Das zweite Buch der Thora trägt den Namen “Exodus”. Darin wird beschrieben der Auszug des israelischen Volkes aus dem pharaonischen Ägypten unter Führung von Moses. Vorher hatte der Pharao das jüdische Volk als Sklaven für sich arbeiten lassen und sich geweigert, es in die Freiheit zu entlassen. Aber nachdem er mit den von Moses durch den Willen Allahs vollbrachten Wundern und den von ihm herbeigeführten Sieben Plagen konfrontiert war, gab er widerwillig nach. So kam es, dass sich eines Nachts das jüdische Volk versammeln konnte und sich auf den Weg in die Freiheit machte. Kurz darauf griff der Pharao jedoch das israelische Volk an, das aber durch ein erneutes Wunder Allahs auf Flehen von Moses hin gerettet wurde.
Einen wirklich wahrheitsgemäßen Bericht darüber finden wir aber nur im Quran, weil die Thora nach ihrer Offenbarung an Moses zahlreichen Textverfälschungen unterworfen wurde. Ein wichtiger Beweis dafür ist die Tatsache, dass alle fünf Bücher des Pentateuch zahlreiche Widersprüche enthalten. Allein schon die Tatsache, dass das 5. Buch Moses mit Tod und Begräbnis des Moses enden, beweist ohne jeden Zweifel, dass das ganze Buch erst nach dem Tod des Moses hinzugefügt worden ist.
Im Quran hingegen ist der Auszug aus Ägypten vollständig und widerspruchsfrei wiedergegeben. Außerdem zeigt sich darin, wie auch an anderen damit verwobenen Textstellen, Allah in seiner ganzen Weisheit und Unergründlichkeit. Deshalb können wir bei genauerer Betrachtung dieser Erzählung daraus eine Reihe von Schlussfolgerungen ziehen.
Die Skulptur, die die Juden anbeteten, als sie von ihrem wahren Glauben abfielen, war laut vielen Forschern ein ägyptisches Götzenbild in der Form eines goldenen Kalbes.
Eine wichtige den Exodus betreffende Tatsache ist laut dem Quran, dass sich das israelische Volk erhob gegen die ihm von Allah auferlegte Religion, obwohl Allah sie durch Moses aus der ägyptischen Gefangenschaft geführt hatte. Es war nicht bereit, den ihm durch Moses gestifteten Monotheismus zu verstehen und zu begreifen, sondern es fiel zurück in den Götzendienst. Im Quran heißt es dazu:
Und Wir führten die Kinder Israels durch das Meer. Dann kamen sie zu einem Volk, das seinen Götzen ergeben war. Sie sprachen: "O Moses, mache uns einen Gott wie ihre Götter!" Er sprach: "Ihr seid wirklich ein unbelehrbares Volk; Das, was sie anbeten, geht gewiss zu Grunde, und was sie tun, ist ohne jeden Wert." (Sure 7:138-139– al-A´raf)
Trotz aller Warnungen von Moses hielt das israelische Volk am Götzendienst fest und feierte ihn sogar, während er mühevoll auf den Berg Sinai stieg. Während seiner Abwesenheit drängte sich ein Mann namens Samiri nach vorn. Er malte die Vielgötterei in leuchtenden Farben vor ihre Augen und brachte sie soweit, dass sie aus Gold ein Kalb formten und es anschließend anbeteten.
Da kehrte Moses zu seinem Volke zurück, zornig und bekümmert. Er sprach: "O mein Volk! Hat euch nicht euer Herr eine schöne Verheißung gegeben? Erschien euch etwa die Zeit zu lang? Oder wolltet ihr, dass der Zorn eueres Herrn auf euch hereinbricht, und bracht so das mir gegebene Versprechen?" Sie sagten: "Wir haben das dir gegebene Versprechen nicht aus eigenem Antrieb gebrochen. Doch wir waren mit der ganzen Last des Schmucks des (ägyptischen) Volkes beladen. So warfen wir ihn (ins Feuer), nach Vorbild des Samaritaners." Und er brachte ihnen ein leibhaftig blökendes Kalb hervor. Da sagten sie: "Dies ist euer Gott und der Gott von Moses, den er inzwischen vergaß." (Sure 20:86-88– Taha)
Warum gab es unter den Israeliten eine derart hartnäckige Neigung zum Götzendienst? Woher kam sie?
Ein anderer altägyptischer Götze: Hathor, das goldene Kalb
Fest steht, dass eine Geselllschaft, die vorher noch nie an Götzen geglaubt hat, wohl kaum sich so albern verhalten würde, plötzlich ein Götzenbild zu schaffen und anzubeten. Derartiges muss schon vorher vorhanden oder angelegt gewesen sein. Das jüdische Volk jedoch war monotheistisch seit den Tagen von Stammvater Abraham. Der Name “Israeliten” oder “Söhne Israels” geht zurück auf die Söhne Jakobs, dem Enkel Abrahams, und wurde später auf das gesamte israelische Volk übertragen. Es hatte seinen monotheistischen Glauben bewahrt seit den Tagen von Abraham, Isaak und Jakob (Friede sei mit ihnen!).
Eine altägyptische Hathor-Skulptur
Zusammen mit Joseph (Friede sei mit ihm!) kamen sie nach Ägypten und blieben dort ihrem Glauben treu, obwohl sie mitten unter den gottlosen Ägyptern leben mussten. Der Quran lässt keinen Zweifel daran, dass das israelische Volk noch immer an einen Gott glaubte, als Moses unter es trat.
Die einzige Erklärung für den Abfall des israelitischen Volkes von Allah liegt darin, dass es von den heidnischen Ägyptern beinflusst wurde, unter denen sie lebten, und damit begannen, diese nachzuahmen und deren Vielgötterei zu verfallen.
Wenn wir die ganze Angelegenheit anhand der vorliegenden historischen Quellen betrachten, kommen wir zu genau diesem Ergebnis. Ein schlagender Beweis für diese These ist, dass das Goldene Kalb, das die Israeliten während der Abwesenheit von Moses errichteten, sein Vorbild hatte in den ägyptischen Göttern Hathor und Apis. In seinem Buch Zu lange in der Sonne schreibt der christliche Autor Richard Rives:
Hathor und Apis, die kuh- und stierköpfigen ägyptischen Götter, standen im Dienst des Sonnenkultes, der sich fast durch die ganze Geschichte des Pharaonenreiches zieht. Auch das Goldene Kalb der Israeliten zu Füßen des Berg Sinai stand in dieser Tradition.23
Die Auswirkungen der heidnischen ägyptischen Religion auf die israelitische vollzogen sich in mehreren Wellen. Sobald die Israeliten in Berührung kamen mit einem heidnischen Volk, wurden sie für deren Aberglauben anfällig und sagten, wie im Quran überliefert: "O Moses, mache uns einen Gott wie ihre Götter!" (Sure 7:138–al-A´raf) oder: O Moses! Wir glauben dir nicht, bis wir Allah deutlich sehen." (Sure 2:55– al-Baqara). Darin zeigt sich, dass sie das Bedürfnis hatten, einen Gott anzubeten, den sie sehen konnten - so, wie sie es bei den Ägyptern gesehen hatten.
Dieser fatale Hang der Israeliten zur Vielgötterei a la Ägypten, wie oben von uns aufgezeigt, ist wichtig zum Verständnis für die textuellen Verzerrungen in der Thora und der Ursprünge der Kabbala. Wenn man diese beiden Faktoren genau betrachtet, wird deutlich, dass sowohl der Thora wie der Kabbala der altägyptische heidnische Glaube und eine materialistische Philosophie zugrundelagen.
Noch zu Lebzeiten von Moses begannen die Israeliten damit, Götter nachzuahmen, die sie in Ägypten gesehen hatten. Nach seinem Tod hielt sie nichts mehr davon ab, diesem Aberglauben noch mehr zu verfallen. Zwar galt das beileibe nicht für alle Israeliten, aber ein Teil von ihnen übernahm heidnische Vorstellungen von den Ägyptern. Sie entwickelten dabei einige der magischen Denkweisen der ägyptischen Priesterschaft und entstellten durch deren Einführung ihren ursprünglich monotheistischen Glauben.
Dieser “Import” aus Ägypten in den judäischen Glauben führte zur Entwicklung der Lehre der Kabbala. Auch sie war eine esoterische Geheimlehre, die im magischen Denken wurzelte. Interessanterweise ist der Schöpfungsbericht in der Kabbala völlig verschieden von dem in der Thora. Er ist eindeutig materialistisch und steht offensichtlich in der Tradition des ägyptischen Grundgedankens von der Ewigkeit der Materie. Murat Ozgen, ein türkischer Freimaurer, schreibt dazu Folgendes:
Tatsache ist, dass die Kabbala viele Jahre vor der Thora entstanden ist. Der wichtigste Abschnitt in der Kabbala handelt von der Entstehung des Universums. Und zwar völlig anders als in der Schöpfungsgeschichte aller theistischen Religionen. Der Kabbala zufolge standen am Beginn der Schöpfung die Sefiroth, übersetzt: “Kreise” oder “Kreisbahnen” mit zugleich materiellen und spirituellen Eigenschaften. Davon gab es insgesamt 32. Die ersten stellten das Sonnensystem dar, die anderen die Sterne im Universum. Vor allem darin zeigt sich darin die enge Beziehung zwischen der Kabbala und uralten astrologischen Glaubensystemen. … Folglich steht die Kabbala fernöstlichen Geheimlehren wesentlich näher als der jüdischen Religion. 24
Ein Sefiroth gehört zu den vulgärsten Ausdrücken in den heidnischen Lehren der Kabbala. Die aus Kreisen gebildete Figur rechts auf dem kabbalistischen Holzschnitt ist ein Sefiroth. Kabbalisten versuchen, den Prozess der Schöpfung durch die Sefiroth zu erklären. Die Szenerie, die sie aufstellen, ist wirklich ein heidnischer Mythos, völlig verquer zu den in heiligen Schriften enthüllten Tatsachen.
Indem die Juden diese uralte materialistische und esoterische Denkweise, die in der Magie wurzelte, übernahmen, ignorierten sie die entsprechenden Verbote in der Thora. Stattdessen übernahmen sie von heidnischen Völkern magische Rituale, wodurch der Kabbalismus zu einer mystischen Strömung innerhalb des Judäismus wurde, und zwar in eindeutiger Abweichung von der Lehre der Thora. In ihrem Buch Geheimgesellschaften und subversive Bewegungen schreibt die britische Autorin Nesta H. Webster:
Wie wir wissen, hat die Zauberei bei den Kanaaniten schon lange vor der Eroberung Palästinas durch die Israeliten eine große Rolle gespielt. Ähnliche Götzenbetung und Wahrsagerei gab es auch in Indien, Ägypten und Griechenland. Entgegen allen diesbezüglichen Warnungen des Moses, vor allem im Dekalog, ließ sich das israelitische Volk vom Keim des Aberglaubens anstecken und verschmolz seinen angestammten monotheistischen Glauben mit magischen Glaubensinhalten anderer Rassen und Völker, die es sich dabei anverwandelte. Gleichzeitig eignete sich die kabbalistische Spekulation Elemente des persischen Philosophen Magi, des Neuplatonismus und der Neopythagoräer an. Deshalb kann mit Fug und Recht gesagt werden, dass die uns heute vorliegende Kabbala mit Sicherheit nicht rein jüdischen Ursprungs ist. 25
Einige Juden wandten sich unter dem Einfluss der Kultur der heidnischen altägyptischen und mesopotamischen Zivilisationen von der Thora ab, die ihnen Gott zum Führer gegeben hatte, und begannen, verschiedene Götzen anzubeten. Oben abgebildet ist ein heidnischer Sonnentempel.
Es gibt im Quran einen Vers, der sich ausdrücklich darauf bezieht. Dort spricht Allah davon, dass das israelitische Volk von anderen Völkern Zauberrituale übernommen habe:
Und sie folgten dem, was die Satane wider Salomos Reich vorbrachten. Nicht dass Salomo ungläubig war, vielmehr wären die Satane ungläubig, indem sie den Menschen Zauberei lehrten und was auf die beiden Engel* in Babylon, Harut und Marut, herabgekommen war. Doch lehrten sie keinen, ohne zuvor zu sagen: " Wir sind nur eine Versuchung; sei daher kein Ungläubiger!" Von ihnen lernte man, womit man Zwietracht zwischen Mann und Frau stiftet. Doch konnten sie ohne Allahs Erlaubnis niemand damit schaden. Sie lernten von den beiden, was ihnen schadete und nichts nützte; und sie wussten wohl, dass, wer sich solches aneignet, keinen Anteil am Jenseits hat. Und fürwahr, für Schlimmes verkauften Sie ihre Seelen. O dass sie es nur wüssten! (Sure 2:102– al-Baqara)
Hier offenbart uns Allah, dass ein Teil der Juden sich magische Praktiken angeeignet hat, obgleich sie wussten, dass sie dadurch im Jenseits bestraft werden würden. So haben sie die Gesetze Allahs verraten und “ihre eigenen Seelen verkauft” - kurz: Sie haben ihren eigenen Glauben verraten.
Die in obigen Quranversen erwähnten Tatsachen weisen hin auf wichtige Faktoren eines bedeutsamen Konflikts in der jüdischen Geschichte. Denn es gab eine harte Auseinandersetzung zwischen den Propheten, die Gott den Juden sandte und denen gläubige Juden folgten, und jenen Juden, die gegen Allahs Gebote verstießen und sich dem Heidentum in die Arme warfen.
Es ist wichtig, festzuhalten, dass von den Sünden der vom Glauben abgefallenen Juden sogar in ihrem eigenen Heiligen Buch, nämlich im Alten Testament, die Rede ist. Zum Beispiel im Buch Nehemia:
Am vierundzwandzigsten Tage dieses Monats kamen die Kinder Israels zusammen mit Fasten und Säcken und Erde auf ihnen und sonderten die Samen Israels ab von allen fremden Kindern und traten hin und bekannten ihre Sünden und ihrer Väter Missetaten. Und standen auf an ihrer Stätte, und man las im Gesetzbuch des Herrn, ihres Gottes, ein Viertel des Tages; und ein Viertel bekannten sie und beteten an den Herrn, ihren Gott. Und auf dem hohen Platz für die Leviten standen auf Jesua, Bani, Kadmiel, Sebanja, Bani und Chenani und schrien laut zu dem Herrn, ihrem Gott.
… Aber sie wurden ungehorsam und widerstrebten Dir und warfen Dein Gesetz hinter sich zurück und erwürgten Deine Propheten, die ihnen zeugten, dass sie sollten sich zu Dir bekehren, und taten große Lästerungen. Darum gabst Du sie in die Hand ihrer Feinde, die sie ängsteten. Und zur Zeit ihrer Angst schrien sie zu Dir; und du erhörtest sie vom Himmel, und durch Deine große Barmherzigkeit gabst Du ihnen Heilande, die ihnen halfen aus ihrer Feinde Hand. Denn sie aber zur Ruhe kamen, taten sie wieder Übel vor Dir. So verließest Du sie in ihrer Feinde Hand, dass sie über sie herrschten. So schrieen sie dann wieder zu Dir; und Du erhörtest sie vom Himmel und errettestest sie nach Deiner großen Barmherzigkeit vielmal. Und Du ließest ihnen bezeugen, dass sie sich bekehren sollten zu Deinem Gesetz. Aber sie waren stolz und gehorchten Deinen Geboten nicht und sündigten an Deinen Rechten und kehrten Dir den Rücken zu und wurden halsstarrig und gehorchten nicht.
… Aber nach Deiner großen Barmherzigkeit hast Du es nicht gar aus mit ihnen gemacht noch sie verlassen; denn Du bist ein gnädiger und barmherziger Gott. Nun, unser Gott, Du großer Gott, mächtig und schrecklich, der Du hältst Bund und Gerechtigkeit, achte nicht gering alle die Mühsal, die uns getroffen hat, unsere Könige, Fürsten, Priester, Propheten, Väter und dein ganzes Volk von der Zeit an der Könige von Assyrien bis auf diesen Tag. Du bist gerecht in allem, was Du über uns gebracht hast; denn Du hast recht getan, wir aber sind gottlos gewesen. Und unsere Könige, Fürsten, Priester und Väter haben nicht nach deinem Gesetz getan und nicht achtgehabt auf deine Gebote und Zeugnisse, die Du hast ihnen lassen bezeugen. Und sie haben Dir nicht gedient in ihrem Königreich und in Deinen großen Gütern, die Du ihnen gabst, und in dem weiten und fetten Lande, das Du ihnen dargegeben hast, und haben sich nicht bekehrt von ihrem bösen Wesen. (Nehemiah 9: 2-4, 26-29, 31-35)
Hier, bei Nehemia; kommt zum Ausdruck, dass ein Großteil der Juden durchaus den Wunsch hatte, zu ihrem Glauben an Gott zurückzukehren. Aber im Lauf der jüdischen Geschichte wurde eine andere Strömung immer stärker und prägte das Judentum so weitgehend, dass sich dadurch sogar das Wesen seiner Religion veränderte. Und so kam es dazu, dass sowohl in der Thora wie auch in anderen Teilen des Alten Testaments Elemente heidnischen Ursprungs quasi eingeschmuggelt wurden, wie schon die oben erwähnten, was eine Rückbesinnung auf die ursprüngliche Religion notwendig macht. Zum Beispiel:
lIm ersten Buch der Thora wird gesagt, dass Gott das ganze Universum in nur sechs Tagen aus dem Nichts erschaffen habe. Das ist richtig und entspricht der wahren Offenbarung im Quran. Aber anschließend heißt es, Gott habe sich am siebten Tag ausgeruht - was eine völlig unhaltbare Behauptung ist. Denn damit wird Gott im heidnischen Sinn ein rein menschliches Bedürfnis zugeschrieben. In einem Quranvers sagt Gott selbst dazu:
Wahrlich, Wir erschufen die Himmel und die Erde und was zwischen beiden ist in sechs Tagen, und dabei überkam Uns keine Ermüdung. (Sure 5:38– Qaf)
lIn anderen Abschnitten der Thora ist der Stil deutlich nicht respektvoll gegenüber Gott, vor allem nicht an jenen Stellen, wo unzulässigerweise menschliche Schwächen Gott zugeschrieben werden. Gott aber steht über solchen Dingen. Zu derartigen Anthropomorphismen in der Thora kam es, weil versucht wurde, im heidnischen Sinn Gott zu vermenschlichen.
lEine dieser blasphemischen Behauptungen ist, dass angeblich Jakob, der Stammvater der Israeliten, mit Gott gerungen und sogar gewonnen habe. Diese aberwitzige Geschichte wurde sicherlich erfunden, um die rassische Überlegenheit der Israeliten zu betonen, in Anlehnung an die unter heidnischen Völkern weitverbreiteten rassistischen Gefühle.
lIm Alten Testament gibt es eine starke Tendenz, Gott als eine Art “nationales Eigentum” darzustellen - gerade so, als sei Er nur der Gott des Volkes Israel. Aber Gott ist Herr und Gott aller Menschen. Diese nationale Vereinnahmung Allahs entspricht ebenfalls heidnischen Denkweisen, in denen jeder Stamm jeweils seinen eigenen Gott anbetet.
lIn einigen Büchern des Alten Testaments (z. B. Buch Josua) wird dazu aufgefordert, schreckliche Gewalttaten gegüber anderen Völkern zu begehen. Dort wird zum Massenmord auch an Frauen, Kindern und älteren Menschen aufgerufen. Diese mitleidlose Barbarei widerspricht vollständig dem Gerechtigkeitsprinzip Allahs und erinnert an den Barbarismus heidnischer Kulturen, wo stets ein Kriegsgott angebetet wurde.
All diese heidnischen Gedanken, die in die Thora eingeflossen sind, müssen einen Ursprung gehabt haben. Es muss Juden gegeben haben, die eine der Thora fremde Tradition übernommen, gepflegt und verherrlicht und deshalb in die Thora selbst entsprechendes Gedankengut “eingeschleust” haben. Dessen Ursprung lag im Denken der altägyptischen Priesterschaft (den “Zauberern” der Pharao-Herrschaft). In der Tat war es die Kabbala, die von der verfälschten Thora aus durch diese Juden verbreitet wurde. Es war die Kabbala, die es dem altägyptischen und anderen heidnischen Denkweisen ermöglichte, die alte judäische Religion zu infiltrieren und sich innerhalb ihrer zu entwickeln. Natürlich behaupten die Kabbalisten, dass die Kabbala lediglich die verborgenen Geheimnisse der Thora ans Tageslicht bringe. Aber in Wirklichkeit, wie der jüdische Historiker Theodor Reinach von der Kabbala sagt, ist sie “ein schleichendes Gift in den Adern des Judäismus, die es vergiftet haben.” 26 Deshalb ist es auch möglich, in der Kabbala deutliche Spuren der altägyptischen materialistischen Ideologie zu entdecken.
Im Quran offenbart Gott, dass die Thora ein heiliges Buch ist, das der Menschheit zur Erleuchtung geschenkt wurde:
Siehe, Wir haben die Thora hinabgesandt, in der sich eine Rechtleitung und ein Licht befinden, mit der die gottergebenen Propheten die Juden richteten; so auch die Rabbiner und (Schrift-)Gelehrten nach dem, was vom Buche Allahs ihrer Hut anvertraut war und was sie bezeugten … (Sure 5:44– al-Ma’ida)
Deshalb ist die Thora ebenso wie der Quran ein Buch, das Wissen und Gebote enthält zu solchen Fragen wie der Existenz Allahs, Seiner Einheit, Seiner Attribute, der Erschaffung der Menschen und aller anderen Lebewesen, dem Zweck der Erschaffung des Menschen und den Moralgesetzen, die Gott den Menschen auferlegt hat. Leider existiert heute die ursprüngliche Thora nicht mehr. Wir kennen sie nur in einer “veränderten” Fassung, verdorben von Menschenhand.
Die Kabbala-Lehre von den Ursprüngen des Universums und der Lebewesen ist eine reichlich mit Mythen versehene Darstellung, völlig konträr zu den in den heiligen Schriften enthüllten Tatsachen der Schöpfung.
Zwischen Thora und Quran gibt es eine wichtige Gemeinsamkeit: Gott wird als Schöpfer anerkannt, Gott wird absolut gesetzt und als Anfang der Zeit. Alles außer Gott selbst ist Seine Schöpfung, von Ihm aus dem Nichts erschaffen. Er hat das ganze Universum erschaffen und gestaltet, die Engel ebenso wie leblose Materie, die Menschen ebenso wie alle anderen Lebewesen. Gott ist eins mit Sich selbst.
Obwohl dies eine unumstößliche Wahrheit ist, findet sich in der Kabbala diesbezüglich eine völlig andere Interpretation, eben jenes “schleichende Gift”. Der Gottesbegriff der Kabbala ist dem Schöpfungsgedanken in Thora und Quran diametral entgegengesetzt. In einer seiner Publikationen nimmt der amerikanische Forscher Lance S. Owens wie folgt Stellung zur Frage nach den Gründen dafür:
Die mystische Lebensphilosophie kennt mehrere Erfahrungen des Göttlichen, die sich alle fundamental von der orthodoxen Sichtweise unterscheiden. Der Grundgedanke des jüdischen Glaubens war und ist, dass es nur einen Gott gibt. Dem widerspricht die Kabbala zunächst nicht. Aber nachdem sie Gott als höchste Form einer untrennbaren Einheit behauptet, Sof, das Unendliche, genannt, behauptet sie anschließend, diese der menschlichen Erkenntnis unzugängliche “Singularität” habe zwangsläufig eine Folge distinkter göttlicher Erscheinungsformen durchlaufen, Sefiroth genannt, worunter zu verstehen sind unterschiedliche Aspekte oder “Gestalten” Gottes. Der Frage, wie und warum Gott sich aus Seiner ursprünglichen “Singularität” in eine Vielzahl von “Gottheiten” verwandelt hat, war schon immer ein Geheimnis, dem alle Kabbalisten unendlich viel Zeit, Meditation und Spekulation gewidmet haben. Jeder Kritik, wie vehement, aber weitgehend erfolglos auch immer vorgebracht, an diesem vielgestaltigen Gottesbild, wurde von den Kabbalsiten widerlegt. Nicht nur, dass im Kabbalismus Gott als vielgestaltig erscheint, seine unerkennbare ursprüngliche Emanation war angeblich die Aufspaltung in ein männliches und weibliches Prinzip, Hokhmah und Binah genannt. Aus dieser quasi “gesplitteten” Emanation Gottes sind dem Kabbalismus zufolge alle weiteren Entitäten entstanden …27
Ein aufschlussreicher Aspekt dieser mystischen Theorie ist der, dass ihr zufolge die Menschen nicht erschaffen wurden, sondern angeblich göttlicher Natur seien. Dazu nochmals Owen:
Dieses komplexe Gottesbild … wurde in der Kabbala als einheitlich-anthropomorph veranschaulicht. In einer kabbalistischen Version erscheint Gott als Adam Kadmon, als erster oder archetypischer Mensch.. Mensch und Gott gemeinsam sind demnach ein beiden innewohnender, nicht erschaffener göttlicher Funke und eine komplexe organische Gestalt. Diese merkwürdige Gleichsetzung von Adam und Gott wird in dieser Kabbala-Variante durch eine Zahl ausgedrückt: Der Zahlenwert für beide, Gott und Adam, hebräisch Adam und Jehova (das Tetragrammaton Yod he vav he) ist der gleiche - 45. Also werden in der kabbalistischen Exegese Gott und Adam gleichgestellt: Adam ist Gott. Aus dieser Behauptung folgte zwingend, dass die ganze Menschheit in ihrer höchsten Vollkommenheit göttlich sei.28
Diese Art von Theologie war durchtränkt von heidnischer Mythologie und hat eben dadurch wesentlich dazu beigetragen, die Grundlagen des Judäismus zu zersetzen. In der jüdischen Kabbala werden die Grenzen des gesunden Menschenverstandes dermaßen weit überschritten, dass sogar menschlichen Lebewesen göttliche Eigenschaften zugeschrieben wurden. Eine weitere Implikation dieser Art von Theologie war, dass diese Eigenschaften nur Angehörigen des israelitischen Volkes zugeschrieben wurden, und in diesem Sinn andere Rassen nicht als menschlich galten. Logische Folge davon war, dass der ursprüngliche Judäismus allmählich von diesem Gedankengut unterwandert wurde, und so die angebliche Überlegenheit des israelitischen Volkes über andere Völker und Rassen bekräftigt wurde. Obwohl in klarem Widerspruch zur Thora, wurde die kabbalistische Lehre dem Judäismus im Lauf der Zeit einverleibt, was sogar zur Textverfälschung der ursprünglichen Thora führte.
Ein weiterer interssanter Aspekt der Kabbala ist ihre Ähnlichkeit mit heidnischen Glaubenssätzen des Alten Ägypten. Wie schon weiter oben erwähnt, galt den Ägyptern die Materie als ewig, also unerschaffen. Das Gleiche behauptet die Kabbala in Bezug auf menschliche Lebewesen und folgert daraus, dass, weil nicht erschaffen, Menschen auch nur sich selbst gegenüber verantwortlich seien.
Um es in heutiger Begrifflichkeit auszudrücken: Die alten Ägypter waren Materialisten, und das Ziel der Kabbalisten war ein weltlicher Humanismus. Es ist bemerkenswert, dass diese beiden Konzepte - Materialismus und weltlicher Humanismus - genau jener Ideologie entsprechen, von der die ganze Welt seit 200 Jahren durchdrungen ist. Deshalb drängt sich die Frage auf, ob es irgendwelche Kräfte gegeben hat, die das Gedankengut des Alten Ägypten und der Kabbala bis in die heutige Zeit herübergerettet haben.
Als wir weiter oben von den Templern gesprochen haben, haben wir festgestellt, dass dieser Kreuzritterorden irgendwann auf geheimnisvolle Funde in Jerusalem stieß, die den Orden dazu brachten, vom christlichen Glauben abzufallen und magischen Riten zu verfallen. Wir haben gesagt, dass eine ganze Reihe von Forschern zur Auffassung kam, dass dieses Geheimwissen über die Kabbala an die Templer kam. In seinem Buch Histoire de la Magie präsentiert der französische Autor Eliphas Levi eine Reihe von Beweisen, dass sich die Templer eingehend mit der kabbalistischen Geheimlehre befassten und weitgehend von ihr beeinflusst wurden.29 Demnach wurde altägyptisches Gedankengut durch die Kabbala an die Templer weitergereicht.
In seinem Roman Das Foucaultsche Pendel hat der berühmte italienische Romancier Umberto Eco diese Tatsachen in die Romanhandlung eingebaut. Den ganzen Roman hindurch legt er seinen Protagonisten die Erzählung in den Mund, dass die Templer unter dem Einfluss der Kabbala standen, und dass die Kabbala ein bis ins pharaonische Ägypten zurückreichendes Geheimwissen enthalte. Eco zufolge haben einige prominente jüdische Denker ihr Geheimwissen von der altägyptischen Priesterkaste übernommen und es später in den ursprünglichen Pentateuch des Alten Testaments eingeschmuggelt. Und zwar heimlich, damit es nicht bemekt werden konnte - außer von den Kabbalisten selbst. (Das später in Spanien entstandene Buch Zohar war das das Grundwerk der Kabbala, das sich mit der Interpretation ders Pentateuch befasste.) Eco zufolge wiederentdeckten die Templer in der architektonischen Struktur des Tempels Salomos dieses altägyptische Geheimwissen mit Hilfe kabbalistischer Rabbis in Jerusalem.
Das in der Tempelstruktur enthaltene Geheimwissen war offenbar nur den in Palästina verbliebenen Rabbis bekannt … die es an die Templer weitergaben. 30
Nachdem sich die Templer das ägyptisch-kabbalistische Geheimwissen angeeignet und übernommen hatten, gerieten sie zwangsläufig in Konflikt mit dem christlichen Establishment in Europa. So gesehen, standen sie Schulter an Schulter mit dem damals wiedererstarkten Judentum. Nach der vom französischen König angeordneten und vom Papst gebilligten Auflösung des Templerordens im Jahr 1307 ging der Orden “in den Untergrund”, und schon bald darauf wuchs wieder sein Einfluss, und zwar in stärkerer und radikalisierter Weise.
Wie schon erwähnt, entkam eine Reihe von Tempelrittern der Verhaftung und flüchtete nach Schottland, dessen König der einzige in ganz Europa war, der damals nicht die päpstliche Autorität anerkannte. Dort infiltrierten sie die Baumeistergilde und beherrschten sie schon nach kurzer Zeit und formten sie im Sinn der Templer um. Die Saat des Freimaurertums wurde in Schottland gesät. Bis heute ist der “Scottish Rite” das Herzstück des Freimaurertums.
Ein Modell des Tempels Salomos. Die Templer und Freimaurer glauben aufgrund ihrer abergläubischen Religion betreffs Salomo, dass dieser Tempel ein Geheimnis birgt, das seit den alten heidnischen Zivilisationen überliefert wurde. Deshalb streicht die freimaurerische Literatur die Bedeutung des Salomonischen Tempels besonders heraus.
Wie schon in unserem Buch Der Neue Freimaurerorden nachgewiesen, sind die Spuren der Templer (und jüdischer Kreise) im Gedankengebäude der Freimaurer seit dem 14. Jahrhundert über die späteren Jahrhunderte hinweg nachweisbar. Im Folgenden eine kurze Auflistung unserer Argumente und Beweise:
lEine wichtige Zufluchtsort für die Templer war die Provence im Frankreich. Während der damaligen Verhaftungswelle versteckten sich viele der Templer hier, und zwar nicht zufällig. Denn die Provence war ein Zentrum des europäischen Kabbalismus, hier wurde die vorher nur mündlich überlieferte Kabbala erstmals als Buch zusammengefasst.
lEinige Historiker sind davon überzeugt, dass der Bauernaufstand in England im Jahr 1381 von einer Geheimorganisation angefacht wurde. Alle mit der Geschichte der Freimaurerei befassten Experten stimmen darin überein, dass es sich dabei um die Templer gehandelt haben muss. Denn es war mehr als eine soziale Revolution, sondern ein geplanter Angriff auf die katholische Kirche. 31
lEtwa ein halbes Jahrhundert nach diesem Aufstand initiierte der böhmische Geistliche Johannes Hus einen Aufstand gegen die katholische Kirche. Auch in diesem Aufstand spielten die Templer eine Rolle. Hus selbst beschäftigte sich mit der Kabbala, am stärksten beeinflusst war er von dem kabbalistischen Prager Rabbi Avigdor Ben Isaak Kara.
Diese Beispiele zeigen deutlich, dass die Beziehung zwischen Templern und Kabbalisten sich auf eine Veränderung der sozialen Ordnung in Europa richtete. Dieser Wandel schloss eine Veränderung der in Europa herrschenden christlichen Kultur mit ein zugunsten einer heidnisch geprägten Kultur, wie sie in der Kabbala vorgeformt war. Dem kulturellen Wandel sollten einschneidende politische Veränderungen folgen, wie zum Beispiel die französische und italienische Revolution …
In den folgenden Kapiteln werden wir uns einigen wichtigen Wendepunkten in der europäischen Geschichte zuwenden. Wir werden dabei immer wieder auf die Tatsache stoßen, dass es dabei jeweils eine Macht gegeben hat, die Europa von seinem christlichen Erbe abspalten und seine religiösen Institutionen zerstören wollte, zugunsten einer weltlichen Ideologie, die vermittels der Kabbala bis zum Glauben der altägyptischen Priesterschaft zurückreichte. Wie schon weiter oben angedeutet, lagen an der Wurzel dieser Ideologie die materialistische und humanistische Weltanschauung. Im nächsten Kapitel betrachten wir zunächst den Humanismus.
23 Richard Rives: Too Long in the Sun. Partakers Pub. 1996, S. 130-31.
24 Murat Ozgen Ayfer: Masonluk Nedir ve Nasildir? (Was ist Freimaurerei?) Istanbul 1992, S. 298-299.
25 Nesta H. Webster: Secret Societies And Subversive Movements. London: Boswell Publishing Co. Ltd. 1924 (Hervorhebung [HY]).
26 Nesta H. Webster: Secret Societies And Subversive Movements. London: Boswell Publishing Co. Ltd. 1924. Theodore Reinach: Histoire des Israélites, S. 221. Salomon Reinach: Orpheus, S. 299 (Hervorhebung [HY]).
27 Lance S. Owens: Joseph Smith and Kabbalah: The Occult Connection. In: Dialogue: A Journal of Mormon Thought, Vol. 27, No. 3 (Herbst 1994), S. 117-194.
28 Lance S. Owens: Joseph Smith and Kabbalah: The Occult Connection. In: Dialogue: A Journal of Mormon Thought, Vol. 27, No. 3 (Herbst 1994), S. 117-194 (Hervorhebung [HY]).
29 Eliphas Lévi: Histoire de la Magie, S. 273; Nesta H. Webster: Secret Societies And Subversive Movements. London: Boswell Publishing Co. Ltd. 1924.
30 Umberto Eco: Foucault's Pendulum. Aus dem Italienischen übersetzt v. William Weaver (Helen and Kurt Wolff Book). Harcourt Trade Publishers, S. 450 (Hervorhebung [HY]).
31 Für weitere Informationen siehe John J. Robinson: Born in Blood: The Lost Secrets of Freemasonry. New York: M. Evans & Company 1989.