JOSEPH`S KINDHEIT
DER TRAUM
Als Kind hatte Joseph eines Nachts einen Traum, und er fragte seinen Vater, den Propheten Jakob, was der Traum wohl bedeuten möge. Dieser deutete den Traum und sagte, er enthalte Gutes für Joseph’s Zukunft. Doch er warnte ihn davor, den Traum seinen Brüdern zu erzählen. Im Quran steht darüber:
Joseph träumte von 11 Sternen, der Sonne und dem Mond, die sich vor ihm verneigten.
Als Joseph zu seinem Vater sagte: "O mein Vater! Ich sah elf Sterne und die Sonne und den Mond; und ich sah sie wirklich sich vor mir niederwerfen." Da sagte er: "Mein Söhnchen! Erzähle deinen Traum nicht deinen Brüdern, sonst werden sie sich Böses gegen dich vornehmen. Wahrlich, Satan ist den Menschen ein offenkundiger Feind. Denn so wird dein Herr dich auserwählen und dich die Deutung des Geschehens lehren und Seine Gnade an dir und dem Hause Jakobs vollenden, so wie Er sie zuvor an deinen Vorvätern vollendete, an Abraham und Isaak, Siehe, dein Herr ist wissend und weise." (Sure Joseph 12:4-6)
Der Grund für die Warnung des Vaters lag im Verhalten der Brüder gegenüber Joseph, daß in keiner Weise vertrauenerweckend war. Als weiser, empfindsamer Mann war Jakob klar, daß Joseph einen Charakter besaß, der Neid und Eifersucht provozierte. Da er seine Söhne ganz genau kannte, befürchtete er, sie könnten Joseph etwas antun wollen. So warnte er Joseph vor der Feindschaft Satans und empfahl ihm, auf der Hut zu sein.
Hier besteht die Lehre für die Muslime darin, vorsichtig zu sein mit Menschen, die Disharmonie und Unheil säen und gegenüber Menschen, die nachlässig sind in religiösen Dingen; sie sollten solchen Menschen nichts erzählen von positiven Entwicklungen und guten Zukunftsaussichten für die Muslime. Denn wirklich fromme Menschen freuen sich, wenn Muslimen etwas Gutes widerfährt, wenn sie gefestigter werden und sich ihre Lebensumstände generell verbessern, während die Neider und die Eifersüchtigen sich darüber ärgern. Da solche Menschen nicht wollen, daß irgend etwas zugunsten der Religion und der Gläubigen geschieht, versuchen sie, solches zu verhindern, und zu diesem Zweck arbeiten sie sogar mit den Feinden der Gläubigen zusammen. Gott beschreibt des Verhalten solch notorischer Unruhestifter:
Trifft dich Gutes, so betrübt es sie. Trifft dich ein Unheil, so sagen sie: "Wir haben uns ja schon abgesichert, " und wenden sich vergnügt ab. (Sure at-Tawba 9:50)
Daher sollte man solchen Menschen nichts über positive, glückverheißende Entwicklungen für die Muslime erzählen, bevor sie tatsächlich geschehen, man sollte insgesamt sehr vorsichtig sein im Umgang mit solchen Menschen. Jakob's Warnung an seinen Sohn ist ein gutes Beispiel dafür.
DIE FALLE
Ein Gemälde des Propheten Jakob und seiner Kinder. Das Motiv der Brüder, die sich Joseph's entledigen wollten, war Eifersucht. Sie glaubten, ihr Vater liebe Joseph mehr als sie.
Jakob tat recht daran, seinen Sohn zu warnen. Die Brüder waren tatsächlich eifersüchtig auf ihn und den jüngsten Bruder, und ihre Eifersucht ging soweit, daß sie sich Joseph’s für immer entledigen wollten. Hier wird es ganz deutlich, daß Joseph’s Brüder die moralischen Werte des Islam vollständig mißachteten und daß nichts vom Charakter eines wahren Gläubigen in ihnen war. Was sie Joseph antun wollten, wird im Quran so beschrieben:
Da klagten sie: "Wahrlich, Joseph und sein Bruder sind unserem Vater lieber als wir, obwohl wir so zahlreich sind. Siehe, unser Vater befindet sich offensichtlich im Irrtum. Tötet Joseph oder vertreibt ihn weit weg. Eueres Vaters Aufmerksamkeit wird dann wieder euch gehören, und danach werdet ihr wieder als anständige Menschen leben. (Sure Joseph 12:8-9)
Wie aus dem Vers deutlich wird, war Neid das Hauptmotiv von Joseph’s Brüdern, ihm eine Falle zu stellen. Der Gedanke daran, daß der Vater Joseph und den jüngsten Bruder mehr liebte, trieb sie dazu. Sie wollten die Liebe ihres Vaters für sich allein, weil sie glaubten, ihre Zahl und die Art und Weise, wie sie sich gegenseitig halfen, gebe ihnen dieses Vorrecht.
Nun ist dies eine sehr pervertierte Denkweise. Dem Quran zufolge ist der wahre Maßstab der Liebe eines Gläubigen der Grad seines Gottesbewußtseins. Wer sich Gottes bewußt ist, fürchtet Ihn und bleibt mit seinem Verhalten gewissenhaft in den Grenzen, die Er gesetzt hat. So sind die Menschen, die sie am meisten lieben jene, die die besten moralischen Werte zeigen. Das ist das Konzept der Liebe unter Gläubigen. Ganz sicher handelte Jakob danach im Umgang mit seinen Söhnen. Es ist völlig normal, daß er Joseph am meisten liebte, denn dieser war Gottesfürchtiger und folgte höheren moralischen Werten als die anderen Söhne. Doch Joseph’s Brüder waren ganz und gar nicht dieser Auffassung, denn sie verstanden nicht, warum der Vater Joseph und den jüngsten Bruder mehr liebte als sie. Daran wird sichtbar, wie weit ihr Charakter von ihrer Religion abgekommen war.
Ein weiterer bemerkenswerter Aspekt ihres Verhaltens ist die Respektlosigkeit, mit der sie ihren Vater behandelten. Obwohl dieser ein erwählter Prophet war, ein Mann von überlegener Intelligenz, behaupteten sie, ihr Vater mache ganz offensichtlich einen Fehler, wenn er Joseph und den Jüngsten bevorzuge. Diese Respektlosigkeit gegenüber einem Propheten zeigt, wie schwach ihr Glaube war, daß sie Joseph zu töten versuchten, beweist ebenfalls ihren schwachen Glauben und ihre unheilvolle Natur. Niemand, der Gott fürchtet, der weiß, daß er im Jenseits für seine Taten zur Verantwortung gezogen werden wird, der weiß, daß Gott ihn in jedem Moment sieht und hört, würde jemals so handeln, er nicht einmal daran denken, so zu handeln. Doch die Brüder glaubten, die richtige Entscheidung, die Liebe ihres Vaters zurückzugewinnen und ihre Eifersucht vergehen zu lassen, sei es, Joseph zu töten oder ihn zumindest auszusetzen.
Töten ist auf jeden Fall eine Sünde, und ein Kind auszusetzen, ist eine böse Handlung. Menschen, die an so etwas auch nur denken, haben kein Gewissen und kein Mitleid. Doch Joseph’s Brüder waren so grausam und unbarmherzig.
Ihr gesamtes Denken war völlig krank. Sie glaubten, nach einer solchen Sünde, einer solch bösen Tat, gehörten sie immer noch zu den Rechtschaffenen. Natürlich kann jemand, der wirklich wünscht, Gott möge ihm vergeben, nachdem er gesündigt hat, hoffen, sich zu bessern und wieder zu den Gottesfürchtigen zu gehören. Doch diese Männer glaubten in voller Kenntnis der Tatsache, daß ihre Handlungen falsch waren, sie könnten weiterhin als Gottesfürchtig angesehen werden. Das ist ein weiterer Beweis, daß ihnen jede Vernunft fehlte und daß sie nicht den Charakter der wahren Gläubigen hatten.
In der Fortsetzung des Vers ist erkennbar, daß Gott Joseph im Moment größter Gefahr half, indem er seinen Brüdern eingab, ihn nicht zu ermorden, sondern ihn in einen Brunnen zu werfen:
Einer unter ihnen aber sprach: "Tötet Joseph nicht. Aber wenn ihr etwas tun wollt, dann werft ihn in die Tiefe des Brunnens. Eine der Karawanen mag ihn dann herausziehen." (Sure Joseph 12:10)
Wie wir sehen, war Joseph, der Prophet, immer dem Schicksal unterworfen, daß Gott ihm zugedacht hatte, ganz gleich, welche Pläne seine Brüder schmiedeten und was sie auch gegen ihn unternahmen. Niemand kann jemals dem Schicksal entgehen, das für ihn vorgesehen ist. Gott hatte das Schicksal des Propheten Joseph bereits beschlossen, schon bevor dieser geboren war, und Joseph erfuhr sein Schicksal genau so, wie es für ihn bestimmt war.
Wir müssen uns an diesem Punkt bewußt sein, daß es nicht der Bruder mit seinem Vorschlag, Joseph in den Brunnen zu werfen war, dem dieser sein Überleben verdankte, sondern daß es Gott’s Wille war, der seinen Tod verhinderte. Hätte Gott gewollt, so hätte er dem Bruder die Idee, Joseph in den Brunnen zu werfen, nicht einzugeben brauchen. Doch in Joseph’s Schicksal stand geschrieben, daß man ihn eigentlich ermorden wollte, ihn aber statt dessen in den Brunnen warf. Deswegen kam dem Bruder diese Idee. Die übliche Vorstellung, jemand könne seinem Schicksal entgehen, steht außer Frage. Joseph’s Schicksal war bis ins kleinste Detail festgelegt. Die Tatsache, daß seine Brüder ihn nicht ermordeten, lag nicht an einem Fehlschlag ihres Planes, sondern daran, daß Gott von Anfang an etwas anderes bestimmt hatte.
Gott hatte Joseph Seinen Plan in dem Traum, den Joseph als kleines Kind hatte, offenbart. Das Leben Josephs entwickelte sich so, daß der Traum bestätigt wurde. Gott gibt manchen Seiner Diener von Zeit zu Zeit Hinweise auf deren Zukunft. Zum Beispiel offenbarte Er dem Propheten Muhammad in einem Traum, daß er Mekka einnehmen und mit den Gläubigen gefahrlos dorthin pilgern könne. Der Vers darüber lautet:
Wahrlich, Gott wird das Traumgesicht Seines Gesandten wahrmachen: Er wird euch, so wie Gott es will, in völliger Sicherheit in die unverletzliche Moschee führen, mit geschorenem Haupt oder gekürztem Haar. Fürchtet euch nicht; denn Er weiß, was ihr nicht wisst. Und Er hat euch außer diesem einen weiteren nahen Sieg bestimmt. (Sure al-Fath 48:27)
Der Schlüssel zum Verständnis von Gott’s Fähigkeit, das bis dahin Unbekannte zu offenbaren durch Ereignisse, die genau in der Weise geschehen, wie Er sie offenbart hat, ist, zu erkennen, daß alles, was uns unbekannt erscheint, in der zeitlosen Gegenwart Gottes bereits stattgefunden hat. Unbekanntes gibt es nur für den Menschen. Gott ist von Zeit und Raum unabhängig, Er erschafft alles und Er weiß alles. Er hat die Zeit und alle Geschichte in ihr in einem einzigen Moment erschaffen.
Wir dürfen diese Wahrheit nicht vergessen, wenn wir den nächsten Abschnitt in Josephs Lebensgeschichte betrachten. Alles was geschieht, geschieht nach dem Willen Gottes, und für Gläubige gibt es etwas Gutes in allem, was geschieht. Nach aller Mühe und Drangsal, die viel Geduld erfordern, gibt Gott Wohlstand und Segnungen in dieser Welt, und Er gibt Vergeltung im Jenseits. Deswegen sind Ereignisse, die von außen betrachtet als böse erscheinen, wie die Versklavung, Verleumdung und Inhaftierung, für die Gläubigen in Wahrheit glückverheißend.
DER BÖSE PLAN DER BRÜDER
Joseph's Brüder an dem Brunnen, in den sie ihn geworfen hatten. Sie wissen nicht, was ihnen bevorsteht, nachdem sie ihn in die Tiefe stießen. Doch alles geschieht nach dem von Gott erschaffenen Schicksal.
Gott offenbart im Quran, daß Joseph’s Brüder einen hinterhältigen Plan gegen ihn ausheckten, den sie dann auch ausführten. Zuerst baten sie den Vater, Joseph mit ihnen zu senden, und sie überzeugten ihn von der Idee, obwohl sie wußten, daß der Vater ihnen mißtraute.
Sie sagten: "O unser Vater! Warum vertraust du uns nicht Joseph an? Wir meinen es doch gut mit ihm. Schicke ihn morgen mit uns, damit er sich vergnügt und spielt. Wir werden gewiss auf ihn aufpassen." (Sure Joseph 12:11-12)
Der Vater war zurückhaltend, Joseph mit ihnen gehen zu lassen, nahm sogar in Kauf, daß die Söhne sein Mißtrauen bemerkten. Doch die behaupteten, sie wollten nur das Beste für Joseph. Die Tatsache, daß sie diese Lüge so leicht über die Lippen brachten, obwohl sie vorhatten, Joseph zu ermorden, zeigt, daß solche Übeltäter keinerlei Schwierigkeiten haben, zu lügen. Sie fuhren also fort, zu lügen, sagten, Joseph möge sie zu seinem eigenen Vergnügen begleiten und versprachen, gut auf ihn aufzupassen. Was hier weiter bemerkenswert ist, ist die Art und Weise, wie solche Übeltäter immer versuchen, sich als Menschen mit den besten Absichten darzustellen. Wie sie vortäuschten, nur das Beste für Joseph zu wollen, wie sie den Eindruck vermittelten, sich um ihn zu sorgen, all das war Teil ihrer verschlagenen Charakter:
Er sprach: "Siehe, mich betrübt es, dass ihr ihn mitnehmen wollt. Ich fürchte, dass der Wolf ihn frisst, während ihr gerade nicht auf ihn achtgebt." Sie sagten: "Wahrlich, wenn ihn der Wolf fräße, obwohl wir so viele sind, stünde es schlecht um uns!" (Sure Joseph 12:13-14)
Jakob traute seinen Söhnen nicht, und er hatte einen Verdacht, deshalb äußerte er seine Bedenken. Er fürchtete, sie würden Joseph etwas antun und dann mit einer vorbereiteten Entschuldigung zu ihm zurückkehren. Entrüstet stritten sie dies ab und versuchten, ihn davon zu überzeugen, daß nichts dergleichen geschehen würde. Es ist eine weitere Technik, der sich üble Charakter oft bedienen:
Und des Abends kamen sie weinend zu ihrem Vater. Sie sagten: "O unser Vater! Wahrlich, wir liefen um die Wette und ließen Joseph bei unseren Sachen zurück. Da fraß ihn der Wolf. Du aber glaubst uns nicht, obwohl wir die Wahrheit sagen." Und des Abends kamen sie weinend zu ihrem Vater. Sie sagten: "O unser Vater! Wahrlich, wir liefen um die Wette und ließen Joseph bei unseren Sachen zurück. Da fraß ihn der Wolf. Du aber glaubst uns nicht, obwohl wir die Wahrheit sagen." (Sure Joseph 12:16-17)
Dieses Gemälde zeigt Joseph's Brüder, die ihrem Vater die Lüge erzählen, Wölfe hätten Joseph gefressen und ihm als ‚Beweis' ein blutiges Hemd zeigen.
Die Ereignisse entwickelten sich also genau wie Jakob es befürchtet hatte. Das Verhalten der Brüder Josephs bestätigte die Berechtigung der Zweifel, die der Vater gegen sie gehegt hatte, daß sie Krokodilstränen weinend zu ihm zurück kamen, ist ein klares Zeichen ihres verdorbenen Charakters. Ein wahrer Gläubiger würde so etwas nie akzeptieren, dann weil wahre Gläubige wissen, daß in allem etwas Gutes und glückverheißendes steckt, geben sie sich ihren Schwächen nicht hin und sie jammern und klagen nicht, ganz gleich, was ihnen auch widerfahren mag.
Die Klagen von Joseph’s Brüdern waren reine Heuchelei. Tränen einzusetzen, um den anderen zu täuschen, ist eine der widerwärtigen Techniken böser Menschen. Auf diese Weise versuchen sie, sich als hilflos darzustellen und das Mitleid anderer zu erregen. Sie versuchen, den Eindruck zu vermitteln, man könne ihnen vertrauen, obwohl dies absolut nicht der Fall ist. Es ist ein sich niemals ändernder Charakterzug von Übeltätern aller Zeiten. Joseph’s Brüder fühlten nicht den kleinsten Gewissensbiß, als sie ihren Bruder, ein Kind, in die Tiefe des Brunnens warfen, doch als sie sich rechtfertigen mußten, erschienen sie falsche Tränen weinend vor ihrem Vater.
Gläubige können anhand dieser Situation wertvolle Einsichten gewinnen. Jakob hatte seine Sorge klar gemacht, daß Joseph von einem Wolf gefressen werden könnte. Seine Söhne, wahre Übeltäter, benutzten genau die entsprechende Lüge, nachdem sie ihren Bruder in den Brunnen geworfen hatten. Sie dachten, ihr Vater würde ihnen dann eher glauben. Die Lehre, die Gläubige aus dieser Geschichte ziehen müssen, ist, zu vermeiden, ernste Zweifel und Sorgen auszudrücken, wenn böswillige Menschen mithören können. Denn wie wir gesehen haben, könnten diese die aufrichtigen Worte der Gläubigen gegen sie benutzen.
Wie die Fortsetzung des Verses zeigt, waren sich die Brüder der Tatsache durchaus bewußt, daß ihr Vater ihnen nicht glaubte. Das liegt an der Geistesverfassung, die nicht nur auf Joseph’s Brüder zutrifft, sondern auf jeden Heuchler. Die Gläubige in eine Falle locken, fühlen sich permanent schuldig. Sie können nicht anders, als an ihre Tat zu denken und sie erwähnen sie sogar. Sie benutzen Floskeln wie, “… du wirst uns nie glauben, selbst wenn wir tatsächlich die Wahrheit sagen“, was ein ehrlicher Mensch niemals tun würde. Das macht ihr fehlendes Selbstvertrauen deutlich, was wiederum von ihrer Unfähigkeit stammt, den Charakter und die moralischen Werte eines Gläubigen zu zeigen. Gott gibt im Quran ein Beispiel für die doppelzüngige und übertriebene Sprache der Heuchler.
Ein Film über den Propheten Joseph zeigt die Brüder, wie sie sich als vertrauenswürdig präsentieren und das Hemd, daß sie mit Blut beschmiert hatten, vorzeigen.
Wenn die Heuchler zu dir kommen, sagen sie: "Wir bezeugen, dass du wirklich der Gesandte Gottes bist!" Gott weiß wohl, dass du Sein Gesandter bist. Und Gott bezeugt, dass die Heuchler Lügner sind. Sie haben sich hinter ihren Eiden verschanzt und halten so (andere) von Gottes Weg ab. Fürwahr, übel ist, was sie tun. (Sure al-Munafiqun 63:1-2)
Skrupellos schwören die Heuchler falsche Eide, während die Gläubigen ihren Worten untereinander Vertrauen schenken und niemals an ihnen zweifeln. Doch die Heuchler können den Gläubigen trotz ihrer Machenschaften nicht schaden, selbst wenn sie sich einbilden, die Gläubigen getäuscht zu haben. Gott beschreibt ihre Situation:
Manche Menschen sprechen wohl: "Wir glauben an Gott und an den Jüngsten Tag"; doch sind sie keine Gläubigen. Betrügen wollen sie Gott und die Gläubigen; doch sie betrügen nur sich selbst und wissen es nicht. Ihre Herzen sind krank, und Gott mehrt ihre Krankheit, und für sie ist schwere Strafe für ihr Lügen bestimmt. (Sure al-Baqara 2:8-10)
FALSCHES ZEUGNIS DER BRÜDER
Joseph’s Brüder wußten ganz genau, daß sie kein bißchen glaubwürdig waren. Deswegen produzierten sie ein falsches Indiz, durch das sie hofften, glaubwürdig zu scheinen. Sie beschmierten Joseph’s Hemd mit Blut und brachten es ihrem Vater, um diesen davon zu überzeugen, Joseph sei tot.
Dies weist darauf hin, daß jene, die den Muslimen übel wollen, nicht davor zurückschrecken, gefälschte “Beweise“ vorzulegen, um ihre Konspirationen zu befördern. Im Lichte dessen muß man auf solche Methoden gefaßt und vorbereitet sein, man muß die vorgelegten “Beweise“ genauestens untersuchen, denn Gott hat geboten:
O ihr, die ihr glaubt! Wenn ein Unzuverlässiger mit einer (verleumderischen) Nachricht zu euch kommt, so klärt die Sache auf, damit ihr niemand unabsichtlich verletzt und euer Verhalten hernach bereuen müsst. (Sure al-Hujurat 49:6)
Jakob glaubte seinen Söhnen definitiv nicht, er hatte erkannt, worauf sie aus waren, und er sagte ihnen dies auf den Kopf zu:
Und sie brachten sein Hemd mit falschem Blut befleckt. Er sprach: "O nein! Ihr habt etwas ausgeheckt! …"(Sure Joseph 12:18)
Indem er seinen Söhnen sagte, ihr Unterbewußtsein habe sie getäuscht und sie verführt, diese Tat zu begehen, lenkte Jakob die Aufmerksamkeit auf die Tatsache, daß die Menschen schreckliche Dinge tun, wenn sie ihren Begierden nachgeben und daß alles Böse daraus entsteht. Das ist ein weiterer Sachverhalt, den Gläubige sehr sorgfältig erwägen sollten. Weltliche Begierden verführen die Menschen zum Bösen, und jedermann muß vorsichtig und jederzeit auf der Hut sein, er muß auf die Stimme seines Gewissens hören, und nicht auf die seines Unterbewußtseins. Eine weitere Erkenntnis aus diesem Vers ist, daß die Scheinheiligen und die Heuchler durch ihr Unterbewußtsein motiviert werden.;
Das Beeindruckendste an den Ereignissen ist das bescheidene, gemäßigte Auftreten Josephs. Es unterstreicht den Grundsatz, daß Gläubige ihr Vertrauen allein in Gott setzen sollen und innere Stärke beweisen müssen, ganz gleichgültig, was ihnen widerfahren mag. Wie wir gesehen haben, war Jakob, sich der Tatsache sehr wohl bewußt, daß seine Söhne Jakob eine Falle gestellt hatten. Doch tolerant und gemäßigt wie er war, suchte er Hilfe bei Gott. Was er seinen Söhnen sagte, zeigt erneut, was für ein Gottesfürchtiger und geduldiger Mensch er war:
“… Jetzt gilt es, Geduld zu üben. Und es gilt, Gott um Hilfe gegen das zu bitten, was ihr beschrieben habt.” (Sure Joseph 12:18)DER BRUNNEN
Joseph war sich – während er das Verbrechen, daß seine Brüder an ihm begingen, geduldig ertrug – immer bewußt, daß Gott an seiner Seite stand und daß Gott alles hörte und sah, als seine Brüder ihn in die Falle lockten. Gott sprach Joseph Mut zu:
Und als sie mit ihm losgezogen waren und sich geeinigt hatten, ihn in die Tiefe des Brunnens zu werfen, offenbarten Wir ihm: "Wahrlich, du wirst ihnen eines Tages diese ihre Tat vorhalten, ohne dass sie es merken." (Sure Joseph 12:15)
Dieser Vers hebt zwei weitere Punkte hervor: Erstens, das gemeinsame Handeln der Brüder, als sie ihn in den Brunnen warfen; Sie glaubten vielleicht, sie könnten die Verantwortung für ihre Tat gemeinsam tragen, doch sie irrten sich sehr. Ihr Verhalten beweist lediglich, daß sie alle gewissenlos waren, denn keiner von ihnen trat dem beabsichtigten Vorhaben entgegen.
Weiterhin zeigt dieser Vers, daß Gott Joseph half, indem Er ihm in der scheinbar dunkelsten Stunde seines Lebens eine bessere Zukunft versprach. Das allein schon ist ein Wunder, und für Joseph war es ein großer Segen. Eine Offenbarung von Gott zu erhalten, in der Er ihm den Rücken stärkte, gerade als er in den Brunnen gestoßen werden sollte, war die beste Hilfe, der er sich wünschen konnte. Denn von diesem Moment an wußte Joseph, daß die üblen Machenschaften seiner Brüder ihm nicht das Geringste anhaben konnten. So war er beruhigt und er fühlte sich sicher, auf Gott’s Versprechen bauend.
("O Joseph! O du Wahrhaftiger! Gib uns Aufschluss über sieben fette Kühe, die von sieben mageren gefressen werden, und von sieben grünen und (sieben) anderen dürren ähren, damit ich zu den Leuten zurückkehren kann und sie es verstehen." (Sure Joseph 12:46)
Ein aufrichtiger Gläubiger, begibt sich immer in die Hände Gottes, ganz gleich, wie schwer die Drangsal auch sein mag, die er zu erleiden hat; selbst wenn er keine persönliche Offenbarung erhält, akzeptiert er, was immer auch geschieht. Denn Gott hat den Gläubigen mitgeteilt, daß Er immer an ihrer Seite ist:
... Und Gott wird den Ungläubigen keine Möglichkeit geben, gegen die Gläubigen vorzugehen.(Sure an-Nisa 4:141)
Niemand, der ehrlich an Gott’s Versprechen glaubt, wird jemals über die Machenschaften von bösen Menschen und Ungläubigen besorgt sein.
Die überlegene Natur Josephs leitet sich aus seinen moralischen Werten und der Unterwerfung unter den Willen Gottes her. Obwohl vom Alter her noch ein Kind war, war er schon sehr erwachsen. Wir müssen bedenken, wie es für ein Kind gewesen sein muß, in einen Brunnen geworfen zu werden. Der Vers spricht der “Tiefe des Brunnens“, was nichts anderes heißt, daß es dort unten stockfinster war, ein Ort an dem die Drohung des Todes nahe war. Für Joseph war es ungewiß, ob er jemals gefunden werden würde, oder nicht. Auch konnte er nicht wissen, was für Menschen es sein würden, die ihn – wenn überhaupt – finden würden, ob sie gut oder schlecht sein würden. Jemand, dem die Unterwürfigkeit unter den Willen Gottes fehlt, würde unter solchen Umständen von Zweifeln geplagt werden. Doch Joseph war geduldig und fügte sich dem Willen Gottes. Das ist ein klarer Hinweis auf sein überlegenes Bewußtsein. Offensichtlich ist eine solch schwere Prüfung in einem so frühen Lebensalter auch ein deutlicher Hinweis darauf, daß er als einer der Erwählten aufwachsen würde, denn nur Menschen, die sich Gott aufrichtig hingeben und sich seinem Willen unterwerfen, können solche Prüfungen bestehen.
Joseph wurde als Kind von seinen Brüdern in einen Brunnen geworfen. Er wußte nicht, ob er gerettet werden würde oder nicht. Trotzdem zeigt er große Geduld und Vertrauen in Gott.
Die Situation, in der Joseph sich befand, war tatsächlich furchterregend. Er wurde schwer geprüft. Doch wie der Vers “Doch wahrlich, mit (jeder) Schwierigkeit kommt (auch) Erleichterung!“ (Sure asch-Scharh 94:5) beschreibt half ihm Gott durch seine Versprechen, daß ihn tröstete und ihm Frieden und Sicherheit gab.