihnen, wenn nötig, seine Hilfe an. Diejenigen aber, denen solche Moral fehlt, erschweren den Fortschritt von anderen. Gefühle von Rivalität und Eifersucht verderben die guten Taten, die vollbracht wurden, um das Wohlgefallen Gottes zu erlangen und zerstören dementsprechend ihre Schönheit und ihren Segen. Auch Gottes Bote, der Prophet Muhammad (s.a.w.s), machte hierauf aufmerksam und riet den Gläubigen, sich vor solchen schlechten Manieren zu hüten:
Beneidet euch nicht gegenseitig, bietet nicht gegeneinander, hasst einander nicht, dreht euch nicht gegenseitig eure Rücken zu und lasst niemanden von euch auf dem Verkauf eines anderen verkaufen. Seid Diener von Allah, Brüder. Ein Muslim ist der Bruder eines Muslims, er fügt ihm kein Leid zu, er lässt ihn nicht im Stich, er lügt ihn nicht an, noch verachtet er ihn. 7
Said Nursi, auch bekannt als Bediuzzaman (das Wunder des Zeitalters), einem der islamischen Gelehrten des 20. Jahrhunderts, bezieht sich umfassend auf diese Themen in seiner Risale-i Nur Sammlung, einem Kommentar des Quran. In dem für ihn typischen ehrlichen und aufrichtigen Stil beschreibt Bediuzzaman, dass Gläubige verdorbene Gefühle wie Konkurrenzgeist streng vermeiden sollten, wenn sie auf ein gemeinsames Ziel hinarbeiten:
Der Wahrheit zu dienen ist wie das Tragen und Bewahren eines großen und schweren Schatzes. Jene, die diese Vertrauenslast auf ihren Schultern tragen, werden jedes Mal froh und dankbar sein wenn mächtige Hände ihnen zu Hilfe kommen. Weit von Eifersucht entfernt, sollte man der überlegenen Stärke, Effektivität und Kapazität von jenen, die in aufrichtiger Liebe ihre Hilfe anbieten, stolz applaudieren. Warum wahre Brüder und aufopferungsvolle Helfer als Rivalen betrachten und so die Aufrichtigkeit verlieren? Ihr werdet in den Augen der Irregehenden furchtbaren Beschuldigungen ausgesetzt, wie die, dass ihr euch mit eurem Glauben euren Lebensunterhalt verdient, euch mit eurer Wahrheitslehre (Islam) euer täglich Brot sichert und in Habsucht und Geiz miteinander wetteifert, was doch um hundert Grad unter eurer Würde und Berufung liegt. Das einzige Mittel gegen diese Krankheit ist, stets die Schuld bei sich zu suchen, aber nicht sich selbst, sondern stets dem Weggefährten positiv zur Seite zu stehen. 8
Wie Bediuzzaman Said Nursi auch betont, kann es als das Bewahren eines Schatzes für die Gläubigen, der äußerst kostbar ist, angesehen werden, wenn sich jemand aufrichtig der Einführung der moralischen Werte des Quran widmet. Zu diesem unschätzbaren Dienst müssen alle ihre aufrichtige Unterstützung und Hilfe bereitstellen. Eifersucht gegenüber einem anderen Gläubigen zu verspüren, der seine ergebene und unerschütterliche Unterstützung anbietet oder ihn als einen Konkurrenten anzusehen, ist für einen wahren Muslim unvorstellbar. Ein Gläubiger sollte auf das Engagement anderer Gläubiger stolz sein und ihnen seine Unterstützung bereitstellen.
Im Risale-i Nur Gesamtwerk zieht Bediuzzaman einen Vergleich zwischen der Maschinerie einer Fabrik und den Gläubigen. Das harmonische und glatte Funktionieren der Maschinerie ist für ein produktives Ergebnis essenziell. Eine ähnliche Harmonie ist auch bei der Kooperation von Gläubigen erforderlich. Said Nursi erklärt, dass Gläubige Gespräche vermeiden sollten, die Eifersucht und Verbittertheit verursachen könnten:
Ihr sollt euch nicht über die Brüder, die in diesem Glaubensdienst stehen, abfällig äußern. Und ihr sollt auch nicht Gefühle von Missgunst und Neid unter den Brüdern wachrufen, indem ihr ihnen eure Überlegenheit demonstriert. Wie eine Hand des Menschen mit seiner anderen Hand keine Rivalität praktiziert, und wie ein Auge das andere Auge nicht kritisiert, wie die Zunge das Ohr nicht anklagt und das Herz die Ungehörigkeiten der Seele übersieht, ja vielmehr deren Unvollkommenheiten ergänzt, ihre Fehler zudeckt, ihr in ihren Bedürfnissen zu Hilfe eilt und sie in ihren Aufgaben unterstützt. Ist dies alles nicht gewährleistet, erlischt das Leben in jenem Menschenkörper, seine Seele entflieht und sein Körper zerfällt. Wie auch die Zahnräder einer Maschine nicht gegeneinander konkurrieren und miteinander kämpfen und einander zu überflügeln trachten, sich ihre Fehler nachsehen, einander nicht kritisieren und sich in ihrem Arbeitseifer nicht gegenseitig aufhalten, vielmehr sich bereitwillig um des gemeinsamen Zieles willen gegenseitig in ihren Bewegungen Hilfe leisten und dem Zweck ihrer Herstellung entsprechend in echter Verbundenheit und Übereinstimmung miteinander drehen. Sobald ein Staubkörnchen zwischen sie gerät, sie angreift, behindert, beschädigt, die Fabrikation gestört wird, ohne ein Ergebnis läuft, unproduktiv bleibt, so wird dann der Fabrikbesitzer diese Fabrik ganz und gar abbauen, demontieren. Seht, ihr Schüler der Risale-i Nur und Diener des Quran! Ihr und wir bilden die Organe einer geistigen Verkörperung, die der Bezeichnung eines vollkommenen Menschen würdig ist. Wir stellen die Zahnräder einer Fabrik dar, welche im Ewigen Leben die ewige Glückseligkeit als Ergebnis zeitigt. Und wir sind Schauerleute, die auf einem Schiff des Herrn arbeiten, welches die Gemeinschaft Muhammeds, mit dem Friede und Segen sei, zum Ort des Friedens an der Küste der Geborgenheit trägt. Mit Sicherheit bedürfen wir eines Gemeinschaftsgeistes und wahrhaften Sinnes für die Einheit, ja müssen ihn im Geheimnis der Wahrhaftigkeit zu gewinnen trachten, welcher vier Einzelpersonen die Geisteskräfte von tausendhundertelf Personen verleiht. 9
Wie hier erläutert wird, sollten Gläubige, die auf ein gemeinsames Ziel hinarbeiten, um das Wohlgefallen Gottes zu erlangen, eine ähnliche Harmonie untereinander sicherstellen, wie eine Fabrik, die nur dann eine rechtzeitige und effiziente Ausgabe erzeugt, wenn ihre Maschinerie harmonisch funktioniert. Sie sollten zusammen arbeiten, ohne nach gegenseitigen Fehlern und Mängeln zu suchen. In einer Welt, in der Ungläubige sich gegen die Tugendhaften verbünden, von Hass und Neid gegenüber den Gläubigen erfüllt sind und Arme, Obdachlose, Frauen, Kinder und Alte unterdrücken, hoffen all diese unterdrückten Leute auf die Hilfe der Gewissenhaften. Wenn in diesem Fall weise, aufrichtige, gewissenhafte und ehrliche Leute ihre Mächte gegen einander benutzen, werden sie dafür von Gott zur Rechenschaft gezogen werden. Es ist wesentlich, dass Gläubige keine Grenzen im Verbessern ihres Bündnisses, ihrer Zusammenarbeit und ihrer Freundschaft, Solidarität und Zuneigung sehen und nie in eine Uneinigkeit verfallen, die sie nur schwächen würde. Diese Geisteshaltung von Gläubigen wird am verständlichsten in den Aussprüchen des Propheten Muhammad (s.a.w.s) beschrieben:
Ihr werdet sehen, dass die Gläubigen wie die Teile des Körpers in Verbindung zu einander stehen, in Bezug auf Freundlichkeit, Liebe und Zuneigung. Wenn ein Teil des Körpers leidet, wirkt sich dies auf den gesamten Körper aus; es kommt zu Schlaflosigkeit und Fieber. 10
Die Einigkeit von Menschen, die sich vor jeder Form von weltlichem Verlangen, Eifersucht und Konkurrenzgeist hüten und die jedes positive Gefühl, jede Anstrengung, und jede Aktivität auf das Wohlergehen anderer konzentrieren, ohne daraus eine Angelegenheit persönlichen Stolzes zu machen, wird die Arbeit der Allianz der Bösen zerstören.
Das letztendliche Ziel der Bösen ist es, Feindschaft unter den Gläubigen hervorzurufen, ihrer Einheit zu schädigen und sie zu schwächen. Wie die vorherigen Teile dieses Buches zeigten, sind sie bekannt für ihr Erfinden von Lügen und ihr Verleumden der Tugendhaften, um sie zu verletzen und Zweifel an ihrer Glaubwürdigkeit aufkommen zu lassen. Doch die Haltung der Tugendhaften und Gewissenhaften wird solche Anstrengungen von Verleumdern und Bösen ineffektiv machen. Denn die Existenz von Leuten, die solche Verleum-dungen nicht ernst nehmen, ihnen keine Beachtung schenken, und sagen, dass sie nicht an sie glauben, wird verhindern, dass die Tugendhaften zu Schaden kommen und wird die Bösen vom Erreichen ihrer heimtückischen Ziele abhalten.
Tatsächlich wissen wir, dass auch die edle Frau des Propheten Muhammad (s.a.w.s) Opfer solcher verleumderischen Anschul-digungen wurde. Allah informiert uns über die Haltung, die die gewissenhaften Leute annehmen sollten, wenn sie solche Verleumdungen gegen einen Gläubigen mitbekommen:
Als ihr mit eueren Zungen äußertet und mit euerem Mund spracht, wovon ihr kein Wissen hattet, hieltet ihr es für etwas Leichtzunehmendes, obwohl es vor Allah schwerwiegend war. Und warum, als ihr es hörtet, sagtet ihr nicht: "Es kommt uns nicht zu, hierüber zu urteilen? Preis sei Dir! Dies ist eine schwere Verleumdung!" (Sure 24:15-16 – an-Nur)
Eine nicht-gottesfürchtige Person, oder jemand, der keinen Glauben an Gott hat, wird bereitwillig Lügen erzählen, Verleumdungen machen, und Gerüchte verbreiten ohne sich der Schwierigkeiten bewusst zu sein, in die er die entsprechenden Leute bringt. Darum ist es unvernünftig und falsch, Leuten zu vertrauen, die keine Gottesfurcht in ihren Herzen tragen, die schwache bzw. keine religiösen Werte haben, und die glauben, dass sie niemals vor Gott Rechenschaft über ihre Taten ablegen müssen. Aus den gleichen Gründen ist es falsch, ihren Anschuldigungen zu antworten, ohne sie zuerst auf ihre Richtigkeit zu prüfen. In einem Vers erklärt Allah, wie die Haltung von Gläubigen in solch einer Situation sein sollte:
O ihr, die ihr glaubt! Wenn ein Unzuverlässiger mit einer (verleumderischen) Nachricht zu euch kommt, so klärt die Sache auf, damit ihr niemand unabsichtlich verletzt und euer Verhalten hernach bereuen müsst. (Sure 49:6 – al-Hudschurat)
Ein Missetäter ist jemand, der Gottes Gebote ablehnt. Das ist der Grund warum jene, die gewissenhaft und gerecht sind, zuerst die Informationen, die von solchen Leuten kommen, untersuchen sollten, bevor sie zu einer Entscheidung kommen.
Die Tatsache, dass böse, erbarmungslose und aggressive Leute die Mehrheit darstellen, oder scheinbar großen materiellen Reichtum besitzen, mag vielleicht einige geistig schwache und unwissende Leute dazu bringen, falsche Überlegungen über sie zu anzustellen. Solche Leute überschätzen die Macht der Bösen und messen ihr mehr Wichtigkeit bei, als sie eigentlich verdient. Die Macht der Leute, die von Gott entfernt sind, ist in Wahrheit kurzlebig und illusorisch. Allah ist der eigentliche Besitzer von aller Macht und allen Ressourcen, und Er ist es, der manchen Leuten solche Güter für eine bestimmte Zeit gewährt, um sie zu prüfen. Kein Mensch hat die Macht, einen anderen zu verletzen oder anderen bloß aufgrund seines Reichtums oder seines Status überlegen zu sein. Allah gewährt solche Macht, um Menschen zu prüfen, während Er selbst alles im Griff hat.
Ein Mensch ohne starken Glauben fürchtet grausame Leute und fürchtet sich vor Auseinandersetzungen mit ihnen. Aus diesem Grund bemüht er sich sehr stark, solchen bösen Leuten zu gefallen und ihren Respekt zu erlangen. Er richtet all sein Sprechen und Tun darauf aus, sie davon zu überzeugen, dass er "auf ihrer Seite" ist, und glaubt, dass er Reichtum und Macht erhalten wird, so lange er unter ihrer "Obhut" ist. Er weiß nicht, dass er sich durch solch ein Verhalten vor Gott und Seinen aufrichtigen Dienern selbst degradiert und entehrt. Sein Verhalten ähnelt dem eines Mannes, der einen Einbrecher fürchtet und daher versucht, ihm zu gefallen, oder wie jemand, der versucht, sich wie ein Mörder zu benehmen, weil er Angst vor einem hat.
Es ist wichtig, zu einem Menschen zu werden, der von Gott, dem Einen, dem Schöpfer und Besitzer allen Seins, geschätzt wird. Aus diesem Grund muss jenen, die die Macht von Gott nicht begreifen, die Wichtigkeit der Gottesfurcht und Liebe zu Ihm erklärt werden. Sie müssen verstehen, dass der Böse im Grunde schwach und unfähig ist, etwas zu erreichen, außer durch den Willen von Gott.
In einem Vers informiert Allah uns über die Tatsache, dass die Tugendhaften ausschließlich Ihn fürchten sollten und nur die Gesellschaft jener suchen sollten, die Seine Regeln und Grenzen beachten:
O ihr, die ihr glaubt! Fürchtet Allah und seid mit den Wahrhaften. (Sure 9:119 – at-Tauba)
Eine fromme Person fürchtet nur Gott und ist sich vollkommen der Tatsache bewusst, dass Gott der Besitzer aller Macht ist. Die einzige Realität, um die sie sich sorgt, ist der Jüngste Tag, auf den sie sich ihr gesamtes Leben lang vorbereitet. Aus diesem Grund ist es unmöglich, solch einer Person mit etwas weltlichem zu drohen, um sie zu entmutigen oder sie Sorge, Angst, Hoffnungslosigkeit und Pessimismus verspüren zu lassen. Darum wird die überschwängliche Energie solch einer Person nie vermindert, egal was ihr im Leben zustößt. Im Bewusstsein, dass Gott ihr Beschützer ist, wendet sie sich an Ihn, Der unendliche Gnade, Milde und Verzeihung für sie bereit hält. Wenn sie sich einem Unglück, einer Verschwörung, einer Verleumdung oder einem unerwarteten Umstand gegenüber sieht, denkt sie daran, dass Gott mit ihr ist, und das sieht und hört, was die Bösen tun. Allah ist der Allkundige, der das Wissen über die Verborgensten aller Geheimnisse hat. Darum kann keines solcher Ereignisse im Leben, die von Ungläubigen generell als Katastrophen betrachtet werden würden, die Gläubigen einschüchtern oder entmutigen. Im Folgenden stehen einige der Verse, in denen Allah von Menschen der Vergangenheit berichtet, die schlimmsten Formen von Leiden und Not ausgesetzt waren, aber trotz allem standhaft blieben:
Und wie viele Propheten kämpften, Tausende an ihrer Seite! Sie verzagten nicht wegen dem, was sie auf Allahs Weg traf, und sie wurden nicht schwach und gaben nicht auf. Und Allah liebt die Standhaften. Und sie sagten nichts anderes als: "Unser Herr, verzeihe uns unsere Sünden und unsere Vergehen in unserer Sache; und festige unsere Schritte und hilf uns gegen das ungläubige Volk. Und Allah gab ihnen den Lohn dieser Welt und den schönsten Lohn des Jenseits. Und Allah liebt die, die Gutes tun. (Sure 3:146-148 – Al-'Imran)
Es gibt ein weiteres Merkmal, an dem man wahre Gläubigen erkennen kann, die von Allah behütet und unterstützt werden; sie fürchten nicht den Tadel von Tadelnden. Allah offenbart dies in der Antwort, die der Prophet Noah (a.s.) seinem Volk gab:
Und trage ihnen die Geschichte Noahs vor, als er zu seinem Volke sprach: "O mein Volk! Wenn euch mein Aufenthalt und mein Ermahnen mit Allahs Botschaft auch lästig ist, so vertraue ich doch auf Allah. Ihr und euere Götten, einigt euch unbeirrt über euer Vorgehen. Entscheidet über mich und gebt mir keine Frist. (Sure 10:71 – Yunus)
Wer beabsichtigt, unter den Rechtschaffenen zu sein, die mit Gottes Liebe, Wohltaten und der Gesellschaft Seiner wahren Diener im Paradies gesegnet werden, muss darauf achten, rechtschaffen und standhaft zu bleiben. Selbst unter größter Bedrohung oder ungerechter Behandlung sollte ein wahrer Gläubiger nicht aufhören zu verkünden, was wahr und richtig ist. Was die Propheten überlegen machte, war ihre Unnachgiebigkeit im Verteidigen der Wahrheit, selbst in härtesten Zeiten. Solch eine standhafte und mutige Haltung resultierte aus ihrem tiefen Glauben. Ein großartiges Beispiel von Engagement und Entschlossenheit gläubiger Menschen liegt in der Antwort, die der Prophet Schuayb (a.s.) unter Androhung von Tod gab:
O mein Volk! Handelt nach euerem Vermögen. Seht, auch ich werde handeln. Wahrlich, ihr werdet erfahren, wen eine Strafe treffen wird, die ihn schändet, und wer ein Lügner ist. Wartet nur. Seht, ich warte mit euch. (Sure 11:93 – Hud)
Eine Eigenschaft von Muslimen und gewissenhaften Menschen ist, dass sie niemals Menschen wegen ihres Geschlechtes, ihrer Kultur, ihrem gesellschaftlichen Status oder wegen irgendeinem anderen Grund diskriminieren. Zum Beispiel hat man nicht das Recht zu jemandem zu sagen: "Sie sind kein Gläubiger, weil Sie dieses und jenes nicht tun,..." wenn der Betreffende darauf besteht, dass er ein Muslim ist. Keine Vorurteile werden einer Person gegenüber vorgebracht, die sagt, dass sie glaubt. Muslime sollten immer hilfsbereit sein, wenn solch eine Person in Bedürfnis ist. Allah befiehlt in einem Vers folgendes:
O ihr, die ihr glaubt! Wenn ihr auf Allahs Weg auszieht, dann seid umsichtig und sagt zu keinem, der euch den Friedensgruß entbietet: "Du bist ja gar kein Gläubiger!", und dies in euerem Trachten nach dem Gewinn des irdischen Lebens. Bei Allah ist (ausreichend) reiche Beute. So verhieltet ihr euch früher, doch Allah war gnädig gegen euch. Darum seid umsichtig. Siehe, Allah kennt euer Tun. ; (Sure 4:94 – an-Nisa)
Diese Haltung zeigt sich in den Taten von Gottes Bote, Prophet Muhammad (s.a.w.s), auf die beste Weise. Ein Hadith, der den Dialog zwischen dem Propheten Muhammad und einem Gläubigen beschreibt, lautet:
Ich sagte, 'Bote Gottes, sage mir etwas über den Islam, nach dem ich niemanden anderes fragen werde, als dich.' Er sagte: 'Sprich: "Ich glaube an Allah", dann geh deinen Weg.'11
Jemandes Glaube an Allah, seine Nähe zu Ihm und die Furcht, die er gegenüber Allah verspürt, kennt nur Allah allein. Deshalb ist es den Gläubigen verboten, negative Anschuldigungen vorzubringen gegen jemanden, der sich wie ein aufrichtiger Muslim verhält und sagt, dass er mit den Tugendhaften ist.
Die Mehrheit der Leute hat im Grunde ein gutes Verständnis davon, was gutes, rechtschaffenes und gewissenhaftes Verhalten ist. Aus diesem Grund zeigt sich im Alltag, dass die meisten normalerweise das Gute und Positive befürworten und engagiert betonen, die Tugendhaften unterstützen zu wollen. Aber wenn es Zeit zum Handeln ist, bleiben die meisten von ihnen stumm und passiv. Obwohl sie in viele Situationen geraten, in denen sie die Tugendhaften unterstützen und sie verteidigen könnten, bleiben sie tatenlos.
Es gibt viele Gründe für dieses Stillschweigen und Nichtstun. Angst vor materiellem Verlust ist einer von ihnen. Beispielsweise wird jemand, der eine unschuldige Person vor der Allianz der Bösen verteidigt, vielleicht die Reaktionen der Bösen auf sich ziehen und hört, aus Angst vor materiellem Verlustes, auf, die Person zu verteidigen. Möglicherweise wird er auch von anderen Sorgen geplagt; er fürchtet vielleicht, dass sein Status, seine Karriere und sein Ruf getrübt werden oder dass er Verleumdungen ausgesetzt wird. Von der Angst gelähmt sagt und tut er nicht das, von dessen Richtigkeit er eigentlich überzeugt ist.
Solche Leute sollten wissen, dass Worte Gott nur dann gefallen, wenn sie in die Tat umgesetzt werden. Allah informiert uns über Leute, die versprechen, gute Taten zu vollbringen, aber wenn es Zeit ist, zu handeln, einen Rückzieher machen:
Gehorsam und passende Worte. Denn da die Sache nun beschlossen ist, wäre es für sie am besten, wenn sie Allah aufrichtig vertrauten. (Sure 47:21 – Muhammad))
Aus diesem Grund muss jeder, der Glauben an Gott hat, dem bewusst ist, dass er am Jüngsten Tag Rechenschaft für seine Taten ablegen muss und der sich als ein aufrichtiger und gewissenhafter Diener Gottes wähnt, sich bedingungslos mit den Tugendhaften verbünden und zusammen mit ihnen aktiv werden. Allah warnt Leute, die sich nicht mit den Rechtschaffenen verbünden folgendermaßen:
O ihr, die ihr glaubt! Warum sagt ihr, was ihr nicht tut? Große Abscheu erzeugt es bei Allah, dass ihr sagt, was ihr nicht tut! (Sure 61:2-3 – as-Saff)
Es wäre falsch für eine Person, die Zeuge von Gewalt gegen Unschuldige wird, die die Grausamkeit, Gnadenlosigkeit, Unmoral und den Unglauben um sie herum erkennt und sich deshalb unruhig fühlt und sich nach einer friedlichen und positiven Umgebung sehnt, passiv zu bleiben. Jeder muss seine ganze Anstrengung aufbringen, die moralischen Werte des Quran zu verbreiten, welche der einzige Weg sind, die von den Bösen verursachten Probleme zu lösen und Tugend und Rechtschaffenheit zur Norm zu machen.
Satan aber beabsichtigt, Kontrolle über jede Person zu gewinnen, die sich für Tugend einsetzt und versucht, ihre Einstellung zu schwächen. Eine Methode, die Satan anwendet, um eine Person zu entmutigen, die sich um Tugend bemüht, ist, sie dazu zu bringen, ihre Anstrengungen herabzusetzen und zu sagen "Welchen Unterschied würden meine Anstrengungen machen?". In Anbetracht all des Bösen, der Grausamkeit, den Kriegen und Massakern, die in allen Ecken der Welt geschehen, fühlt sich eine Person vielleicht schwach und unfähig, etwas zu ändern. Aber die Realität sieht ganz anders aus. Denn weder ein Individuum, noch eine Gesellschaft oder irgendeine andere Macht kann der Welt Frieden, Sicherheit, Toleranz, Liebe, Mitgefühl, Freundschaft und Verständnis bringen. Derjenige, der diese gesegnete Umgebung schaffen wird, ist allein unser Herr, der Macht über alles hat, der endlose Kraft besitzt, der weiß, was in unseren Herzen ist und der die Intention hinter unseren Gedanken und unseren Worten kennt.
Wir dagegen sollten uns einzig und allein als eine Demonstration unserer wahren und aufrichtigen Absichten und unserem Dienst zu Allah um das Gute bemühen und dies als einen Weg betrachten, die Belohnung von Allah zu verdienen. Das aufrichtige Wort von einem, die angenehme Art eines anderen, oder die Geduld und das Engagement, das jemand an den Tag legt, setzt vielleicht ein Beispiel für andere, bringt sie vielleicht näher zur Moral des Quran und wird vielleicht schließlich eine treibende Kraft im Vergrößern der Anzahl an Tugendhaften. Letztendlich wird Gott den Tugendhaften Stärke geben und diese Welt in einen harmonischen Ort verwandeln. Deshalb ist die Aussage "wären meine Anstrengungen von irgendwelcher Hilfe?" nur eine Versuchung von Satan und wer auf diese Versuchung hört, entzieht sich seiner Verantwortung.
So lange man bestrebt ist, das zu tun, was richtig ist und gewissenhaft bleibt, gibt es großartige Dinge, die man für einen guten Zweck erreichen kann. Angenommen, es gäbe ein sehr schweres Gewicht zum Tragen. Wenn nur 4 Leute unter 15 sich entscheiden, dieses Gewicht zu tragen, während die anderen abseits stehen, weil sie denken, dass sie "zu schwach sind", wäre dies offensichtlich eine unsinnige Behauptung. Wenn dagegen 15 von ihnen die Verantwortung annehmen und ihr Bestes geben würden, um das Gewicht zu tragen, dann würde dies die Belastung der ersten 4 sicherlich verringern. Worauf es wirklich ankommt ist nicht "Wer was und in welchem Ausmaß macht", sondern in welchem Ausmaß jemand seine individuelle Stärke nutzt.
In einem Vers des Quran informiert Allah uns, dass Er "niemandem mehr belastet, als er zu tragen vermag". Für eine tugendhafte Person ist es immer leichter, großartige Dinge zu tun:
Diese eilen um die Wette nach dem Guten und suchen einander darin zuvor zu kommen. Und Wir belasten niemand mit mehr als er zu tragen vermag. Denn bei Uns ist ein Verzeichnis, das die Wahrheit wiedergibt. Und es wird ihnen kein Unrecht geschehen. (Sure 23:61-62 – al-Mu'minun)