WARUM EINE ISLAMISCHE UNION?

Viele Intellektuelle sind heute der Ansicht, daß die Zukunft der Islamischen Welt direkt den Frieden und Sicherheit der gesamten Welt beeinflußt. Der 1,2 Milliarden zählende Bevölkerungsanteil der Islamischen Welt, etwa der gesamten Weltbevölkerung, ist mit seinen Bodenschätzen und der strategischen Bedeutung dieser Regionen eine große Macht. Die Muslimischen Länder, die bis zum 2. Weltkrieg im wesentlichen unter kolonialer Verwaltung standen, gewannen danach im Zuge der Revolutionen ihre Unabhänigkeit und veränderten die Islamische Welt. Die eigentliche Veränderung der Islamischen Welt begann jedoch erst mit dem Ende des Kalten Krieges. Die Islamische Welt, die bis dahin als afrikanisch-asiatische Gemeinschaft betrachtet wurde, formte sich jetzt zu einer von Albanien und Bosnien bis nach Tschetschenien und Tadschikistan reichenden europäisch-asiatischen Gemeinschaft. War die Türkei noch in den 80er Jahren das einzige Muslimische Mitglied in der Konferenz für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (KSZE), so beträgtdie Anzahl der Muslimischen Mitglieder heute bereits neun.

Während dieser Phase beeinflußte die Veränderung im demografischen Zerfall der Islamischen Welt auch den Begriff der Islamischen Region. Bis zu Beginn des 20. Jahrhunderts lebten die Muslime unter Islamischer Herrschaft. Seit Beginn des 20. Jahrhunderts wanderten Muslime aus freien Stücken in verschiedene europäische Länder und nach Amerika aus und bildeten dort eine nicht zu vernachlässigende Einwohnerschaft. Heute ist der Islam in Amerika und zahlreichen Ländern Europas zur am schnellsten wachsenden Religion geworden. Der Anstieg der Anzahl von im Westen lebenden Muslimen führte dazu, daß diese im sozialen und politischen Leben der Gesellschaft eine immer grössere Rolle spielen.

müslüman ülkeler_manzaralar

Und wenn ihr die Gnaden Allahs aufzählen wolltet, ihr könntet sie nicht beziffern. Allah ist wahrlich verzeihend und barmherzig. (Sure An-Nahl: 18)

Die Islamische Welt umfasst ein riesiges Gebiet und genießt einen großen Reichtum, zu dem überwältigenden Naturschönheiten gehören. Unter der Islamischen Union werden die Islamischen Länder diese Ressourcen besser nutzen.

Ein weiteres Element ist zudem die Tatsache, daß sich ein wichtiger Schnittpunkt der Welthandelswege und einige Durchgangsgebiete in dieser Region befinden. Bedenkt man, daß sich der Bosphorus, der das Mittelmeer mit dem Schwarzen Meer verbindet und der Suezkanal, der das Mittelmeer mit dem Indischen Ozean verbindet, unter der Kontrolle von Muslimen befinden, dann ist die Bedeutung der Islamischen Welt noch besser zu verstehen. Macht man sich darüber hinaus klar, daß sich der weltweit grösste Teil der verwertbaren strategischen Rohstoffquellen Erdöl und Erdgas in Islamischen Regionen befindet, dann wird das Bild noch deutlicher. All dies bedeutet strategische Möglichkeiten für die Islamische Welt, und die sinnvolle Nutzung dieser Möglichkeiten ist gleichbedeutend mit dem Anstieg der weltweiten politischen Einflußnahme der Muslime.

Bereits heute ist deutlich zu erkennen, daß die Muslime bei den Entwicklungen des 21. Jahrhunderts direkt oder indirekt eine Rolle spielen werden. Diese Rolle wird für die gesamte Menschheit und besonders für die Islamische Welt von Vorteil sein. Die Frage ist, ob die Islamische Welt in ihrem momentanen Zustand eine Führungsrolle übernehmen kann oder nicht. Ohne Zweifel verfügen die Muslime über die hierzu notwendige Reife und das entsprechende Bewußtsein. Betrachtet man jedoch die Islamische Welt, so springen manche Probleme ins Auge, wie die technologische und wirtschaftliche Rückständigkeit. Eine Islamische Welt, die sich vorbereitet, in der Weltpolitik eine aktive Rolle zu übernehmen, ist gezwungen, für diese und andere Probleme so bald wie möglich eine Lösung zu finden.

müslüman ülkeler_manzaralar

Der Buddhismus war weit verbreitet auf den Maldiven, einem Land, dass für seine natürliche Schönheit bekannt ist. Später übernahmen die Menschen den Islam aufgrund der missionarischen Aktivitäten muslimischer Reisender. Heut sind fast alle Einwohner Muslime.

Allerdings gibt es ein weiteres lebenswichtiges Problem, das die Islamische Welt vor allen anderen in größter Eile zu lösen hat: Ihre Uneinigkeit. Dies ist der wichtigste Mangel, der die Basis der heutigen Probleme ausmacht, und der Grund, weshalb die Muslime keine starke und aktive Islamische Union aufbauen konnten. Diese Uneinigkeit beruht jedoch nicht auf den unterschiedlichen Glaubensrichtungen und Glaubenspraktiken. Auch wird sie nicht dadurch aufgehoben, daß sich alle Muslime auf eine Glaubenspraxis einigen. Wichtig ist, daß diese Unterschiedlichkeit unter dem Dach einer Glaubenseinheit und mit dem Verständnis eines toleranten Pluralismus weiter bestehen kann. Unterschiede in Ansichten, Gedanken und Praktiken gehören zur Normalität, der man in jeder Gesellschaft begegnet. Trotz aller Unterschiede erfordert die Islamische Moral von den Muslimen, einander als Brüder zu behandeln. Trotz aller Unterschiede in Rasse, Sprache, Vaterland und Glaubensrichtung sind alle Muslime Brüder. Aus diesem Grund sind die Unterschiede in der Islamischen Welt als Reichtum zu bewerten und dürfen nicht Ursache für Auseinandersetzungen unter den Muslimen sein, die verhindern, daß Maßnahmen zur Lösung der dringenden Probleme ergriffen werden.

Suudi Arabistan, Birleşik Arap Emirlikleri, petrol çıkarma tesisleri

Öl-Industrieanlagen in den Vereinigten Arabischen Emiraten und Saudi Arabien.

GRÜNDE DER UNEINIGKEIT

şehit müslümanlar

Das zwanzigste Jahrhundert war ein Jahrhundert der Unterdrückung, der Gewalt, des Krieges und der Konflikte. Millionen unschuldiger Menschen verloren ihr Leben.

Die heutige Uneinigkeit der Islamischen Welt begann Mitte des 20. Jahrhunderts. Zuvor lebten Muslime unterschiedlicher Glaubensrichtungen, Rassen und Sprachen in Ruhe und Sicherheit unter der Regierung verschiedener Islamischer Herrscher.

Allerdings wirkte sich im 19. Jahrhunder die zerstörerische Kraft des radikalen Nationalismus auch in der Islamischen Welt aus. Ein Teil der Muslime fiel unter den Einfluß dieser Strömung und übernahm die ihnen aufoktroyierte Ideologie. Gleichzeitig mit der Schwächung der Islamischen Herrschaftsbereiche wurden die meisten Islamischen Regionen zu Kolonien westlicher Mächte. Als sich die Kolonialmächte vom Islamischen Boden zurückzogen, waren diese Regionen durch künstliche Grenzen geteilt und es waren verschiedene Staaten errichtet worden. Durch das Hinzukommen radikaler nationalistischer wurde das Durcheinander nahezu perfekt. Ethnische Unterschiede auf Muslimischem Boden wurden zur Ursache von Auseinandersetzungen. Völker, die bis vor kurzer Zeit auf dem gleichen Boden lebten, waren plötzlich durch Grenzen getrennt. Nahezu alle Länder hatten Streitigkeiten mit den Nachbarn, in der Regel Meinungsverschiedenheiten über den Grenzverlauf. Diese Auseinandersetzungen führten wie im Fall von Iran und Irak Muslimische Staaten in einen erbarmungslosen Krieg. Auf diese Weise befand sich die Islamische Welt am Anfang einer einhundert Jahre dauernden Phase der Instabilität. Empfindet ein Mensch, der seine Nation liebt, anderen Nationen gegenüber grundlose Feindschaft und unterdrückt er zugunsten der Interessen seiner eigenen Nation die Rechte anderer Nationen und Völker, plant er also die Besetzung von deren Grund und Boden und den Raub ihrer Güter, dann handelt es sich nicht mehr um aufrichtigen Patriotismus, sondern um verwerflichen Nationalismus. Wer die Liebe zu seiner eigenen Nation in Rassismus verwandelt, verletzt die zwischen zwei Muslimischen Gesellschaften bestehende Muslimische Bruderschaft.

şehit müslümanlar, ağlayan çocuklar

Auf dieses falsche Verständnis lenkt auch der Quran die Aufmerksamkeit. Die Idee, die in den Versen als "der Eifer der Unwissenheit" beschrieben wird, wird als eine Besonderheit der Unwissenheit von Gesellschaften, die entfernt von der religiösen Moral leben beschrieben:

Als die Ungläubigen in ihren Herzen blinden Eifer trugen, den blinden Eifer der Unwissenheit, da senkte Gott Seine Ruhe auf Seinen Gesandten und die Gläubigen und machte ihnen ständiges Gottesbewusstsein zur Pflicht; denn sie waren dessen am würdigsten und verdienten es am meisten. Und Gott kennt alle Dinge. (Sure al-Fath, 26)

Der Vers spricht vom "Eifer der Unwissenheit" gesprochen, demgegenüber Gott den Gläubigen das Gefühl von Sicherheit und Beruhigung gibt. Das heißt, daß sich der Seelenzustand eines Menschen, der sich wegen seiner Liebe zu seiner eigenen Gesellschaft zornig und aggressiv verhält, nicht in Übereinstimmung mit der Quranischen Moral befindet. Das nationalistische Verständnis, das sich im 19. Jahrhundert im materialistischen Europa entwickelte und auch in die Muslimischen Gesellschaften eindrang, ist ein zornerfüllter und übertriebener Nationalismus. Er ist der Grund für Auseinandersetzungen und politische Instabilität nicht nur in der Islamischen, sondern überall auf der Welt.

Hitler

Alle rassenbasierten Theorien, wie die von Hitler übernommene, sind gigantische Fehlkonzeptionen. Keine Rasse ist von Natur aus "besser" oder einer anderen Rasse "überlegen".

Es widerspricht der Quranischen Moral, die Menschen entsprechend ihrer Rasse und Abstammung zu trennen und ethnische Unterschiede als Begründung von Auseinandersetzungen zu benutzen. In einem Vers befahl unser Herr folgendermaßen:

O ihr Menschen! Wir erschufen euch aus einem Mann und einer Frau und machten euch zu Völkern und Stämmen, damit ihr einander kennenlernt. Doch der vor Gott am meisten Geehrte von euch ist der Gottesfürchtigste unter euch. Gott ist fürwahr wissend, kundig. (Sure al-Hudschurat, 13)

Gott teilt mit dem Vers "Zu Seinen Zeichen gehört auch die Schöpfung der Himmel und der Erde und die Verschiedenartigkeit euerer Sprachen und euerer (Haut-)Farben. Darin sind fürwahr Zeichen für die Wissenden." (Sure ar-Rum, 22) mit, daß sie von unterschiedlichen Rassen und Nationen abstammen. Diese Unterschiede sind nicht Gegenstand von Auseinandersetzungen und Zwietracht, sondern Reichtum und Diversifizierung.

Die Geschichte ist voller Beispiele vom Einvernehmen bei ethnischen Unterschieden im Islam. Der Prophet Muhammad (s.a.w.s) veranlasste die Prophetengenossen vor der Differenzierung von Rasse und Stamm auf der Hut zu sein, und davor, die Menschen nach ihren Nationalitäten, Geschlechtern, Sprachen und Stämmen zu unterscheiden, oder die Menschen einer Gesellschaft entsprechend ihrer finanziellen Möglichkeiten zu klassifizieren. Prophet Muhammad (s.a.w.s) forderte in seiner Abschiedspredigt mit den Worten, "O ihr Menschen! Euer Gott ist ein einziger Gott und euer Vorfahr ist gleich. Ihr alle stammt von Adam ab. Und Adam stammt aus der Erde ab. Der vor Gott am meisten Geehrte von euch, ist der Gottesfürchtigste unter euch. Der Araber ist nicht hochwertiger als ein Muslim, der nicht ein Araber ist, und ein Weisser ist nicht hochwertiger als ein Schwarzer. Die Frömmigkeit steht über allem." die Muslime dazu auf, mit diesem Thema vorsichtig umzugehen.

Während der fortgesetzten Eroberungen zur Zeit des Propheten (s.a.w.s) und der vier Kalifen wurden die Grenzen der Islamischen Welt nach Osten und Westen vorgeschoben und zahlreiche Menschen unterschiedlicher Nationalitäten vereinigten sich unter dem Banner des Islam. Der Mittlere Osten, von Stammeskriegen und langjährigen Blutfehden erdrückt, fand Ruhe mit der Ausbreitung der Islamischen Moral, und nicht nur die Stammeskriege der Araber, sondern auch Kriege in den von Muslimen eroberten Gebieten gingen zu Ende. Sogar erbarmungslose Auseinandersetzungen unter christlichen Glaubensgemeinschaften endeten friedlich in den von Muslimen beherrschten Gebieten. Einander bekriegende, sich nach dem Leben trachtende Stämme und Gruppierungen erkannten unter dem Banner des Islam einander das Recht zum Leben zu und achteten sich.

farklı ırklardan çocuklar

Auch heutigen Muslime müssen die Welt unter diesem Blickwinkel betrachten. Bei den Beziehungen der Muslime untereinander dürfen nicht die bestehenden Unterschiede wie Rasse, Herkunft, Sprache, Amt oder Einfluß ausschlaggebend sein, sondern der gemeinsame Glaube und die gute Moral. Die Liebe zwischen aufrichtig glaubenden Menschen findet ihre Form entsprechend der Gottesfurcht eines anderen, und entsprechend der innigen Liebe zu unserem Herrn, der frommen Werke und der guten Moral. Wenn jemand sein gesamtes Leben dem Weg Gottes widmet, dies mit seinem gesamten Verhalten beweist und stets unter Berücksichtigung von Wohlgefallen und Barmherzigkeit Gottes ein gutes Verhalten zeigt, dann empfinden die Gläubigen diesem Menschen gegenüber Liebe und Ehrerbietung. Die Hautfarbe einer Person, die Nation der diese angehört und ihre finanziellen Möglichkeiten werden nicht als Kriterium bewertet, denn all dies wirkt sich weder positiv noch negativ auf die Liebe aus. Die gleichen Kriterien müssen auch bei Beziehungen zwischen Muslimischen Gesellschaften gültig sein. Das Wesen der Beziehungen zwischen zwei Muslimischen Gesellschaften muß so sein wie im Quran beschrieben: Die Muslime helfen einender und einer ist des anderen Vormund.

Einer der wichtigsten Gründe für die Uneinigkeit der Islamischen Welt ist der Mangel an diesem Bewußtsein. Die Ursache hierfür ist in der Entfernung von der Quranischen Moral zu sehen, an deren Stelle unreligiöse intellektuelle Strömungen und Ideen Einfluß gewannen. Einige Intellektuelle glaubten, daß der Import von im Westen entwickelter atheistischer und irriger Philosophien und Ideologien die Islamische Welt weiter bringen würde. Die Verwüstungen, die von diesem historischen Fehler ausgelöst wurden, sind heute noch deutlich zu sehen. Anstelle der Quranischen Moral, die Gerechtigkeit, Opferbereitschaft, Barmherzigkeit, Toleranz, Offenheit für Ideen und Voraussicht mit sich brachte, entstanden aus den Bemühungen, der Gesellschaft verderbte Philosophien und Ideologien überzustülpen, Verwirrung und Uneinigkeit anstelle von Ordnung und Solidarität.

Um diese Verwirrung zu beenden, entstand in manchen Ländern wiederum ein der Quranischen Moral entgegengesetztes Modell und despotische Regimes wurden eingesetzt, die die Bevölkerung unbarmherzig unterdrückten.

Werden heute die zukünftigen Strategien der Islamischen Welt festgelegt, so hat man aus der Geschichte zu lernen und man sollte vor falscher Leitung und Einflüsterungen auf der Hut sein. Die Geschichte zeigt ganz deutlich, daß die Islamische Welt sich erheben kann, wenn sie die Werte ihres eigenen Wesens schätzt. Die wichtigsten dieser Werte sind dabei Einheit und Zusammenhalt der Muslime.

EIN BEISPIEL AUS DER GESCHICHTE: DIE ISLAMISCHE UNION DES SALADIN

Haçlılar

Die Situation der Islamischen Welt zur Zeit der Kreuzritter ist hierzu ein wichtiges Beispiel.

Als 1096 die ersten Heere der Kreuzritter den Mittleren Osten erreichten, war die Muslimische Gemeinschaft in kleine Emirate aufgeteilt, die untereinander in Streit und Auseinandersetzungen verstrickt waren. Diese Spaltung war der Grund dafür, daß sie den aus Europa kommenden barbarischen Besatzern keinen Widerstand leisten konnten. Das Königreich der Kreuzritter, das 1099 in Jerusalem nach einem fürchterlichen Blutbad errichtet worden war, profitierte für die Dauer von zehn Jahren von der Spaltung der Muslime. Erst als der große Islamische Heerführer Saladin (Salah Ad Din Jusuf Ibn Aijub) die muslimischen Emirate einzeln unter seine Herrschaft brachte und vereinigte, fanden die Muslime die notwendige Kraft, den Kreuzrittern Einhalt zu gebieten.

Doch sie konnten die Kreuzritter nicht an einem Tag besiegen. Saladin vereinigte die Muslime nicht nur unter einem Banner, sondern begann auch, Wissenschaft und Moral zu fördern. Die Encyclopedia Britannica schreibt dazu folgendes:

"Ein grundlegender Bestandteil der Politik (Saladins) war, die religiösen Institutionen der Muslime zu fördern. Er nahm sich der Wissenschaftler und Religionsgelehrten an, gründete Universitäten und Moscheen und veranlaßte sie, zahlreiche Werke zum Nutzen der Islamischen Welt zu verfassen. Mit der Wiedergeburt der Moral bemühte er sich, die Entschlossenheit und den Eifer der ersten Generation von Muslimen wieder zu erwecken, die fünfhundert Jahre vor ihm die Hälfte der bekannten Welt erobert hatten."

Der Aufstieg von Wissenschaft, Moral und Glauben, der mit der politischen Union der Muslime einherging, gab der Islamischen Kultur wieder Auftrieb. 1187 wurde das Heer der Kreuzritter, die selbst uneinig waren geschlagen und das gesamte, von den Kreuzrittern besetzte Palästina wurde einschließlich Jerusalem zurückerobert. Die interessanteste Seite an Saladin und der unter seiner Vorherrschaft gegründeten Islamischen Einheit war die Befolgung der Quranische Tugenden Gerechtigkeit, Mäßigung und Friedfertigkeit. Saladin ist im allgemeinen für den militärischen Sieg bekannt, den er gegen die Kreuzritter gewann; eine weitere augenfällige Eigenschaft ist sein in höchstem Maße gerechtes und verzeihendes Verhalten sowohl gegenüber den Kreuzrittern wie auch anderen Christen gegenüber. Trotz der außerordentlich ungerechten Behandlung der Muslime durch die Kreuzritter übte Saladin keine Rache, und bei der Eroberung Jerusalems wurde den Christen der Stadt kein Leid zugefügt. Ein weiterer Aspekt Saladin's ist, daß er die Radikalen in den eigenen Reihen zügelte. Als der englische König Richard ("Löwenherz") während des dritten Kreuzzuges 3000 Muslime in der Burg Akkra hinrichten liess, dürsteten einige nach Rache und wollten eine Massenhinrichtung der christlichen Gemeinde der Stadt Jaffa (heute Tel Aviv). Saladin bemühte sich erfolgreich darum, diese radikalen Strömungen in seinem Heer zu bremsen, zu besänftigen und die Sicherheit der Christen in Jaffa zu gewährleisten.

Das von den Kreuzrittern 1099 angerichtete Massaker in Jerusalem und die Zerstörung der Stadt.

Schließlich gelang es Saladin, den Heiligen Stätten Frieden zu bringen. Am 28. August 1192 unterzeichneten die Kreuzritter und die Muslime einen Friedensvertrag. Daraufhin erwies Saladin den Heerführern der Kreuzritter, die Tausende von Muslimen getötet hatten, eine große Ehre und lud sie als seine persönlichen Gäste nach Jerusalem ein. Die Heerführer der Kreuzritter waren angesichts dieser Fähigkeit zu Vergebung, Toleranz und Gerechtigkeit nicht in der Lage, ihre Bewunderung zu verbergen. Als Saladin eines Tages erfuhr, das der englische König Richard krank war, schickte er ihm seinen eigenen Leibarzt und liess Schnee herbeischaffen, um dessen Fieber zu lindern. Seine auf dem Quran gründende grosse Moral machte Saladin auch in Europa zur Legende. Die Islamische Einheit, die Saladin begründete, brachte den Muslimen nicht nur Kraft und Sieg, sondern auch die Gelegenheit, das Wesen der Islamischen Moral, die Tugenden der Gerechtigkeit, Toleranz und Friedfertigkeit zu beleben.

Seit der Einigung des Islam durch Saladin sind ganze acht Jahrhunderte vergangen. So wie Saladin's Zeit eine Islamische Einigung benötigte, brauchen auch die Muslime unserer Zeit eine Einigung des lslam. Natürlich ist hier nicht, wie zur Zeit der Kreuzritter, von einem vereinten militärischen Angriff gegen die Islamische Welt die Rede, doch die Islamische Welt ist in verschiedenen Regionen unterschiedlichen Bedrohungen ausgesetzt. Überdies hinkt die Islamische Welt hinter anderen Zivilisationen her und ist in Gebieten wie Wissenschaft, Technologie, Kultur, Kunst und Philosophie zurückgefallen, obwohl sie lange Zeit ihr Vorreiter war. Auf der anderen Seite wurden einige fehlerhafte Philosophien und Ideologien, die in anderen Kulturen entwickelt wurden, ab dem 19. Jahrhundert in die Islamische Welt eingebracht und beeinflußten jene Muslime, die nicht vollständig mit der Quranischen Moral vertraut waren. Dabei halfen Radikale, die behaupteten, den Islam zu vertreten, in Wirklichkeit aber Grausamkeiten verübten, die der Islamischen Moral völlig widersprechen, sowie Menschen, die durch ihre Unwissenheit Auseinandersetzungen zwischen dem Islam und anderen Kulturen entfachen.

Haçlılar, Selahaddin Eyyubi

Die Grenzen des Sultanats der Ayyubiden vor und nach Saladins Herrschaft.

Damit all dies ein Ende findet und die Muslime von neuem eine Kultur begründen können, die der Welt eine Richtung vorgibt, ein Licht aufsteckt, Gerechtigkeit und Frieden bringt und zum Nacheifern anregt, ist es erforderlich, die Methoden zu verfolgen, die einst Saladin anwandte: Die moralische, wissenschaftliche und religiöse Wiedergeburt der Islamischen Welt beginnen und die politische Einheit der Muslime gewährleisten.

UNTERSCHIEDE DURCH TOLERANZ VEREINIGEN

Die Bildung einer Einheit der Muslime ist nicht nur eine politische Notwendigkeit, um die gegenwärtige Situation zu beenden. Vielmehr ist die Einheit die Voraussetzung, um Muslim zu sein. Ebenso wie sich die Muslime jeden Moment ihres Lebens entsprechend der Quranischen Moral zu verhalten haben, müssen sie dies in ihren nationalen und internationalen politischen Beziehungen tun. Die Quranische Moral muß zuerst in einer Union der Islamischen Welt münden. Wird der Quranischen Moral eine grundlegende Rolle zugewiesen, dann ist diese Union dauerhaft und sie wird den von ihr erwarteten aktiven Part auch übernehmen können.

Die Islamische Moral macht es erforderlich, daß die Muslime stets einen Hang zur Einheit aufweisen und solidarische Glaubensbrüder sind. Gott befahl den Gläubigen im Quran nicht miteinander zu hatern (Sure al-Anfal, 46) und verkündete, eine solche Situation werde die Muslime schwächen. In einem anderen Vers wurde folgendermaßen befohlen:

Und seid nicht wie jene, die gespalten und uneins sind, nachdem die deutliche Botschaft zu ihnen kam; ihnen wird schmerzliche Strafe zuteil. (Sure Al-Imran, 105)

Für einen gewissenhaften Gläubigen, der nicht seine eigenen Interessen, sondern die Gerechtigkeit vertritt, ist es unmöglich, die Union mit anderen Gläubigen nicht zu suchen. Ebenso wie dies als Grundlage für Individuen gilt, ist es auch die Grundlage für Gesellschaften und Nationen. Schließlich lenkt Gott die Aufmerksamkeit im Quran auf diese Tatsache und verbot den Muslimischen Gesellschaften, einander ungerecht zu behandeln und sich feindlich zu verhalten. Der Quran befiehlt, daß einem solchen Verhalten Einhalt zu gebieten ist und dass unter den unterschiedlichen Muslimischen Gesellschaften Frieden zu stiften ist:

Wenn nun zwei Parteien der Gläubigen miteinander streiten, dann stiftet unter ihnen Frieden. Wenn aber die eine sich gegen die andere vergeht, bis sie unter Gottes Befehl zurückkehrt. Falls sie aber zurückkehrt, stiftet unter ihnen Frieden nach Recht und Billigkeit; und seid gerecht. Gott liebt fürwahr die gerecht Handelnden. (Sure al-Hudschurat, 9)

Selbstverständlich kann es unter den Muslimischen Gesellschaften manche regionale, kulturelle und traditionelle Unterschiede in Verständnis und Praxis geben, und es ist nur natürlich, wenn unterschiedliche Interpretationen, Ansichten und Glaubensgemeinschaften vorhanden sind. Es ist jedoch verwerflich, wenn aufgrund dieser Unterschiede die eine Muslimische Gruppierung die andere als fremd und sogar feindlich betrachtet, den Dialog verweigert und verhindert, daß gemeinsame Werte eine Union bilden können. Dies ist eine untragbare Situation.

Beytüllahim şapeli, namaz

O ihr Menschen! Wir erschufen euch aus einem Mann und einer Frau und machten euch zu Völkern und Stämmen, damit ihr einander kennenlernt. Doch der vor Allah am meisten Geehrte von euch ist der Gottesfürchtigste unter euch. Allah ist fürwahr wissend, kundig. (Sure al-Hudschurat: 13)

Kapelle in Bethlehem, Thomas Allom

Gott warnte die Muslime im Quran vor diesem Fehler und zeigte als Beispiel die entsprechenden Fehler der Buchreligionen. Mit dem Hinweis des Quran auf die Fehler der Buchreligionen Christentum und Judentum gab er kund, daß diese Gesellschaften zersplittert und voneinander getrennt wurden. Im 4. Vers der Sure al-Bayyina wird mitgeteilt, daß die Buchreligionen sich in unterschiedliche Parteien trennten, tortzdem ihnen deutliche Hinweise zuteil wurden. Andere Verse nennen als Gründe für die Uneinigkeit schlechte moralische Eigenschaften, Übergriffe und Ungerechtigkeit untereinander, Neid und Missachtung des Rechts. Einige der Verse lauten folgendermaßen:

Doch sie spalteten sich aus gegenseitigem Neid, nachdem das Wissen zu ihnen gekommen war... (Sure asch-Schura, 14)

Siehe, die Religion bei Gott ist der Islam. Und die, denen die Schrift gegeben wurde, wurden erst uneins, nachdem das Wissen zu ihnen gekommen war -aus Neid aufeinander. Und wer die Zeichen Gottes verleugnet -siehe, Gott ist schnell im Abrechnen. (Sure Al-Imran, 19)

Des weiteren ist es eine bekannte Tatsache, daß der Grund für die großen Kriege der Buchreligionen in der Geschichte in dieser Spaltung zu sehen ist. Die ersten 1600 Jahre des Christentums können als die Geschichte unterschiedlicher, miteinander im Streit liegender christlicher Glaubensgemeinschaften betrachtet werden. Sogar kleine Unterschiede in der Auslegung führten dazu, daß sich die Christen gegenseitig der Häresie beschuldigten. Mit der Zeit gewann die Römisch Katholische Kirche die Oberhand in diesen Auseinandersetzungen, und unterdrückte Jahrhunderte lang andere religiöse Glaubensrichtungen, die sie als verderbt (häretisch) betrachtete. Der Druck, den das Papsttum ab dem 11. Jahrhundert gegen unterschiedliche Glaubensströmungen ausübte, und die mehr als ein Jahrhundert andauernden blutigen Kriege, die nach der Reformation zwischen Protestanten und Katholiken ausbrachen, fallen mit dem dunkelsten Zeitalter der europäischen Geschichte zusammen. Es ist interessant, daß der Aufstieg der europäischen Kultur erst begann, nachdem der Krieg der Glaubensrichtungen ein Ende fand. Das moderne Europa wurde, nach dem Westfälischen Frieden von 1648 geboren, als der Gedanke die Vorherrschaft ergriff, daß die unterschiedlichen christlichen Glaubensrichtungen einander zu tolerieren haben.

Die Grundlage für die religiöse Uneinigkeit liegt darin, daß die Menschen nicht entsprechend der von Gott befohlenen Moral leben. Die Basis dieser Moral ist Bescheidenheit. Menschen, die sich von der Bescheidenheit entfernen, betrachten sich selbst und ihre eigenen Ideen unbedingt als richtig, schätzen von ihnen abweichende Gedanken gering und stehen diesen feindlich gegenüber. Da sie auch überhaupt keinen Zweifel an ihrer eigenen Selbstgerechtigkeit haben, stellen sie sich niemals in Frage und können sich infolgedessen nicht zum Besseren und Richtigen wenden. Der Quranvers "Aber sie wurden uneins und zerfielen in Sekten, und jede Partei erfreut sich dessen, was sie haben." (Sure al-Mu'minun, 53) lenkt die Aufmerksamkeit auf diejenigen, die nur ihre eigene Ansicht schätzen und deswegen gelobt werden.

Dies ist eine Situation, vor der sich diejenigen ganz energisch schützen müssen, die sich vor Gott fürchten und daran glauben, daß sie am Jüngsten Tag Rechenschaft ablegen werden. Diejenigen, die die Bedeutung dessen verstehen, müssen davor auf der Hut sein, sich von anderen Gläubigen abzuspalten, zu teilen und zu trennen; Muslime müssen sich darum bemühen, die Union in der Quranischen Moral herzustellen.

Beispielhafte Muslime nähern sich den Menschen – in dem Wissen, daß dies die Manifestation Unseres Herren ist – mit Liebe, Barmherzigkeit und Begeisterung. Sie betrachten Menschen, die den gleichen Glauben teilen, die an den Quran glauben, die die Befehle Gottes befolgen und dem maßgeblichen Vorbild unseres Propheten (s.a.w.s) folgen als Brüder, und vergessen nicht, daß sie einander Vormund sind. Anstatt unterschiedliche Ansichten in den Vordergrund zu schieben und die Basis für Auseinandersetzungen vorzubereiten, sollte das Leben nach der Quranischen Moral die Union unterstützen, bei strittigen Themen tolerant sein und sich verständnisvoll geben. Aufrichtige Muslime sowie Intellektuelle und Gelehrte der Islamischen Welt; sie alle müssen die Einheit und den Zusammenhalt der Muslime fördern. In der Muslimischen Welt ist eine auf Liebe, Achtung, Barmherzigkeit und Toleranz begründete Solidarität zu errichten.

Humayun Türbesi, Hindistan, Moğol

Und haltet allesamt an Allahs Seil fest, und zersplittert euch nicht, und gedenkt der Gnadenerweise Allahs euch gegenüber als ihr Feinde wart und Er euere Herzen so zusammenschloss, dass ihr durch Seine Gnade Brüder wurdet, und als ihr am Rande einer Feuergrube wart und Er euch ihr entriss. So macht euch Allah Seine Zeichen klar, auf dass ihr euch leiten lasst, (SureAl 'Imran: 104)

Humayuns Grab, Indien. Eines der bedeutendsten Monumente des mughalischen Reiches.

Das Wesen der Islamischen Moral ist nicht Streit und Trennung, sondern Glaubenseinheit und ein auf gemeinsamen Werten basierendes Verständnis. Mit seinen Worten "Ich überlasse euch den Quran und meine Sunnah. Wenn ihr euch daran fest haltet, so kommt ihr nicht vom rechten Weg ab." zeigte der Prophet Muhammad (s.a.w.s) den Muslimen den Weg, dem sie zu folgen haben. So lautet auch der Befehl Gottes an alle Gläubigen, diesem zu folgen, sich der rechten Religion zuzwenden und sie nicht mehr zu verlassen. In diesem Vers befiehlt Gott folgendermaßen:

Er hat euch als Religion anbefohlen, was Er Noah vorschrieb und was Wir dir offenbarten und Abraham und Moses und Jesus auftrugen: am Glauben festzuhalten und ihn nicht zu spalten. Schwer ist für die Götzendiener das, wozu du sie aufrufst. Gott erwählt dafür, wen Er will, und leitet dahin, wer sich reumütig bekehrt. (Sure asch-Schura, 13)

DIE BELEBUNG DES GEISTES DER EINHEIT

Faytoum, Renoir, Londra

"Die Stadt Faytoum." Paul Renoir, Mathaf Gallery, London

Zur Einheit sind Verständnis, Opferbereitschaft, Loyalität und Treue notwendig. Gott gebot den Muslimen im Quran, sie sollten eine Einheit bilden, daß der Teufel jedoch Zwietracht säen und sich bemühen würde, diese Einheit zu verhindern. Die Muslime sind bei ihren Beziehungen zu den Glaubensbrüdern verpflichtet, sich vor jedem Verhalten zu hüten, das den Geist der Einheit zerstören könnte; dazu gehört, der Gegenseite ein verletzendes Wort zu sagen, ärgerlich zu werden oder sich achtlos zu verhalten. Jeder Gläubige muß sich dem anderen gegenüber so opferbereit wie möglich verhalten, geduldig sein, sich um dessen Güte bemühen und treu und loyal sein. Dies ist eine hervorragende Moral, die alle Gläubigen zu übernehmen haben.

Eines der schönsten Beispiel zu diesem Thema ist die Beziehung zwischen den Gläubigen, die gemeinsam mit dem Propheten Muhammad (s.a.w.s) aus Mekka auszogen und den Muslimen, die ihnen in Medina eine neue Heimat gaben. Die Gläubigen, die aufgrund der Unterdrückung durch die mekkanischen Heiden Gottes ihre Heimat verlassen mussten, wurden in Medina von den Muslimen, die dem Propheten Muhammad (s.a.w.s) huldigten auf die beste Weise empfangen und aufgenommen. Obwohl es zwei einander fremde Gesellschaften waren, die nicht über die unter den Arabern der vor-Islamischen Zeit wichtige Stammesbindung verfügten, legten sie aufgrund ihres Glaubens und ihres Gehorsams eine beispielhafte Brüderlichkeit an den Tag. Die Muslime Medinas gewährleisteten den Auswandernden alle Möglichkeiten, öffneten ihnen ihre Häuser, teilten ihre Speisen, dachten zuerst an deren Bedürfnisse und bevorzugten ihre Glaubensbrüder vor sich selbst. Unser Herr spricht folgendermassen über diese gute Moral der Gläubigen Medinas:

Diejenigen, die vor ihnen hier (in Medina) im Glauben zu Hause waren, lieben die, welche zu ihnen auswanderten, und fühlen in sich kein Verlangen nach dem, was ihnen gegeben wurde. Sie ziehen (die Flüchtlinge) sich selber vor, auch wenn sie selber bedürftig sind. Wer so vor seiner eigenen Habsucht bewahrt ist - denen ergeht es wohl. (Sure al-Haschr, 9)

Dies ist eine hervorragende, als Vorbild dienende Moral und ein wichtiges Beispiel, das verdeutlicht, wie die Beziehungen zweier gläubiger glaubender Gesellschaften zueinander sein sollten. Unser Prophet (s.a.w.s) beschrieb in einem Hadith, wie die Solidarität unter den Muslimen auszusehen hat:

"Die Muslime sind untereinander in Barmherzigkeit, Achtung und Solidarität genauso wie ein Körper. Wenn ein Glied dieses Körpers krank wird, empfinden die anderen Glieder mit diesem den gleichen Schmerz und können nicht schlafen."

Muayyad Camisi, tablo

Als die Engel sprachen: "O Maria! Wahrlich, Allah verkündet dir (frohe Botschaft) durch ein Wort von Ihm: (einen Sohn), sein Name ist Messias, Jesus, der Sohn der Maria, angesehen in dieser Welt und im Jenseits, einer der (Allah) Nähestehenden. (Sureal-Anfal: 46)

"Das Innere der Metwalys Moschee," des britischen Malers David Roberts.

Die Liebe der Muslime zueinander und die Tatsache, daß in ihren Herzen kein Groll bleibt ist eine große Gnade und Wohltat Gottes für die Gläubigen. Diese Wohltat, die im Jenseits im wahrsten Sinne des Wortes gelebt werden wird, findet im Quran folgende Beschreibung:

Und Wir wollen aus ihren Brüsten allen Groll nehmen. Eilen sollen Bäche unter ihnen… (Sure al-A'raf, 43)

Deshalb müssen die Muslime sich in dem Bewußtsein verhalten, daß das Gefühl von Solidarität, Brüderlichkeit und Einheit eine große Wohltat Gottes ist, die geduldig und mit festem Willen geschützt werden muß. Der 1. Vers der Sure al-Anfal "… Darum fürchtet Gott und bewahrt Eintracht untereinander. Und gehorcht Gott und Seinem Gesandten, wenn ihr gläubig seid" ist ein weiterer Vers, der den Muslimen die Bedeutung des Zusammenwirkens mitteilt. In einem Hadith drückte Unser Prophet Muhammad (s.a.w.s) dagegen die Bedeutung des gemeinsamen Vorgehens folgendermaßen aus:

"... Seid einander nicht unleidlich. Seid einander nicht Feind. Unterbrecht nicht eure guten Beziehungen zueinander. Wendet euch nicht voneinander ab und seid euch nicht böse und, ihr Diener Gottes, seid Brüder. "

Ein Gläubiger ist in jeder Situation verpflichtet zu verzeihen; ist der Gegenüber auch Muslim, dann hat er daran zu denken, daß beide Religionsbrüder sind, die Gott fürchten, und er muss berücksichtigen, daß beide dem Propheten gehorchen und Recht von Unrecht unterscheiden können; er hat dann noch geduldiger zu sein. Ein Muslim ist sich bewußt, daß er für seinen Religionsbruder jederzeit Gutes wünscht, daß er an ihn denkt wie an sich selbst und daß er bei einer Auseinandersetzung noch geduldiger, achtungsvoller und liebevoller antworten muß. In einem Quranvers wird mitgeteilt, daß Muslime folgendermaßen für ihre Religionsbrüder beten:

Und diejenigen, welche nach ihnen kamen, beten: "O unser Herr! Vergib uns und unseren Brüdern, die uns im Glauben vorangingen, und dulde in unseren Herzen keinen Groll gegen die Gläubigen. O unser Herr! Du bist fürwahr gütig, barmherzig." (Sure al-Haschr, 10)

Muslime sind verpflichtet eine Auseinandersetzung zwischen zwei Muslimischen Gesellschaften ebenso zu ordnen und beizulegen, wie sie die Probleme zwischen Brüdern in Freundschaft lösen. Gott befahl den Gläubigen folgendermaßen:

Die Gläubigen sind Brüder. Darum stiftet unter eueren Brüdern Frieden. Und seid gottesfürchtig, damit ihr Barmherzigkeit findet. (Sure al-Hudschurat, 10)

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Das Vorherrschen von Gewalt und Grausamkeit enthüllt die Dimensionen der auf den Muslimen lastenden Verantwortung.

Es ist deutlich, daß diese Moral die Muslime ein starkes Zusammengehörigkeitsgefühl und den Geist der Einheit entwickeln läßt. Schließlich befahl Unser Herr den Gläubigen, sich auf Seinen Weg wie "… eine festgefügte Mauer" (Sure as-Saff, 4) zu bemühen. Dies entspricht der geistigen Auseinandersetzung, die gegen die leugnenden Philosophien und Ideologien geführt werden muß und ist zugleich eine wichtige Verpflichtung für alle Muslime. Es ist ein großer Fehler und eine Sünde, sich nur um seine eigenen Probleme zu kümmern und sich abzukapseln, anstelle sich mit dieser gedanklichen Auseinandersetzung zu beschäftigen und die Welt aus der Dunkelheit ans Licht zu führen. Heute warten vor allem jene Muslime auf Menschlichkeit und auf einen Ausweg aus ihrer Situation, die in zahlreichen Ländern Unterdrückung und Grausamkeiten ausgesetzt sind. Gleichzeitig erwartet die Welt einen Wegweiser, der Frieden, Ruhe und Gerechtigkeit bringt und an den vergessenen Sinn des Daseins erinnert. Die Aufgabe des Wegweisens liegt in der Verantwortung der Islamischen Gesellschaft und alle Muslime sollten in diesem Bewußtsein vorgehen.

Es zeigt sich, daß Gewalt, Terror, Unterdrückung, Falschheit, Betrug, Konflikte und Armut überall auf der Welt vorhanden sind und dass die Welt voller Zwietracht ist. In Anbetracht dieser Situation verlieren zahlreiche, unter Muslimen zum Problem gewordene Bereiche an Bedeutung. Denn die Unterdrückung dient dazu, aus den Systemen des Aberglaubens, die von jenen Menschen begründet, entwickelt und verbreitet wurden, die nicht an den Jüngsten Tag glauben und die Existenz und Einheit Gottes verleugnen, Kraft zu schöpfen. Demgegenüber haben gewissenhafte Menschen eine Union im Guten zu gründen.

Mit Gottes Erlaubnis wird diese Union auch einer der Schritte zur geistigen Niederlage der ketzerischen Ideologien sein. Unser Herr lenkte im Quran die Aufmerksamkeit auf die Union der Leugner und teilte den Gläubigen mit, daß es notwendig ist, einander Freund zu sein und einander zu helfen. In einem Vers wird folgendermaßen befohlen:

Die Ungläubigen sind (auch) einer des anderen Beschützer. Wenn ihr nicht entsprechend handelt, entsteht Zwietracht und großes Unheil auf Erden. (Sure al-Anfal, 73)

güzel, sevimli kuşlar

Siehe, Wir erwählten sie besonders zum Zwecke des Gedenkens an das Jenseitige. Und sie gehören für Uns fürwahr zu den Auserwählten, den Besten. (SureSad: 46-47)

Auf diese Weise wird deutlich, daß die Muslime in Einheit und Union leben, die eine wichtige Verantwortung tragen. Denn wenn es Situationen gibt, die das gemeinsame Vorgehen der Muslime behindern, dann müssen sie sich folgende Fragen stellen:

"Ist dieses Thema es wert, der Islamischen Union Schaden zuzufügen?"

"Ist dies ein Thema, bei dem keine Einigung zu erzielen ist?"

"Ist es logisch, sich mit einer anderen Muslimischen Gesellschaft abzugeben, anstatt sich ideell mit leugnerischen Ideologien auseinanderzusetzen?"

Jeder, der seinem Gewissen diese Fragen stellt, wird erkennen, daß man sich insbesondere von Auseinandersetzungen entfernt halten sollte, deren Ende nicht absehbar ist und dass die Union der Muslime, die auf der Quranischen Moral aufbaut, zu schützen ist.

Außerdem dürfen die Muslime nicht vergessen, daß der Teufel sich ständig darum bemüht, Einheit und Union zu zerstören und Feindschaft unter den Muslimen zu säen.

Unser Herr warnte mit dem Vers "Und sage Meinen Dienern, sie sollen stets freundlich sprechen. Denn der Satan sucht unter ihnen Streit zu stiften. Fürwahr, der Satan ist ein offenkundiger Feind der Menschen.." (Sure al-Isra, 53) die Gläubigen vor dieser Gefahr. Dieser Vers zeigt auch, daß Muslime ihr Verhalten beachten und sich mit verletzenden, stichelnden, verspottenden, harten und vorwurfsvollen Reden zurückhalten müssen.

Während im Quran die Bedeutung einer Einheit mitgeteilt wird, wird gleichzeitig die Aufmerksamkeit auf einen weiteren Punkt gelenkt: nämlich, daß Auseinandersetzungen und Verhaltensweisen, die den Einheitsgeist verletzen können, die Kraft der Muslime schmälert. Unser Herr befahl folgendes:

Und gehorcht Gott und Seinem Gesandten und hadert nicht miteinander, damit ihr nicht kleinmütig werdet und euere Kraft euch verloren geht. Und seid standhaft; siehe, Gott ist mit den Standhaften. (Sure al-Anfal, 46)

Dies gilt für Individuen ebenso wie für Muslimische Gesellschaften und Nationen. Wenn die Islamische Welt eine starke, beständige und sorgenfreie Zivilisation sein will, tonangebend und richtungsweisend auf der Welt, dann ist sie gezwungen sich zu vereinigen. Die bisherige Uneinigkeit, Spaltung und Verwirrung unter den Muslimischen Ländern bewirken, daß die Islamische Welt nicht über eine einheitliche Stimme verfügt und läßt das Muslimische Volk ohne Fürsprecher. Auf den Philipinen, im Kaschmir, in Ost-Turkestan und zahlreichen anderen Orten warten Frauen Kinder und Alte darauf, vor der Unterdrückung gerettet zu werden. Die Verantwortung für diese unschuldigen Menschen liegt insbesondere in der islamischen Welt. Muslime dürfen niemals das Wort Unseres Propheten (s.a.w.s) "Ein Muslim unterdrückt keinen anderen Muslim und setzt ihn auch keiner Gefahr aus." vergessen.

kır, çiçekler, kediler

Die Islamische Welt muß die in ihr vorhandenen Unterschiede beiseite lassen und sich daran erinnern, daß alle Muslime Brüder sind. Durch praktizierte geistige Brüderlichkeit können die Muslime der ganzen Welt ein Vorbild sein. Aufrichtige Muslime müssen Gott für die Gabe der Fähigkeit zur Brüderlichkeit danken und sie dürfen keinesfalls den Befehl Gottes "Geht nicht auseinander und zerfallet nicht" vergessen:

Und haltet allesamt an Gottes Seil fest, und zersplittert euch nicht, und gedenkt der Gnadenerweise Gottes euch gegenüber als ihr Feinde wart und Er euere Herzen so zusammenschloss, dass ihr durch Seine Gnade Brüder wurdet, und als ihr am Rande einer Feuergrube wart und Er euch ihr entriss. So macht euch Gott Seine Zeichen klar, auf dass ihr euch leiten lasst. (Sure Al-Imran, 103)

EINHEIT GIBT DEN MUSLIMEN STÄRKE

Ebenso wie Spaltung und Auseinandersetzung die innerliche Stärke der Muslime schwächt, so gewinnen sie Kraft durch Einheit und Solidarität. Gott befahl im Quran den Gläubigen, bei einem Angriff auf ihre Rechte eine Einheit zu formieren und sich dem entgegen zu stellen.

Und die, wenn sie unterdrückt werden, sich zur Wehr setzen. (Sure asch-Schura, 39)

In diesem Gebot steckt viel Weisheit steckt. Die Überwindung der verlogenen Ideologien ist nur möglich, wenn die Muslime eine Union bilden.

Die Union der gewinnt ihre Stärke aus der Festigkeit des Glaubens und aus der Aufrichtigkeit ihrer Mitglieder. Echte Freundschaft und Solidarität werden nur durch aufrichtigen Glauben begründet. Glaubende lieben aufrichtig und nur zum Wohlgefallen Gottes, ohne weitere Erwartungen und ohne Nutzen daraus zu ziehen, sie schließen Freundschaft zum Wohlgefallen Gottes und bilden eine Einheit zum Wohlgefallen Gottes. Die Zerstörung dieser Einheit, die auf Gottesliebe und Gottesfurcht, dem solidesten Fundament dieser Erde aufbaut, ist nur mit dem Willen Gottes möglich. Eine solche Union gibt den Muslimen einzigartige Kraft. In dem Vers "… Wie oft hat ein kleiner Haufen mit Gottes Willen eine große Schar besiegt! Und Gott ist mit den Standhaften." (Sure al-Baqara, 249) deutet unser Herr an, daß es nicht die zahlenmäßige Stärke ist, die zum Erfolg führt. Der Zusammenhalt, den die Muslime gestützt auf Glauben und Aufrichtigkeit errichten, wird ihren Eifer und ihre Willensstärke vergrössern, was zu weiteren Erfolgen führen wird.

aile, insanlar

Indem sie im Geist der Einheit und Kooperation handeln, werden die Muslime ein sehr gutes Beispiel für alle anderen Gesellschaften geben. Die wesentlichen Werte des Quran, wie Gerechtigkeit, Mitgefühl, Liebe, Verständnis und Toleranz, werden sich im Rest der Welt ausbreiten. Die Einheit der Muslime wird ein Segen für die gesamte Menschheit sein.

In einem anderen Vers teilt Gott mit, daß die Lügner keine Einheit bilden können, obwohl es so aussieht, als würden sie gemeinsam vorgehen:

Ihre Heldentaten untereinander sind groß. Du hältst sie für eine Einheit, doch innerlich sind sie zerstritten, weil sie ein Volk ohne Einsicht sind. (Sure al-Haschr, 14)

Denn ein Zusammenhalt, der nicht auf Aufrichtigkeit und ehrlicher Absicht beruht, ist im Innern zersplittert, wie sehr er auch von außen solidarisch erscheinen mag. Denn solche Vereinigungen dienen nur dem Profit und in dem Moment, in dem der Profit Schaden zu nehmen droht, endet der Zusammenhalt sofort. Die Muslime haben sich diesem Geheimnis verschrieben, das Gott im Quran mitteilt. Der Zusammenhalt der Muslime gerät nicht aufgrund weltlicher Verluste ins Wanken, sondern er wird ganz im Gegenteil stärker. Dieser Geist und dieses Bewußtsein machen die Muslimische Union sehr stark. Der große Islamgelehrte Said Nursi drückte anhand des folgenden Beispiels aus, welch große Kraft die Muslime aus einer Einheit gewinnen könnten, die auf Redlichkeit und Aufrichtigkeit aufbaut:

"Sicherlich bedürfen und benötigen wir des Glaubens an Solidarität und Redlichkeit und gewinnen das Geheimnis der Aufrichtigkeit, das aus vier Individuen eintausendeinhundertundein geistige Kräfte konsolidiert. Ja, wenn sich keine drei Anfänge vereinigen, gibt es drei Werte. Wenn sie sich mit dem Geheimnis der Zahlen vereinigen, ergibt es einhundertundelf Werte. Sind vier mal vier getrennt, dann gibt es sechzehn Werte. Treffen jedoch das Geheimnis der Brüderlichkeit mit dem Ziel der Einheit und der Pflicht zur Vereinigung zusammen und kommen... Schulter an Schulter zusammen, dann zeugen zahlreiche historische Ereignisse davon, daß, ebenso wie sie viertausendvierhundertvierundvierzig an Kraft und Wert sind, mit dem Geheimnis der wahren Aufrichtigkeit der Wert und die geistige Kraft von sechzehn opferbereiten Brüdern, mehr als viertausend beträgt."

Gemeint ist hier folgendes: In einer redlichen und aufrichtigen Einheit kann jedes Individuum mit dem Auge des Bruders sehen und mit dessen Ohr hören. So sieht also jeder von zehn Brüdern, die wirklich vereinigt sind, mit zwanzig Augen, denkt mit zehn Gehirnen, hört mit zwanzig Ohren, arbeitet mit zwanzig Händen und verfügt derart über grössere geistige Werte und Kräfte.

Eine Vereinigung der Islamischen Welt sowie eine Union der Muslime sind also notwendig. Wie aber muss diese Islamische Union aussehen?

Fussnoten

1. "Islam: Empire of Faith." An Empires Special, PBS Home Video.

2. Ibid.

3. Ibid.

4. Ibid.

5. L Carl Brown, ed. Imperial Legacy: The Ottoman Imprint on the Balkans and the Middle East (Columbia University Press: 1997).

6. Eugene A. Myers, Arabic Thought and the Western World in the Golden Age of Islam (New York: Frederick Ungar, 1964), 10, 133, 134.

7. Daniel Pipes, "Islam and Islamism," The National Interest (Spring 2000).

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  • Vorwort
  • Einführung
  • Der Islam: das licht, das die welt erleuchtet
  • Warum eine Islamische union?
  • Wie soll die Islamische union beschaffen sein?
  • Die vorteile der Islamischen union für die Muslime
  • Die USA, der mittlere osten und die Islamische union
  • Die unentbehrlichkeit der Islamischen union für den westen
  • Die freudenbotschaft der Islamischen union
  • Schlussfolgerung das licht auf das die welt wartete wird kommen