Die Magier finden zum Glauben

Das Ergebnis der Konfrontation war völlig unerwartet für Pharao, die Zauberer und die Zuschauer. Die Zauberer, die ihrer Überlegenheit so sicher gewesen waren, waren besiegt. Mehr noch, ihre totale Niederlage hatte vor den Augen der versammelten ägyptischen Bevölkerung stattgefunden. Für die Zauberer war der Eindruck der eigenen Niederlage noch größer. Sie hatten nur zu gut gewusst, dass ihr Spektakel reine Illusion war. Sie hatten Tricks vorgeführt um die Menschen Glauben zu machen, ihr politisches System - und konsequenterweise Pharaos' System - verfüge über göttliche Macht. Moses Wunder aber bewiesen ihnen das Gegenteil. Sie erkannten, dass seine Leistung keine Illusion und kein Taschenspielertrick war. Moses Stab hatte sogar ihre Stricke und Stäbe verschlungen. So erkannten die Zauberer, dass es sich hier um ein wirkliches Wunder handelte, ein Zeichen der Existenz Gottes und ein Beweis, dass Gott Moses half. Daraufhin nahmen sie den rechten Glauben an.

Doch die Zauberer warfen sich in Anbetung nieder. Und sprachen: "Wir glauben an den Herrn der Welten, Den Herrn von Moses und Harun." (Sure 7:120-122 – al-A'raf)

Mit diesem Augenblick war das gesamte ägyptische Herrschaftssystem auf den Kopf gestellt worden. Pharao, der Moses öffentlich herausgefordert hatte, weil er sich seiner Sache sicher gewesen war, war geschlagen und seine Zauberer glaubten nunmehr an Moses. Dies konnte Pharao unmöglich akzeptieren. In seiner pervertierten Vorstellung war einzig und allein er der Besitzer des Landes, selbst der Menschen, und er glaubte, anordnen zu können, ob die Menschen zu einer anderen Religion konvertieren durften oder nicht:

Pharao sprach: "Glaubt ihr an Ihn, bevor ich es euch erlaube? Ihr habt diese List in dieser Stadt ersonnen, um ihre Bewohner daraus zu vertreiben. Aber ihr werdet schon noch erfahren..." (Sure 7:123 – al-A'raf)

Fehlgeleitet durch seinen irrsinnigen Verstand, versucht Pharao nun, die Situation zu erfassen. Ganz offensichtlich war gerade ein Wunder geschehen, und nach einer schimpflichen Niederlage waren seine Zauberer zum Glauben an Moses' Herrn übergetreten. Was man in dieser Situation von Pharao hätte erwarten sollen, war, anzuerkennen dass ein Wunder geschehen war und zu akzeptieren, auf den richtigen Weg geleitet zu werden. Pharao jedoch zog es vor, die Ereignisse in einer Weise zu interpretieren, von der er selbst wusste, dass sie nur seiner Einbildung entsprang. So redete er sich ein, dass Moses und die Zauberer gegen ihn konspiriert hatten, um die Macht in Ägypten an sich zu reißen. Er ging sogar so weit, anzunehmen es wäre Moses gewesen, der seine Zauberer in der Magie unterwiesen hatte:

"…Er ist wohl euer Meister, der euch die Zauberei gelehrt hat!…" (Sure 20:71 – Ta Ha)

So wurde Pharao Zeuge Allahs' unwiderlegbarer Zeichen und Wunder, weigerte sich aber gleichwohl, sie anzuerkennen. Tatsächlich war sein Benehmen typisch für alle, die die Wahrheit leugnen. Diese Menschen sind entschlossen, im Unglauben zu verharren, an ihm festzuhalten, ganz gleichgültig, wie unbestreitbar die Zeichen sind, die ihnen gegeben werden. Sie flüchten sich in jeden nur möglichen Wahn um ihr Leugnen zu rechtfertigen. In jeder Gesellschaft und in jeder Altersstufe werden wir zahllose Ungläubige finden, die mit dieser enormen Halsstarrigkeit Pharaos infiziert sind, die die Existenz, die Einzigartigkeit und die Rechtmäßigkeit von Allahs Religion leugnen.

Pharao wusste jedoch, dass seine Dickköpfigkeit ihm nichts nützen würde. Die Niederlage der Zauberer und deren Konvertierung zu Moses' Glauben hatten seiner Autorität schweren Schaden zugefügt. Er musste die Situation wieder in den Griff bekommen und seine Macht wieder herstellen. Daher griff er zur Gewalt und bedrohte die nunmehr gläubigen Zauberer mit Folter und Tod. Diese jedoch, inzwischen die Wahrheit von Allahs' Botschaft wissend, suchten Zuflucht bei Allah. In verschiedenen Quranversen können wir nachlesen, wie die Zauberer ihrer Zuflucht zu Allah Ausdruck verleihen:

"…Wahrlich, ich lasse euch euere Hände und Füße wechselseitig abhacken und euch an Palmenstämmen kreuzigen. Ihr sollt wahrlich erfahren, wer von uns strenger und nachhaltiger straft."

Sie sprachen: "Siehe, zu unserem Herrn kehren wir zurück. Du nimmst doch nur deshalb Rache an uns, weil wir an die Wunderzeichen unseres Herrn glauben, nachdem sie zu uns gekommen sind. Unser Herr, wappne uns mit Geduld und nimm uns als Gottergebene zu Dir". (Sure 7:125, 126 – al-A'raf)

Sie sprachen: "Es gibt Schlimmeres! Denn wir werden zu Unserem Herrn zurückkehren. Siehe, wir hoffen, dass unser Herr uns unsere Sünden verzeihen wird, weil wir zu den ersten der Gläubigen gehören." (Sure 26:50, 51 – asch-Schu'ara')

Wie obige Verse mitteilen, gaben diese Gläubigen den Drohungen Pharaos nicht nach und unterwarfen sich ihm nicht erneut, denn sie hatten verstanden, dass sie im Falle getötet zu werden, zu Allah zurückkehren würden, zu Ihm, der alle Dinge erschaffen hat. Sie hofften inbrünstig, dass Allah ihnen ihren vormaligen Unglauben und ihre feindliche Haltung gegenüber dem rechten Glauben, vergeben würde. Denn Allah ist der Vergebende und der Barmherzige.

Von da an wurde Pharaos' Herrschaft über die Menschen spürbar härter und böswilliger. Er versuchte, die Menschen mit purer Gewalt zu beherrschen. Aufgrund dieser verschärften Tyrannei folgte Moses niemand, mit Ausnahme einer kleinen Gruppe junger Leute seines Volkes. Nur diese wenigen jungen Menschen besaßen den Mut und die Aufrichtigkeit, dem Beispiel der Zauberer zu folgen. Die Mehrheit jedoch wusste die Macht Allah des Allmächtigen nicht zu würdigen, und da sie Ihn nicht fürchteten, lehnten sie den rechten Glauben ab. Dies wird im Quran so berichtet:

Doch niemand bekannte sich zu Moses ausser einiger jungen Leute seines Volkes, aus Furcht vor Strafe des Pharao und seiner Oberhäupter. Denn Pharao war tatsächlich voller Macht im Land, und er war einer der maßlos Ausschweifenden. (Sure 10:83 – Yunus)

Eine derjenigen, die Moses folgten, war die Ehefrau des Pharao. Diese ehrenhafte Frau, die zuvor soviel weltlichen Luxus mit Pharao geteilt hatte, wagte es nicht nur, all diesem Reichtum zu entsagen, sondern machte sich dadurch auch zum Ziel von Pharaos' Gewalttätigkeit. Ihre Entscheidung ist Zeichen eines tiefen und aufrichtigen Glaubens. Tatsächlich nennt der Quran sie gemeinsam mit Maria als eine gläubige Frau, deren Verhalten vorbildlich war:

Und Allah führt für die Gläubigen ein (weiteres) Beispiel an: Die Frau des Pharao, als sie sprach: "O mein Herr! Baue mir ein Haus bei Dir im Paradies und rette mich vor Pharao und seinem Betragen, und rette mich vor dem Volk der Missetäter." (Sure 66:11 – at-Tahrim)

Die aufrichtige Hingabe von Pharaos' Frau an Allah ist ein herausragendes Beispiel für alle Muslims. Diese Rechtgläubige verzichtete auf allen Reichtum der Welt und erkannte, dass das wahre Leben im Jenseits liegt. Sie zog die Segnungen des Jenseits den Vorteilen dieses kurzen, wenn auch trügerisch blendenden diesseitigen Daseins vor. Sie betete zu Allah um einen Platz im Paradies. Zweifellos ist ein solch ehrliches Gebet, angefüllt mit der geistigen Hinwendung zum Jenseits, ein ausgezeichnetes Beispiel für alle Gläubigen.

landscape, verse

... those who believe and do right actions will be in the lush Meadows of the Gardens. They will have whatever they wish for with their Lord. That is the great favor.
(Surat ash-Shura, 22)