DER ISLAM: DAS LICHT,
DAS DIE WELT ERLEUCHTET

Die Religion des Islam entstand vor 14 Jahrhunderten auf der arabischen Halbinsel. Mit der Göttlichen Offenbarung des Quran an den Propheten Muhammad (s.a.w.s) und mit der den Menschen verkündeten Islamischen Moral lernte die von Gewalt, Unwissendheit und Barbarei geprägte arabische Gesellschaft Frieden, Klugheit und Kultur.

Zuvor gab es zahlreiche unterschiedliche Stämme, die jeweils andere Götzen verehrten. Wegen dieser "Religionen" führten sie Kriege, in deren Verlauf sie sogar Kinder töteten. In diesem System des Aberglaubens wurden nicht Liebe, Barmherzigkeit und Toleranz gepredigt, sondern Unbarmherzigkeit, Haß und Gewalt. Frauen betrachtete man als unterlegene Wesen, Arme und Sklaven wurden unterdrückt.

Diese düstere und blutige Welt änderte sich völlig mit dem Aufkommen der Islamischen Moral. Darüber hinaus wurden nicht nur die Araber, sondern zahlreiche andere Völkerschaften vom Licht der Islamischen Moral erleuchtet. Mit dem Herabsenden des Islam erlebten Wissenschaft, Philosophie und Kunst einen vorher nicht gekannten Aufschwung.

Mit dem Vers "Lies! Im Namen deines Herrn, Der erschuf. Erschuf den Menschen aus einem sich Anklammernden. Lies! Denn dein Herr ist gütig, Der durch die (Schreib-)Feder gelehrt hat. Den Menschen gelehrt hat, was er nicht wusste." (Sure al-Alaq, 1-5) den Gott dem Propheten (s.a.w.s) offenbarte, forderte er die Araber, die in dunkler Unwissenheit und einem Teufelskreis von blutiger Gewalt lebten, zum ersten Mal zur Besinnung und zum Nachdenken auf.

Die arabische Gesellschaft änderte sich völlig mit dem Islam. Zum Beispiel erforderte es die Tradition der Araber, alle Kriegsgefangenen zu töten. Unser Prophet (s.a.w.s) jedoch befahl, die Gefangenen gut zu behandeln und ihnen vom Essen der Muslime zu geben; dabei stützte er sich auf die Richtlinien, die ihm Gott offenbart hatte. Im Quran teilt Er den Gläubigen diese Besonderheiten in dem Vers mit: "Und die den Armen und die Waise und den Gefangenen speisen, auch wenn sie der Nahrung selbst bedürfen." (Sure al-Insan, 8). Von den Gefangenen, die des Lesens und Schreibens kundig waren, wurde erwartet, daß sie ihr Wissen an die Muslime weitergaben. Arabien machte zum ersten Mal Bekanntschaft mit zivilisiertem Verhalten und Tugenden wie Barmherzigkeit und Vergebung und erlebte eine der größten kulturellen Blüten, die es in der Geschichte der Menschheit je gab.

Im Lauf der Jahre verbreiteten sich die Gerechtigkeit des Islam und dessen hohe Moral über ganz Arabien. Die Gerechtigkeit, der Mut und die Entschlossenheit der Muslime waren für zahlreiche arabische Stämme Anlaß, sich zum Islam zu bekennen. Das Islamische Heer, dem sich keine Kraft mehr entgegenstellen konnte, zog 630 in Mekka ein. Weil sie zuvor zahllose Grausamkeiten begangen hatten, fürchteten die Heiden Mekkas die Rache der Muslime. Nach arabischer Tradition wurden die Männer des im Krieg unterlegenen Stammes enthauptet und deren Frauen und Kinder in die Sklaverei geführt. Die Heiden Mekkas waren sicher, daß ihnen dies nun zustoßen würde. Doch die endlose Barmherzigkeit Gottes manifestierte sich im Propheten Muhammad (s.a.w.s). Er verkündete, dass Rache an den Bewohnern Mekkas verboten sei und daß niemand gezwungen sei, Muslim zu werden. Diese Großherzigkeit und Toleranz erregte auch die Aufmerksamkeit westlicher Historiker. Michael Sells, Lehrbeauftragter an der Haverford Universität drückt die hervorragende Moral des Propheten (s.a.w.s) folgendermaßen aus:

Nicht nur daß der Prophet Muhammad bei seinem Einzug in Mekka in keiner Weise einen blutigen Rachefeldzug durchführen wollte, er umarmte auch noch die Mekkaner, gegen die er drei Jahre lang Krieg geführt hatte, und die ihm nach dem Leben trachteten. Dies war für die Menschen dieser Zeit ein bewunderungswürdiges Verhalten. Das war sicherlich eine große Hilfsbereitschaft, außerordentliche Höflichkeit und Barmherzigkeit.

Wichtig war, daß der heidnische Glaube der Mekkaner verschwunden war. Die Muslime wandten sich nach Einnahme der Stadt direkt der Kaaba zu. Sie betraten das Gotteshaus und zerschmetterten die Götzen. Gemeinsam mit den Götzten wurden auch der unselige Glaube der Mekkaner und die in dessen Namen begangenen Grausamkeiten und Ungerechtigkeiten, die Barbarei und die Zügellosigkeit vernichtet. In Arabien, das nun von der Quranischen Moral durchdrungen wurde, verschwanden alle Ungerechtigkeit, Unterdrückung und die Blutrache. Die Menschen richteten eine auf Achtung, Liebe, Barmherzigkeit und Gerechtigkeit basierende Ordnung ein.

Aus diesem Grund nannten die nachfolgenden Generationen diese Zeit "Asr-i saadet" - "Zeit der Glückseligkeit".

DIE TOLERANZ, GERECHTIGKEIT UND BARMHERZIGKEIT DER ISLAMISCHEN MORAL

Der rasche Aufstieg des Islam setzte sich auch nach dem Tod des Propheten Muhammad (s.a.w.s) fort, breitete sich innerhalb von wenigen Jahrzehnten in ganz Mesopotamien und Nordafrika aus und erreichte schließlich im Westen Spanien und im Osten Indien.

Die Araber, die noch vor wenigen Jahren in den Steppen Arabiens Viehzucht betrieben, wurden durch die Vernunft, die Kultur und das durch den Islam gewonnene Bewußtsein zu Verwaltern eines großen Reiches. Dies war ein in der Geschichte bislang nie dagewesener Aufstieg.

In dem riesigen Gebiet lebten zahlreiche unterschiedliche religiöse Glaubensgemeinschaften, allen voran Juden und Christen. Die Muslime erwiesen sich gegenüber den in den eroberten Gebieten lebenden Glaubensgemeinschaften als äußerst tolerant. Entsprechend der Bestimmung unseres Herrn "Kein Zwang im Glauben…" (Sure al-Baqara, 256) wurde niemand gezwungen, die Religion zu wechseln, und dem Gewissen eines jeden erwies man Achtung. Kirchen und Synagogen wurden sorgfältig geschützt, und in einer Zeit, in der erzwungene Religionswechsel häufig waren, war die Toleranz der Muslime ohnegleichen.

Eines der auffälligsten Beispiele von Islamischer Toleranz ereignete sich bei der Eroberung Jerusalems. Der Patriarch der Kirche des Heiligen Grabes der Stadt befürchtete, daß die Muslime die Kirche zerstören würden. Doch der Kalif Omar stattete der Kirche einen Höflichkeitsbesuch ab und erklärte, es bestehe kein Grund zur Sorge. Zur Gebetszeit bat er den Patriarchen um Erlaubnis, entfernte sich etwas von der Kirche und verrichtete sein Gebet. Genau an diesem Punkt, an dem der Kalif Omar sein erstes Gebet in Jerusalem verrichtet hat, wurde die El-Aksa Moschee erbaut. Damit errichteten die Muslime eines der stattlichsten architektonischen Werke der Welt in Jerusalem. Die Kuppel entstand genau über dem Stein, von dem der Überlieferung nach der Prophet Muhammad (s.a.w.s) in den Himmel gefahren ist.

Die Kuppel mit ihren unvergleichlichen Motiven und ihrem Goldglanz ist zugleich Ausdruck des Kunstverständnisses und der Kultur des Islam.

THE ISLAMIC IMPRINT c.800-1200

In dieser toleranten Atmosphäre erhielten auch die Nichtmuslime ein Recht auf Kritik an den von ihnen bemerkten Fehlern der Obrigkeit. Zur Zeit der umaiyadischen Kalifen hatten in Damaskus zahlreiche Christen hohe Staatsämter inne, durften ihre religiösen Pflichten erfüllen, und einige verfassten ohne Werke, die Fehler und Mängel kritisierten, ohne dass ihnen dadurch Nachteile entstanden.

Felsendom

Europa hingegen war zu dieser Zeit von finsterem Fanatismus und von Barbarei beherrscht. Die katholische Kirche übte auf Juden und Christen anderer Glaubensrichtungen großen Druck aus. Erzwungener Religionswechsel, Folter und Mord im Namen der Religion waren normale Praktiken in der westlichen Welt dieser Zeit. Die Muslime dagegen verhielten sich gegenüber den Anhängern der Buchreligionen stets tolerant und barmherzig. Die Kirche des Heiligen Johannes, die sich in Damaskus befindet, ist ein Beispiel dieser Toleranz. Die Muslime, die die Gegend erobert hatten, begannen das Freitagsgebet in der Kirche zu verrichten, die jedoch immer noch Christen gehörte. Diese gingen frei von jedem Zwang sonntags ihren religiösen Pflichten nach. Die Anhänger beider Religionen benutzten die gleiche Gebetsstätte gemeinsam und in Frieden.

Als die Anzahl der Muslime in der Stadt anstieg, kaufte die Islamische Verwaltung mit Erlaubnis der Christen die Kirche. Unmittelbar neben der Kirche wurde eine Moschee errichtet und der Innenhof mit Islamischen Motiven geschmückt. Auf den von den Byzantinern übrig gebliebenen Säulen entstand das erste augenfällige Beispiel Islamischer Kunst.

Die Muslimische Toleranz gegenüber Juden und Christen dauerte an. Die Juden, die vor der Inquisition Spaniens flohen, fanden auf osmanischem Boden Sicherheit und Toleranz. Die Quelle der Toleranz, die Muslime Juden und Christen gegenüber an den Tag legten, ist die Moral des Quran. Denn Gott hatte den Muslimen im Quran befohlen, sich den Anhängern der Buchreligionen, den Juden und Christen gegenüber, wohlwollend zu verhalten:

Und streitet nicht mit dem Volk der Schrift, es sei denn auf beste Art und Weise, außer mit jenen von ihnen, die unrecht handeln. Und sprecht: "Wir glauben an das, was zu uns herabgesandt wurde und was zu euch herabgesandt wurde. Unser Gott und euer Gott ist ein und derselbe. Und Ihm sind wir ergeben." (Sure al-Ankabut, 46)

MUSLIME UND WISSENSCHAFT

Verlangen sie etwa eine andere als Allahs Religion? Ihm ergibt sich, was in den Himmeln und auf Erden ist, freiwillig oder widerwillig, und zu Ihm müssen sie alle zurück. (Sure Al -Imran: 84)

Eines der Lichter, mit denen die Moral des Islam die Menschen erhellt, ist das wissenschaftliche Denken.

Vor dem Islam hatten die Araber und andere Gesellschaften des Mittleren Ostens keinerlei Interesse daran, wie das Universum und die Natur erschaffen worden waren. Aus dem Quran lernten sie zum ersten Mal das Nachdenken über solche Fragen und versuchten, Antworten darauf zu finden. Gott befahl den Menschen, die an den Quran glauben zu untersuchen, wie Himmel und Erde erschaffen wurden:

Die da Gottes gedenken im Stehen und Sitzen und Liegen und über die Schöpfung der Himmel und der Erde nachdenken: "Unser Herr, Du hast dies nicht umsonst erschaffen! Preis sei Dir! Bewahre uns vor der Feuerspein!" (Sure Al-Imran, 191)

Dieses Bewußtsein führte die Islamische Kultur zu einem großen wissenschaftlichen Aufschwung, der in der Weltgeschichte bis dahin noch nicht dagewesen war. Das Zentrum dieses wissenschaftlichen Aufschwungs war Bagdad, die Hauptstadt des Islamischen Reiches. Wissenschaftler, Denker und Forscher aus allen Regionen der Islamischen Welt fanden in Bagdad im berühmten Haus der Weisheit zusammen und forschten, um die Geheimnisse der Erschaffung der Welt durch Gott zu lösen.

Das Bewußtsein, das die Muslimischen Wissenschaftler mit der Praktizierung der Quranischen Moral gewannen, führte zu den größten wissenschaftlichen Fortschritten dieser Zeit. Die Offenheit im Denken, die der Quran die Muslime lehrte, gewährleistete, daß die Muslime die wissenschaftlichen Erkenntnisse anderer Kulturen ohne Vorurteile untersuchen und weiterführen konnten. Die wissenschaftlichen Werke der Muslime sind voll zahlloser Untersuchungen, Beobachtungen, Versuchen und Berechnungen, die auf wissenschaftlichem Gebiet unternommen wurden.

Es waren muslimische Mathematiker, die die heute auf der ganzen Welt gebräuchlichen Ziffern und das auf dem Faktor Zehn beruhende Zahlensystem entwickelten. Algebra und Trigonometrie sind ebenfalls Erfindungen Muslimischer Mathematiker. Muslimische Wissenschaftler legten großen Wert auf astronomische Beobachtungen, so daß die moderne Astronomie auf den Methoden der Muslime gegründet ist. Sie berechneten die Bewegung des Mondes um die Erde und schrieben diese in mathematischen Formeln nieder. Die wundervollen Bauwerke in den verschiedensten Regionen der Islamischen Welt verdanken ihre Entstehung diesem wissenschaftlichen Fundament.

MUSLIMISCHE WISSENSCHAFTLER
links nach rechts; Ibn an-Nafis, Thabit ibn Qurra, Ibn Sina, Al-Kindi, Abu al-Qasim al-Zahrawi, Muhammad Zakariya ar-Razi, Ali Kushji, Al-Battani

Einige der grössten Entdeckungen der Muslime geschahen auf dem Gebiet der Medizin. Die Europäer in ihrer großen Unwissenheit betrachteten zur gleichen Zeit Krankheiten als einen Fluch böser Geister und in ihrem Verständnis gab es den Begriff der medizinischen Behandlung nicht. Muslimische Wissenschaftler dagegen stellten nach Untersuchungen fest, daß bestimmte Krankheiten von kleinen, mit dem blossen Auge nicht sichtbaren Lebewesen übertragen wurden. Daraufhin kamen sie zu dem Ergebnis, daß Kranke behandelt werden müssen, indem man sie von gesunden Menschen isoliert. Auf diese Weise entstanden die ersten modernen Krankenhäuser der Welt. In den Muslimischen Krankenhäusern gab es für Menschen, die an unterschiedlichen Krankheiten laborierten, gesonderte Abteilungen und Behandlungsmethoden. Sogar Geisteskrankheiten wurden therapiert und mit Hilfe von Musik behandelt. In Europa wurden zur gleichen Zeit Geisteskranke als Helfer des Teufels betrachtet und lebendig verbrannt. Die Arbeiten Muslimischer Ärzte zur menschlichen Anatomie waren so zutreffend, daß sie ganze sechshundert Jahre lang als Hauptquelle an europäischen Universitäten verwendet wurden.

Der englische Forscher Terry Johns äußerte sich in einem von ihm für BBC gedrehten Dokumentarfilm über die Islamische Welt folgendermaßen zum dortigen hohen Niveau der Wissenschaften:

Ein Islamischer Forscher aus der Stadt Harran maß die Entfernung zwischen Mond und Erde richtig. Ein anderer Muslim schrieb, daß, wenn das Atom gespalten wird, eine Stadt von der Größe Bagdads verschwinden wird. An der medizinischen Fakultät, die 1154 in Damaskus eröffnet wurde, lehrten die Ärzte Anatomie, die Schutzwirkung von Medikamenten, hygienische Operationen und den Blutkreislauf. Und dies war Jahrhunderte vor Harvey.

Muslimische Ärzte, denen Jahrhunderte vor den Europäern der Blutkreislauf bekannt war, untersuchten die Kranken, indem sie den Puls maßen. Geburten wurden mit den saubersten Methoden dieses Zeitalters durchgeführt. Die Operationsinstrumente Muslimischer Chirurgen, die in den medizinischen Büchern dieser Zeit abgebildet sind, weisen auf hoch entwickelte medizinische Kenntnisse hin.

An den Hochschulen der Islamischen Weltwurden Frauen wie Männer unterrichtet und auch die Frauen trugen zur Entwicklung der Wissenschaft bei.

Auch der Aufbau des Lichtesund große Entdeckungen auf dem Gebiet der Optik gehen auf das Konto muslimischer Wissenschaftler. Der erste Mensch, der detailliert den Aufbau des Auges beschrieb war der Muslimische Optiker Ibn-el Heytem. Die außerordentlich erfolgreichen Arbeiten von Ibn-er Heytem über die Linsen bereiteten den Weg für die Erfindung der Kamera vor. Muslimische Ärzte entdeckten die Ursache für Fehlsichtigkeit und unternahmen ganze 1000 Jahre vor den Europäern erfolgreiche Kataraktoperationen.

Das wissenschaftliche Erbe des Islam wurde zur wichtigsten Quelle des wissenschaftlichen Aufschwungs in Europa ab dem 15. Jahrhundert. Christliche Wissenschaftler begründeten die europäischen Wissenschaften mit dem Wissen und den Methoden, die sie von den Muslimen gelernt hatten. Das Licht des Islam hatte auch sie erleuchtet.

DIE PRACHT ISLAMISCHER ZIVILISATION

Ali Kushji, unterstützt von Sultan Mehmet II, war berühmt für seine astronomischen Forschungen.
Miniaturmalereien zeigen die astronomischen Forschungen Muslimischer Wissenschaftler.

Eine wichtige Besonderheit der Menschen, die an die Moral des Islam glauben, ist ihr hohes Verständnis von Kunst und Ästhetik. Die Schilderungen des Paradieses im Quran beschreiben in höchstmöglicher Qualität einen feinsinnigen Geschmack und berauschenden Prunk. Die Muslime, die dieses Verständnis in ihre Herzen gepflanzt hatten, schufen unvergleichliche Werke und all die Länder, denen sie sich zuwandten, wurden zu den erwähltesten und modernsten Orten der Welt.

Die Muslime sorgten überall für die Verbreitung von Kultur. Zum Beispiel errichteten sie ein geniales Klärsystem um eine Stadt in Tunesien mit sauberem Wasser zu versorgen. Die Europäer begannen erst Jahrhunderte später, überhaupt an ein solches System zu denken.

Bagdad war die prachtvollste und modernste Stadt der damaligen Welt. Architektur und Organisation waren unübertroffen. Ein Reisender, der Bagdad besuchte, schrieb folgendes:

"Alle Stadtviertel Bagdads sind voller Parks, Gärten, Villen und Plätzen, voller prachtvoller Märkte, wunderbarer Moscheen und Bäder. Diese wundervolle Stadt setzt sich in dieser Schönheit auf beiden Seiten des Flusses kilometerlang fort."

Ein weiteres prunkvolles Zentrum der Islamischen Welt war Spanien. Der in Andalusien gegründete Muslimische Staat war das modernste und am weitesten entwickelte Land Europas. Die Hauptstadt Cordoba berauschte mit außerordentlicher Architektur, gepflegten und beleuchteten Straßen, Bibliotheken, Krankenhäusern und Palästen.

Zur gleichen Zeit waren die großen europäischen Städte wie Paris und London schmutzig, dunkel und ungepflegt. Europäische Christen, die Cordoba besuchten, waren überwältigt von dem großen Prunk der Stadt, von deren Kultur und Kunst. Sheila Blair, Historikerin an der Universität Boston beschreibt den Prunk Cordobas mit diesen Worten:

"Im 9. und 10. Jahrhundert war Cordoba die größte und ansehnlichste Stadt Europas. Wir verfügen über Beschreibungen von Reisenden, die die Stadt besuchten. All die Blumen, die offenen Straßen, die herrliche Beleuchtung... Die Städte des Nordens (der Christen) waren in Dunkelheit. Nur in Cordoba gab es sauberes Trinkwasser und die Menschen lebten in großen Häusern. In Paris dagegen lebten die Menschen am Flußufer in kleinen Hütten."

Eines der wenigen Bauwerke, die vom alten Prunk Cordobas überblieben ist die katholische Kathedrale, die sich im Zentrum der Stadt befindet. Diese Kathedrale war ursprünglich eine Moschee und wurde später in eine Kirche verwandelt. Das Moscheeninnere verfügt über eine Ästhetik, die alle Besucher verzauberte. Im 10. Jahrhundert beschreibt ein Mönch aus Sachsen Cordoba als "die Zierde der Welt".

Während Muslime ihre Patienten in sehr sauberen und gut instand gehaltenen Hospitälern behandelten, überließ man sie in Europa dem Tod. Eine Vorderansicht des berühmten Mansur-Hospitals jener Zeit (links). Dieses Bild der Strassen von Venedig aus derselben Zeit enthüllt die zivilisatorische Kluft zwischen den beiden Welten.

Müslüman bilim adamları, anatomi

Zeichnungen Muslimischer Wissenschaftler: Anatomie des Menschen, Verdauungssystem, Blutkreislaufsystem (links).
Muslimische Wissenschaftler auf dem Feld der Medizin waren auf einem hohen Kenntnisstand. Ihre Schriften wurden zu Standardwerken in ganz Europa. Das von Muslimen benutzte Diagramm zur Behandlung von Knochenbrüchen (rechts).

Beispiele der Forschungsarbeiten Muslimischer Wissenschaftler
Müslüman bilim adamları, anatomi
Müslüman bilim adamları, anatomi

( links) Apparatur von al- Haskafi zur Messung der Veränderung des Wasserspiegels.

(rechts) Von Muslimen benutzte Diagramme zur Berechnung von Sonnen- und Mondfinsternissen.




(zum Seitenanfang) Ibn Sinas Notizbuch im Nationalmuseum von Damaskus

(links) Das von Muslimischen Wissenschaftlern entwickelte Blutdruckmeßgerät

(nach rechts) Al- Mutadibih's Arbeit über die Anatomie des Auges

OSMANISCHE UND ISLAMISCHE KULTUR

Die Hilya unten gehört zu einer besondern Sammlung. Andere ornamentale Objekte des sechzehnten und siebzehnten Jahrhunderts sind im Türkischen Museum für Islamische Kunst ausgestellt.

Das Osmanische Reich, das 1299 gegründet wurde, erhob sich als einer der prunkvollsten Staaten. Ein auf Gerechtigkeit und Toleranz aufbautes Staatsverständnis, eine hervorragende, in allen eroberten Gebieten sichtbare Architektur, Textilien, Kalligraphie und das hervorragende Ausbildungssystem waren beispielhaft für die westliche Welt. Die Höflichkeit und der Kunstsinn der osmanischen Sultane wurde von Besuchern aus dem Westen mit Bewunderung erwähnt: gleichzeitig waren sie von dem Prunk, dem sie auf osmanischem Gebiet begegneten, zutiefst beeindruckt.

Das Osmanische Reich herrschte über ein so großes Gebiet wie selten ein Reich zuvor in der Geschichte, und es war zugleich eines der langlebigsten Reiche. Das Herrschaftsgebiet des Römischen Reiches war zwar während seiner Blütezeit flächenmäßig größer als das Osmanische Reich, allerdings konnten die Osmanen die große Staatsfläche länger halten als die Römer. Das osmanische Erbe ist ein wichtiger Bestandteil der Geschichte Europas, Nordafrikas, Vorderasiens, Mesopotamiens und Arabiens. In zahlreichen europäischen Städten wie Sofia, Belgrad und Sarajewo sind die Beispiele osmanischer Architektur und Städtebaus immer noch zu sehen.

Das Staats- und Regierungssystem der Osmanen, das auf der Islamischen Moral begründet ist, wird heute von zahlreichen Politikwissenschaftlern als die ideale Staatsform dargestellt. Das diplomatische Verständnis des Osmanischen Reiches war die Grundlage unserer heutigen vielschichtigen Diplomatie.

Die westliche Kultur wurde direkt von der osmanischen Zivilisation beeinflußt. So brachten die Osmanen den Reisanbau nach Ungarn, die Tulpe wurde im 16. Jahrhundert von dem Habsburger Gesandten Busbecq, der Istanbul besuchte, nach Holland gebracht, die Italiener übernahmen von den Osmanen die Techniken Weberei und der Stoff-Färberei, und auch die Tradition der europäischen Militärkapellen stammt von den Osmanen ab.

Der Islam wurde vom Moment der Offenbarung an den Propheten Muhammad (s.a.w.s) das strahlende Licht, das die Menschheit zum Rechten, zur Wahrheit und zur Schönheit führte. Die Muslime, die mit der Moral des Islam zu gesitteten Menschen wurden, brachten, wohin sie auch immer gingen, Toleranz, Weisheit, Wissenschaft, Kunst, Ästhetik, Sauberkeit und Wohlstand. Während Europa in finsterem Fanatismus und in Barbarei verharrte, war die Islamische Welt zur modernsten und zeitgemäßen Kultur geworden. Beim Aufbau der sich später entwickelnden europäischen Kultur nahmen die Werte, die von der Islamischen Welt übernommen worden waren, breiten Raum ein. Der Historiker Eugen Myers drückt diese Tatsache folgendermaßen aus:

"Zwischen dem Ende des neunten Jahrhunderts und dem zwölften Jahrhundert hatte der Islam starken Einfluß auf Wissenschaft und Kultur des Westens. Die kulturelle Bedeutung von Islamischen Gelehrten und Übersetzern bei der Entwicklung von Wissenschaft und Humanität darf keineswegs unterschätzt werden ... So beruhen die Wurzeln des westlichen Denkens auf griechisch-arabischen Ideen und dem Denken der spanischen Juden."

Einer der wichtigsten Gründe für das Zurückfallen eines Teils der Islamischen Welt liegt im Verschwinden der Klugheit, der Aufrichtigkeit und der Offenheit, die vom Quran gelehrt wurden. Denn der Quran ist der größte Wegweiser, der die Menschheit von der Dunkelheit zum Licht führt, so wie Gott es dem Propheten (s.a.w.s) mitteilte:

A. L. R. Dies ist ein Buch, das Wir zu dir hinabgesandt haben, damit du die Menschen mit deines Herrn Erlaubnis aus den Finsternissen zum Lichte führst, auf den Weg des Mächtigen, des Preiswürdigen. (Sure Ibrahim, 1)

Die heutigen Muslime müssen diese prachtvolle Vergangenheit der Islamischen Kultur verstehen und wissen, daß dies sowohl zu Ehre gereicht wie auch Verantwortung bedeutet. Die Muslime sind die Vertreter eines gesegneten, glücklichen und Achtung gebietenden Erbes, das eine der größten Kulturen der Welt errichtete. Die Muslime wurden von den Vertretern anderer Glaubensrichtungen und Kulturen stets mit Bewunderung und dem Wunsch, es ihnen gleich zu tun, betrachtet. Der bekannte Nahostexperte Daniel Pipes meint, nachdem er in einem Aufsatz vom Selbstvertrauen der Muslime sprach, dazu folgendes:

"Einer der Gründe für dieses Selbstvertrauen ist die Erinnerung an die ersten sechshundert Jahre des Islam und die daraufhin folgenden außerordentlichen Erfolge. Zu dieser Zeit war die Islamische Kultur die fortschrittlichste Kultur. Die Muslime verfügten über die besten hygienischen Bedingungen, hatten die längste Lebenserwartung und die höchste Alphabetisierungsrate. Wissenschaftliche und technische Forschungen geschahen zum Großteil unter ihrer Kontrolle und sie schufen die Heere, die in der Zukunft siegreich waren. Dieser Erfolgstrend war von Anfang an deutlich. Im Jahre 622 n.Chr. verließ der Prophet Muhammad (s.a.w.s) die Stadt Mekka und zog acht Jahre später als deren Führer wieder ein. Bereits im Jahre 715 hatten die Muslimischen Eroberer ein Reich gegründet, das sich von Spanien im Westen bis nach Indien im Osten erstreckte. Muslim zu sein bedeutete, einer siegreichen Kultur anzugehören.

Es ist durchaus möglich, auch heute eine der Vergangenheit ähnliche Pracht zu errichten, so daß die Muslime zu Anführern einer Kultur und Zivilisation werden, die ihr Licht wieder auf die Welt wirft. Bei den Bemühungen in dieser Richtung ist es zunächst erforderlich, den Geist von Einheit und Zusammengehörigkeit wieder zu entwickeln. Wenn sich unter den Muslimen eine einvernehmliche und friedliebende Kultur verbreitet, die persönliche Interessen beiseite läßt, die Unterschieden mit Toleranz begegnet, die ihre Kraft und Energie nur für den Islam, die Muslime und für das Wohl der Menschheit verwendet und Pluralität befürwortet, dann kann die Islamische Welt eine der größten Kulturen des 21. Jahrhunderts errichten. Dank Tugenden wie Liebe, Barmherzigkeit, Verständnis und Toleranz, die die Grundlage der Islamischen Moral darstellen, wird ein Ende der despotischen Regierungen abzusehen sein, die heute einen Teil der Muslimischen Länder beherrschen, werden die kulturelle und wirtschaftliche Entwicklung gewährleistet sein, werden die Muslime, die in den unterschiedlichsten Regionen dieser Welt unterdrückt und erbarmungslos getötet werden, in Frieden und Sicherheit leben und mit Gottes Erlaubnis wird im 21. Jahrhundert eine dem Jahrhundert der Glückseligkeit ähnliche Periode beginnen.

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  • Vorwort
  • Einführung
  • Der Islam: das licht, das die welt erleuchtet
  • Warum eine Islamische union?
  • Wie soll die Islamische union beschaffen sein?
  • Die vorteile der Islamischen union für die Muslime
  • Die USA, der mittlere osten und die Islamische union
  • Die unentbehrlichkeit der Islamischen union für den westen
  • Die freudenbotschaft der Islamischen union
  • Schlussfolgerung das licht auf das die welt wartete wird kommen