Nachdem Pharao und seine Soldaten im Meer ertrunken waren, machte sich Moses mit seinem Volk auf, einen sicheren Ort zu finden. Während ihrer Wanderung traten bei den Israeliten jedoch weitere Anzeichen für ihre Schwachheit im Glauben auf und für ihren Hang zur Sünde.
Die Ägypter praktizierten eine polytheistische Religion. Sie beteten zu zahlreichen Götzen. Während sie in Ägypten lebten, waren auch die Kinder Israels dem Einfluss dieser Religion ausgesetzt. Sie versäumten es, regelmäßige Gottesdienste abzuhalten und so folgten sie nicht dem ehrenwerten Weg der monotheistischen Religion, die sie von den Propheten Abraham, Isaak und Jakob, Friede sei mit ihnen allen, ererbt hatten. Im Lauf der Zeit kamen sie unter den Einfluss der ägyptischen Kultur und übernahmen einige dieser abergläubischen Riten und Bräuche. Ihr Zusammentreffen mit einem Stamm von Götzenanbetern auf ihrer Wanderung ließ ihren latenten Hang zum Götzendienst hervortreten. Einige der Juden entwickelten einen ungesunden Hang zu den abgöttischen Praktiken dieser Leute und baten Moses, ihnen einen Götzen zu geben:
Und Wir führten die Kinder Israels durch das Meer. Dann kamen sie zu einem Volk, das seinen Götzen ergeben war. Sie sprachen: "O Moses, mache uns einen Gott wie ihre Götter!" Er sprach: "Ihr seid wirklich ein unbelehrbares Volk; Das, was sie anbeten, geht gewiss zu Grunde, und was sie tun, ist ohne jeden Wert. (Sure 7:138, 139 – al-A'raf)
Der Hang zur Götzenanbetung trat wieder an die Oberfläche. Einige unter Moses' Volk ließen es an der rechten Gottesfurcht vermissen und waren daher anfällig geworden für den Unglauben.
Moses und sein Volk waren unterwegs zum Berg Sinai. Wie der Quran uns sagt, wollte Allah mit Moses während seines vierzigtägigen Aufenthaltes auf dem Berg "einen Pakt schließen". Ungeduldig ließ Moses sein Volk zurück und brach früh auf. Er ließ sein Volk in der Obhut von Harun zurück, ebenfalls ein gesandter Gottes, der die Kinder Israels während Moses' Abwesenheit regieren sollte. Bevor er aufbrach, gab er Harun folgenden Rat:
Und Wir bestimmten Moses dreißig Nächte und vollendet sie mit zehn (anderen), so dass die von seinem Herrn festgesetzte Zeit in vierzig Nächten erfüllt war. Und Moses sprach zu seinem Bruder Harun: "Sei mein Stellvertreter gegenüber meinem Volk und verhalte dich wohl und folge nicht dem Weg derer, die Verderben stiften." (Sure 7:142 – al-A'raf)
Nachdem er sein Volk zurückgelassen hatte, kam Moses innerhalb der festgesetzten Zeit zum Berg Horeb (Sinai). Dort wandte sich unser Herr nochmals an ihn:
Und als Moses zu der von Uns festgesetzten Zeit kam und sein Herr mit ihm geredet hatte, sprach er: "Mein Herr, zeige Dich mir, damit ich Dich betrachten kann." Er sprach: "Niemals siehst du Mich! Aber schau auf den Berg. Wenn er stehen bleibt, dann sollst du Mich sehen." Doch als sich sein Herr dem Berge enthüllte, zerfiel er zu Staub. Und Moses stürzte ohnmächtig nieder. Und als er zu sich kam, sprach er: "Preis sei Dir! Ich kehre mich reuig zu Dir und ich bin der erste der Gläubigen!" Er sprach: "O Moses! Siehe, durch meine Botschaft und meine Zwiesprache habe ich dich vor allen Menschen erwählt. So nimm, was Ich dir gegeben habe und sei eine der Dankbaren!" Und Wir schrieben für ihn auf die Tafeln eine Ermahnung und Erklärung für alle Dinge. "So halte daran mit aller Kraft fest. Und befiehl deinem Volke, am Besten daran festzuhalten." Bald werde ich euch die Wohnung der Frevler zeigen. (Sure 7:143-145 – al-A'raf)
Unterdessen hatten die Ungläubigen in Moses Volk seine Abwesenheit ausgenutzt. Sie hatten ein Götzenbild in Form eines Kalbes hergestellt, wie es in der ägyptischen Religion benutzt wurde.
Und das Volk von Moses machte sich während seiner abwesenheit aus feinen Schmucksachen ein leibhaftiges Kalb, welches blökte… (Sure 7:148 – al-A'raf)
In der Zwischenzeit fragte Allah Moses nach seinem Volk und warum er es so zeitig verlassen habe:
Und warum hastest du vor deinem Volke her, o Moses? Er sagte: "Sie folgen mir dicht auf den Fersen. Ich eilte zu Dir, o mein Herr, damit Du Wohlgefallen (an mir) fändest." (Sure 20:83, 84 – Ta Ha)
Moses wusste nichts von dem Vergehen, dass sein Volk begangen hatte. Allah informierte ihn über die Sünde, und über die Existenz eines Heuchlers unter ihnen mit dem Namen Samaritaner (as-Samiri), der aus verschiedenen Materialien ein Kalb geformt hatte:
Er sprach: "Siehe, Wir haben dein Volk nach deinem Weggehen geprüft und der Samaritaner Genannte hat sie irregeführt!" (Sure 20:85 – Ta Ha )
Dann nahm Moses die Tafeln entgegen und kehrte zu seinem Volk zurück.
Da kehrte Moses zu seinem Volke zurück, zornig und bekümmert. Er sprach: "O mein Volk! Hat euch nicht euer Herr eine schöne Verheißung gegeben? Erschien euch etwa die Zeit zu lang? Oder wolltet ihr, dass der Zorn eueres Herrn auf euch hereinbricht, und bracht so das mir gegebene Versprechen?
Sie sagten: "Wir haben das dir gegebene Versprechen nicht aus eigenem Antrieb gebrochen. Doch wir waren mit der ganzen Last des Schmucks des (ägyptischen) Volkes beladen. So warfen wir ihn (ins Feuer), nach Vorbild des Samaritaners.
Und er brachte ihnen ein leibhaftig blökendes Kalb hervor. Da sagten sie: "Dies ist euer Gott und der Gott von Moses, den er inzwischen vergaß." (Sure 20:86-88 – Ta Ha)
The children of Israel were influenced by the superstitions of the Egyptians. Though the Prophet Moses (pbuh) had brought them the truth, they held on to their ancient ways of ignorance. The errant practice of "worshipping a calf," as portrayed in the engraving above, led the children of Israel to reject their faith.
Diese Geschichte zeigt detailliert, wie Mitglieder einer Gemein-schaft, deren Herzen krank sind, von einem Heuchler von der Erinnerung an Allah weggelockt werden können. Heuchler suchen immer eine passende Gelegenheit, um Chaos und Unruhe zu stiften. Während Moses' Abwesenheit war die Zeit reif geworden für die Heuchler, um die Menschen, die ohnehin schon anfällig für die Sünde waren, vom rechten Weg abzubringen. Der Samaritaner tauchte gerade zu dieser Zeit auf; er wusste um die Schwachheit der Menschen, um ihren Hang zur Götzenanbetung. Er wusste auf jeden Fall, dass sie Moses bereits zuvor gebeten hatten, ihnen einen Götzen zu machen. Er kannte ihre Neigungen und so fand er eine Taktik, mit der er sie ganz sicher vom rechten Weg abbringen konnte. Er baute das Götzenbild eines Kalbes und um dies zu rechtfertigen, behauptete er, dieser Götze sei ein früherer Gott Moses', den dieser aber später vergessen habe.
Wie Moses in seinem Glauben fest geblieben war und sein Volk auf den rechten Weg gebracht hatte, als er Pharao und seinen Soldaten am Meeresstrand gegenüberstand, so hatte der Samaritaner dasselbe Volk in die Sünde geführt. Dies zeigt den guten Einfluss, den ein gläubiger Mensch über eine Gesellschaft ausüben kann, und den Schaden, den ein Heuchler der Gesellschaft zufügen kann.
Tatsächlich hatte Harun seine Leute gewarnt und ihnen erklärt, dass sie vom rechten Weg abwichen. Gleichwohl beachteten sie seine Mahnung nicht:
Und doch hatte ihnen Harun zuvor gesagt: "O mein Volk! Ihr werdet dadurch nur auf die Probe gestellt! Seht, euer Herr, das ist der Erbarmer. Darum folgt mir und gehorcht meiner Anordnung." Sie antworteten: "Wir lassen von seiner Anbetung keineswegs ab, solange Moses nicht zu uns zurückgekehrt ist." (Sure 20:90, 91 – Ta Ha)
Das Voranstehende zeigt klar und deutlich die Tatsache, dass das Volk Moses nur deswegen folgte, weil es ihn als Führer akzeptierte. Wenn ihr Gehorsam gegenüber Moses auf tiefgründigem Glauben beruht hätte, wäre die Situation eine andere gewesen; sie wären Harun ebenso gefolgt, wissend, dass auch er Gottes Gesandter war. Da sie ihn jedoch nicht als Führer anerkannten, hörten sie nicht auf seine Appelle. Schlimmer noch, sie versuchten sogar, ihn zu töten, als er sie von ihrer Verfehlung abhalten wollte:
Er fragte: "O Harun! Was hinderte dich, als du sie irregehen sahst, mir zu folgen? Bist (auch) du gegen meinen Befehl rebellisch gewesen?" Er antwortete: "O Sohn meiner Mutter! Packe mich nicht an meinem Bart und auch nicht an meinem Schopf! Siehe, ich fürchtete, du könntest sagen: »Du hast die Kinder Israels gespalten und (insoweit) mein Wort missachtet!« (Sure 20:92-94 – Ta Ha)
... (Harun) sprach: "Sohn meiner Mutter! Siehe, das Volk hielt mich für schwach und hätte mich fast ermordet. Darum lasse nicht die Feinde über mich frohlocken und zähle mich nicht zum Volk der Ungerechten!" Er sprach: "Mein Herr, vergib mir und meinem Bruder und lass uns eintreten in Deine Barmherzigkeit; denn du bist der Barmherzigste der Barmherzigen." (Sure 7:150, 151 – al-Araf)
Nach dieser Antwort Haruns entließ Moses ihn und wandte sich an Samaritaner, den Verantwortlichen für jene Sünde des Volkes und befragte ihn über sein Vergehen. In einem Versuch, sich herauszureden, erklärte der Samaritaner, er habe gute Gründe für sein Tun gehabt; er behauptete, er habe Dinge bemerkt, die andere nicht wahrnehmen konnten. Er fügte hinzu, sein Inneres habe ihn gedrängt, zu tun was er getan hatte.
Er fragte: "Und was war deine Rolle, o Samaritaner?"
Er sagte: "Ich sah, was sie nicht sehen konnten. und ich nahm eine Handvoll von dem Fußabdruck des Gesandten und warf es (in das geschmolzene Gold). So gab es mir meine Seele ein."
Er sprach: "Verschwinde! Dein Los in dieser Welt soll sein, dass du rufst: "Nicht berühren!" Und (im Jenseits) ist für dich ein Termin, dem du nicht entgehen wirst. Und betrachte deinen "Gott", den du so sehr verehrt hast. Wahrlich, wir verbrennen ihn und streuen ihn dann als Staub ins Meer." (Sure 20:95-97 – Ta Ha)
Hier sollte angemerkt werden, dass der Samaritaner seine bösen Taten unter dem Eindruck der Selbsttäuschung beging, er sei weiser und weitsichtiger als die anderen. Diese Arroganz ist klar erkennbar in den Worten: "Ich sah, was sie nicht sehen konnten." Dieses Gefühl seiner Wichtigkeit und sein Stolz machten den Samaritaner anfällig dafür, durch Satan fehlgeleitet zu werden. Er konnte der Versuchung nicht widerstehen, sich zum Anführer aufzuschwingen und das Volk in die Irre zu leiten.
Ein wahrer Rechtgläubiger handelt niemals unter der Anmaßung, er sei weiser oder überlegener als andere. Er weiß um seine Unvollkommenheit und sucht seine Zuflucht in Allah, um Fehler zu vermeiden. Wenn er tatsächlich Dinge bemerkt, die anderen entgehen, sieht er dies als Segen und als Prüfung an, die ihm von Allah gesandt wurden und er benimmt sich entsprechend. Wenn ihm solches widerfährt, so sagt er nur: "Allah ließ mich dies erkennen; die Weisheit liegt allein bei Allah."
Im Fall von dem Samaritaner jedoch, stellte sich das, was er bemerkte, nur als die Ursache seiner Sünden heraus. Moses ergriff zwei wichtige Maßnahmen gegen das Böse, dass der Samaritaner begangen hatte. Zuerst verstieß er den Samaritaner aus dem Volk Israels, weil er die Ursache für des Volkes sündigen Verhaltens gewesen war. Die zweite Maßnahme war, den Götzen abzuschaffen. Das Götzenbild sollte verbrannt und die Asche ins Meer verstreut werden, wo sie niemand jemals wieder finden würde.
Moses hatte sich offensichtlich aufrichtig und fromm der Religion verschrieben. Besorgt darüber, was sein Volk zum Unglauben getrieben hatte, ergriff er endgültig geeignete Maßnahmen, die Ursache dafür ein für alle mal auszurotten. Diese Entschlossenheit ist eine gemeinsame Charaktereigenschaft aller Propheten und gläubigen Führer, die ihnen auf ihrem Weg gefolgt sind.
Nachdem er alle Wurzeln des Unheils zerstört hatte, predigte Moses zu seinem Volk und forderte es auf, zu bereuen und künftig gehorsam zu sein gegenüber Allah:
Und als Moses zu seinem Volke sprach: "O mein Volk! Ihr habt euch dadurch versündigt, dass ihr euch das Kalb nahmt. Kehrt zu euerem Schöpfer zurück und tötet die Schuldigen unter euch. Dies wird euch bei euerem Schöpfer Gutes einbringen." Und so wandte Er sich wieder gnädig euch zu; denn Er ist der Vergebende, der Barmherzige (Sure 2:54 – al-Baqara)
Moses' Worte machten wenig Eindruck auf sein Volk. Anfangs beachteten die Kinder Israels seine Warnungen, bereuten und wandten sich ihrem Herrn zu. Doch diese Änderung in ihrem Verhalten war nur vorübergehend. Wie im folgenden untersucht werden wird, nahmen die Kinder Israels jede Gelegenheit wahr, ungehorsam gegen Moses zu sein und ihn psychischem und emotionalem Terror auszusetzen.