Erstmals öffentlich bekannt gemacht wurde die Existenz des Freimaurertums 1717 in England. Aber schon vorher hatte es sich zunächst in England, dann in Frankreich und im restlichen Europa ausgebreitet und wurde zum wichtigsten Sammelpunkt aller Religionsgegner. Die europäischen Freimaurer trafen sich in ihren Logen und nannten sich selbst “Freidenker”, was ausdrücken sollte, dass sie antireligiös waren. In dem Artikel “The First Periods of Masonry” in der Zeitschrift Mimar Sinan heißt es: “Der Ort, an dem sich die Freimaurer versammelten, um nach Wahrheit außerhalb der Kirchen zu suchen, wurde eine Zufluchtstätte.” 119
Aber diese Gruppierung legte bei ihrer Suche nach der Wahrheit außerhalb der Religion eine starke Abneigung gegen die Religion an den Tag. Dadurch wurde sie schnell zu einem Machtzentrum, das insbesondere die katholische Kirche in Unruhe versetzte. Der Konflikt zwischen der katholischen Kirche und dem Freimaurertum wurde immer stärker im Verlauf des 18. und 19. Jahrhunderts und setzte in ganz Europa Zeichen. Auch außerhalb Europas konnte das Freimaurertum Fuß fassen im Verlauf der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts, und wohin auch immer es gelangte, wurde es zum Zentrum antireligiöser Philosophien und Aktivitäten. Über den Kampf gegen die Religion heißt es im Artikel “Politik und Freimaurertum” in Mimar Sinan:
Ohne je eine politische Partei sein zu wollen, wurde das Freimaurertum Anfang des 18. Jahrhunderts gegründet als eine international agierende soziale Institution, die sich mit den aktuellen politischen und sozialen Entwicklungen befasste. Um Sekten in ihrem Bemühen zu unterstützen, religiöse Freiheit zu praktizieren, hat sich das Freimaurertum engagiert im Kampf gegen den Einfluss und die Macht des Klerus und dessen Bemühungen, die Menschen seinem Einfluss zu unterwerfen. Desdalb wurde das Freimaurertum 1738 und 1751 durch den Papst als gottlos geächtet … In jenen Ländern, die Religionsfreiheit duldeten, agierte das Freimaurertum nur dem Namen nach als Geheimbund. In diesen Ländern wurde es sowohl ignoriert wie ermutigt und gewann Mitglieder aus der Mittelklasse und aus hohen Regierungskreisen, die über hinreichend Zeit und Mittel verfügten und hohe Regierungsbeamte in hohen Stellungen innerhalb des Freimaurertums positionierten. In südlichen Ländern, wo die meisten Menschen katholisch waren, legten die Freimaurer Wert darauf, als geheime, verbotene und revolutionäre Organisation …aufzutreten. In diesen Ländern schlossen sich freidenkerische junge Menschen und mit den jeweiligen Regierungen unzufriedene Offiziere den Freimaurerlogen an. Dort wurden Umsturzpläne geschmiedet, die sich gegen die Regimes in Spanien, Portugal und Italien richteten, die allesamt unter Vorherrschaft des Vatikan standen.120
Es besteht kein Zweifel, dass der oben zitierte Verfasser eine Begrifflichkeit verwendet, die seiner eigenen Organisation nutzt, indem er davon spricht, dass das Freimaurertum einen Kampf gegen die Dominanz der Kirche führt. Wenn wir der Sache aber auf den Grund gehen, stellen wir fest, dass in vielen Ländern eben diese Dominanz durchaus willkommen war für Regimes, die von Freimaurern installiert oder unterstützt wurden. Daran erkennen wir, dass die Behauptung der Freimaurer, gegen die kirchliche Dominanz zu kämpfen, nur ein Vorwand ist. Ungeachtet der Tatsache, dass die Kirche - weil das Christentum längst gespalten war - weiterhin scholastische Glaubensätze und unterdrückerische Maßnahmen praktizierte, war die Feindseligkeit des Freimaurertums eben nicht darin begründet, sondern in ihrem Hass gegen die überlieferten monotheistischen Religionen. Um das besser zu verstehen, genügt ein genauerer Blick auf Struktur, Zeremonien und Riten des Freimaurertums.
Um zu verstehen, wie das Freimaurertum im 18. Jahrhundert organisiert war und was es zu erreichen versuchte, müssen wir einige Freimaurerlogen in dieser Zeit genauer untersuchen. Eine davon war der “Hell-Fire Club”, der Mitte des 18. Jahrhunderts in England aktiv war. Die Freimaurer-Struktur dieses “Clubs” und seinen antireligiös-heidnischen Charakter hat der Freimaurer Daniel Willens in seinem Artikel “Der Hell-Fire Club: Geschlecht, Politik und Religion im England des 18. Jahrhunderts” beschrieben. Im Folgenden zitieren wir einige interessante Passagen daraus, veröffentlicht im westlichen Magazin Gnosis:
In mondhellen Nächten während der Regierungszeit von König George III. konnte man manchmal beobachten, wie sich mächtige Regierungsmitglieder Ihrer Majestät, einflussreiche Intellektuelle und Künstler in Gondeln auf der Themse in Richtung einer Abteiruine in der Nähe von West Wycombe bewegten. Dort angekommen, zogen sie sich beim sonoren Klang der entweihten Kirchenglocke Mönchskutten über und gaben sich jeder Art von Lasterhaftigkeit hin, gipfelnd in einer Schwarzen Messe hin rund um den nackten Leib eines verderbten Edelfräuleins, alles unter Leitung des berüchtigten Lebemannes Sir Francis Dashwood. Und sobald ihre satanistischen Riten beendet waren, setzten sie sich zusammen, um weitere Pläne für das British Empire auszuhecken.
Diese “unheilige Bruderschaft”, wie sie damals genannt wurde, stilisierte sich selbst im unverkennbaren Gothic Style als "The Friars of St. Francis of Medmenham", obwohl sie unsterblich geworden sind unter dem volkstümlichen Namen “Hell-Fire Club”. In der damaligen klatschsüchtigen Ära kursierten viele Gerüchte über die satanistischen Aktivitäten dieser Gesellschaft, die schließlich ein gewisser Charles Johnstone 1765 in seinem Roman a clef zusammenfasste unter dem Titel Chrysal, or the Adventures of a Guinea, von dem allgemein angenommen wurde, er enthülle die Geheimnisse der "Medmenham Monks."
… Der bedeutendste Vorläufer der “Mönche” war der 1719 von Philip Herzog von Wharton (1698-1731) in London gegründete Hell-Fire Club. Wharton war ein prominenter Whig-Politiker, Freimaurer und Atheist, der ständig versuchte, die Religion lächerlich zu machen, indem er in der Öffentlichkeit Feste mit satanistischem Drum und Dran leitete … und Wharton wurde im Jahr 1722 sogar Großmeister der Londoner Freimaurerloge.
Um 1739 befand sich Dashwood gerade auf der Heimreise. Unterwegs traf er sich in Florenz mit dem Abbe Nicolini, bei welcher Gelegenheit er Lady Mary Wortley Montagu kennenlernte … die sich bereit fand … ihn in den Diwan Club zu begleiten … Unglücklicherweise liefen die Dinge für die Freimaurer in Italien nicht gut. Kurz zuvor hatte Papst Clemens XII. seine Bulle In Eminenti Apostalatus Specula veröffentlicht, in der die Inquisition zum Vorgehen gegen die Freimaurer ermächtigt wurde. Anfang 1740 war der Pontifex schon tot, und Dashwood begab sich nach Rom, wo der nächste Papst gewählt werden sollte. Dort angekommen, nahm er zum Spaß die Identität von Kardinal Ottiboni an, einem der wichtigsten Verfolger der Freimaurer, und verspottete ihn öffentlich in einer skurrilen Aufführung.
Eine Darstellung sonderbarer Zeremonien in einer Freimaurerloge des 18. Jahrhunderts
Der “chapter-room” ist der Schlüssel zum Verständnis der Aktivitäten der “Mönche”. Seine Innenausstattung ist bis heute ebenso unbekannt, wie auch der Zweck, dem er diente. Sensationsschriftsteller behaupten, er habe als satanistisches Heiligtum gedient, aber wahrscheinlicher ist, dass er für Freimaurerzeremonien benutzt wurde. John Wilkes, ein wichtiges Mitglied des Medmenham-Kreises, der erst Freimaurer wurde, nachdem er sich von dieser Gruppe getrennt hatte, jammert in einem Artikel, in dem er seinen früheren Freund folgendermaßen diffamiert: “Kein menschlich-weltliches Auge hat es je gewagt, in die englischen Eleusischen Mysterien einzudringen, die im Chapter Room stattfanden, in dem sich die Mönche zu ihren feierlichen Zeremonien versammelten. Dort wurden geheime Riten zelebriert und Trinkgelage gefeiert.“ Der Sohn von Sir Robert Walpole, Horace Walpole, einer der größten politischen Feinde Dashwoods und beileibe kein Freund der Vorgänge in der Abteiruine, spottete: “Wie auch immer ihre Doktrinen lauteten, ihre Praktizierung war durchgängig heidnisch. Bacchus und Venus waren jene Gottheiten, denen sie nahezu öffentlich huldigten; und die Nymphen und Centauren, die die Feste dieser neuen Kirche ausschmückten, lieferten der Umgebung hinreichend Kenntnis davon, um welche Ziele es diesen Einsiedlern ging.” …
Die Mitgliederliste der Medmenham Monks ist seither verschollen, falls sie je existiert haben sollte. Aber mit ziemlicher Sicherheit dürften darauf auch folgende Namen gestanden haben: Dashwoods Bruder John Dashwood-King, John Montagu, Graf von Sandwich, John Wilkes, George Bubb Dodington, Baron Melcombe, Paul Whitehead sowie eine Reihe von ortsansässigen Landadligen und Geistesarbeitern … allesamt in der Öffentlichkeit skandalverdächtig.
Es war seine Haltung gegenüber der Religion, durch die Dashwood diese Kreise faszinierte. … Einer genaueren Betrachtung jedoch enthüllen sich auch die damaligen Gerüchte um sexuelle Magie, das geheime kabbalistische Buch, das ständig angebrachte Bildnis des Harpokrates, Dashwoods verheimlichte Beziehung zum Freimaurerorden und natürlich die Inschrift an der Medmenham Abbey als deutlicher Hinweis darauf, dass es sich beim Hell-Fire Club um eine frühe Form des “Crowleyanity” handelte. Einer wesentlich nüchternen Interpretation zufolge dürfte es sich dabei jedoch bei dem Chapter Room um einen Tempel der Freimaurer gehandelt haben.121
Der Grund, warum wir diese Beschreibungen so ausführlich zitiert haben, ist der, einen Eindruck zu vermitteln, in welcher Atmospäre sich das Freimaurertum im 18. Jahrhundert entwickelt hat und welchen Einfluss es damals auf die Menschen ausübte. Offensichtlich gab sich damals das Freimaurertum sehr geheimnisvoll und als seltsam attraktive Organisation, deren Oppositionshaltung gegenüber Glaubensvorstellungen in der damaligen Gesellschaft den Angehörigen dieses Geheimbundes eine Art psychologischer Kompensation ermöglichte. Grundmerkmal der freimaurerischen Riten war, wie aus obigem Zitat hervorgeht, die Heiligsprechung heidnischer Symbole und Konzepte in Ablehnung traditionell überlieferter monotheistischer Religionen. Auf diese Weise wurde jeder, der Mitglied der Freimaurer wurde und sich vom Christentum abwandte, wieder zum Heiden - nicht unbedingt, indem er sich zum Heidentum bekannte, sondern einfach dadurch, dass er dessen Symbole anerkannte.
Aber das Freimaurertum begnügte sich nicht damit, seltsame Zeremonien zu inszenieren, sondern es verfolgte auch eine bestimmte Strategie, um Europa vom religiösen Denken abzuspalten und ins Heidentum zurückzuwerfen. Im folgenden Kapitel untersuchen wir einige Höhepunkte der europäischen Geschichte Land für Land und folgen dabei den Spuren des Kampfes der Freimaurer gegen die Religion. Wir beginnen mit Frankreich.
In anderen Publikationen haben wir bereits die Rolle des Freimaurertums während der Französischen Revolution untersucht und dabei festgestellt, dass eine sehr große Anzahl der Philosophen der Aufklärung, vor allem jene mit einer radikal antireligiösen Einstellung, Freimaurer waren. Dazu gehörten auch die Jakobiner, die das Szenario der Revolution entwarfen und ihre Führer wurden.122
Welche entscheidende Rolle die Freimaurer während der Revolution spielten, hat ein agent provocateur namens Graf Cagliostro enthüllt. Er wurde 1789 durch die Inquisition verhaftet und gab während der “peinlichen Befragung” aufschlussreiche Informationen preis. Als erstes gab er zu Protokoll, dass Freimaurer in ganz Europa eine Kette von Revolutionen geplant hätten. Er sagte aus, das Hauptziel sei die Vernichtung des Papsttums oder dessen Okkupation. In seinem Geständnis sagte Cagliostro auch aus, dass all diese revolutionären Aktivitäten von jüdischen Bankiers unterstützt würden, die schon während der Revolution eine große Rolle gespielt hatten.123
Die französische Revolution war in erster Linie eine Revolution gegen die Religion. Die Revolutionäre waren wild entschlossen, den Klerus und den Adel loszuwerden. Deshalb wurden viele Geistliche getötet und kirchliche Einrichtungen zerstört. Die Jakobiner wollten sogar das Christentum zur Gänze ausmerzen und ersetzen durch einen heidnischen Glauben, den sie “Religion der Vernunft” nannten. Aber innerhalb kurzer Zeit verloren sie die Kontrolle über die Revolution, und Frankreich versank im Chaos.
Aber mit der Revolution waren die Ziele des Freimaurertums noch lange nicht erreicht. Das durch die Revolution verursachte Chaos wurde erst durch den Machtantritt Napoleons beendet. Aber die Stabilität seiner Herrschaft war nur von kurzer Dauer; sein Ehrgeiz, ganz Europa zu beherrschen, führte schließlich zu seinem Sturz. Es folgten lange Jahre des Konflikts zwischen Royalisten und Revolutionären, die 1830, 1848 und 1871 zu weiteren Revolutionen führten. 1848 wurde die Zweite Republik gegründet, der 1871 die Dritte Republik folgte.
Darstellung einer französischen Freimaurerloge des 18. Jahrhunderts
In all diesen Ereignissen waren die Freimaurer oft federführend verwickelt. Ihr Hauptziel war dabei stets die Schwächung der Kirche und ihrer Institutionen, die Zerstörung religiös fundierter Werte und ihres Einflusses auf die Gesellschaft, einschließlich der Abschaffung religiöser Erziehung. Antiklerikalismus stand im Mittelpunkt ihrer sozialen und politischen Aktivitäten. In der Katholischen Enzyklopädie finden sich zahlreiche Informationen über das Wirken und Treiben der Grand Orient, wie das französische Freimaurertum damals genannt wurde:
Aus den vorliegenden Dokumenten des französischen Freimaurertums … geht unzweideutig hervor, dass alle vom französischen Parlament verabschiedeten antiklerikalen Maßnahmen schon vorher in den Freimaurerlogen diskutiert und von der Führung des Freimaurertums abgesegnet wurden, der es erklärtermaßen darum ging, alles und jedes in Frankreich zu kontrollieren. “Ich habe in der Parlamentssitzung von 1898 erklärt”, führte der Parlamentssabgeordnete Masse´ 1903 aus, “dass es die höchste Pflicht des Freimaurertums ist, Tag für Tag mehr und mehr sich einzumischen in politische und Alltagskämpfe.” “Erfolgreich zu sein im Kampf gegen den Klerikalismus ist eine große Aufgabe für das Freimaurertum, denn das ist sein Geist, sein Programm, seine Methode.” “Sobald der Block installiert sein wird, wird dies ein Verdienst des Freimaurertums und der in den Logen geübten Disziplin sein.” “Was wir brauchen, ist Wachsamkeit und vor allem gegenseitiges Vertrauen, wenn wir unser noch immer unvollendetes Werk vollenden wollen. … Sie wissen, dass der Kampf darum noch im Gang ist. Die Republik muss sich aller religiösen Institutionen entledigen, mit einem einzigen gewaltigen Schlag. Es darf dabei keine Politik der halben Sachen geben, weil unser Feind nicht schläft.”124
Die Katholische Enzyklopädie fährt in ihrem Bericht über den Kampf des französischen Freimaurertums gegen die Religion folgendermaßen fort:
In Wahrheit gipfelten alle antiklerikalen Reformen der Freimaurer seit 1877, wie zum Beispiel die Säkularisation der Bildungswesens, Maßnahmen gegen private christliche Schulen und wohltätige Einrichtungen, die Unterdrückung kirchlicher Orden und die Enteignung von Kirchenbesitz, eingestandenermaßen in der antichristlichen und antireligiösen Umformung der ganzen Gesellschaft, nicht nur in Frankreich, sondern in der ganzen Welt. Deshalb kann das französische, weltweit führende Freimaurertum auch behaupten, die Grundlagen für die Goldene Ära der freimaurerischen Weltrepublik geschaffen zu haben, in der im Prinzip alle Menschen Freimaurer geworden sind. “Der Sieg des Galiläers”, verkündete am 20. September 1902 der Präsident der französischen Freimaurerloge, Senator Delpech, hat 20 Jahrhunderte lang gedauert. Aber nun ist er verwelkt … Die römisch-katholische Kirche, die Frucht des galiläischen Mythos, ist von dem Tag an verfallen, als das Freimaurertum gegründet wurde.125
Mit “Galiläer” bezeichnen die Freimaurer Jesus, weil er gemäß dem Evangelium in der palästinensischen Provinz Galiläa geboren wurde. Der Hass der Freimaurer gegen die Kirche ist nur Ausdruck für ihren Hass gegen Jesus und alle monotheistischen Religionen. Sie glaubten, die Wirkung des Wortes Allahs zunichte gemacht zu haben, indem sie ihre materialistische, darwinistische und humanistische Philosophie während des 19. Jahrhunderts durchsetzten, und so Europa in einen prä-heidnischen Zustand zurückversetzten.
Als diese Worte 1902 veröffentlicht wurden, wurde in Frankreich gerade eine Reihe von Gesetzen erlassen, die den antireligiösen Gruppierungen noch mehr Spielraum verschafften. 3000 Religionsschulen wurden aufgelöst und der Religionsunterricht in den Schulen abgeschafft. Viele Geistliche wurden verhaftet oder ins Exil getrieben. Religiös gesinnte Personen galten mehr und mehr als Bürger zweiter Klasse. Deshalb brach der Vatikan 1904 die diplomatischen Beziehungen mit Frankreich ab, was aber nichts an der Haltung der französischen Regierung änderte. Es bedurfte erst der riesigen Menschenverluste Frankreichs im Kampf gegen das Deutsche Reich während des 1. Weltkrieges, ehe die französische Arroganz zurückgestutzt wurde und Frankreich wieder die Bedeutung geistiger Werte anerkannte.
Der Katholischen Enzyklopädie zufolge wurde der Kampf gegen die Religion von der französischen Revolution bis weit hinein ins 20. Jahrhundert geführt auf Grundlage “der antiklerikalen Gesetze, die vom französischen Parlament verabschiedet wurden”, “aber schon vorher in Freimaurerlogen ausgekungelt und von der Führung des Grand Orient durchgedrückt wurden”. 126 Diese Behauptung findet ihre Bestätigung in Publikationen der Freimaurer. Zum Beispiel in einer türkischen Publikation mit dem Titel “Eine Rede, gehalten von Bruder Gambetta am 8. Juli 1875 in der Clémente Amitié- Loge” heißt es:
Während das Gespenst der Reaktion Frankreich bedrohte, religiöse Dogmen und rückwärtsgewandte Ideen in die Offensive gingen gegen moderne soziale Prinzipien und Gesetze, fanden wir in der Geborgenheit umtriebiger und weitsichtiger Organisationen wie dem Freimaurertum, das dem Gedanken der Brüderlichkeit verpflichtet ist, Kraft und Trost im Kampf gegen die impertinenten Ansprüche der Kirche, ihre lächerlichen Übertreibungen und permanenten Exzesse … Wir müssen auf der Hut sein und unseren Kampf fortsetzen. Um die Ideen der menschlichen Ordnung und des Fortschritts zu verwirklichen, dürfen wir nicht nachlassen in unserem Kampf und unsere Schilde nicht zerbrechen lassen. 127
Es fällt auf, dass in der Freimaurerliteratur die eigenen Ideen ständig als “weitsichtig”, jene von religiös gesinnten Menschen jedoch stets “rückwärtsgewandt” genannt werden. Aber das ist nur ein Wortspiel. Der Begriff “specter of reaction” im obigen Zitat wird zwar auch von ernstzunehmenden Gläubigen abgelehnt, aber für Freimaurer zielt dieser Begriff auf die Religion als solche. Deshalb muss wieder betont werden, dass die materialistisch-humanistische Philosophie des Freimaurertums in Wirklichkeit ein abergläubisches, rückwärtsgewandtes Gedankengebäude ist, dessen Fundamente im alten Ägypten und Griechenland liegen.
Deshalb entbehrt die Verwendung der Begriffe “Weitsichtigkeit” und “Rückwärtsgewandtheit” durch die Freimaurer jeglicher Grundlage. Sie sind sinnlos, weil der Konflikt zwischen Freimaurertum und Religiosität hinsichtlich seiner Inhalte fast so alt ist wie die Menschheit. Die Religion beharrt auf ihrer Grundidee: Die Menschheit ist durch den Willen Allahs entstanden, und es ist die Pflicht aller Menschen, ihn zu verehren. Das ist die Wahrheit. Demgegenüber steht die Idee schon seit Jahrtausenden, dass die Menschen nicht von Gott erschaffen worden sind und deshalb ein sinnloses Leben führen. Diese Idee entstammt der Leugnung Allahs. Das muss man bedenken, wenn die Freimaurer von “Weitsichtigkeit” und “Rückwärtsgewandtheit” reden. Und wenn sie von “Fortschritt” reden, meinen sie nur die Zerstörung der Religion. In der Katholischen Enzyklopädie heißt es dazu:
Die folgenden Punkte gelten als grundlegende Ziele des Freimaurertums:
(1) Durch offene Verfolgung der Kirche oder durch die heuchlerische und betrügerische Trennung von Staat und Kirche jeglichen sozialen Einfluss der Kirche und der Religion, hinterhältigerweise “Klerikalismus” genannt, vollständig zu zerstören und damit auch die Kirche selbst und jegliche Form einer übernatürlichen Religion, die mehr als ein Kult der Vaterlandsliebe und der Menschheit ist.
(2) Das gesamte öffentliche und private Leben, und dabei vor allem das gesamte Kommunikations- und Erziehungssystem zu laiziieren und zu säkularisieren durch ein heuchlerisches und betrügerisches System des “Unisektarismus”. Darunter verstanden die Freimaurer ihr sektiererisches antikatholisches, ja antichristliches, atheistisches, positivistisches und agnostizistisches Gedankengebräu. Gedankenfreiheit und die Herausbildung eines kindlichen Gewissens sollten in den Schulen systematisch entwickelt und gefördert werden, notfalls im Widerstreit mit störenden Einflüssen seitens der Kirche, ihren Priestern, aber auch der Eltern, nötigenfalls durch moralischen oder körperlichen Zwang. All dies hält das Freimaurertum für unerlässlich und unfehlbar auf dem Weg zur Errichtung seiner sozialen Weltrepublik …128
Wir haben gesehen, dass das Freimaurertum seit Jahrhunderten unter dem Namen der “Befreiung der Gesellschaft” ein Programm verfolgt, dessen Ziel die Ausmerzung der Religion ist. Das ist etwas ganz anderes als die Bemühungen, jedem Menschen die Bedingungen der Möglichkeit zu schaffen, dass er seinem jeweiligen Glauben, welchen auch immer, frei ausüben kann. Das Gegenmodell der Freimaurer jedoch läuft hinaus auf eine Art Massengehirnwäsche, um die Religion aus den Köpfen und Herzen der Menschen zu entfernen, und sei es notfalls durch Verfolgung ihrer Anhänger. Überall, wo Freimaurer aktiv sind, versuchen sie, dies zu erreichen, wobei sie sich geschickt den Bedingungen und kulturellen Unterschieden im jeweiligen Land anpassen. Eines davon ist Deutschland, dem wir uns im Folgenden zuwenden.
Vor 150 Jahren gab es das heutige Deutschland noch gar nicht. Das heutige Deutschland war damals aufgesplittert in zahllose Fürstentümer. Das größte davon war Preußen, das den östlichen Teil des heutigen Deutschland und große Teile Polens einnahm. In den 1860er Jahren einverleibte sich Preußen andere und kleinere deutsche Fürstentümer und gründete schließlich 1871 das Deutsche Reich. Es wurde zwar formell von einem Kaiser regiert, aber der eigentliche Herrscher des neuen Nationalstaates war der Reichskanzler Otto von Bismarck.
Bismarck war ein in ganz Europa anerkannter und erfolgreicher Staatsmann, vor allem als Außenpolitiker. In seiner Innenpolitik jedoch war er weitaus weniger erfolgreich. Denn er hatte es unter anderem zu tun mit den “Nationalliberalen”, einer mit den französischen Antiklerikalen vergleichbaren Gruppierung von Intellektuellen, die eine antiklerikale Politik verfolgte. Um einen einheitlichen deutschen Nationalstaat zu schaffen, hielten es die Nationalliberalen für notwendig, alle Konflikte mit anderen europäischen Mächten zu vermeiden. Für das größte Hindernis dabei hielten sie die Beziehung zwischen dem katholischen Bevölkerungsdrittel und dem Papsttum. Mit Rückendeckung der Nationalliberalen startete Bismarck eine antikatholische Kampagne, die als “Kulturkampf” bekannt und oft als Versuch bewertet wurde, das Denken der Deutschen zu kontrollieren.129
Otto von Bismarck
Während des “Kulturkampfes” kam es, vor allem in Süddeutschland, zur Unterdrückung der Katholiken. 1872 wurde auf Grundlage eines neuen Gesetzes alle Jesuiten im Land im Lauf einer einzigen Nacht verhaftet und ihre Besitztümer konfisziert. In Übereinstimmung mit den 1873 verabschiedeten “Maigesetzen” wurde allen vom Staat angestellten Priestern gekündigt. Der Kirche wurde jegliche Mitwirkung bei Heiraten und im Bildungsbereich verboten, selbst Predigttexte wurden zensiert. Eine Reihe von Erzbischöfen wurde verhaftet, und schließlich waren etwa 1300 Kirchen priesterlos.
All das jedoch stieß auf erbitterten Widerstand in den katholischen Bevölkerungskreisen, was Bismarck zu einem taktischen Rückzug zwang. Er ignorierte fortan die Ratschläge der Nationalliberalen, die ihn zu dieser Kampagne getrieben hatten, und fuhr den “Kulturkampf” immer weiter herunter, bis er ihn schließlich ganz einstellte. Er endete schließlich in einer allgemeinen Diskriminierung gläubiger deutscher Katholiken und einer Verschlechterung der sozialen Lage. Viele Historiker sind heute der Auffassung, dass der “Kulturkampf” ein Fiasko war, das das soziale Gefüge in Deutschland durcheinanderbrachte. Seine Auswirkungen reichten bis nach Österreich, Belgien, Holland und in die Schweiz und verursachten auch dort große soziale Spannungen. Interessant ist die Rolle, die freimaurerische Intellektuelle dabei spielten, die Bismarck in dieses Fiasko gestürzt hatten. In der Katholischen Ezyklopädie heißt es dazu:
Aber sie (die Freimaurer) unterstützten mit Sicherheit alle Bestrebungen, um Preußen allmählich zum führendes Staat in Deutschland zu machen, weil sie Preußen als “Repräsentanten und Schutzmacht der modernen Evolution” gegen “Ultramontanismus”, “Bigotterie” und “päpstlicher Usurpation” betrachteten. Sie haben auch den Kulturkampf entfacht. Der damals gefeierte Jurist und Freimaurer, Großmeister Bluntschli, war bei alledem einer der größten Agitatoren, der später auch den Kulturkampf in der Schweiz initiierte … Deutsche Freimaurer setzten unablässig ihre Bemühungen fort, um entscheidenden Einfluss zu gewinnen auf das ganze Leben der Nation in Übereinstimmung mit ihren freimaurerischen Prinzipien und einem einhergehenden “stummen” Kulturkampf. Ihre wichtigsten Mittel sind dabei Volksbibliotheken, Konferenzen, die Nutzung von Verwandtschaftsbeziehungen und Institutionen, notfalls die Gründung von neuen Institutionen. Auf diese Weise wollen sie den Geist des Freimaurertums innerhalb der Nation verbreiten.130
Das bedeutet, dass trotz des offiziellen Abbruches des Kulturkampfes durch Bismarck er von den Freimaurern weitergeführt wurde als eine antireligiöse Kampagne im gesamtgesellschaftlichen Maßstab. Die bittere Ernte wurde in den 1920er Jahren eingefahren, als die Nazis, die ihrerseits das deutsche Volk auf ein vorchristliches Heidentum einschwören wollten, immer mehr an Stärke gewannen und 1933 schließlich an die Macht kamen. Eine ihrer ersten und wichtigsten Maßnahmen war die Einleitung eines zweiten Kulturkampfes gegen die religiösen Autoritäten. Der amerikanische Kommentator Elbridge Colby erklärte, dass “ die Nazis einen neuen Kulturkampf gegen die katholische Kirche eröffneten, Priester einkerkerten und Bischöfe absetzten. Im Unterschied zu 1874 jedoch ging Hitler auch gegen die protestantische Kirche vor.”131
Kurz gesagt: Die von den Freimaurern betriebenen Aktivitäten, um die Gesellschaft der Religion zu entfremden, führten zu einer der brutalsten Diktaturen der Menschheitsgeschichte, dem Nazi-Reich, und zog die ganze Welt in den Abgrund des 2. Weltkriegs, in dem 55 Millionen Menschen ihr Leben verloren.
Als die Nazis an die Macht kamen, wurde ein antireligiöser Kampf, schlimmer als jener von Bismarck, begonnen.
Eine Publikation des italienischen Freimaurertums
Bis 1870 stand Italien unter der Herrschaft mehrerer kleiner Staaten, Überresten aus der Zeit des Feudalismus. Der bedeutendste darunter war der Kirchenstaat mit Sitz in Rom und unter Herrschaft des Papstes, der damals einen Großteil Mittelitaliens regierte. Die italienischen Freimaurer waren ein Ableger des französischen Freimaurertums und gewannen ab Anfang des 19. Jahrhunderts in Italien an Einfluss. Ihr Ziel war die Zerstörung des Kirchenstaates und die Eliminierung des kirchlichen Einflusses in ganz Italien. Dem Verfasser des Buches The Roman Catholic Church and the Craft, dem Freimaurer Alec Mellor, zufolge war die Lage so: “In Italien waren die Ursprünge der inoffiziell existierenden Logen hauptsächlich politischer Natur: Die dortigen Freimaurer vermengten das Freimaurertum mit dem Kampf gegen die weltliche Macht des Papstes.” 132
Das Freimaurertum in Italien begann seinen Kampf gegen die Religion mit Hilfe einer weiteren, von ihnen gegründeten Geheimgesellschaft, die sich “Carbonari” nannte. Sie tauchte Anfang des 19. Jahrhunderts erstmals in Neapel auf und bezog ihren Namen und auch ihre Symbole in Abweichung von den “klassischen” Freimaurern von den italienischen Kohlebrennern. Aber die Carbonari hatten weiterreichende Ziele. Sie wollten ein politisches Programm verwirklichen, zuerst in Italien und dann in Frankreich, das beinhaltete, den Einfluss der Kirche zu brechen, eine neue Regierung zu installieren und alle sozialen Einrichtungen zu säkularisieren.
Dass es eine Verbindung zwischen Carbonari und Freimaurern gab, war offensichtlich. Freimaurer wurden automatisch Mitglieder bei den Carbonari, und sobald sie dort eintraten, erhielten sie den Rang eines Meisters. (“Normale” Carbonari hingegen mussten einen langwierigen Erziehungsprozess durchlaufen, ehe sie diesen Rang erhielten.) Zwei Kardinäle namens Consalvi und Pacca verkündeten am 15. August 1814 ein Edikt, in dem sie die Freimaurer und Carbonari anklagten der politischen Einmischung und der Schürung von Feindseligkeit gegenüber der Religion.
Giuseppe Mazzini und Graf von Cavour: zwei Freimaurermeister, die dem päpstlichen Staat das Ende bereiteten
Diese Anschuldigung traf tatsächlich zu auf jene Carbonari, die politische Tricks und bewaffnete Auftände angezettelt hatten. Der bewaffnete Aufstand in Macerata am 25. Juni 1817 wurde jedoch von Sicherheitskräften des Kirchenstaates niedergeschlagen. Auch bewaffnete Aufstände in Spanien und Neapel im Jahr 1820 und in Piemont im Jahr 1821 wurden von den Carbonari angezettelt in ihrem Kampf gegen Kirche und öffentliche Ordnung.
Es ist eine anerkannte historische Tatsache, dass die Carbonari von den Freimaurern gegründet wurden, die ihrerseits selbst in revolutionäre Aktivitäten verwickelt waren. Nach der gescheiterten Julirevolution in Frankreich verlor das Freimaurertum an Einfluss und löste sich weitgehend auf. In Italien verschmolz es später allerdings mit der Bewegung “Junges Italien” unter derem Führer Giuseppe Mazzini.
Freimaurerische Propaganda, die Garibaldi als großen Helden darstellt
Mazzini war ein weithin bekannter Atheist, der jahrelang gegen Kirchenstaat und kirchlichen Einfluss gekämpft hatte, ein ranghoher Freimaurer wurde und schließlich 1870 zum Gründer des Vereinten Italien wurde, zusammen mit zwei weiteren prominenten Freimaurern, nämlich Giuseppe Garbaldi und Graf Cavour. Gemeinsam drängten sie nach ihrem Sieg den Kirchenstaat auf seine heutige Größe als Vatikan zurück. In den folgenden Jahren durchlebte Italien einen Prozess der fortschreitenden Säkularisierung und Zurückgrängung der Religion, ein Prozess, der schließlich in den 1920er Jahren in die faschistische Diktatur Mussolinis mündete.
Alles in allem kann man sagen, dass Mazzini, Garibaldi und Cavour eine wichtige Rolle im Kampf gegen die Religion in ganz Europa spielten. Mazzini war nicht nur ein politischer Führer im Kampf gegen die Religion, sondern spielte auch eine große Rolle als Ideologe. Sein Wahlspruch “Jede Nation ein eigener Staat” war der Funke, der Aufstände von Minderheiten in Brand setzte, was wiederum zum Verfall multiethnischer Reiche führte, wie zum Beispiel dem Österreichisch-Ungarischen und dem Ottomanischen Reich. Mazzinis Schlachtruf entfremdete die Menschen ihrer religiös fundierten Brüderlichkeit und trieb sie in ethnische Konflikte untereinander, die von “blindem Eifer (Sure 48:26– al-Fath)” geprägt waren.
Die Tatsache, dass dieser Schlachtruf von meist hochrangigen Freimaurern kam, ist mit Sicherheit bedeutsam. Laut entsprechenden Informationen in der Freimaurerpublikation 10,000 Famous Freemasons stieg Mazzini in der Freimaurerhierarchie unaufhaltsam auf, bis er im Jahr 1867 zum Großmeister des italienischen Freimaurertums ernannt wurde. Bei einer feierlichen Denkmalenthüllung für Mazzini im Rom des Jahres 1949 gedachten 3000 Freimaurer ehrfurchtsvoll ihres Großmeisters. Garibaldi, Mazzinis rechte Hand, errang im Jahr 1963 den 33. Grad des italienischen Freimaurertums und stieg 1864 ebenfalls zum Großmeister auf. Zu seinem Andenken ist eine Freimaurerloge nach ihm benannt, die in Verbindung steht mit New York “Valley” unter der Nummer 542.
Aber nicht nur in Frankreich, Deutschland und Italien, sondern auch in anderen europäischen Ländern stößt man ständig auf revolutionäre Aktivitäten der Freimaurer. In der Katholischen Enzyklopädie steht: “In … den späteren revolutionären Bewegungen in Frankreich, Italien, Spanien, Portugal, Mittel- und Südamerika haben Freimaurerlogen, soweit man weiß, eine mehr oder weniger große Rolle gespielt … Das Gleiche gilt für Russland, wo es ein weitverzweigtes Netz von Freimaurerlogen gab.” 133
Der berühmte Schriftsteller Puschkin war unter den Freimaurern, die in Russland einen Putschversuch verübten.
Besonders interessant ist die Freimaurerverschwörung in Russland. Das Freimaurertum gelangte in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts nach Russland und war unter russischen Intellektuellen weit verbreitet. Obwohl sich die dortigen Logen nach außen hin als kulturelle Clubs tarnten, wurden dort in Wirklichkeit antireligiöse und politische-revolutionäre Themen aus ganz Europa debattiert. Als erste bekamen die russisch-orthodoxen Popen davon Wind. Sie informierten Zar Alexander I. darüber, der gute Beziehungen zur Kirche unterhielt. Von ihnen erfuhr er, dass es eine Freimaurerverschwörung gegen seine Herrschaft gab. Daraufhin erließ der Zar 1822 ein Gesetz zum Verbot aller Freimaurerorganisationen in Russland. Dieses Gesetz führte jedoch nur dazu, dass sie im Untergrund weiterarbeiteten.
Drei Jahre später starb Zar Alexander I. Sein Nachfolger wurde Zar Nikolaus I. Aber seine Herrschaft begann mit Streitigkeiten und Intrigen und führte zu einer chaotischen Situation im ganzen Land. Bestimmte Kreise, die die Situation wieder stabilisieren wollten, planten einen Staatsstreich gegen Zar Nikolaus I., wobei sie auf breite Unterstützung in der zaristischen Armee rechnen konnten. Sich derart abgesichert wähnend, drangen umstürzlerische Truppenteile mit Zivilisten im Gefolge in den Palast des Zaren in St. Ptersburg ein am 14. Dezember 1825. Es kam zu bewaffneten Auseinandersetzungen mit der Leibgarde des Zaren, die zur Niederschlagung des Aufstandes führten. Diese Aufständischen wurden später “Dekabristen” genannt, weil ihr gescheiterter Aufstand eben im Dezember stattgefunden hatte. Ihre Anführer wurden allesamt verhaftet, fünf davon gehängt.
Fast alle der Dekabristen - Offiziere und Intellektuelle - waren Freimaurer. … Einer von ihnen war der berühmte Dichter Alexander Puschkin. 134 Zwar war der Putschversuch der Dekabristen gescheitert, aber die Freimaurer ließen nicht ab von ihrem Ziel, den Zaren zu stürzen. In allen revolutionären Gruppen zum Sturz der zaristischen Herrschaft, die sich im weiteren Verlauf des 19. und zu Beginn des 20. Jahrhunderts bildeten, spielten sie eine wichtige Rolle. Alexander Kerenski, der Führer der Februarrevolution im Jahr 1917, sowie die meisten seiner Anhänger waren ebenso Freimaurer 135, wie die meisten der von ihm ernannten neuen Regierungsmitglieder. 136 Der einzige relevante Beitrag der kurzlebigen Kerenski-Regierung zur Geschichte war jedoch die Tatsache, dass sie de facto die Machtergreifung der Bolschewiki unter Führung Lenins ermöglichte.
Nach allem, was wir bisher herausgefunden haben, kann es keinen Zweifel daran geben, dass es das Ziel des Freimaurertums in Ländern wie Frankreich, Deutschland, Italien und Russland war, politische und soziale Revolutionen zu entfachen. Dem Freimaurertum ging es dabei stets darum, eine neue Gesellschaftsordnung zu schaffen, die frei sein sollte von Religion und religiösen Institutionen. Deshalb mussten überall die Monarchien gestürzt werden, denn sie stützten sich allesamt auf Religion und Kirche. In vielen europäischen Ländern wurden die Freimaurerlogen zu Zentralen für Religionsgegner, die im Rahmen der Logen debattierten über Staatsstreiche, Aufstände, Attentate, politische Verschwörungen und antireligiöse Maßnahmen. Und immer und hinter allem standen, von der Französischen Revolution bis ins 20. Jahrhundert hinein, die Freimaurer.
SONDERBARE RITEN IM TEMPEL DES HUMANISMUS Freimaurer wollen aus der ganzen Welt einen “Tempel” machen. Aber der Tempel, den sie sich ausmalen, ist kein Tempel der wahren Religion, sondern des Humanismus. Ihr Traum zielt ab auf eine Welt, in der die Menschheit vergötzt wird, wo die Menschen die wahre Religion vollständig abgelehnt haben, und die evolutionistische Philosophie für die einzig wahre Philosophie gehalten wird. In einem freimaurerischen Text wird eine sonderbare, zu diesem Zweck eingerichtete Zeremonie beschrieben: Heute entsteht eine universale Religion, so allmählich wie erforderlich, die dem Bewusstsein in seiner vollen Bedeutung Genüge tun kann … Parallel zu dieser universalen Religion wird eine Moral mit einem entsprechenden Weltbild begründet … Eine solche Religion wird die Menschen im Universum einen. Das ist das Freimaurertum. Diese Religion wird von Herz zu Herz weitergegeben. Die Tempel dieser Religion werden Tempel der Menschlichkeit sein. Eine der in diesen Tempeln gesungenen Hymnen mag Beethovens 9. Symphonie sein, die edelste Musikkomposition, die dem menschlichen Geist jemals entsprang … Anstatt Fleisch und Blut eines Stieres in der Mithras-Zeremonie zu opfern, werden wir diese Geburt feiern, indem wir Brot essen und Rotwein trinken. Hier verbinden wir uns in gemeinsamem Glauben, der den Charakter einer Kommunion hat. In einem neuen Jahr möchte ich diesen unseren heiligen Kampf taufen und ihn zu einem Ende bringen: Esst noch ein Stück Brot, Brüder, ihr seid die Missionare dieser Religion, lasst jene Heiligen, die dieses Brot teilen, Freunde sein. Brüder, nehmt ein weiteres Schlückchen Feuer aus eurem Weinglas, um Blutsbrüder zu sein. |
Laut dem englischen Historiker Michael Howard legten die Freimaurer in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts ihren Schwerpunkt auf die Zerschlagung der zwei noch verbliebenen europäischen Großreiche: das zaristische und das österreichisch-ungarische. Dieses Ziel war auch im Ergebnis des 1. Weltkriegs verwirklicht. Anders ausgedrückt, hatten die Freimaurer Anfang des 20. Jahrhunderts ihre Ziele in großem Maßstab erreicht. Genau deshalb war das 20. Jahrhundert nicht geprägt von revolutionären Bestrebungen der Freimaurer. Denn damit waren ihre unmittelbaren Ziele ja erreicht, weil es ihnen immer lieber war, ihre Philosophie unter den Massen zu verbreiten, als politische Verschwörungen auszuhecken. Unter dem Deckmantel der Wissenschaftlichkeit und hinter dem Schutzschild von Kunst und Kultur begannen sie nun wieder, ihre materialistische und humanistische Philosophie unter den Massen zu verbreiten. Denn das Freimaurertum liebt es nicht, die Religion in einem revolutionären Akt auszumerzen, sondern möchte dies langfristig, Schritt für Schritt in einer Art Bewusstseinsveränderung bewerkstelligen. Ein amerikanischer Freimaurer hat dies folgendermaßen ausgedrückt:
Das Freimaurertum verrichtet sein Werk still und leise wie ein tiefer Strom, der sich seinen Weg zum Ozean bahnt.137
Das materialistisch-humanistische, von den Freimaurern angenommene Dogma hat im 20. Jahrhundert großes Leid über die Menschheit gebracht. Der 2. Weltkrieg kostete 55 Millionen Menschen das Leben. Diese Photographie eines gefallenen Soldaten, dessen Gesicht durch eine Bombe bei Stalingrad zertrümmert wurde, ist nur ein Beispiel für das große menschliche Leid, das durch “humanistische” Ideologien verursacht wurde.
Zum gleichen Thema äußert sich der Hohepriester J.W.Taylor aus dem US-Bundesstaat Georgia folgendermaßen:
Die Preisgabe alter Themen und die Formulierung neuer Themen resultiert nicht immer aus sofort der ganzen Welt nachvollziehbaren Gründen, sondern ist häufig das Ergebnis ineinandergreifender Gedanken, die über lange Jahre hinweg in den Köpfen der Menschen herangereift sind, bis sie schließlich unter bestimmten und günstigen Bedingungen sich ihre Bahn ins Leben brechen … und schließlich ganze Nationen wie einen Mann ergreifen und bewegen, um Großes zu bewerkstelligen. Diesem Prinzip zu folgen, fühlt sich das Freimaurertum der ganzen Menschheit gegenüber verpflichtet. Dabei geht es still und im Geheimen vor, überbrückt jedoch dabei alle Lücken innerhalb der Gesellschaft in all ihren Facetten in einer Weise, die zwar alle mit Ehrfurcht erfüllt, auch wenn sie nicht wissen, woher es kommt.138
Laut dem in Chikago erscheinenden Freimmaurermagazin Voice gilt: “Im Stillen, aber zuverlässig und kontinuierlich arbeitet das Freimaurertum am großen Gebäude der menschlichen Gesellschaft.” 139 Fertiggestellt wird dieses Gebäude erst dann sein, wenn die Grundbausteine des Freimaurertums - Materialismus, Humanismus und Darwinismus - die ganze Gesellschaft tragen werden.
Aufschlussreich an dieser klammheimlichen Strategie ist vor allem, dass die Freimaurer sich dabei so gut wie nie als solche zu erkennen geben. Sie erfüllen ihren Auftrag unter verschiedenen Identitäten, Titeln und Machtstellungen mit der immer gleichen Absicht: ihre Philosophie quer durch alle Schichten der Gesellschaft zu verankern. Vor einigen Jahren hat der türkische Meister des Freimaurertums, Halil Mulkus, diese Strategie in einem Interview folgendermaßen erläutert:
Das Freimaurertum als solches unternimmt nichts. Es bildet lediglich Individuen in seinen Logen aus zu Freimaurern. Wo auch immer sie dann zum geistigen Fortschritt beitragen, nehmen sie eine bestimmte Stellung auf unterschiedlichen gesellschaftlichen Ebenen überall in der Welt ein - sei es als Rektor einer Universität, als Professor, Minister, Arzt oder Verwaltungsdirektor in einem Krankenhaus oder als Rechtsanwalt oder ähnlichem. Wo auch immer sie tätig sind, sie werden immer bemüht sein, die Ideen des Freimaurertums unter den Massen zu verbreiten.140
Aber mittlerweile wissen wir, dass die Ideen der Freimaurer, die sie ihren Mitgliedern einimpfen und in der Gesellschaft verbreiten wollen, lediglich Täuschungsmanöver sind, Neuauflagen von Gedanken aus uralten Mythen des alten Ägypten, Griechenlands und der Kabbala. In ihrem Eifer, diese Mythen wiederzubeleben, täuschen die Freimaurer sich selbst und andere, auch wenn sie all das in das Gewand von angeblicher Vernunft und Wissenschaft kleiden.
In der heutigen globalisierten Welt ist dies die Rolle des “Globalen Freimaurertums”.
Das Ergebnis dieser Täuschung ist außerordentlich schädlich. Das Ziel der Entfremdung der Massen von der Religion, das die Freimaurer im 18. und 19. Jahrhundert so vehement verfolgt haben, hat neuheidnischen Ideologien wie dem Rassismus und Faschismus, aber auch so gewalttätigen Ideologien wie dem Kommunismus den Boden bereitet. Die Ausbreitung des Sozialdarwinismus, dem Menschen nur als um ihr Überleben miteinander kämpfende Tiere gelten, hatte in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts und im 20. Jahrhundert verhängnisvolle Folgen. Der 1. Weltkrieg war das Werk eurpäischer Politiker, die, vom Darwinismus verführt, Krieg und Blutvergießen für eine biologische Notwendigkeit hielten. Allein der 1. Weltkrieg hat zehn Millionen Menschen das Leben gekostet, für nichts. Der 2. Weltkrieg forderte gar 55 Millionen Menschenleben und war das Werk von Totalitarismus, Faschismus und Kommunismus - beides Früchte der Saat des von den Freimaurern verbreiteten militanten Säkularismus.Das 20. Jahrhundert war in der ganzen Welt geprägt von mörderischen Kriegen, Konflikten, Grausamkeit, Ungerechtigkeit, Ausbeutung, Hunger und moralischem Verfall. All das war das Werk antireligiöser Philosophien und Ideologien. (Siehe dazu auch: Harun Yahya, Das Unglück, das der Darwinismus über die Menschheit brachte)
Kurz: Das Freimaurertum hat gesät und dabei bittere Früchte geerntet. Anders konnte es auch nicht geschehen, weil es gegen das Gesetz Allahs gerichtet war. Historisch betrachtet, sind all jene heidnischen Völker, die den Glauben an Gott leugneten und an seine Stelle die Mythen und Vielgötterei ihrer Vorfahren setzten, dem Weg der Selbstzerstörung gefolgt. Und auch das Freimaurertum, das nichts anderes als eine Wiederkehr des Heidentums ist, zieht die ganze Welt und damit sich selbst in die Katastrophe. Aus diesem Grund müssen sich alle Menschen schützen vor dieser drohenden Gefahr durch die Überwindung jener Befürchtungen, die Bediuzzaman Said Nursi, ein berühmter islamischer Gelehrter, einst bezeichnet hat als “die Krankheit des Materialismus und Naturalismus”. Geheilt werden kann sie nur durch den Glauben an Gott.
119 Neset Sirman: "Masonlugun Ilk Devirleri" (Die frühe Zeit des Freimaurertums). In. Mimar Sinan (1997), Nr. 104, S. 41 (Hervorhebung [HY]).
120 Naki Cevad Akkerman: "Politika ve Masonluk" (Politik und Freimaurerei). In: Mimar Sinan (September 1968), Nr. 7, S. 66-67.
121 Daniel Willens: "The Hell-Fire Club". In: Gnosis, Nr. 24 (Sommer 1992) (Hervorhebung [HY]).
122 Zur Verflechtung von Aufklärung und Französischer Revolution mit der Freimaurerei siehe Harun Yahya: Yeni Masonik Duzen (Neuer Freimaurerorden), S. 203-215.
123 Michael Howard: The Occult Conspiracy, S. 69.
124 Compterendu Gr. Or., 1903, Nourrisson: "Les Jacobins," 266-271. The Catholic Encyclopedia: "Masonry (Freimaurertum)"; NewAdvent: http://www.newadvent.org/cathen/09771a.htm (Hervorhebung [HY]).
125 The Catholic Encyclopedia: "Masonry (Freimaurerei)"; New Advent: http://www.newadvent.org/cathen/09771a.htm (Hervorhebung [HY]).
126 The Catholic Encyclopedia. http://www.newadvent.org/cathen/09771a.htm#VIII
127 Nur Safa Tekyeliban: "Taassuba Karsi Mucadele" (Kampf dem Fanatismus). Aus der Rede von Bruder Gambetta am 8. Juli 1875 vor der Loge Clémente Amitié. In: Dogus Kolu Yilligi: Ankara Dogus Mahfili Çalismalari (Dogus Abteilung Jahrbuch: Ankara Dogus Gesellschaftsstudien), 1962. Ankara: Kardes Press 1963, S. 19.
128 The Catholic Encyclopedia: "Masonry (Freimaurerei)"; New Advent: http://www.newadvent.org/cathen/09771a.htm (Hervorhebung [HY]).
129 Louis L. Synder und Ida Mae Brown: Bismarck and German Unification. New York 1966, S. 90-91 (Hervorhebung [HY]).
130 The Catholic Encyclopedia: "Masonry (Freimaurerei)"; New Advent: http://www.newadvent.org/cathen/09771a.htm (Hervorhebung [HY]).
131 Elbridge Colby: "In Hitler's Shadow: The Myth of Nazism's Conservative Roots". In: Bad Faith?: Politics and Religion at Harvard. 13. Oktober 1999.
132 Alec Mellor: The Royal Arch Mason. Frühjahr 1972.
133 The Catholic Encyclopedia: "Masonry (Freimaurerei)"; New Advent: http://www.newadvent.org/cathen/09771a.htm
134 Michael Howard: The Occult Conspiracy, S. 105.
135 Stephen Knight: The Brotherhood: The Explosive Expose of the Secret World of the Freemasons. HarperCollins 1985, S. 33.
136 Daniel Ligou: Dictionnaire de la Franc-Maconnerie, S. 1064.
137 The Catholic Encyclopedia: "Masonry (Freimaurerei)"; New Advent: http://www.newadvent.org/cathen/09771a.htm (Hervorhebung [HY]).
138 The Catholic Encyclopedia: "Masonry (Freimaurerei)"; New Advent: http://www.newadvent.org/cathen/09771a.htm (Hervorhebung [HY]).
139 Voice, Chr. 1889, II, 257 f. The Catholic Encyclopedia: "Masonry (Freimaurerei)"; New Advent: http://www.newadvent.org/cathen/09771a.htm (Hervorhebung [HY]).
140 "Masonluk Gucunu Yitiriyor mu?" (Verliert das Freimaurertum seine Macht?). In: Nokta (13. Oktober 1985), Vol. 40, S. 30.