Fassen wir zusammen, was wir im vorherigen Kapitel besprochen haben. Alles was wir sehen, hören, fühlen und als Materie bezeichnen, besteht tatsächlich aus Wahrnehmungen, die wir in unseren Gehirnen empfinden. Wir können nicht aus unserem Gehirn heraustreten und ein direktes Wissen über die Dinge erlangen, und so können wir auch nicht bestätigen, ob sie tatsächlich in der realen Welt existieren. Es gibt keinen technischen Unterschied zwischen Träumen und realem Leben, wir nehmen beide in unserem Gehirn wahr. Die weite Welt, die wir uns so riesig gross vorstellen, ist tatsächlich ein Strom von in unser Gehirn übertragenen Wahrnehmungen. Gigantische Galaxien, von denen wir annehmen, sie seien Milliarden Kilometer entfernt, sind tatsächlich einfache Wahrnehmungen im Sehzentrum unseres Gehirns. Sie sind nicht im Weltraum, sondern direkt in uns.
Viele, wenn nicht fast alle Menschen sind sich dieser bedeutsamen Tatsache nicht bewusst. Doch auch wenn andere sich dessen nicht bewusst sind, so kann dies für uns keine Entschuldigung sein – denn die fraglichen "anderen" sind auch Bilder in unserem Gehirn. Wir erfahren diese Bilder und sind verantwortlich dafür, dass wir verstehen, was wir sehen. Auch wenn alle anderen uns erzählen: "Diese Welt ist real, keine Wahrnehmung", so ändert das nichts. In einem Traum mögen Sie tausende Menschen einstimmig rufen hören: "Diese Welt ist real, keine Wahrnehmung". Doch der Traum wird zu Ende gehen. All die Menschen werden plötzlich verschwinden. Abgesehen von der Wahrnehmung hat kein einziger von ihnen je wirklich existiert.
Auch das wirkliche Leben wird eines Tages zu Ende sein - mit dem Tod. Alles was wir sehen, einschliesslich derer, die uns erzählt haben, diese Welt sei real, werden verschwinden und durch eine völlig neue Realität ersetzt werden – durch die Welt des Jenseits. Gott offenbart diese Tatsache im Quran an der Stelle, wo Er von der schlimmen Lage derer spricht, die schattenhafte Existenzen und Ziele in dieser Welt zu ihrem einzigen Lebenszweck machen – oder Hilfe von diesen Dingen erwarten und sie so zu Götzen machen:
Gegen einen Stein zu treten, beweist nicht, dass der Stein tatsächlich existiert. Dieser Stein ist lediglich eine Wahrnehmung im Gehirn. Wir können dieselbe Wahrnehmung haben, wenn wir träumen, auch wenn der Stein im Traum nicht existiert. |
... Unsere Boten zu ihnen kommen, um sie mit sich zu nehmen, und sprechen: "Wo ist das, was ihr neben Gott anzurufen pflegtet?" Sie werden sprechen: "Sie sind uns entschwunden." Und so bezeugen sie gegen sich selbst, dass sie Ungläubige wären. (Quran, 7:37)
Wer die hier dargestellten Tatsachen zurückweist, ist Materialist, jemand, der behauptet, Materie sei die fundamentale Realität und dass der menschliche Verstand nur eine andere Form von Materie sei. Materialisten sind generell nicht bereit, die hier dargelegten offensichtlichen Wahrheiten zu bedenken und darüber zu sprechen, dass wir niemals direkten Kontakt mit Materie haben werden. Oft sind sie frustriert über diese Vorstellung. Im achtzehnten Jahrhundert waren Materialisten verärgert, als der britische Philosoph und Geistliche George Berkeley systematisch erklärte, dass das, was wir Materie nennen, tatsächlich eine Reihe von Wahrnehmungen unseres Verstandes ist.
Der materialistische Denker Samuel Johnson, der zur selben Zeit lebte, trat einen Stein mit dem Fuss und rief dabei aus, indem er das tue, habe er Berkeley "widerlegt". Doch Johnson’s primitive Reaktion und die ähnlichen Behauptungen anderer, späterer Materialisten zeigen, wie weit sie davon entfernt sind, die Wahrheit über Materie zu verstehen.
Weder das Treten eines Steins noch das Schlagen gegen eine Wand stellt einen Beweis dar, dass Steine und Wände existieren. Alles was wir tun und fühlen in diesem Moment ist eine Serie von Wahrnehmungen in unserem Gehirn. Tatsächlich können sie genauso realistisch einen Stein im Traum treten, doch Sie werden sicherlich zustimmen, dass ein solcher Stein dann nicht existiert.
Der Widerstand der Materialisten gegen diese Erkenntnis basiert allgemein auf ihrer Unfähigkeit, diese zu verstehen. Sie haben sich einen dogmatischen Glauben an die Existenz von Materie aufgezwungen und vermeiden es sorgfältig, diesen in Frage zu stellen. Wir erwägen und enthüllen hier eine Wahrheit, die sie nicht anerkennen wollen: Wenn sie die Existenz von Materie akzeptieren, dann müssen sie sich selbst als den kleinen Mann oben im Turm ansehen.
Das Bild des Turms, das den Titel dieses Buches bildet, ist nur eine Metapher, die wir benutzt haben, um das Thema erklären zu helfen.
Ihre Bedeutung ist folgende: Jeder, der behauptet, dass Materie tatsächlich existiert in diesem Moment - ausserhalb und abgesehen von dem Bild der Welt und Ihrem Körper in Ihrem Gehirn – muss die Existenz eines gigantischen Körpers akzeptieren, der alle diese Bilder in seinem Schädel trägt. In diesem Fall, das Sie alles in Ihrem Gehirn wahrnehmen, sind Sie eine kleine Person, eingeschlossen in einem winzigen Raum an der Spitze eines gigantischen Turms.
Wie kommen wir zu dieser Schlussfolgerung?
Alles, wovon wir glauben, es existiere ausserhalb unseres Gehirns, ist tatsächlich eine Wahrnehmung, die in unserem Gehirn entsteht. |
Überlegen wir Schritt für Schritt:
1) Sehen Sie sich um, und Sie werden eine Vielzahl von Objekten entdecken: Möbel, Wände, Häuser, Menschen, Autos, den Himmel – und Ihren eigenen Körper. Alle diese Objekte, einschliesslich Ihres eigenen Körpers, befinden sich an demselben Ort.
2) Wo ist dieser Ort? Denken Sie an die Erklärungen auf den vorhergehenden Seiten und Sie werden erkennen, dass dieser Ort nirgendwo anders ist als in Ihrem Sehzentrum im Gehirn. Die ganze Welt, einschliesslich Ihres eigenen Körpers ist in einem nur wenigte Kubikzentimeter grossen Areal im hinteren Teil Ihres Gehirns im Schädel. In diesem Moment sehen Sie das Buch in diesem Areal Ihres Gehirns. Die Hände, die Sie sehen und fühlen, wenn Sie die Seiten umblättern, sind ebenso im Seh- und Tastzentrum Ihres Gehirns. Alle Organe Ihres Körpers befinden sich an derselben Stelle. Der Stuhl, auf dem Sie sitzen, während Sie lesen und der Raum, der den Stuhl enthält, sind ebenfalls dort.
3) Glauben Sie also, dass Sie, abgesehen von der Wahrnehmung in Ihrem Schädel ausserdem einen Körper aus Materie haben? Wenn Sie an einen solchen Körper glauben, dann sollten Sie erkennen, dass Sie ihn niemals wahrgenommen haben. Auch besitzen Sie keinerlei Information darüber, wie er beschaffen ist. Alles was Sie tun können, ist anzunehmen, dass solch ein Körper existiert.
4) Glauben Sie an die Existenz eines solchen Körpers, dann müssen Sie auch die Existenz eines Riesen ausserhalb des Körpers, den Sie in diesem Moment sehen, annnehmen, da Sie selbst und alles was Sie sehen – Ihr Zimmer und alle Objekte draussen – sich im Sehzentrum im Schädel dieses Riesen befinden. Demnach muss sein Körper enorm gross sein. Unterhalb des Bereichs, in dem Sie sich befinden, müssen Schultern sein, Arme, ein Rumpf, Beine und Füsse, falls der Riese tatsächlich ein zweiarmiges, zweibeiniges Wesen ist wie sie selbst.
5) Wenn das der Fall ist, dann müssen Sie ein Miniaturmensch sein, der im Schädel des Riesen lebt. Sie können sich auch vorstellen, dass Sie in einer Kammer ganz oben in einem riesigen Turm eingesperrt sind und dass Sie diese Kammer niemals verlassen können und nur einen Bildschirm sehen, der vor Ihnen steht. In dieser Analogie ist der Turm ihr physischer Körper, den Sie behaupten zu besitzen, während der Körper, den Sie wahrnehmen, nur der kleine Mann ist, der sich oben in diesem Turm befindet.
Wenn Sie glauben, Sie hätten einen Körper, dessen Äusseres Sie von aussen wahrnehmen können, dann müssen Sie akzeptieren, dass Sie ganz oben in einem gigantischen Turm als Gefangener leben; dass Sie Ihre Zelle niemals verlassen können, sondern nur den Bildschirm vor Ihnen beobachten können. |
Sie können den riesigen Turm - den physischen Körper Ihrer Vorstellung - niemals sehen, denn Sie sind in einem winzigen Raum hoch oben eingeschlossen. Sie können diesen Raum Ihr Leben lang nicht verlassen. Sie können nur die auf die Wände dieses Raums projizierten Bilder sehen. Manche Objekte dieser Bilder, Sterne zum Beispiel, scheinen Millionen Kilometer ebtfernt zu sein. Tatsache ist jedoch, dass Sie immer noch in diesem winzigen Raum sind.
Um dies besser zu verstehen, nehmen Sie das Beispiel der Zeichentrickfiguren, die oft im Fernsehen gezeigt werden. In manchen dieser Zeichentrickfilme wird ein gigantischer Roboter von jemandem gesteuert, der im Kontrollraum im Kopf der Maschine sitzt, wie in dem bekannten Film "Voltran" zum Beispiel. Der Roboter folgt den Anweisungen der Person im Kontrollraum. Diese Person ist ein winziger Mensch, der in einem wolkenkratzergrossen mechanischen Menschen sitzt.
Wenn Sie glauben, der Körper, den Sie in diesem Moment sehen und fühlen, korrespondiere mit irgendeiner materiellen Realität, dann müssen Sie dieses System akzeptieren. Sie müssen einsehen, dass Sie der kleine Mensch sind, der in einem kleinen Raum in der Spitze eines Turmes oder in einem gigantischen Roboter sitzt. Überlegen Sie, das der Körper, den Sie in diesem Moment sehen, ungefähr 1,80 Meter gross ist. Dann müssen Sie den Vergleich akzeptieren, dass der Körper, der "ausserhalb" existieren soll, eine gigantische Grösse hat. Wenn der Körper ein Turm ist, und das diesen wahrnehmende "Ich" ein Mensch in einer Zelle ganz oben in diesem Turm, dann muss der Turm hunderte Meter hoch sein. Wenn Sie ein 5 mal 9 Zoll grosses Bild von dem Körper haben, den Sie als "Mich" bezeichnen, dann muss der physische Körper, den Sie zu besitzen glauben, hunderte Meter hoch sein.
Noch ein weiteres Beispiel kann dies klarer machen. Jemand, der behauptet, draussen gebe es ein Auto und er sehe dieses Auto, muss wie folgt denken:
Alles, wovon wir glauben, es existiere ausserhalb unseres Gehirns, ist tatsächlich eine Wahrnehmung, die in unserem Gehirn entsteht. |
Das Bild des Autos formt sich im Gehirn eines Menschen. Das Sehzentrum ist nur wenige Kubikzentimeter gross. Wenn das Bild des mehrere Meter lang Autos dort hinein passt, dann muss das Sehzentrum wenigstens die Grösse des Autos haben.
Und wenn das Sehzentrum einige Meter gross ist, dann muss das menschliche Gehirn im Verhältnis dazu riesige Dimensionen haben.
Wenn das menschliche Gehirn solch einen riesigen Raum beansprucht, dann muss der Köper des Menschen mehrere Kilometer gross sein.
Wir sprechen hier nur von jemandem, der ein Auto erblickt. Denken Sie nun an einen Menschen, der ein Tal sieht, mehrere Kilometer lang. Wenn er behauptet, er sehe das Original des Tales, dann muss sein Sehzentrum ein Bereich von wenigstens mehreren Quadratkilometern umfassen. Wenn dem aber so ist, dann müssen Gehirn, innere Organe, Arme und Beine dieses Menschen alle entsprechend gross sein – von kolossalen Ausmassen also.
Das dies aber ausser Frage steht, ist es dann nicht ziemlich unlogisch, zu behaupten, ein mehrere Meter langes Auto oder ein Tal von der Grösse mehrerer Quadratkilometer existiere tatsächlich und dass der Wahrnehmende es tatsächlich mit deren originaler Form zu tun hat?